Tagebuch Montag, 9. November 2020 – Slurry and slurp

Morgens in die Stabi geradelt, um einen Stapel Bücher abzugeben und einen kleineren Stapel wieder zum Rad zu schleppen. Mich mal wieder über diese herrliche Einrichtung gefreut, die mir umsonst Lesestoff gibt, so oft ich will. Vergessen, die gestrige FAZ über den Bibliothekszugang zu lesen, wie ich das in der vergangenen Woche gemacht habe, aber das kann ich ja nachholen. Auch das umsonst. Große Freude.

Es war erneut Schreibtischtag angesetzt wie immer bis nächste Woche, wo eifrig verteidigt wird. Mein Skript steht (vorerst), die Präsentation ist schnell gebastelt (mache ich heute), und ich bin gerade dabei, meine eigene Diss noch mal brav Satz für Satz von vorne nach hinten durchzulesen und mir die Hauptstichpunkte, die wichtigste Literatur, die cleversten Einfälle zu notieren und die als Nebenbei-Skript auswendig zu lernen. Das weiß ich zwar im Prinzip alles, ich habe das schließlich selbst aufgeschrieben, aber von meinen 1000 tollen Fakten habe ich garantiert 500 schon wieder in den Hinterkopf geschoben, von wo ich sie jetzt hervorschaufele.

Beim erneuten Nachdenken über das Thema ist mir aufgefallen, dass ein Schluss, den ich in der Diss zog, auch genau gegenteilig gezogen werden könnte. Ich überlege seitdem, ob das total oder nur ein bisschen bescheuert ist, das bei der Verteidigung anzubringen. Momentane Taktik: Klappe halten und gucken, ob es wer anspricht. Ich kann meinen Schluss hervorragend verargumentieren (siehe Diss), aber seit gestern fallen mir blöderweise auch Argumente für die Gegenseite ein. Stupid Wissenschaft, nie ist irgendwas fix und final.

In einer langen Mittagspause die ersten zwei Folgen der neuen Staffel der Baby-Yoda-Show angeguckt. Anscheinend haben die Macher:innen gemerkt, wie toll wir alle den Säugling finden und lassen ihn jetzt deutlich mehr rumfiepsen und niedlich sein. Mir fehlt noch ein bisschen der Beeindruckungseffekt, den die kleine Knutschkugel in der ersten Staffel hatte; im Moment ist The Child nur lustig oder knuffig. Bisschen dünn. Aber über die letzte Szene der zweiten Folge – slurp –, lache ich immer noch. (Das ist nicht die letzte Szene, das wäre ja ein fieser Spoiler.)

Apropos Essen: Ich ließ mir außerdem in der Mittagspause von der NYT erklären, wie man Ofenkartoffeln macht. Ja-haa! Die mache ich zwar seit Jahrhunderten, aber ich werde die Zubereitung jetzt leicht abwandeln.

Bisher lautete meine Vorgehensweise: Kartoffeln schälen oder auch nicht, die mundgerechten Stücke in Öl mit Gewürzen wälzen, roh aufs Blech, Stunde backen, fertig. Gestern probierte ich aber die Idee, die Kartoffeln vorher zu kochen bzw. immerhin anzukochen, wozu ich ein bisschen Natron ins Wasser gab. Während alles kochte, erwärmte ich einen Zweig Rosmarin, einen Zweig Thymian und drei gepresste Knoblauchzehen in Olivenöl, goss es ab und hob die leicht gebräunten Knoblauchkrümel auf. Als die Kartoffeln latent gekocht waren, goß ich das Wasser ab, gab das Öl in den Topf und schüttelte alles sehr kräftig zwei-, dreimal durch. Die Kartoffeln brachen an der Oberfläche etwas auf, es sah ein bisschen wie Kartoffelbrei aus – slurry eben, so nannte es das Rezept der Times, die auch noch Parmesan wollte, aber den habe ich mir gespart. Dann kam alles aufs Blech wie gewohnt und briet eine gute halbe Stunde vor sich hin. Zum Servieren gab’s die Knoblauchkrümel, ein bisschen frische Petersilie und einen kleinen Jogurtdip. Toll. Die Oberfläche ist knuspriger und das Innere flauschiger aka alles ist zehnmal besser als roh aufs Blech. Wieder was gelernt.