Tagebuch Dienstag, 9. November 2021 – Die nächsten 80 Seiten

Weiter im Buch korrigiert, weiter gejammert, dass da immer noch Fehler sind, mich aber gleichzeitig, wie bereits gestern erwähnt, über so ziemlich jede Seite gefreut, weil sich jemand einen Kopf ums Layout gemacht hat. Viele Zitate enden wie durch Zauberei genau am Seitenende, ich habe sehr selten Übergänge von Zeile zu Zeile gefunden, bei denen ich stutzte – „7 Münchner Maler“ war einer davon, da hing die 7 in einer Zeile, während der Rest schon in der nächsten war, sowas merke ich halt an. Wenn die Seite sonst super aussieht, mit einer Zusatznotiz wie „Wenn die Seite nach der Änderung blöd umbricht, bitte lassen“. Ansonsten gucke ich immer, wie ein anderer Zeilenumbruch sich auswirken würde, aber ich kenne von meinen Werbegrafiker*innen zumindest vom Zuschauen die ganzen tollen Spationierungstricks, die sie so draufhaben und von denen ich als Word-Benutzerin nur träume.

Nochmal Rosenkohl und Kartoffeln mit Misobutter gegessen, Rosenkohl ist immer noch nicht aufgebraucht. Heute werde ich ihn zu Pesto verwandeln, dann müsste die Tüte leer sein.

Nichts an Impf-Neben- oder -nachwirkungen zu spüren. Keine Kopfschmerzen, keine Mattigkeit, alles normal.

Gerne gelesen: „BioNTech sorgt für Geldregen.“

„Der kometenhafte Aufstieg des Mainzer Impfstoffherstellers BioNTech sorgt bei der Stadt für einen nie gekannten Geldregen. Statt mit einem Haushaltsminus von 36 Millionen Euro rechnen die Oberen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt alleine für dieses Jahr mit einem Überschuss von sage und schreibe einer Milliarde und neunzig Millionen Euro. Im nächsten Jahr sollen es noch einmal fast eine halbe Milliarde Euro werden. „Damit bietet sich Mainz eine historische Chance“, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Für den grünen Finanzbürgermeister Günter Beck ist die neue Ausgangslage schlicht „historisch“. Den genauen Anteil der BioNTech-Gewerbesteuern nennt die Stadt nicht, aber er dürfte fast doppelt so hoch liegen wie das gesamte Gewerbesteueraufkommen aller Mainzer Unternehmen. Dank des Erfolges seines Covid-Impfstoffes hat BioNTech alleine im ersten Halbjahr 3,9 Milliarden Euro verdient.“

Der Rest des Artikels befasst sich mit den Dingen, die von der Gewerbesteuer bezahlt werden könnten, zum Beispiel Schulden. Es sollen sich weitere Biotechfirmen ansiedeln, schön im Zusammenspiel mit Uni und anderen Forschungseinrichtungen, es könnten bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen, man könnte den Pensionsfond neu aufstellen. Böse, böse Pharmaindustrie. Aber: Nicht übermütig werden:

„Mainz will dauerhaft nicht von BioNTech abhängig sein, das ist ebenfalls Teil der neuen Strategie. Die Gewerbesteuern sollen sich auf mehr und neue Schultern verteilen. Fälle, in denen der Haushalt einer Stadt wesentlich an einer Firma hängt, gibt es bis heute in Hülle und Fülle, einige Firmen tragen sogar den Ort im Namen, wie Boehringer Ingelheim oder B.Braun Melsungen. Sindelfingen hatte einst im Überschwang der Gewerbemillionen von Daimler sogar Zebrastreifen aus Carrara-Marmor verlegt.“

Nicht so gerne gelesen, aber dann doch, weil wichtig: Was geschah am 9. November 1938 in Niedersachsen?

„Begonnen wurde das Projekt im Jahr 2018 anlässlich des 80. Jahrestages der Novemberpogrome aus einem Praxisseminar am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover in Kooperation mit der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Zahlreiche Initiativen, Gedenkstätten und Einzelpersonen aus vielen Teilen Niedersachsens haben sich inzwischen dem Gemeinschaftsprojekt angeschlossen. Viele Forscher_innen und Stadtarchivare halfen mit Hinweisen. Entstanden ist eine Website, an der bisher über 100 engagierte Menschen – überwiegend ehrenamtlich – mitgearbeitet haben. Ihnen allen ist ebenso herzlich zu danken wie den zahlreichen Archiven und Privatpersonen, die Dokumente und Fotos zur Verfügung gestellt haben, von denen einige bislang unveröffentlicht waren.

Das Projekt ist auf Mitmachen und Weiterarbeit angelegt. Zu manchen Orten gibt es bislang nur Kurztexte. An anderen Orten bleibt manches ungeklärt. Vielleicht ist auch das eine oder andere Detail in unseren Texten noch überarbeitungsbedürftig, oder es lässt sich präzisieren. Manches bislang unbekannte Foto liegt noch – in seinem Wert unerkannt – in einem Schuhkarton auf dem Dachboden. Wer Infos oder Fotos hat, wer bislang nur mit einem Kurztext oder gar nicht aufgeführte Orte ausführlich vorstellen möchte: Jede und jeder ist willkommen, an dem Projekt mit- und weiterzuarbeiten.“

Via Jens-Christian Wagner.