Donnerstag, 18. April 2024 – Zwei Podcasts

Mit dem Weinpodcast „Terroir und Adiletten“ hadere ich gerne, aber seit gestern ist eine schöne Folge online. Könnte natürlich auch daran liegen, dass es in dieser Folge ums Tantris geht. Gesprächspartner*innen von Sommelier Willi Schlögl und Musiker Curly sind Mit-Inhaberin des Hauses Sabine Eichbauer und Sommelier Julian Grunwald.

Zur Entstehungsgeschichte des Restaurants gab’s für mich zu wenig zu hören, ich liebe die sehr, aber okay. Neu für mich: Bei der Eröffnung 1971 war der Parkplatz etwas ganz Besonderes und wurde angepriesen. Heute passen da fünf Wagen drauf und nacheinander alle Taxen Münchens.

Mich hat erstaunt, dass Curly, der sich mit diesem Podcast vom Wein-Newbie zum Weinkenner entwickelt (das ist die Grundidee hinter der ganzen Sache) ein bisschen Schwellenangst mitbrachte. Er selbst war noch nie im Tantris, kennt das Haus aber und scheint sich ein bisschen vor dem Mythos zu fürchten, wie generell vor der Sterneküche. Diese Schwellenangst kannte ich auch, das Tantris war mein erster Laden aus dieser Kategorie; ich feierte dort meinen Masterabschluss mit F. und wir grinsen heute noch darüber, wie wir im Restaurant saßen: total eingeschüchtert, die damals noch als unbequem und unpassend empfundenen Halbwegs-Feierlicher-Anlass-Klamotten am Leib und Gesichtsausdruck und Körperhaltung, bei denen wir uns sicher waren, dass uns alle ansehen, dass wir noch nie hier waren, nicht hierher gehören und nie wiederkommen.

(Unser Klamottengame ist heute deutlich besser. Ich gönne mir pro Jahr zwei, drei Stücke von hier, das hat mich deutlich entspannter werden lassen. Der grüne Anzug aus meinem Social-Media-Profilbildern ist von Rinaldi.)

Das Nie-Wieder-Kommen ist netterweise nicht eingetroffen, inzwischen duzen wir den Sommelier, haben beide ein paar gute Weine eingelagert und es gibt ernsthaft nichts, was uns so viel Freude macht, als gemeinsam richtig gut zu essen und richtig gut zu trinken und den ganzen Abend über nichts anderes als richtig gutes Essen und richtig guten Wein zu sprechen. Wir reden übrigens immer noch, nach fast sieben Jahren, vom Lamm mit der Petersilienpolenta bei unserem ersten Tantris-Besuch (siehe Link).

Zurück zur Schwellenangst: Deswegen glaube ich, dass die Bar Tantris sowie das À-la-carte-Restaurant Tantris DNA, alle unter einem Dach mit dem Menürestaurant, eine ganz hervorragende Idee waren und sind. Wer sich nicht gleich das ewig lange Menü zutraut, setzt sich halt nach hinten und ordert ein bis zwei Dinge; man merkt dort relativ schnell, ob einem das alles taugt oder nicht. Oder noch einfacher: Man biegt hinter dem Eingang gleich links ab und gönnt sich einen Cocktail an der Bar, dazu ein bisschen Barfood, das natürlich aus der Sterneküche kommt. Damit müsste die Schwellenangst eigentlich überwunden sein.

In einem anderen Podcast (bei dem man die ersten fünf Minuten skippen sollte, Alter, dein Tonfall! Du bist nicht bei CNN) mit Restaurantleiterin Mona Röthig und erneut Frau Eichbauer spricht letztere auch das Thema Geld an, darum kommt man bei dieser Art Küche ja nicht herum. Sie hadert mit Sätzen wie „So viel Geld für eine Mahlzeit!“, während es völlig akzeptiert sei, das Hundertfache für Autos, Hochzeiten oder Urlaube auszugeben. Gerade den Vergleich mit dem Auto fand ich sehr gut: Für mich ist ein Auto ein Ding, das mich von A nach B bringt, dafür reichen vier Räder und eine TÜV-Plakette. Aber natürlich kann ich auch ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen, wenn es denn da ist, und mit dem Siebener-BMW zum Einkaufen fahren. Das nimmt einem hierzulande vermutlich auch niemand übel, aber 300 Euro für ein Abendessen sind angeblich total frivol. Für mich sind inzwischen Autopreise frivol, aber ich gönne es jedem und jeder, wenn er oder sie soviel Kohle für ein Transportmittel raushauen will. Mein letztes Auto hat, wenn ich mich richtig erinnere, 1500 Euro gekostet und das fand ich einen okayen Preis.

Was ich sagen will: Geht ins Tantris. Oder in andere gute Läden. Das ist eine Art Küche, die für mich immer wie ein kleiner Urlaub ist, weil sie so meilenweit weg von allem ist, was ich jemals zuhause fabrizieren könnte. Und deswegen ist sie das Geld auch wert. Und weil wir sieben Jahre später noch von einem einzelnen Gang und einem bestimmten Wein reden, genau wie von einer tollen Reise.

Den Artikel hatte ich schon mal verlinkt, glaube ich, aber ich lese den immer wieder gerne: „I’m common as muck and spent £150 in a Michelin star restaurant to see if it was worth it.“