Tagebuch Montag, 9. Dezember 2019 – Museum und Backwerk

Ich schlafe immer noch erhöht, aber immerhin halbwegs durch, das ist nett. Die kleinen Dinge.

Den Vormittag verbrachte ich gespannt im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern, in dem immer Ausstellungen laufen, die nie Eintritt kosten und meistens ziemlich gut sind. Gefühlt besprechen wir fast jede im Podcast, auch weil das Angebot so niedrigschwellig ist. Wir nehmen diesen Freitag unsere letzte Ausgabe für dieses Jahr auf, und so allmählich müsste ich mal die Ausstellungen anschauen. Daher: gestern die erste. Wie ich es fand, darf ich natürlich noch nicht verraten.

Den Rückweg hätte ich genau wie den Hinweg gestalten können: zweimal die U-Bahn, kürzester Fußweg. Ich glaube, in München gibt es gar keinen langen Fußwege. Hallo, Berlin!

Stattdessen nahm ich aber lieber zweimal die Tram, weil ich ein leicht anderes Ziel hatte, wofür ich sonst noch einmal den Bus hätte nutzen müssen. Ich wollte Natron kaufen, das anscheinend nicht mehr in jedem Supermarkt vorhanden ist, jedenfalls finde ich es eher selten. Beim Karstadt hatte ich es aber schon einmal gesehen, und nach gefühlt fünf halbblinden Minuten vor dem Backwarenregal hatte ich die kleinen Kaiser-Natron-Tütchen dann auch gefunden.

Aber vorher knipste ich aus der Hüfte das Maxmonument an der Tramhaltestelle, weil die Sonne gerade so krachig dahinterstand, ließ mich dann die Maximilianstraße hochshutteln, kurz durch die Einkaufshorden am Marienplatz, stieg am Lenbachplatz um und sah, dass der Wittelsbacher Brunnen schon winterfest eingemottet war. Der Franziskusbrunnen am Josephsplatz war vor ein paar Tagen noch frei, aber vermutlich ist er jetzt auch schon in seiner Holzverkleidung.

Den Nachmittag verbrachte ich dann mal wieder in der Versuchsküche. Bei Masterchef machen die Kandidatinnen quasi dauernd Honeycomb, um gerade bei Desserts noch eine knusprige Komponente auf den Teller zu kriegen. Daher kannte ich natürlich alle Fallstricke und fühlte mich total gewappnet, das Zeug endlich mal selbst zu machen, denn ich hatte ein Rezept bei der NY Times gesehen, das mich sehr angelacht hatte.

Das Erdnussshortbread war einfach und klappte prima, nachdem ich wie immer fluchend Fahrenheit zu Celsius umgerechnet hatte. Bei den Mengenangaben versorgt einen die Website inzwischen schon mit cups und Gramm, aber Temperaturen sind immer noch Selbstverantwortung. (Ich nutze für alles Metric Kitchen.) Gelernt: Mein Billozerhacker kann prima aus Erdnüssen Erdnussmehl machen! Hätte ich gar nicht gedacht; ich war schon bereit, Opas alte Kaffeemühle dafür zu opfern und in 17 Etappen zwei Handvoll Erdnüsse zu zerkleinern.

Der Honeycomb war dann allerdings doof: Ich folgte dem Rezept der NYT bis aufs iTüpfelchen, ließ sogar brav mein Zuckerthermometer auf Fahrenheit eingestellt, aber der goldene Schlotz plusterte sich nicht so schön auf, wie ich es bei Masterchef gesehen hatte. Geistesgegenwärtig widerstand ich dem Versuch, es trotzdem auf das ausgekühlte Shortbread zu kippen, sondern wollte es verklappen. Fragte mich dann aber: Wohin mit diesem sofort aushärtenden Zeug?

Denn meine erste Deppenreaktion war natürlich gewesen: einfach den Wasserhahn aufdrehen und die Schüssel mit dem Honeyklotz drunterzuhalten. Was natürlich zur Folge hatte, dass aus dem arschheißen, aber flüssigen Karamellklon ein einziges Brett wurde. Einen Tag später denke ich: Hättste das mal einfach jetzt in Stücken rausgebrochen, aber gestern im Testmodus ließ ich lieber 100 Liter heißes Wasser in die Schüssel laufen, um das Zeug wieder flüssig zu kriegen. Hat auch funktioniert. Mpf.

Beim zweiten Versuch machte ich alles genauso, achtete aber peinlichst genau darauf, bei exakt 300 Grad F das Natron in die Schüssel zu kippen und nicht bei 302 – mit dem gleichen Ergebnis. Kein Rumgepuffe. War jetzt egal, ab aufs Shortbread. Auskühlen gelassen, Schokolade geschmolzen, aus dem Riesenkeks Stücke gebrochen, mit Schokolade und Salzplättchen verziert und probiert. Schmeckte, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht. Beim Zerbröseln lösten sich auch Shortbread und Honeycomb voneinander, was auch mehrere Kommentatorinnen bei der NYT angemerkt hatten.

Frustriert googelte ich wie so ein Newbie „how to make honeycomb“ und landete bei der BBC. Daraufhin wog ich nochmals Zucker und Honig ab, nutzte ein anderes Gefäß zum Schmelzen des Zeugs, stellte das Thermometer auf C und achtete auf die 149 Grad – aber dieses Mal hatte ich das Karamell anscheinend leicht verbrennen lassen. Es sah herrlich aus, aber nach dem Erkalten schmeckte es wie Asche. Und so richtig super aufgepufft war es auch nicht.

Rezept in die Tonne gekloppt, nölig ein paar Käseschnittchen gegessen und nicht mehr vom Sofa runterbewegt. Dabei aber weiterhin über mein Nikolausgeschenk von F. gefreut, der mir einen Nougatengel vom Dichtl aus Augsburg mitgebracht hatte. Den kann ich leider nicht essen, weil er so toll aussieht. Was sind das für nutzlose Süßigkeiten?!?

(Bussi!)