
Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith (Krieg der Sterne: Episode III – Die Rache der Sith, USA 2005, 140 min)
Darsteller: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Ian McDiarmid, Samuel L. Jackson, Jimmy Smits, Frank Oz, Christopher Lee
Musik: John Williams
Kamera: David Tattersall
Drehbuch: George Lucas
Regie: George Lucas
Trailer
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Mir ist noch nie ein Anfang für eine Kritik so schwer gefallen wie zu Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith oder wie ich ihn hier nennen will, Sith, weil ich mich nicht tottippen möchte. Ich habe bisher jeden Star Wars-Film so richtig doof gefunden, habe mich meist dazu auch noch ziemlich gelangweilt und wusste daher vorher, wie ich Sith finden werden würde: doof und langweilig. Im Kopf hatte ich schon den Verriss vorformuliert, den ich im Kino gemütlich ausbauen wollte, wenn die langweiligen Dialoge zwischen den doofen Kämpfen kommen. Leider bin ich dazu nicht gekommen. Denn, ich muss es hier öffentlich gestehen, obwohl ich hoffe, dass es niemand merkt und mir irgendwann unter die Nase reibt: Sith hat mir überraschenderweise wirklich gefallen.
So. Jetzt isses raus. Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.
Wobei „gefallen“ ein weiter Begriff ist. Natürlich ist die Story von Sith genauso holzschnittartig und schlicht wie bei seinen Vorgängern – oder Nachfolgern (das Star Wars-Universum hat noch mehr Raum-Zeit-Paradoxe als das Star Trek-Universum). Es gibt wie immer eine Handvoll Gute, die eine ganze Galaxie voller Böse aufmischen. Diesmal gibt es allerdings einen Guten, der zum Bösling wird – der kleine Anakin Skywalker, inzwischen zum Manne gereift und anscheinend kurz im Fitness-Studio gewesen, wenn man der einzigen Szene, in der ein bisschen Haut zu sehen war, glauben darf. Schließlich haben wir nur noch diesen einen Film lang Zeit, um aus Ani, wie seine Gespielin Padmé (Natalie Portman) ihn zärtlich (albern) nennt, Oberschurke Darth Vader zu machen. Hayden Christensen bemüht sich daher von Anfang an, ganz, ganz gemein zu gucken, um für uns arglose Zuschauer den Schock nicht allzu groß werden zu lassen, wenn er zweieinhalb Stunden später auf der dunklen Seite der Macht angekommen ist. Und ich muss sagen, mir hat diese latente Gefährlichkeit ziemlich gut gefallen.
Ich habe mich schon länger gefragt, wie man aus dem edlen Jedi den bronchitischen Vader machen kann. Die Auflösung ist so einfach wie menschlich: die Liebe beziehungsweise die Hormone machen eben aus jedem aufrechten Mann immer noch einen Idioten. Normalerweise reißen solche Männer sich ihr T-Shirt vom Leib und brüllen „Stellaaaaaa!“ in den Regen oder schlagen Kurgan die rasierte Rübe von den Schultern, aber Anakin muss es natürlich übertreiben. Er richtet lieber stilgerecht ein Blutbad unter seinen Jedi-Kumpeln an. Und wozu? Damit seine Liebste nicht im Kindbett stirbt, wie er es im Traum gesehen hat, denn die dunkle Seite hat die Macht, Tote wiederzuerwecken.
Die Storyline von Padmé in anderen Umständen war allerdings die, bei der ich meist schmerzlich das Gesicht verzogen habe. Bereits die freudige Nachricht war der erste Lacher im Kino. Padmé flüstert ihrem Ani zu, sie sei schwanger, worauf er sich ein “This is the happiest day of my life” rauswürgt, dabei aber aussieht, als würde er denken: „Verdammt, sie hat doch gesagt, sie nimmt die Pille!“ Außerdem hat mich die Geschwindigkeit der Schwangerschaft sehr beeindruckt. Am Anfang des Films sieht man ihr gar nichts an, und keine zwei Stunden später schenkt sie Lucky Luke und Schneckenschwester Leia das Leben – wobei im Kino Zeitraffer ja nichts Ungewöhnliches ist, aber das Dumme hier ist, dass sich der Rest der Geschichte eben nicht wie neun Monate anfühlt, sondern wie neun Tage.
Überhaupt: die Geburt. Ich hätte ja gerne darauf verzichtet, aber immerhin wird das Wunder des Lebens in Sith gleich doppelt gefeiert. Während Padmé in den Wehen liegt, entsteht nämlich zeitgleich und im Gegenschnitt in a galaxy far, far away Darth Vader. Der vom Kampf gegen Obi-Wan Kenobi ziemlich erledigte Anakin wird medizinisch versorgt und bekommt sein schwarzes Plastik-Antlitz, das wir alle kennen. Und obwohl ich, wie gesagt, überhaupt kein Star Wars-Fan bin: Als ihm die Maske aufgesetzt wird, sie mit einem leisen „Klick“ einrastet, die Musik stoppt und man als einziges Geräusch im Kino zum ersten Mal das charakteristische Atmen von Vader hört – ja, da lief auch mir ein kleiner Schauer über den Rücken. Eine Ikone wird geboren, und ich war dabei. Wer dabei nicht gerührt ist, hat kein Herz. Oder keine Ehrfurcht vor einer Kinolegende.
Es gab – unvermeidlich bei Star Wars – genügend Szenen von unfreiwilliger Komik. Wenn Obi-Wan auf einem gefiederten Dinosaurier reitet, weiß ich nicht, ob ich die Tricktechnik bewundern oder mich fragen soll, wer sich solche Kreaturen ausdenkt. Das Fahrzeug, auf dem General Whatshisname vor Obi-Wan flieht, sieht zwar toll aus, klingt aber wie eine Nähmaschine und hat mich daher auch eher kichern lassen. Und Yoda wird für mich nie ein Jedi-Meister sein, sondern immer ein kleines, grünes Gummimonster, das verdammt hoch springen kann und ein farblich passendes Laserschwert hat. Dazu kommen die Dialoge, die einem wie immer die Ohren bluten lassen. Mein Liebling: Anakin betrachet seine Liebste auf dem Balkon ihres schicken Penthouses und bringt wie ein Sextaner folgende Perle: “You look so … (wie heißt das Adverb, auf das alle Mädels so abfahren? Ach ja:) … beautiful.“ Worauf Padmé backfischartig zurücksäuselt: “That’s because I love you.” Was schon schlimm genug ist, aber Lucas wollte unbedingt noch einen draufsetzen und lässt den armen Christensen noch ein “No, because I love you” hinterherquetschen, worauf ich mich geistig auf den ersten Streit der Turteltäubchen eingestellt hatte: Ich hab dich lieber als du mich; nein, ich hab dich lieber als du mich; nein, ich hab dich immer einmal mehr lieb als du mich, du Arsch! was mir aber gottlob erspart blieb.
Aber trotz all der Macken und Peinlichkeiten und dünnen Story von Sith habe ich mich komischerweise nicht eine Sekunde gelangweilt. Die Kampfszenen waren erfrischend kurz gehalten, bis auf den großen Showdown, der aber gerne etwas länger dauern darf, denn sonst wäre es kein Showdown. R2D2 ist wie immer ein netter, kleiner comic relief. Ewan McGregor bemüht sich, aus seinen „Dialogen“ noch ein bisschen was zu machen, und das gelingt ihm meist sogar. Besonders die Szene zum Schluss, als der geschlagene Anakin am Boden liegt und Obi-Wan seinem Bruder im Geist hinterhertrauert, kam – für Star Wars-Verhältnisse – wirklich ehrlich und emotional rüber. Auch wenn ich bei der Szene stark an Die Ritter der Kokosnuss denken musste (guckt euch den Film an, und ihr werdet verstehen). Bei dem üblichen „Republik, Demokratie, Senat“-Gequatsche, das mir sonst immer fürchterlich auf den Keks gegangen ist, habe ich diesmal auf Durchzug geschaltet und gar nicht versucht, großartig einen Sinn darin zu finden. Diesmal hat es mir genügt zu wissen, wer die Guten und wer die Bösen sind und fertig. Das ist vielleicht nicht unbedingt eine intellektuelle Herangehensweise an einen Film, aber ich möchte Star Wars auch nicht unbedingt intellektuelles Kino nennen.
Stattdessen muss ich mir eingestehen, dass ich von vielen Settings sehr beeindruckt war, vor allem vom Vulkanplaneten zum Schluss, dass die Ausstattung viel weniger nach Plastik und Hochleistungsrechner aussah wie alle Teile vorher (oder nachher – damnit), dass das Erzähltempo angenehm hoch war und dass ich diesmal wirklich einfach Spaß im Kino hatte. Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith macht vielleicht auch deshalb Spaß beziehungsweise erwischt einen emotional mehr als die anderen Teile, weil eine Saga nun wirklich ihr Ende findet. Die losen Handlungsfäden, die noch zur alten Trilogie fehlten, werden verknüpft; man bleibt mit dem wohligen Gefühl zurück, dass jetzt die Kinogeschichte ihren Gang gehen kann. Kein schlechtes Gefühl. Und ich bin jetzt doch ein kleines bisschen froh darüber, sagen zu können, dass mir wenigstens ein Film der ganzen Reihe gefallen hat. Hauptsache, Lucas dreht nicht doch noch drei weitere.