Tagebuch, Donnerstag, 13. September 2018 – Nachgetragenes

Es sind fast alle Kisten gepackt, den Rest packe ich, wenn ich den neuen Wohnungsschlüssel habe, denn dann kann ich gleich immer ein, zwei Sachen mit runternehmen, wenn ich oben vom Streichen oder Putzen Pause gemacht habe und wieder einen Stock tiefer gehe. Das freut auch die Umzugshelferlein.

Montag waren F. und ich im Obacht und wollte nur was Kleines essen und so ein, zwei Helle trinken. Nach gut zwei Wochen Alkoholabstinenz war das erste Helle allerdings eine Offenbarung. Daher wurden es dann auch mehr als ein, zwei, aber es war so ein schöner Abend zum Draußensitzen, lecker Essen, gut Trinken und lange Reden.

Dienstag abend saß ich dann spontan schon wieder vor Bier, dieses Mal sogar in Maßkrügen. Ich war zum ersten Mal am Nochkherberg und freute mich über den totalen Charmebolzen an der Zapfanlage. Als ich den ersten Krug holte, meinte er zum Abschied: „Dann bis später, oder?“ Und als ich ungefähr vier Stunden danach wieder da war, tat er beleidigt, weil ich so lange weg war. „Die letzte Maß hat mein Freund für mich geholt.“ – „Aber die hier ist jetzt für dich? Dann geb ich mir extra Mühe.“

Und schon ist man wieder 16 und grinst doof rum. Kerle, ey.

Mittwoch abend meldete sich dann der ehemalige Mitbewohner mit unserer üblichen Chiffre per DM: „Bier?“, woraufhin ich natürlich nur „Jau“ schreiben konnte. Am Chinesischen Turm bestellte ich brav Radler, es blieb bei zwei Maß und ich möchte jetzt erstmal keinen Alkohol mehr trinken. Dafür kam ich meiner Zeitzeugenrolle nach und dokumentierte einen Instagram-Boyfriend und die Geräusche eines Biergartens mit Blasmusik.

Die schönen Ampeln mit den verliebten Menschen sehen wieder so langweilig aus wie alle anderen Ampeln. Bin etwas traurig gewesen, als ich das entdeckte.

Am immer chaotischer werdenden Küchentisch gesessen und gearbeitet. Ich muss aufpassen, keine Dokumente in Kisten zu packen, mit denen ich gerade arbeite, und damit mir das nicht passiert, liegt alles Wichtige auf dem Tisch anstatt hinter mir in Ordnern im Regal. Was mich natürlich wahnsinnig macht, denn ich bin eine Freundin von leeren oder wenigstens übersichtlichen Schreibtischen. Bei Uni-Arbeiten liegen da gerne zehn aufgeschlagene Bücher rum, aber ich weiß immer, wo was ist. Beim Werbetexten liegt deutlich weniger rum, weil viele Kunden nur noch digitale Dokumente schicken, was ich auch ganz angenehm finde. Aber ich mache mir immer für alles Notizen oder drucke Probetexte aus, um sie von Papier lesen zu können, was fast jedem Text gut tut. Für meine übliche Teekanne habe ich derzeit keinen Platz mehr und außerdem Angst, dass ich über irgendwas Tee gießen könnte, was sonst in sicherer Entfernung liegt, aber da kann es ja jetzt gerade nicht liegen, weil alles mit Zeug vollgeballert ist.

Noch drei Tage. Und dann noch drei, bis der neue Schreibtisch geliefert wird, denn der Küchentisch ist dann endlich exklusiv ein Küchentisch. Grüße an Kai, der meinen alten Schreibtisch hat!

Eigentlich wollte ich zwei Wände meiner neuen Wohnung tapezieren, aber da ich für beide ungefähr 900 Euro hätte hinlegen müssen (kein Tippfehler), habe ich mir das wieder aus dem Kopf geschlagen. Dann wollte ich aber wenigstens mal die tolle Farbe aus dem Laden ausprobieren, der mir schon nicht die Tapeten verkaufen darf.

Dienstag war ich im Baumarkt und kaufte mir einen Tester der Schöner-Wohnen-Farbe, die ich eigentlich fürs Arbeitszimmer vorgesehen hatte. Der kostete lustige 1,95. Ins Schlafzimmer kommt eine andere Farbe von Schöner Wohnen aus der neuen poshen Architects’-Finest-Reihe. Da kostet der 2,5-Literpott gleich deutlich mehr, und auch für den Tester wollte der Baumarkt 4,95.

Zuhause testete ich dann die Arbeitszimmerfarbe und musste feststellen, dass sie viel zu dunkel war. Daher fuhr ich Mittwoch zu Farrow & Ball und wimmerte innerlich, weil ich wusste, dass ich mir die Farbe eigentlich auch nicht leisten will, genau wie die Tapeten, aber ich will wenigstens den Tester an die Wand schmieren. Mein ausgesuchter Farbton kostete in der Probepackung dann auch gleich 8,50 und natürlich war er wunderschön. Ich behaupte sogar, dass das Streicherlebnis angenehmer war als bei der Schöner-Wohnen-Farbe. Trotzdem weigere ich mich (noch), 235 Euro für ein einziges Zimmer auszugeben, werde mir die Farbe jetzt beim Bauhaus nachmischen lassen und vermutlich in sechs Monaten reumütig überstreichen.

Ach so, die Bibliothek kriegt eine weitere Schöner-Wohnen-Farbe; diese ist aus der Naturell-Kollektion. Beim Nachdenken über Wandfarben in den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass viele Farbhersteller jetzt eine hochpreisigere Designer-Linie haben. Gefällt mir, denn diese sind meist nicht so quietschigbunt. Werde trotzdem noch etwas den Farrow-&-Ball-Dingern hinterhertrauern, denn die sind quasi alle toll. In meinen Augen.

Gestern bei der Hausärztin die Blutwerte besprochen, wegen derer ich zwei Wochen nichts trinken sollte. Alles wieder so, wie sich’s gehört.