Tagebuch Dienstag, 5. September 2023 – Kalk

Ich so gestern im Blog: „Bei meiner Espressomaschine hat’s leider nicht geklappt, die muss jetzt doch in die Reparatur.“

Meine geliebte Bezzera fing vor Monaten an, keinen schönen Espresso mehr zu produzieren, sondern sauren Schleim. Oder heiße Luft. Auf jeden Fall kam das Wasser nicht mehr dort an, wo es hingehörte. Ich reinigte die Siebe und die Brühgruppe fünfmal, obwohl ich das brav regelmäßig tue – nichts. Ich schraubte auseinander, was ich mich auseinanderzuschrauben traute, reinigte – nichts. Dann war ich bockig, ließ die Maschine rumstehen und holte die Nespresso wieder aus dem Keller.

Vor einigen Wochen war die Vermissung groß genug, um mich um die Reparatur zu kümmern. Die Vorstellung, meine zehn Kilo schwere Maschine durch die Gegend zu schleppen, hatte bei über 30 Grad Außentemperatur aber so gar keine Chance, in die Realität umgesetzt zu werden, weswegen das Maschinchen erst einmal weiter tatenlos bei mir rumstand.

Vor einigen Tagen holte ich aber endlich mal die Originalverpackung aus dem Keller, putzte meinen kleinen/schweren Liebling, stellte ihn in seinen Karton und rief gestern den Dealer an, um einen Reparaturtermin zu vereinbaren. Ich schilderte das Problem, woraufhin der freundliche Herr am Telefon meinte: „Haben Sie es denn schon mal mit Entkalken versucht?“ Ich so: „Äh.“

Ich verwende in der Bezzera kein Leitungswasser, weil das in München quasi nur aus Kalk besteht, sondern schütte teures Volvic in den Tank. Daher habe ich noch nie ans Entkalken gedacht, denn Volvic ist ja quasi kalkfrei. Aber eben nur quasi, und nach fünf Jahren hatte sich da wohl doch eventuell etwas festgesetzt. Ich fuhr also statt mit dem schweren Karton und einem Taxi per U-Bahn zum Laden, erstand für 10 Euro Entkalker, war dann zwei Stunden lang mit schrittweisem Wasserablassen beschäftigt – und dann produzierte mein Herzblatt wieder Espresso, wie er sich gehörte. Naja, fast, die Bohnen in der Mühle schmeckten nach Monaten nicht mehr ganz taufrisch, weswegen ich die heute morgen ersetzte. Aber dann saß ich wieder auf dem Balkon und freute mich darüber, mein Morgenritual wiedergewonnen zu haben. Ja, Nespresso geht schneller, und ja, schmeckt auch, aber ich mag diesen kleinen Aufwand des Mahlens, Milchaufschäumens und halt des Espressobezugs sehr gern.

(Entkalken! Ich Depp.)