Wilbur wants to kill himself

Wilbur wants to kill himself
(DK/UK, 2002)

Darsteller: Jamie Sives, Adrian Rawlins, Shirley Henderson, Lisa McKinlay, Mads Mikkelsen, Julia Davis, Susan Vidler
Musik: Joachim Hilbek
Kamera: Jørgen Johansson
Drehbuch: Anders Thomas Jensen & Lone Scherfig
Regie: Lone Scherfig

Das Schöne am Mensch-Sein ist das Unerwartete. Die Tatsache, dass wir uns und unsere Mit-Menschen immer noch überraschen können. Mit einem Schritt, den uns niemand zugetraut hat. Mit einer Geste, die wir selbst nicht erwartet haben. Mit einem Happy End, an das wir selber nicht mehr geglaubt haben.

Wilbur ist ein so ein Mensch. Er überrascht uns damit, plötzlich ein Leben führen zu wollen, denn seit wir ihn kennen, versucht er ständig, sich umzubringen. Das ändert sich, als sein Bruder heiratet und er zu ihm und seiner Schwägerin zieht. Und dadurch ändert sich nicht nur Wilburs Leben, sondern auch das aller anderen Beteiligten in diesem Film.

Wilbur wants to kill himself hört sich fürchterlich dramatisch an: Es geht um Selbstmord, Krankheiten, Geldsorgen, Einsamkeit. Es geht aber gleichzeitig auch um Hoffnung, Freude, Freundschaft, Liebe. Dass das eine anscheinend das andere bedingt. Und dass man sich nie mit dem einen zufrieden geben sollte.

Der Film erzählt seine kleine Geschichte ganz unaufdringlich, mit sehr sparsamer Dramatik und wunderbaren Schauspielern. Keine Geste ist zuviel, keine Szene zu lang, kein Dialog zu gewöhnlich. Gerade die Dialoge sind erfrischend unkonventionell und bilden einen schönen Kontrast zum recht verstaubt wirkenden Set. Natürlich würde niemand solche Sätze von sich geben, wie sie in Wilbur gesprochen werden. Aber vielleicht fühlt sich gerade deshalb der Film so ehrlich an.

Manchmal wünsche ich mir, dass die Menschen anders miteinander reden würden; offener, freier, ohne alles in Worthülsen zu verpacken. Das sieht auch der betreuende Arzt von Wilburs Suizid-Gruppe so und herrscht einen Patienten an: „Keine Metaphern!“, als dieser sich wieder einmal zu blumig zu seiner Einsamkeit äußert. Und ebenso unpoetisch und dabei herrlich skurril beschreibt Wilbur seinem Bruder etwas unwillig seine Begegnung mit dem Tod. Anstatt großer Worte und philosophischen Erklärungsversuchen sagt er nur schlicht: „Es ist dunkel und still. Ein bisschen wie Wales.“

Wilbur wants to kill himself ist ein seltsamer Film. Menschen sterben oder sind schwer krank, wollen sich erhängen oder schneiden sich die Pulsadern auf, und trotzdem kommt man voller Hoffnung aus dem Kino. Voller Hoffnung, nein, voller Gewissheit darauf, dass noch etwas Unerwartetes passiert, das alles so zurechtrückt, wie es sein soll. Oder dass uns ganz plötzlich ein Mensch überrascht, an den wir gar nicht gedacht haben.

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