Tagebuch Dienstag, 20. Oktober 2020 – Müde

Dass man müde ist, darf man angeblich nicht mehr twittern, jedenfalls wenn man gut Klavier spielen kann, aber im Blog ist es, glaube ich, noch erlaubt. Ich erspare mir die Nacherzählung und verlinke die Entschuldigung der SZ für einen Artikel, der auch mir eher sauer aufgestoßen ist, die unter anderem in der Welt, die ich nicht verlinke, als Einknicken vor dem Twitter-Mob gesehen wird, und jetzt bin ich erst recht müde.

Ich schlafe seit zwei Tagen eher mies, bin tagsüber beschäftigt, mache Sport, trinke keine fünf Espresso (habe jetzt ernsthaft den Plural erdudet), bin wirklich müde, wenn ich ins Bett gehe, lasse mir fast das Buch auf die Nase fallen, aber sobald das Licht aus ist, ist der Kopf wieder an und ich liege zwei Stunden rum, bis ich halt noch eine Stunde lese. Ich ahne, dass es DIE GESAMTSITUATION gepaart mit einigen persönlichen Baustellen ist und bin daher nicht so ganz beunruhigt, nur genervt, weil ich nicht schlafen kann, wenn ich doch schlafen möchte. Immerhin habe ich den Radetzkymarsch jetzt fast durch und finde ihn ganz großartig.

Gestern war wieder Cardio-Kickboxing im Interweb-Sportkurs angesagt und nach 30 Minuten hatte ich das Gefühl, gerade warm zu sein, aber nicht genug verschwitzt. Also klickte ich mutig auf einen 20-minütigen weiteren Cardiokurs, der nur mit dem eigenen Körpergewicht arbeitet und davon habe ich ja genug. Die Einheit bestand aus dreimal denselben Übungen; beim ersten Mal war ich eher mit Koordination als mit ernsthaftem Mitmachen beschäftigt, weil ich durch meine kleinen körperlichen Einschränkungen einiges nicht machen kann, hüpfen zum Beispiel. Dann überlege ich mir Alternativen, und das geht bis jetzt sehr gut. Beim zweiten Durchgang merkte ich den Unterschied zwischen meinem üblichen Anfängerkurs und dem für Nicht-Anfänger – ein deutlich höheres Tempo bei den Wechseln zwischen den Übungen, weniger Erklärungen, aber dafür mehr Anfeuerungen, die ich sehr gerne mag. Ja, billige Psychologie, aber als jemand, der in Sport immer miese Noten hatte (bis auf die Judo-Kurse in der Oberstufe), mag ich es sehr, wenn mir jemand zuruft, dass ich einen great job doe und es upkeepen soll. Beim dritten Durchgang war ich genau so verschwitzt wie ich es haben wollte, schnappte irgendwann nach Luft, trank danach viel Wasser und saß zehn Minuten lang nur selig ausgepowert rum, bevor ich mich aus den Sportklamotten schälte, um zu duschen. Ich ahnte einen fürchterlichen Muskelkater – und stellte heute morgen äußerst befriedigt fest, dass er nicht kam.

Vielleicht sollte ich mal die Ãœbungen zum Einschlafen machen, die die NYT neulich empfahl.

Den Link haben mir mehrere Leser:innen geschickt und jetzt verblogge ich ihn endlich mal, danke für eure Mails: Fotograf Jörg Brüggemann hat zwischen 2014 und 2019 die deutsche Autobahn abgelichtet, und die Bilder sehen sehr anders aus als das, auf was ich in den letzten drei Jahren in Öl geschaut habe. Eine kleine Auswahl dieser Werke könnt ihr zum Beispiel auf GDK Research sehen, darunter auch ein paar Protzens (nicht alle, die er auf der GDK hatte).

Meine Diss hat mir den Spaß an Autobahnen deutlich verdorben, weil ich jetzt gut weiß, wie attraktiv sie mal waren, so ohne Lärmschutzwände, mit einem schönen Mittelstreifen, viel Aussicht auf die deutsche Landschaft und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 80 km/h (1937, wenn ich mich richtig erinnere, bin zu faul nachzugucken). Das hätten wir alles schön behalten können, aber nein, wir wollten ja dringend 250 km/h fahren. Meh.