Tagebuch Donnerstag/Freitag, 12./13. November 2020 – Lesen, schwitzen, lesen und ein kleiner Schokobär

Donnerstag wühlte ich mich durch die längsten Kapitel meiner Diss, notierte lauter schicke Dinge und wurde wieder etwas besser gelaunt, weil die Arbeit stimmiger wurde und mir weitaus weniger Fehler oder Ungenauigkeiten auffielen.

Nach neun Stunden am Schreibtisch (minus einer Mittagspause mit Brokkoli im Backteig) wollte ich, für mich sehr ungewohnt, nicht aufs Sofa, sondern mich dringend bewegen. Im Programm war erneut Shotokan vorgesehen, also das weniger schweißtreibende, wenn auch angenehme Halten von Positionen. Das erledigte ich brav und konzentriert und klickte dann irgendein neues Workout an, das nach Cardio und Schweiß aussah. Das war es dann auch, ich schwitzte nach dieser halben Stunde an Stellen, an denen ich noch nie geschwitzt hatte. Die hyperaktive Trainerin hatte ihren Ehemann dabei, der alles mitturnte und netterweise danach genauso fertig aussah wie ich. Ich sehe das gern, dass austrainierte, schlanke Menschen genauso schwitzen wie ich.

Die einfache Methode dieser Einheit: Wir machen eine Übung eine Minute lang, dann kurz Pause, dann dieselbe Übung nochmal und ohne Pause eine weitere hintendran, dann Pause, dann alles von vorne und noch eine dritte Übung hinterher und so weiter. Das waren insgesamt fünf Übungen, also eigentlich nur fünfzehn Minuten richtige Arbeit, aber die reichten dann auch. Eine der Übungen war, schnell auf der Stelle zu joggen (eigentlich auf der Stelle zu hüpfen, aber das kann ich mit meinem Matschfuß nicht) und dabei in ordentlichem Tempo mit beiden Armen nach vorne zu boxen. Die fitte Animierdame musste sich also fünfmal Dinge überlegen, die sie dir zur Anfeuerung durch den Rechner ruft, und sie begann mit dem üblichen „mal alle Agressionen rauslassen“ und ähnlichem, was mich eher nervt, denn ich will ja gar keine Aggressionen abbauen, sondern gut gelaunt schwitzen. Irgendwann schwenkte sie um auf „Stellt euch vor, vor euch hängt eine Piñata, die ihr zertrümmern müsst“ und das fand ich gut. Schon taten die Ärmchen nicht mehr weh.

Geschlafen wie ein Stein. Ein zufriedener, durchgeschwitzter Stein.

Gestern radelte ich morgens mal wieder ins ZI. Im Laufe des Neu-Lesens kamen mir doch noch ein paar Fragen, von denen einige möglicherweise auch nächste Woche an mich gerichtet werden könnten, weswegen ich noch ein bisschen Literatur auffrischen wollte. Ich zog die üblichen Kataloge und Tagungsbände aus den Regalen, las und las und las und merkte irgendwann, dass ich bei den meisten Texten innerlich dauernd dachte „weiß ich, weiß ich, weiß ich auch“. Das war ziemlich schön zu merken, dass man anscheinend doch was gelernt hat bei diesem Studierendingsda.

Die meisten Bibliotheken schließen, soweit ich das sehe, nicht mehr über die Mittagszeit, Schmierinfektionen scheinen also eher kein Thema mehr zu sein, so dass man durcharbeiten kann. Das ZI nicht, da ist um 13 Uhr Schluss, aber so lange brauchte ich eh nicht für meinen Stapel.

Ich holte mir ein schönes Päckchen aus der Packstation, danke, Rowohlt! und freue mich sehr auf Lesen. Rezension gefällig?

Gestern guckte ich nur kurz rein und weiß jetzt, dass Wagner an seinem Todestag einen rosafarbenen Morgenrock trug. Das bringe ich in der nächsten „Wagner und die maskulinen Hypernazis“-Diskussion sofort an.

Abends war Date Night. Seit dem neuerlichen Runterfahren des öffentlichen Lebens halten auch F. und ich wieder mehr Abstand und treffen uns meist nur einmal die Woche und zwar Freitagabend zur Date Night. Ich koche, der Herr bringt Wein und es wird meist lang und schön.

Gestern brachte der Herr noch einen kleinen Lindt-Schokoteddy mit, der mich verzweifeln ließ, weil ich schon einen großen Lindt-Schokoteddy vom letzten Jahr hier rumstehen habe, den ich partout nicht essen kann.

„Ich dachte, den kannst du nicht essen, weil du den Pulli so schön findest? Der kleine hat nämlich keinen.“
„Ich kann den nicht essen, weil er ein Teddybär ist. Jetzt kann ich ZWEI nicht essen!“

Gut, dass der Mann mir noch eine von diesen kleinen Eulen mitbrachte, die kann ich prima essen.

(Im Bild neben den zwei Schokobären der Bruegelbär aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien und der Mandelblütenbär aus dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam.)