Nachtrag: Tagebuch Donnerstag, 27. September 2018 – Wahlhelferschulung

Ich mache bei der bayerischen Landtagswahl Wahldienst, genau wie bei der letzten Bundestagswahl. Auch dort gab es auch bereits eine Schulung, vor allem, weil München damals zum ersten Mal mit Rechnerunterstützung Stimmen auszählte. Ich fand das sehr hilfreich; anstatt dutzende von Schmierzetteln zusammenfügen zu müssen, fragt der Rechner einfach in einer bestimmten Reihenfolge Dinge ab und die arbeitet man dann halt runter. Das läuft dieses Mal wieder so, aber auch dieses Mal saßen in der Schulung wieder Menschen, die irgendwie Angst vor diesen Geräten hatten. „Also, ich MUSS den gar nicht benutzen?“ Die Angst wurde ihnen vermutlich auch nicht groß genommen, denn wir beschäftigten uns kaum mit dem Rechner – „den kennen Sie ja alle vom letzten Mal.“ Ja, ich schon, danke, aber: hm.

Generell fand ich die Auffrischung aber wieder sehr hilfreich und die Auszählübung spannend. Wir hatten wie beim letzten Mal diverse Stimmzettel, die aus unterschiedlichen Gründen gültig oder ungültig waren und auch einige, bei denen beides möglich war. Wir sollten das Abstimmen über die Gültigkeit üben und bekamen generell Tipps für den Wahltag. Wir wurden auch darauf hingewiesen, dass gewisse Gruppen sich als Wahlbeobachter angekündigt hätten. Die Beobachter der OSZE trügen Armbinden und würden nur stumm rumgucken, aber es gebe durchaus Gruppen, die uns vielleicht genauer auf die Finger gucken wollten (der Schulungsleiter nannte keine Namen, aber ich ahne, dass es um eine bestimmte rechtsgerichtete Partei geht). Wir sollten darauf achten, dass diese Beobachter keinen Einblick ins Wählerverzeichnis bekämen (personenbezogene Daten) und wir sollten sie bitten, Abstand zu halten und uns arbeiten zu lassen. Zugucken ist natürlich erlaubt, die Wahl und auch die Stimmauszählung sind öffentlich. „Bieten Sie ihnen einen Stuhl an der Tür an und lassen Sie sich nicht einschüchtern. Ansonsten: 110 wählen.“ Das klingt ja sehr hoffnungsvoll, bestärkt mich aber in meiner Entscheidung, wieder Wahlhilfe zu leisten: Ehe die AfD Stimmen zählt (oder auch nicht, traue ich diesen Antidemokraten durchaus zu), mache ich das lieber selbst.

Nachmittags noch ein paar Bücherkisten ausgepackt, aber nicht mit der Bibliothek fertig geworden. Abends den ersten richtigen gemeinsamen Abend mit F. in der neuen Wohnung verbracht. Brotzeit mit Le 7 begleitet und sehr zufrieden gewesen, weil ich auch hier merkte, wie anders Dinge sind: Ich musste nicht wie oben den Küchentisch abräumen, um ihn von einem Schreibtisch in einen Essplatz zu verwandeln. Ich konnte ihn einfach decken und danach abräumen (und Geschirr in die von der Vormieterin überlassene Geschirrspülmaschine räumen, wo-hoo!), und ich musste nicht wieder meinen Laptop und meine externen Festplatten aufstellen, um am nächsten Morgen sofort losarbeiten zu können. Das war schön. Ja, klingt nach einer Kleinigkeit, aber für mich war das schön.