Was schön war, Samstag/Sonntag, 20./21. Oktober 2018 – Wochenende

Den Vormittag verbrachte ich dankbar im Internet, denn das erzählte mir, wie man ein Bügeleisen entkalkt. Meins ist mindestens zwanzig Jahre alt und ich ahne, dass es auch so lange schon Kalk ansetzen kann. Da ich aber Mittags einen wichtigen Termin hatte, wollte ich endlich mal wieder Bügelwäsche ohne weiße Krümelchen darauf produzieren und füllte deshalb mein Bügeleisen mit einem Wasser-Essig-Gemisch (ich innerlich so: „DER GUTE WEISSWEINESSIG VON GÖLLES!“), ließ es rumdampfen und einwirken und dann nochmal rumdampfen und bügelte erst nach gefühlt zwei Stunden die erste dunkle Bluse – aber ohne weiße Krümel, ha! Danke, Internet.

Vor dem Mittagstermin war ich etwas nervös, denn ich war erstmals auf einer Feier von F.s Familie. Solche Veranstaltungen sind nie meins – zu viele Leute, zu viel Small Talk –, aber das war entspannter als ich dachte. Wir aßen und tranken sehr gut im Aumeister (ich Apfelschorle, ich war noch nicht in Stimmung für Helles oder Wein), dann gingen wir im Englischen Garten spazieren, und zum Abschluss gab es natürlich noch Kaffee und Kuchen, wie sich das halt gehört. Beim Spaziergang war ich vom Herbstlaub sehr fasziniert (#nofilter) und hätte dieses Motiv jetzt gerne als Bettwäsche.

Ich fand die Gegensätze zwischen den Feiern meiner Familie und dieser hier sehr spannend, traf nette Menschen und fühlte mich auch rundum wohl. Als ich aber zuhause ankam, wurde ich von einer Sekunde auf die andere bleiern müde; nach gut sechs Stunden bestem Benehmen in Kundenklamotten wollte ich nur in Schlumpfklamotten bierrülpsend auf der Couch wegdämmern. Aber ich guckte stattdessen die Sportschau, weil ich das Heimspiel von Augsburg gegen Leipzig leider versäumen musste; die SMS von einer unserer Mitstadiongängerinnen an F: „Habt nix verpasst“ half aber bei der Trauerarbeit. Direkt nach der Sportschau kam F. vorbei, und ich schloss für zehn Minuten die Äuglein, bevor ich mich aufraffte, um vielleicht noch ein kleines Getränk am Küchentisch zu mir zu nehmen, bevor wir um zehn ins Bett wollten.

Ähem.

Davor gab’s schon ein Fläschchen Fräulein Hu von meinem neuen Lieblingsweingut Wechsler, die ich inzwischen sogar lieber trinke als den Le 7, aber trotzdem werde ich mir für die letzte Flasche einen besonderen Anlass überlegen. Silvester oder so. Was richtig Ausgefallenes!

Das war sehr schön, mal wieder stundenlang gemeinsam rumzusitzen und einfach zu reden, keine Termine, nichts, was wirklich dringend besprochen werden muss, einfach nur in der Gegend rumreden. (Und trinken.) Ich mag solche Abende so gerne!

Gemeinsam sehr spät eingeschlafen.

Sonntag blieb der Wecker aus, wir waren trotzdem halbwegs früh wach, und F. musste auch kurz nach Hause für einen Winztermin. Ich holte mir derweil Croissants und bereitete Cappuccino für mich zu.

Gegen Mittag kam F. wieder rum und wir machten uns auf den Weg für einen kleinen Spaziergang: Wir wollten uns die Kirche St. Sebastian anschauen. Wir schlenderten dazu die Hiltenspergerstraße entlang, blieben kurz staunend am Glockenturm der Kreuzkirche stehen, entdeckten schön gestaltete Hausnummern und Fassadenreliefs und bewunderten dann schließlich St. Sebastian von innen und außen. Ich stellte fest, dass ich doch nicht bei allen biblischen Bilddarstellungen sattelfest war – die Geschichte bzw. den Psalm vom guten Hirten habe ich lieber mal kurz nachgeschlagen –, freute mich aber über eine ungewohnt ungeschmückte katholische Kirche.

Danach bummelten wir durch den Luitpoldpark, schauten Menschen beim Sport, beim Lesen und beim Pokemonfangen zu und ließen uns dann von der Tram (TRAMFAHREN!) in die Nähe des Ballabeni chauffieren, wo wir das vermutlich letzte Eis der Saison genossen, denn der Laden schließt nächstes Wochenende für den Winter. In einer Galerie daneben entdeckten wir Kunstwerke mit Büchern, die uns beiden gefielen; die werden wir uns nochmal anschauen müssen, wenn die Galerie geöffnet ist. Satt und zufrieden gingen wir zu St. Markus, wo eine Ausstellung lief, deren Plakat wir auf dem Weg zu St. Sebastian an einer Litfasssäule gesehen hatten, Das Prinzip Apfelbaum, wo Menschen über ihre Lebensphilosophie und ihren Nachlass sinnieren und fotografisch porträtiert wurden. Die Fotos von Bettina Flitner gefielen mir erwartungsgemäß sehr gut, die von den Abgebildeten selbst erdachten Ideen dahinter fand ich aber meist sehr blass. Spannend fand ich, dass sich ausgerechnet die zwei Berufspolitiker Richard von Weizsäcker und Egon Bahr am uneitelsten in Szene gesetzt hatten. (Bei Reinhold Messner musste ich arg mit den Augen rollen.)

F. wollte ein Nickerchen machen, ich Serien gucken, das taten wir dann auch, bis wir uns um 17 Uhr nochmal auf ein Stück Kuchen mit Nilgiritee trafen, natürlich von Omis Teegeschirr, über das ich mich immer, immer, immer freue. Dann musste F. leider gehen, Termine, Termine, immer beschäftigt der Mann, während ich Pizzateig ansetzte, die Geschirrspülmaschine einräumte, noch ein bisschen in der Wohnung grundpuschelte, damit sie irgendwann mal fertiggepuschelt ist, bevor ich recht zeitig mit einem Buch im Bett verschwand.

Das war, auch durch die nach gefühlt längerer Pause viele gemeinsame Zeit mit F., ein sehr schönes Wochenende. Gerne wieder.