Ocean’s Twelve

Ocean’s Twelve (USA 2004, 120 min)

Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Julia Roberts, Catherine Zeta-Jones, Matt Damon, Andy Garcia, Vincent Cassel, Casey Affleck, Scott Caan, Carl Reiner, Elliott Gould, Bernie Mac, Don Cheadle, Bruce Willis, Albert Finney
Musik: David Holmes
Kamera: Chris Connier, Steven Soderbergh (als Peter Andrews)
Drehbuch: George Nolfi
Regie: Steven Soderbergh

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Trailer

Ocean’s Eleven hatte eine richtig dämliche Story: Ein Langfinger beklaut einen Casino-Boss, weil der ihm sein Mädel ausgespannt hat. Aber der Film hat sich nicht eine Sekunde lang dämlich angefühlt, weil er schnell war, spannend, lustig, hübsch durchgestylt und weil er einfach lässig aus der Hüfte kam.

Ocean’s Twelve ist eine richtig dämliche Fortsetzung: Diesmal wollen zwei Langfinger sich gegenseitig beweisen, wer den Größeren hat. Und auch dieser Film fühlt sich nicht dämlich an. Sondern fürchterlich langweilig.

Die Geschichte: Der gelinkte Casino-Boss von damals (immer noch schön böse: Andy Garcia) findet das echt total doof, dass die Bande um George Clooney damals einfach so entkommen konnte. Also verlangt er von den Jungs, ihm innerhalb von zwei Wochen sein Geld wiederzubringen plus satten Zinsen. Ich habe bei den ganzen Millionenbeträgen irgendwann den Überblick verloren, aber ich glaube, der Scheck, den Andy zum Schluss kriegt – denn natürlich gelingt das Unterfangen – belief sich auf irgendwas bei 200 Millionen. Da man dafür mehr Casinos ausrauben muss als Las Vegas zu bieten hat und sich außerdem die Produktionsdesigner gedacht haben, ach lass uns doch mal in Europa drehen, da ist es billiger, landen die Jungs im malerischen Amsterdam, am Genfer See und in Rom, um irgendwas Wertvolles zu klauen.

Von Anfang an ist ihnen dabei eine allwissende Polizistin auf den Fersen – Catherina Zeta-Jones, die sich nie für einen britischen oder amerikanischen Akzent entscheiden kann, aber dafür gerne 10-Zentimer-Absätze und enge Röcke im Dienst trägt. Bei der Tatsache, dass die Polizei eine Rolle spielt, fängt der Film schon an zu nerven. Ocean’s Eleven war immer ein kleines strategisches Sandkastenspielchen: Du hast meine Frau, dafür mopse ich dir deine Kohle. Und dafür hole ich nicht meinen großen Bruder, sondern eine total dufte Bande von Kumpels, die alle ganz lustige Fähigkeiten haben. In Ocean’s Twelve dürfen Kommissare ermitteln, es gibt Formulare, die unterzeichnet werden müssen, es gibt sogar eine Rede von Zeta-Jones vor Europol. Dadurch, dass man plötzlich einen staatlichen verbeamteten Gegner hat und nicht mehr nur ein paar Ãœberwachungsmonitore in einem Casino, kriegt das Ganze einen sehr schweren Anstrich.

Vor allem: Es geht ja eigentlich gar nicht um die klassische Räuber-und-Gendarm-Posse. Es geht viel mehr darum, dass ein Meisterdieb namens Nightfox (nett: Vincent Cassel) den Jungs um George beweisen will, dass er ein viel tollerer Dieb ist, ätschibätsch. Deswegen lässt sich George auf eine Wette ein: Die beiden versuchen, das Gleiche zu klauen, um ein für allemal festzustellen, wer nun der Bessere sei. Und weil man in Europa ist, klaut man kein schnödes Geld, sondern ein Fabergé-Ei. Vive la culture.

Nebenbei spielt übrigens auch noch der verschollene Daddy von Catherine eine Rolle, welche vor Jahren eine Affäre mit Brad Pitt hatte, und es geht noch um den großen, geheimnisvollen Mentor des Meisterdiebs und wahrscheinlich auch noch um den Kennedy-Mord, aber da habe ich schon nicht mehr zugehört. Das waren mir eindeutig zu viele kleine Geschichtchen, die sich zu einer großen zusammenfügen sollten, aber die stattdessen alle unbefriedigend aufgelöst wurden, weil sie eben blöderweise aufgelöst werden mussten; das gehört sich schließlich so. Ich für meinen Teil hätte auf sie verzichten können. Es wäre so einfach gewesen, das Rezept des ersten Teils zu wiederholen: Garcia will sein Geld zurück, George und Gang klauen irgendwas, fertig. Aber stattdessen musste wahnsinnig viel Ballast um die Grundidee rumgestrickt werden. Und ich habe mich zwei lange Stunden gefragt: warum?

Aber selbst den überladenen Plot hätte ich Ocean’s Twelve verzeihen können, wenn er mich wenigstens unterhalten hätte. Aber all das, was an Ocean’s Eleven so charmant war, hat hier nicht geklappt. Angefangen bei der Bande: Was für ein Genuss war es im ersten Teil, Brad und George zuzuschauen, wie sie ihre Spießgesellen rekrutieren. Und welche Fähigkeiten sie alle hatten! Jeder durfte zeigen, was er kann, und alles, was sie uns im Vorfeld vorführten, tauchte elegant und clever im großen Raubzug wieder auf. Diesmal hatte ich das Gefühl, es waren nur zufällig die gleichen Schauspieler dabei. Es hätten auch komplett andere sein können – keiner von ihnen macht irgendetwas Besonderes; eigentlich stehen sie alle nur gut gekleidet in der Gegend rum, reden über einen tollen Bruch, und dann ist der Film vorbei. Die meisterhaften Fähigkeiten haben diesmal der Silverfox und die Zuträger der Bande, die Hologramme basteln und wichtige Informationen haben. Die Jungs selbst dürfen stattdessen über Georges Alter spekulieren oder Matt Damon verarschen.

Einziger Lichtblick im Film und die Viertelstunde, die wirklich Spaß gemacht hat: als Julia Roberts einen Filmstar doubeln soll, um so ins Museum und zum Ei zu kommen. Und der von ihr gedoubelte Filmstar ist: Julia Roberts. Viele kleine Gags und Anspielungen machen hier jede Minute zum Vergnügen, angefangen von der tatsächlichen Namensgleichheit ihrer beiden Ehemänner: Filmgatte Ocean und Wirklichgatte Moder heißen beide Danny. Natürlich trifft die falsche Julia auch noch einen echten Star, und zwar keinen geringeren als Bruce Willis, dem sie, ganz weiblicher Fan, kreischend in die Arme fällt. Hier macht der Film wieder Spaß, hier kommt ein wenig von der ironischen Leichtigkeit durch, die den ersten Teil so schön dahinplätschern ließ.

Ich habe vieles aus Ocean’s Eleven vermisst: die plüschige und glitzernde Falschheit von Las Vegas, durch die der Film von vornherein eine nicht ernstzunehmende Grundstimmung bekommen hat. Das spielerische Tresorknacken, was wie ein Lausbubenstreich aussah und den ganzen Millionen von Dollar etwas Spielgeldhaftes gab. Und das Gruppengefühl der elf Panzerknacker, das aus den einzelnen Akteuren ein Dreamteam gemacht hat.

Ocean’s Twelve sollte wohl eine Neuauflage dieses spielerischen Gefühls sein. Stattdessen ist der Film schwerfällig und wirkt in vielen Szenen wie ein bewusstes Zitat. Jedesmal, wenn Brad Pitt isst, soll man sich daran erinnern, dass er sich in Ocean’s Eleven auch die ganze Zeit den Bauch vollgeschlagen hat. Aber woran man sich stattdessen erinnert, sind die Spiellust und die gute Laune, die der erste Teil gemacht hat. Und deshalb wird einem in jeder dieser „geklauten“ Szenen bewusst, wie bemüht und vor allem langweilig der zweite Teil geworden ist.

6 Antworten:

  1. ich hab den film nicht verstanden. ihre kritik schon.

  2. gut gesprochen, Frau Gröner – wir waren doch auch recht enttäuscht, als wir vorgestern Abend aus dem Kino kamen.

    Was mich – und da hatte ich nach dem Trailer schon ein wenig zu hoffen gewagt – sehr gefreut hat ar der geile, geile Einsatz von schöner Typo im Film.

    Und komm, jetzt mal ernsthaft: diese wunderbar abgehackten Schnitte, dieses auf alt gemachte Filmmaterial zwischendurch, das war doch schon recht hübsch anzuschauen…?

  3. Der Soderbergh hat schon ein Händchen für nette Bilder und noch nettere Schnitte. Aber das hat’s diesmal leider nicht rausgerissen. Und die Typo fand ich eher zusammengewürfelt.

  4. Bin also hurtig in die 13.25-Uhr-Vorstellung gehetzt, nachdem ich gesehen habe, dass Anka was drüber geschrieben hat, denn ich wollte den Film eh sehen, aber Ankes Besprechung auf keinen Fall vorher lesen.
    Stimme zu, fand das Ganze eher traurig. Bis auf, auch hier Zustimmung, die Julia-spielt-Tessa-spielt-Julia-Sache, die schön vorbereitet war.
    Schöne Leute in schönen Klamotten an schönen Orten vor cooler Musik. Gehört sowas nicht eigentlich ins Fernsehen?

  5. “Schöne Leute in schönen Klamotten an schönen Orten vor cooler Musik” – genau das war Ocean’s Eleven, nur noch mit ner schönen Geschichte.

  6. Also ich fand Ocean’s Twelve immerhin solide, aber auch mir fehlte alles was ich sehen wollte. Hier wurde kein einziger Bruch präzise vorbereitet und durchgeführt. Hinzu kommt, dass im ersten Teil alles zumindest aus heutiger Sicht möglich wäre. Hologramme sind es nicht (noch dazu mit 2min-Akkudauer – ein Witz)! Ein extrem gutes Replikat wäre glaubhafter gewesen.
    Auch der versuchte Klau des Faberge-Ei’s war ja völlig überflüssig. Da hatten sie das Ei ja schon. “Ihr müßt eine Show” hinlegen, sagte der “Gängsterboss” (Name entfallen). Ohne diese überflüßige Show (wegen der alle eingeknastet wurden) hätte man sich allerdings den Dreh des Films sparen können. Die Story war dermaßen zusammengefrickelt. Mein Highlight der Ãœberflüssigkeit war allerdings der Schlangenmann (den sie ja “unbedingt” brauchten) – wozu wurde der in die Tasche gesteckt?
    Die Julia-Bruce-Szene war auch nicht so toll. Schließlich sollte Tess ja nur Julia “spielen”. Bruce schien aber in keinster Weise anzuzweifeln, dass sie wirklich Julia ist. Das wäre bei mir wohl nur bei eineiigen Zwillingen passiert. Aber ok, war lustig.
    Solide ist der Film allerdings deswegen, weil er mich als Komödie mit Staraufgebot und guter Musik nicht langweilte (höchstens manchmal ärgerte).