Coach Carter

Typisches inspirational movie über eine Highschool-Basketballmanschaft, die eine Saison lang so gut wie alles verliert, eine Saison später aber mit dem richtigen Trainer so gut wie alles gewinnt. Das Besondere an Coach Carter ist erstens, dass die Handlung auf einer wahren Geschichte beruht, und zweitens, dass es primär gar nicht ums Basketballspielen geht. Der Trainer will nicht nur die sportlichen Noten der Jungs verbessern, sondern vor allem ihre restlichen Schulnoten. Und so lässt er sie alle einen Vertrag unterschreiben, in dem sie sich zu einer bestimmten Durchschnittsnote verpflichten. Die ersten Probleme treten also nicht nach einem verlorenen Spiel auf, sondern nachdem die ersten Lehrer dem Trainer stecken, dass seine Schützlinge im Klassenraum nicht sonderlich helle sind.

Der Film vermittelt für mich gleich zwei überraschende Botschaften, jedenfalls wenn man bedenkt, dass es ein amerikanischer Film ist. Einmal, dass es anscheinend auch für Atheten nicht ganz schlecht ist, ein bisschen über Literatur und Mathematik Bescheid zu wissen. Und zweitens, dass es wichtig ist, sich um seine Zukunft zu kümmern. In einer Nebenhandlung lernen wir die Freundin einer der Teamspieler kennen, die schwanger ist und das Baby behalten möchte. Nach einigen Diskussionen mit ihrem Freund, der sie fragt, ob sie so „enden“ möchte wie ihre Cousine, die mit 19 bereits zwei Kinder hat, entscheidet sie sich schließlich für eine Abtreibung. Dieser Nebenschauplatz hat mit dem eigentlichen Sportfilm überhaupt nichts zu tun, und die Freundin ist, neben der lauten Mutter eines anderen Spielers und dem unvermeidlichen Dealerkumpel, die einzige Figur im Film, die den Jungs ein wenig Hintergrund verleiht. Es hat mich gewundert, aber gleichzeitig sehr gefreut, in einem amerikanischen Film einen klaren Standpunkt zugunsten von Abtreibungen vertreten zu sehen, der jungen Mädchen nicht suggeriert, dass schon irgendwie alles gut wird, sobald das Baby erstmal da ist, sondern dass es durchaus andere Möglichkeiten gibt, die man in Betracht ziehen kann.

Coach Carter erzählt keine wirklich neue Geschichte. Er ist allerdings eher erträglich als der Durchschnittsfilm dieser Kategorie, in dem aus Jungs Männer werden und alle zum Schluss Tränen in den Augen haben und ihrem Lehrer applaudieren. Das passiert netterweise nicht. Mit ein paar emotionalen Ausrutschern bei den Dialogen muss man leben, aber ansonsten ist Coach Carter ein schöner, straighter Sportfilm geworden.

5 Antworten:

  1. guten tag, kollegin, ich find das nicht so überraschend wie Sie, weil, 1 x ist da die enge Verknüpfung von Sport und akademischer laufbahnoption bei den da und dann noch die individuelle eigenverantwortlichkeit beim ammi für das, was man aus seim lehm macht. im gegensatz zu hier mit viel schuld auch immer bei den anderen.

  2. Ja, aber normalerweise dürfen doch student athletes da drüben machen, was sie wollen. Scheiß auf die Noten, Hauptsache, die Spiele werden gewonnen. Nicht umsonst kriegen intellektuelle Vollpfosten ein College-Stipendium, weil sie eben im Sport (und nur im Sport) gut sind.

  3. nein, offiziell dürfen sie nicht alles machen was sie wollen. inoffiziell sind die toleranzen bzgl. der schulischen leistungen mit sicherheit groß. aber alle zwei jahre wird diskutiert wie man das “problem” in griff bekommt.

    und da verlaufen die meinungsfronten zwischen denen, die nicht wollen, dass gute sportler auch mit schlechten noten an ihr studium rankommen und denen die sagen, dass es für die kids die einzige und letzte chance ist, an so etwas wie hochbildung zu kommen.

    am ende siegt das bizness das auch im US-amerikanischen hochschulsport inzwischen an einigen colleges zweistellige millionensummen ausmacht.

  4. Highschool ist nicht Hochschule. Und die Zahl der Highschools, die 14-jährigen Hohlbratzen mit sportlichem Potential allzu dürftige akademische Leistungen durchgehen lassen, ist doch eher gering. Sitzenbleiben ist eher nicht. Man steigt zwar auf, aber am Ende gibt’s ggf. einfach das “Diploma” nicht und dann stehen die Athleten eben doof da. Das Business beginnt erst anschließend. Die Zugangsvoraussetzung für die meist öffentlichen Highschools ist der Wohnort. Und wer es gar wagt, den zu oft zu wechseln, der darf schnell gar keinen Sport treiben, damit es eben nicht zu “sowas” kommt.

  5. Nope. Business beginnt bereits an der High School. Seit 2 Jahren haben Fernsehanstalten, u.a. ESPN angefangen High School-Spiele in Baseball und Basketball landesweit zu übertragen. In den letzten Jahren sind immer mehr Basketball-Spieler direkt aus der Highschool in die NBA gewechselt, ohne “Umweg” über Colleges, z.B. Kwame Brown (insgesamt drei Top-Picks in den 5 letzten Drafts). Die Kids bekommen teilweise schon vor der Draft Verträge mit Adidas und Nike (z.B. Sebastian Telfair).

    Dem könnte nun aber die neue Altersregelung der NBA (minimum 19 Jahre) einen Riegel vorgeschoben haben.