Nachtrag: Tagebuch Sonntag, 23. September 2018 – Kisten auspacken

Gemeinsam in einer neuen Wohnung aufgewacht. Das war schön, auch wenn wir in einem Zimmer aufwachten, in dem eine Kommode noch mit Folie umwickelt war und in dem zehn Kisten und Körbe rumstanden sowie fünf Kilo Werkzeug.

Es haben uns viele Leute gefragt, warum wir nicht zusammenziehen. Wir haben durchaus darüber nachgedacht, aber dann dachten wir daran, dass wir gerne mindestens vier Zimmer haben möchten und beide nicht aus der Maxvorstadt rauswollen, dann dachten wir an den Münchner Mietmarkt, dann haben wir beide herzlich gelacht und jede*r blieb da, wo er oder sie war. Und als sich jetzt eine Drei-Zimmer-Wohnung für mich alleine anbot, sprachen wir nochmals darüber, blieben aber eigentlich dabei: Wir wohnen gerne alleine, aber praktischerweise nur 800 Meter auseinander, das geht schon. Ich mache außerdem wirklich gerne Witze darüber, dass wir nur deshalb nicht zusammenziehen, weil unsere jeweilige Kunst an den Wänden nicht zusammenpasst.

Die morgendliche Dusche war nicht die erste in dieser Wohnung, aber sie hat ein Detail, das ich bisher vergessen habe zu verbloggen. Als ich das erste Mal, vermutlich nach einem weiteren Streich- und Putzmarathon nicht mehr oben, sondern hier unten duschte, prüfte ich wie immer mit der Hand die Temperatur des Wassers, das aus der Brause kam – und dabei wurde meine Hand bunt. Meine Vormieterin hatte einen dieser komplett sinnfreien Duschköpfe eingebaut, die bunt leuchten und damit auch ein bisschen das Wasser optisch färben. Eigentlich finde ich sowas total beknackt, aber in dem Moment, als ich körperlich fertig und stinkend und vermutlich mit schmerzenden Armen in der Dusche stand, musste ich so lachen, dass ich den Duschkopf so lasse. Bis jetzt erinnere ich mich jeden Morgen daran, wie spontan gute Laune ich beim ersten Mal mit dieser Dusche hatte, dass ich mich jedesmal wieder freue. (NATÜRLICH hat das Impressionistenbad eine bunte Dusche. F. so: „Farbverläufe überall!“)

Danach räumte ich den ganzen Tag in der Küche herum, damit wenigstens ein Raum halbwegs bewohnbar wurde. Ich packte alle Kisten aus, die dort standen, räumte alles in die Küchenschränke und die, die im Flur stehen und brachte Zeug in die eingebauten Wandschränke, die immer noch nicht perfekt befüllt sind, weil ich erstmal alles irgendwie aus den Kisten kriegen wollte.

Irgendwann lag eine Decke auf dem Küchentisch, meine Nachbarin hatte mir zum Einzug Blumen vorbeigebracht, die kamen jetzt von der Fensterbank runter, Gewürze und Messer hatten ihren vorläufigen Platz gefunden (den ich seitdem an meine Handgriffe beim Kochen angepasst habe), ich hatte ein paar Haken an die Wände geklebt, denn ich brauche immer mehrere Handtücher um mich rum. Die teure Espressomaschine steht bis heute in ihrer Kiste, denn über ihrem Standort, der der gleiche ist wie oben, muss noch ein Regalbrett angedübelt werden, worauf irgendwie noch niemand Lust hatte.

Eigentlich wollte ich gleich am Tag nach dem Umzug damit anfangen, die obere Wohnung für den Nachmieter zu streichen und zu putzen, denn die Übergabe war auf Mittwoch angesetzt. Ich begann am Sonntag vorsichtig damit, Decken und Fußleisten mit einem Besen abzufegen, aber selbst das machte in einer leeren Wohnung so viel Lärm und störte eventuell die Sonntagsruhe, dass ich das lieber sein ließ und unten weiterarbeitete.

Dort testete ich eine neue Methode zum Shirtfalten an. Meine Oberbekleidung hatte bisher in Stapeln auf Regalböden gelegen, wo man prima erkennen konnte, welches Motiv auf einem der siebzehn blauen Shirts vorne drauf war. Jetzt sollten die Shirts in Schubladen – also brauchte ich eine neue Methode, um nicht immer siebzehn Shirts auffalten zu müssen, bis ich das mit Calvin und Hobbes vorne drauf gefunden hatte. Ich erinnerte mich an Frau Kondo und brachte zwei Stunden damit zu, Dinge zum sweet spot zu falten (das kapiert ihr, wenn ihr das Video seht). Danach war auch das Schlafzimmer schon fast komplett aufgeräumt.

Abends kochte ich das erste Mal in der neuen Wohnung, auch wenn es eher Resteaufbereitung war. Für die Umzugshelferlein hatte ich Gurken und Tomaten in mundgerechte Häppchen geschnitten (bzw. gleich Cherry-Tomaten gekauft). Die warf ich jetzt in Salat, rührte ein Honig-Senf-Dressing an und briet dazu eine zerrupfte Brezn (auch Umzugsfutter) in Knoblauchbutter zu Croutons.