1000 Fragen, 201 bis 220

(Ich paraphrasiere Christian: „Die Fragen stammen ursprünglich aus dem Flow-Magazin, Johanna von pink-e-pank.de hat daraus eine persönliche Blog-Challenge gemacht, und Beyhan von my-herzblut.com hat das PDF erstellt.“)

201. Wie gut kennst du deine Nachbarn?

Über mir wohnt ein Pärchen, das nie Krach macht und zweimal im Jahr Familienbesuch hat. Das weiß ich, weil sie vorher neben mir gewohnt haben. Jetzt kriege ich nichts mehr von ihnen mit.

Ihnen gegenüber wohnt die einzige Nachbarin, mit der ich wirklich Kontakt habe. Sie hat mir beim Umzug geholfen und war gerade vor ein paar Tagen auf einen Espresso bei mir am Küchentisch. Außerdem gehörten ihr die ganzen tollen Bücher, die ich in den letzten Wochen im Hausflohmarkt gefunden habe, was ich aber nicht wusste.

Unter mir wohnt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die morgens zeternd zur Kita geschleift werden, wo sie sich anscheinend nie wirklich austoben können. Von 17 bis 19 Uhr hört es sich nämlich an, als ob sie die elterliche Wohnung auf Holzclogs mit einem Baseballschläger in Kleinholz verwandeln. Dann ist anscheinend Bettzeit, ich höre sie manchmal im Bad bei der gut gelaunten Abendtoilette, und dann bauen die Eltern vermutlich die Möbel wieder auf, lautlos.

Neben mir wohnt eine junge Dame, die gerne singt. Ich versuche seit Jahren (ich habe sie auch schon gehört, als ich noch über ihr wohnte) ein Lied zu erkennen, aber es ist mir erst einmal, vor Kurzem, gelungen – allerdings nicht an der Melodie, sondern am Text, den ich verstanden habe. Es war Taylor Swift. Sie scheint über Kopfhörer Musik zu hören, und manchmal begleitet sie sich auch an der Gitarre. Das scheinen eigene Lieder zu sein, und da weiß sie auch deutlich besser, was sie singen kann und was sie lieber lassen sollte.

Im Stockwerk schräg über mir wohnt ein älteres Ehepaar; die Frau redet immer mit mir, wenn wir zufällig den gleichen Fahrstuhl erwischen, aber sie spricht ein so dickes Bairisch, das ich sie quasi nie verstehe und immer nur freundlich „Ach was?“ sage.

Zwei Stockwerke unter mir wohnt das Hausmeisterehepaar. Der Herr benutzt ein Putzmittel im Treppenhaus, das wie das gute, alte Apfelshampoo aus den 80er Jahren duftet, und ich entschuldige mich immer, wenn ich über die frisch gewischten Treppenstufen gehen muss.

Den Rest kenne ich nur, wenn sie mal ein Päckchen für mich angenommen haben, was weder in die Packstation oder an einen anderen Abholpunkt ging.

202. Hast du oft Glück?

Ich habe noch nie richtig Geld im Lotto gewonnen, aber ich freue mich immer, wenn die U-Bahnen gerade einfahren, wenn ich ankomme. Da dauernd welche kommen, weiß ich nie, wann genau sie abfahren, ich gehe einfach irgendwann von zuhause los, in höchstens zehn Minuten fährt immer irgendwas. Ich müsste ab heute mal darauf achten, aber ich würde sagen, in 50 Prozent aller Fälle, an denen ich am Bahnsteig stehe, muss ich weniger als fünf Minuten warten, was ich als „Glück gehabt, richtig losgegangen“ bezeichen würde. Ich beantworte die Frage daher einfach mal mit Ja.

203. Von welcher Freundin unterscheidest du dich am meisten?

Hä? Quatschfrage. Körperlich unterscheide ich mich von allen, hilft das?

204. Was machst du anders als deine Eltern?

Ich habe keine Kinder, ich will kein eigenes Haus auf dem Dorf haben, ich fahre kein Auto mehr, ich klebe keine Analogfotos ein (ich mache ja kaum digitale). Ich bin inzwischen aber neidisch auf ihren Garten und die Obstbäume, die mir jahrzehntelang egal waren.

205. Was gibt dir neue Energie?

Spannende Lektüre, ein neues Projekt, ganz egal ob beruflich oder privat, ein neues Kochrezept, das ausprobiert werden will. Unterhaltungen mit F. Wenn ich mich mal aufraffe, Sport. Aber die kurze Fahrradfahrt zur Uni oder ins ZI auch! Eiskalte Spezi.

206. Warst du in der Pubertät glücklich?

War irgendjemand in der Pubertät glücklich? Ich glaube, ich fand es vor allem anstrengend, aber ich kann ich nicht mehr an so irre viel erinnern.

207. Wann hast du zuletzt eine Nacht durchgemacht?

Als ich noch gekellnert habe, hatte ich morgens um 7 Feierabend, gilt das? Aber da habe ich dann halt bis Mittags geschlafen. Ich glaube, ich habe einmal in der Werbeagentur als unwissende Juniorette ähnlich lange gearbeitet, musste aber um 9 wieder am Schreibtisch sein. Das dürfte der Tag gewesen sein, an dem ich innerlich beschlossen habe, meinen Job bis 18 Uhr durchzuziehen und dann verdammt nochmal gefälligst nach Hause zu gehen. Hat aber erst nach dem Juniorenstatus geklappt, als ich soviel Standing in der Agentur hatte, es mir leisten zu können, nach Hause zu gehen ohne Deppensprüche wie „Na, halben Tag freigenommen?“ abzukriegen.

Ich hoffe, diese Arbeitsweise hat sich inzwischen in Agenturen erledigt. Und überall sonst bitte auch.

208. Womit beschäftigst du dich am liebsten in deinen Tagträumen?

Wohlhabend sein, ein riesiges Penthouse einrichten, Jobs machen, die ich im Leben nie machen werde (alle erfolgreich natürlich). Inzwischen bin ich auch in meinen Tagträumen weiter dick, das war ich früher nie. Da hatte ich gerade die eine erfolgreiche Diät hinter mir und war nun mühelos schlank. Inzwischen baue ich Hinweise auf Fat Acceptance in meine Oscar-Dankesreden ein.

209. Blickst du oft um?

Ich verstehe das als: Blickst du zurück, nicht metaphorisch, sondern im Straßenverkehr. Dann: ja, natürlich, du etwa nicht, Fragebogen? Gerade zu Fuß glotze ich die ganze Zeit in der Gegend rum, Architektur angucken oder Blümchen am Wegesrand.

210. Was wissen die meisten Menschen nicht über dich?

Eine Menge. Lauter Sachen, die nicht ins Blog gehören, ta-daa.

211. Worüber hast du mit deinem Partner immer wieder Streit?

Wir streiten überraschend selten, wir sind beide große Konsenspuschel. Wenn mal irgendwas nagt, wird das zivilisiert besprochen. Nicht zusammenzuwohnen hilft dabei übrigens ungemein; man kann erstmal in Ruhe einen halben Tag ausstinken.

212. Worauf freust du dich jeden Tag?

Morgens die Balkontür aufreißen zu können (Durchzug!). Die alberne bunte Lichtdusche, die mir die Vormieterin dagelassen hat; macht echt immer noch gute Laune. Der morgendliche Flat White. Gutes Brot. Schreiben, immer wieder, egal was. Zeit auf dem Sofa (hab ich immer). Die Guten-Morgen- und Gute-Nacht-DM von F.

213. Welche Freundschaft von früher fehlt dir?

Keine. Jede Freundschaft hat seine Zeit. Es gibt Menschen, bei denen ich nicht mehr nachvollziehen kann, warum ich so viel Zeit mit ihnen verbracht habe – sie fehlen mir auf einmal überhaupt nicht mehr. Das bedauere ich in einigen Fällen im Kopf, aber für den Bauch ist alles in Ordnung. Dann passt das so für mich.

Wobei: Karl. Den habe ich ja nicht gehen lassen, der wurde mir weggenommen. An ihn denke ich noch manchmal. Vielleicht zu selten.

214. Wie gehst du mit Stress um?

Durcharbeiten, durchhalten, aushalten. Danach viel Schokolade und/oder viel Schlaf.

215. Gibst du dich gelegentlich anders, als du in Wirklichkeit bist?

Ich renne in der Öffentlichkeit nicht im Schlafanzug rum, dem einzig wahren Kleidungsstück, meinst du sowas?

216. In welchem Punkten gleichst du deinem Vater?

Mir fallen als erstes körperliche Merkmale ein. Die Fähigkeit, schlimme Reime auf Familienfeiern zu machen, habe ich von ihm (und sehr schnell abgelegt). Ansonsten haben wir nicht viel gemeinsam, fällt mir nach längerem Nachdenken ein.

217. Kann man Glück erzwingen?

Man könnte sich mal merken, wann die U-Bahnen fahren.

218. Welcher Streittyp bist du?

Der „Why can’t we all just get along“-Typ. Wenn das nicht funktioniert, bin ich, glaube ich, viel zu schnell persönlich und immer zu emotional.

219. Bist du morgens gleich nach dem Aufwachen richtig munter?

Seit ich mir das Snoozen abgewöhnt habe, ja.

220. Wie klingt dein Lachen?

Kristallklar perlend, sympathisch weiblich, und dabei werfe ich meine langen blonden Haare verspielt in den schlanken Nacken. Ein glutäugiger Herr reicht mir einen Champagnercocktail, während wir den Sonnenuntergang an der französischen Atlantikküste von unserem Penthousebalkon … (fade out)