Tagebuch 16. bis 21. November 2021 – Nordwoche

Mein Mütterchen in eine Arztpraxis gefahren und sie wieder nach Hause chauffiert. Pflasterwechsel durchgeführt. Ihr geht’s gut, das ist schön.

Am Dienstag abend F. vom Bahnhof des alten Heimatdörfchens abgeholt, der sich auch ein paar Tage im Norden erholen wollte. Das hat für ihn vermutlich besser geklappt als für mich; ich war doch eher eingeplant für Dinge, von denen ich vorher nichts wusste, und daher zwischendurch arg angespannt. F. brachte unser Lieblingsbrot als Gastgeschenk für Mütterchen und Schwesterchen mit und seine Kamera. Eigentlich steht dieser Blogeintrag hier auch nur, weil ich mit dem supertollen Vogelhäuschen in Fachwerkoptik angeben möchte, das mein Schwager schon vor längerer Zeit gebaut hatte und das auf der elterlichen Terrasse sehr erfreut.

Man kann das ganze Häuschen von der Grundplatte abnehmen und sie so säubern. Man kann außerdem ein Türchen öffnen, wenn man gerade keine Lust auf Saubermachen hat und nur einen Becher Körnerzeug einstreuen will. Durch das Türchen passen Arm und Hand, aber in geschlossenem Zustand keine dicke Amsel oder Taube. Elstern können sich bei Bedarf dünn machen, aber meisten finden sie es zu anstrengend, und der Meisenknödel hängt ja auch total einfach zugänglich nebenan. Im Häuschen tummeln sich Meisen und ein paar arme Rotkehlchen, die von allen verscheucht werden. Ich lernte von F. und dem Mütterchen noch, wie ein Kleiber aussieht und ein Buchfink. Die Fotos sind von F.

Am Mittwochabend fuhren F. und ich per S-Bahn nach Hannover und besuchten das Jante. Es galt 2G, ich war drittgeimpft, und wir fühlten uns sofort wie zuhause. Das Essen war das spannendste, was wir in diesem Jahr hatten, was ein fieser Vergleich ist, weil wir nicht oft essen waren, die Pandemie, Sie kennen das, Sie sind ja dabei. Aber da gab es Geschmackskombinationen, die sich mir sofort erschlossen, und andere, über die ich immer noch nachdenke wie Jakobsmuscheln mit frischen roten Johannisbeeren. Tolle Weinbegleitung, toller Service, bequeme Stühle – leider nicht selbstverständlich in Sterneläden –, rundum ein wirklich schöner Abend, der einen die Pandemie, Sie kennen das usw., fast vergessen ließ. Das war mal nötig und schön und ich werde noch lange davon zehren.

Am Donnerstag und am Samstag besuchte ich Papa im Pflegeheim, in dem er seit August lebt. Man musste Fiebermessen, sich die Hände desinfizieren, einen Kontaktbogen ausfüllen, und weil es mein erster Besuch war, wurde auch mein Impfzertifikat geprüft. Die Dame am Empfang fragte, wie es mir nach der Drittimpfung ergangen war, ihre wäre morgen, und ich konnte berichten, dass ich bis auf ein Ziepen an der Einstichstelle null, also wirklich null Nebenwirkungen gespürt hätte. Das hat sie gefreut.

Am Freitagabend kamen Schwester und Schwager zu uns und wir tranken zu viel Sekt, am Samstag gingen F. und ich zu ihnen und wir aßen zu viel griechisches Essen. Beides hervorragend und ebenfalls dringend nötig.

Am Sonntag ging unser Zug wieder nach München, wobei wir tagelang darüber scherzten, wie bescheuert wir sind, aus einem Quasi-Niedriginzidenzgebiet in ein Hochrisikogebiet zu fahren, bei dem ich stündlich auf neue Ausgangssperren und Lockdownnachrichten warte. Es ist mir inzwischen alles recht, führt die Impfung verpflichtend ein, macht alles zu und dann alles wieder auf, ich mag nicht mehr. Und ich brauche ein Vogelhäuschen für meinen Balkon, das hilft kurzzeitig sehr.