Montag, 21. November 2022 – Zweiter Backtag

Der Croissantteig von gestern wurde abends gegen 21 Uhr noch ausgerollt und auf dem Blech in den Kühlschrank verfrachtet, wo er die ganze Nacht vor sich hinruhte. Morgens ließ ich ihn erst Zimmertemperatur annehmen, während ich Kaffee trank und bloggte. Dann begradigte ich seine Kanten und schnitt zehn längliche Dreiecke aus, die ich zu halbwegs formschönen Croissants zusammenrollte, was ich natürlich vergaß zu fotografieren. Sechs passten auf ein Blech, auf ein etwas kleineres kamen nochmal vier plus ein Stück Teigrand, das ich schlicht um sich selbst und dann zu einem Kreis eindrehte und dick mit Zucker bestreute. In meine Muffinform kamen dann noch vier Pseudo-Brioche-Feuilletées, also Teigreste, die ich dreiteilte und zu einem Ring aufrollte. Im ausgeschalteten Ofen wartete bereits eine tiefe Pfanne mit kochendem Wasser, die dort schön für Feuchtigkeit sorgte, ich schob die Bleche hinein, schloss die Tür und machte mich zu einem Kundentermin auf.

Nach dem Termin kaufte ich vernünftige Schuhe, die mich warm halten und auf denen ich nicht ausrutsche und in die ich vor allem mit meinem blöden Klumpfuß reinkomme, das ist nämlich leider immer das Hauptproblem mit einem Fuß, dessen Nerven nicht mehr funktionieren und dem ich nicht beibringen kann, wie er sich wo hinwinden muss, um eine Stiefelette anzuziehen. Also habe ich jetzt Seniorinnen-Schuhe mit Klettverschluss für den Winter, aber ich habe auch lange Hosen, die quasi komplett drübergehen.

Ich kann dieses Geschäft echt empfehlen – ja, das meiste ist orthopädisch empfehlenswert und damit eher unschick, aber die Verkäuferinnen machen einen hervorragenden Job. Oma Gröner out.

Wieder zuhause durften die Croissants nochmal in den Kühlschrank, während der Ofen vorheizte. Ich ahne, dass sie einen Hauch zu lange gegangen sind, sie kamen mir etwas zu flach vor, aber das konnte ich nicht ändern. Ich bestrich sie liebevoll mit Eigelb und Milch (keine Lust, für einen Esslöffel die Sahne zu öffnen), schob das erste Blech rein, drehte es brav nach der Hälfte der Backzeit und zog nach einer halben Stunde diese Pracht aus dem Ofen.


Vom zweiten Blech zog ich dann den Knusperkranz, der genau das tat: knuspern. Diese Schichten! Ich wollte eine Art Fujisan-Bread imitieren, aber dafür war es zu flach, das heißt, es war nur knusprig und nicht fluffig. War mir aber auch recht.

Auch innen waren die Croissants ganz hervorragend. Ich genoss einen und ein paar Reste, alles andere landete im Tiefkühler und wartet auf kitschige Pärchenfrühstücke, für die keiner aus dem Haus will.

Das Rezept müsste frei verfügbar sein; ich habe als Abonnentin zehn Frei-Rezepte und das hier verteile ich mal wild. Ja, dauert ewig, lohnt sich aber. Wobei gekaufte Croissants natürlich genauso super sind. Ich wollte nur mal wissen, ob man die in wirklich guter Qualität auch zuhause hinkriegt. Ja, geht. Zur Bäckerin zu schlendern, ist aber einfacher, schneller und wenn ich meine Stundenarbeitszeit anlege, auch deutlich günstiger.

Mit dem Backen war der Tag fast rum. Rest war Arbeit und Twitter und ja, ich warf ein paar kurze Blicke nach Qatar, so, jetzt ist es raus. Ich behaupte, immerhin die walisischen Fans dürften größtenteils echt und nicht eingekauft gewesen sein, so inbrünstig wie die Hymne geschmettert wurde. Das klang fast wie ein Rugby-Stadion.

Abends im Bett las ich John Williams’ „Butcher’s Crossing“ aus, das mich irritierend lange wachhielt. Eigentlich dachte ich, ich könnte aus einer Story über vier Kerle auf Büffeljagd nicht viel mitnehmen, aber mein Hirn sah das anscheinend anders.