Was schön war, Montag, 21. Oktober 2019 – Quitten und „Karl V.“

Eigentlich war nach einer Woche Diss-Zwangspause dringend die Stabi angesagt, aber Verwandte von F. hatten uns/mich mit einer kleinen Kiste Quitten beglückt, die mir F. vorgestern vorbeibrachte und die ich erstmal verarbeiten wollte. Nicht dass ich was gegen den herrlichen Duft in meiner Küche gehabt hätte, aber ich ahne, dass die sich nicht so irre lange bei Wohnungstemperaturen halten (mein Keller ist keine Option).

Ich habe noch nie Quitten zu irgendwas anderem verwandelt, aber für sowas wurde ja das Internet erfunden. In einer Insta-Story vom Ludwigshof sah ich einen Verweis auf das Blog von Delicious Days, wo es ein Rezept für „ginger and tea flavored quinces“ gab, die man zum Beispiel über Eis hauen könnte. Das klang gut, ich nutzte die Suche im Blog, um das Rezept zu finden – und stieß zusätzlich auf dieses hier für Dulce de membrillo – zu deutsch schnöde „Quittenbrot“, wie ich beim Googeln feststellte. Das kann man als Konfekt essen, aber noch besser zu Käse, und wenn ich irgendwas mag, dann Fruchtiges zu Käse.

Ich googelte noch weitere Rezepte, denn ich hatte 20 Quitten, ging dafür kurz einkaufen, und begann dann mit der Arbeit – die sich als deutlich anstrengender herausstellte als ich gedacht hatte. Quitten sind das totale Arschlochobst! Steinhart und bockig, wenn man sie schälen und entkernen will! Ich schnitt mich zusätzlich noch einmal kräftig in den linken Mittelfinger, den ich jetzt allen Quitten zeige! Einige der Früchte waren leider schon braun, daher wanderten sie trotz großzügigem Drumrumschneiden um die matschigen Stellen in den Eimer, und aus dem Rest machte ich dann doch keinen Kuchen mehr, sondern warf alles in den Topf zum Kochen, um danach die klebrige Paste aus ihnen zu machen, auf die ich es abgesehen hatte.

Die überzeugte mich dann aber restlos von den Mistdingern, und ich will nächstes Jahr wieder eine Kiste haben. Großartig, jedenfalls zu meinem Bergkäse. Heute wird Manchego gekauft und morgen dürfte das Backblech alle sein, so wie ich mich und meinen Käsehunger kenne.

Abends ging es dann in die Oper, ein bisschen der Zwölftonmusik von Karl V. lauschen.

Ich bin noch etwas überfordert von dem Ding, ich suche noch nach meiner inneren Rezensionsanke. Die Inszenierung war, wie von La Fura dels Baus zu erwarten, bunt und unterhaltsam und es gab immer was zu gucken und zu staunen – so saß ich spätestens dann mit offenem Mund im Parkett, als um uns rum die Artist*innen von der ersten bis zur letzten Reihe auf den Stuhllehnen durchs Publikum kletterten. Ich muss aber gestehen, dass ich mit der Zwölftontechnik etwas überfordert war. Zeitgenössische, atonale oder auch nur aus Geräuschen bestehende Musik macht mir deutlich weniger Probleme als dieses für mich gefühlte starre Korsett, bei dem ich mich musikalisch, ähem, doch manchmal etwas langweilte. Aber das mag ein Einsteigerinnenproblem sein, keine Ahnung. Ich werde da mal ein bisschen auf Spotify rumlungern, um mehr davon zu hören.

Wie gesagt, zum Staunen gab’s genug, und das war mein zweites Problem des Abends: Ich wusste manchmal gar nicht, wo ich noch hingucken sollte, um alles mitzubekommen, und ich war mir nicht sicher, was mir die vielen, vielen bunten Hintergründe sagen wollten außer „Wir sind viel und bunt“. Die Kostüme waren aber durchgehend toll, und auch viele der Requisiten brachten mich lange zum Nachdenken. Ebenfalls die Ãœbertitel, die man netterweise bei den meisten Herren nicht brauchte, so klar sangen sie ihren Text. Die Oper von Ernst Krenek sollte 1934 in Wien uraufgeführt werden, es wurde dann 1938 in Prag, aber ich ahne, dass die damaligen Umstände auch für einige Textzeilen verantwortlich waren, die sich auf Deutschland beziehen. Manche Sätze fühlten sich irritierend bockig-zeitgenössisch an – sinngemäß „Wir wollen Deutsche und keine Weltbürger sein“ –, was den Abend noch anstrengender machte. Aber gut anstrengend!

Die Oper ging recht lange, F. und ich trennten uns in der U-Bahn-Station Marienplatz, ich fuhr nach Hause, räumte die großflächig verwüstete Küche auf, warf diverses in den Geschirrspüler und ging nach ein paar frustrierten Runden auf einem Hasslevel bei Candy Crush schlafen.