Tagebuch Mittwoch, 13. September 2023 – Gedenkstätte

Wenn Schwester und Schwager schon mit dem Auto in der Stadt sind, kann man sie gleich kapern, damit sie einen zu einer KZ-Gedenkstätte fahren. Das kostete nämlich mindestens eine Stunde weniger Fahrtzeit, und ich konnte schön hinten rumsitzen, Erdnüsse knabbern und aus dem Fenster gucken.

Den Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg kann ich hiermit empfehlen. Mir hat die Ausstellung sehr gefallen, sofern einem Ausstellungen in ehemaligen Konzentrationslagern gefallen können. Die Texte waren ausführlich genug, schwafeln dich aber nicht zu. Der Rundgang ist chronologisch aufgebaut und handelt gleichzeitig unterschiedliche Themen ab, das fand ich sehr clever gelöst. Mich haben besonders die vielen Quellen interessiert, die integriert wurden: Es gab viele Briefe zu lesen und Fotos anzuschauen, die meinen Wissensstand zu diesem Thema sehr erweitert haben.

Und natürlich ahnte ich, dass auch ein Gemälde zu sehen war, nämlich von Erich Mercker, dessen Wiki-Eintrag ich dringend überarbeiten muss, denn der Mann hat in meiner Diss ein kurzes Kapitel bekommen. Er ist mir nicht nur dadurch bekannt, dass er Autobahnen malte wie Protzen, sondern auch die Granitsteinbrüche in Flossenbürg. Ich kannte nur diese eine Ausführung des Motivs, das 2017 auf der Ausstellung „Kunst und Politik im Nationalsozialismus“ in Regensburg hing, aber in der Gedenkstätte hängt noch ein zweites Werk mit dem gleichen Inhalt, das ich noch nicht kannte. Auch dort sind natürlich keine Arbeiter in gestreiften Häftlingsanzügen zu sehen, was die wahren Arbeitsbedingungen verfälscht.

Abends mit F., Schwester und Schwager im Obacht abgestiegen, den Tag bei Hellem verdaut und Doppelkopf gespielt. Verloren.