Freitag, 9. Dezember 2022 – Bim, bam

Am Donnerstag fragte F.s Sitznachbarin im Stadion, ihres Zeichens auch Altstimme im Münchner Philharmonischen Chor, ob wir Lust auf die Generalprobe von Mahlers Dritter in der Isarphilharmonie hätten. Hatten wir. Und so stapften wir gestern abend gegen halb sechs durch den ersten Schnee der Saison, holten unsere Freikarten ab und nahmen in Jeans und unaufgedotzt im viertelgefüllten Saal Platz.

In der Isarphilharmonie sitzen die Chormitglieder nicht hinter dem Orchester auf der Bühne, sondern in den drei Zuschauerreihen, die quasi den Balkon hinten über dem Orchester bilden; gestern waren das der Frauenchor des Philharmonischen Chors sowie der Tölzer Knabenchor.

Was wir anfangs noch lustig fanden – Orchester und Chöre in leger und ohne Uniform –, störte dann komischerweise unsere Konzentration, wie wir uns nach dem Konzert erzählten, das ohne Pause gespielt wurde. (F. vorher: „Wie lange wird das ungefähr dauern?“ Chordame: „Gute 90 Minuten, wie ein Fußballspiel.“ Ich: „Ah, ein Akt Wagner.“)

Ich bedauere gerade die Herren in den Orchestern ja immer dafür, dass sie in Anzügen und womöglich noch mit Weste und steifem Kragen arbeiten müssen, aber ich ahne, dass wenigstens die einheitliche Farbgebung aller auch dafür sorgt, dass ich mich besser auf die Musik konzentrieren kann. In der gehörten Sinfonie dürfen viele Instrumente mal den tragenden Part übernehmen anstatt dass halt die Streicher sagen, wo’s langgeht und der Rest freundlich begleitet, und manchmal musste ich wirklich suchen, wer gerade spielt. Vor allem die Posaunen fand ich gestern unglaublich gut und überlegte, ob ich jemals bewusst Posaunen so lange zugehört hatte. (Außer damals als Kind den üblichen Posaunisten zur Weihnachtszeit, die vor der Kirche mit kalten Füßen spielten.)

Schon beim ersten Anblick des Orchesters wusste man immerhin, was klangkraftmäßig auf einen zukam: Sieben Percussionisten, acht (?) Kontrabässe, links standen Glocken und man sah zwei große Gongs. Und über dem gefühlt 80-köpfigen Orchester saßen halt drei ganze Reihen Sänger und Sängerinnen – die dann gerade fünf Minuten von 90 was zu tun hatten, was mich etwas grinsen ließ. Sie mussten auch die ganze Zeit anwesend sein, denn nur für diesen Kurzauftritt mal eben 50 Leute auf die Bühne zu holen und sie dann wieder lautstark abmarschieren zu sehen, ist auch doof. Also schaute ich hyperaktiven kleinen Jungs zu, wie sie sich die Zeit vertrieben. Die Profis hatten Bücher dabei, der Rest zappelte – oder hielt sich die Ohren zu: Ein nicht gefüllter Saal schmeißt einen sehr anderen Klang als ein voller. Wieder was gelernt.

Für heute abend gibt es noch Restkarten, ansonsten haben Sie Sonntag um 11 noch Gelegenheit, dem Bimbam zuzuhören. Hier der kurze Chorpart aus der obigen Aufführung.