Tagebuch, Montag/Dienstag, 27./28. August 2018 – Orgazeug

Wer umzieht, muss organisieren. Genau das habe ich in den letzten Tagen gemacht: Umzugskartons online bestellt, Internet umgemeldet, Hausratsversicherung angepasst, Kaution für die neue Wohnung überwiesen, Dauerauftrag geändert, endgültige Wandfarben festgelegt, Einkaufsplan für Zeug erstellt, meinen Kalender mit Terminen vollgeballert, wann ich welches Möbelstück erstehe, liefern lasse, aufbauen muss, damit ich das kurze Zeitfenster von Kistenpacken/neue Wohnung einziehbereit machen/ausziehen/einziehen/alte Wohnung übergabefertig machen bestmöglich nutze, um so wenig wie möglich doppelte Miete zu zahlen. Das wird ein etwas hektisches Septemberende, vor allem, weil gerade eine Woche nach dem Umzug die Familie aus Niedersachsen für einen lang geplanten Besuch im Süden aufschlagen wird, und bis dahin sollte die Wohnung halbwegs vorzeigbar sein (und die alte leer und besenrein).

Warum ist dieser Mann kein Held?

Längeres und vielschichtes Porträt von Jana Hensel über Siegmund Jähn. Ich musste an einen meiner ersten Besuche in der damaligen DDR denken, als ich unsere Verwandten fragte, wer denn dieser Otto Grotewohl war, nach dem so viele Straßen benannt sind. Die DDR war ein fremdes Land für mich, und jetzt, nach den Ausschreitungen in Chemnitz, dachte ich zum ersten Mal, vielleicht ist es auch eins geblieben. Rostock etc. konnte ich noch irgendwie wegargumentieren – andere Erziehung, andere politische Sozialisierung, Aufwachsen in einer Diktatur (ja, das entschuldigt Nazi- und Arschlochsein natürlich nicht, ist mir auch klar) –, aber die Wiedervereinigung ist 30 Jahre her. Kommt mal klar. (Gilt auch für bayerische AfD-Wähler*innen.)

„Bis heute kennen den ersten Deutschen im Weltraum viele Westdeutsche nicht. Die Westdeutschen sind für die Ostdeutschen wichtig, ob das auch umgekehrt gilt, ist nicht so sicher. “Sigmund Jähn ist im Orkus der marginalisierten DDR-Geschichte verschwunden”, sagt der Soziologe und Elitenforscher Raj Kollmorgen. An Juri Gagarin, den ersten Menschen im All, erinnern sich im Westen viele. An Neil Armstrong, der als Erster auf dem Mond war, viel mehr. Umgekehrt aber gilt: Alle ehemaligen DDR-Bürger wissen, wer Sigmund Jähn ist. Wirklich alle.

Einen größeren Helden nämlich gab es in dem eingemauerten Land nicht. Auch weil er geschafft hatte, was vor ihm keinem Westdeutschen gelungen war. “Der erste Deutsche im All ein Bürger der DDR”, das titelte am Sonntag, den 27. August 1978, einen Tag nach seinem Flug, sogar das Neue Deutschland in einer Sonderausgabe. In großen roten Buchstaben, obwohl ein Wort wie Deutscher normalerweise auf dem Index stand. Die Bundesrepublik kam in DDR-Zeitungen nur als Abkürzung vor, die Deutschen hießen BRD-Bürger und DDR-Bürger. Aber am Tag nach Jähns Flug war das egal, der sozialistische Staat wollte Geschichte schreiben. Wahrscheinlich die größte Geschichte, die er je hatte.“

How to Get the Most Out of Art (Even When You’re Not Sure You Get It)

Der Artikel rennt die Türen ein, die wir mit unserem Podcast immer aufreißen: Geht einfach Kunst gucken. Nein, davon muss man keine Ahnung haben. Es erleichtert zwar einiges, aber gucken kann man auch so.

„Mr. Gray has a game he plays on museum tours called Buy, Steal, Burn. To play, choose a piece of art you feel strongly about — positive or negative — and tell your companion why you love it enough to buy it; want to steal it because you need it; or think it’s so terrible it just needs to be burned.

Besides getting people to talk about art, Mr. Gray said the real benefit of threatening priceless artwork with arson is getting viewers comfortable with the idea that it’s O.K. not to like or revere everything they see in a museum.

“The Met has over 230,000 objects,” Mr. Gray said. “You’d have to be crazy to find a single person who would love every object in there.”

He also suggested photo challenges as a way to build confidence and practice sharing art with friends. Don’t be afraid to keep themes light and a bit silly, and as you walk through the museum snap a picture of anything that reminds you of the prompt. If the challenge is “down to party,” it could be a painted jug of wine you’re planning to bring, a dreamy looking date or the perfect landscape for a dance party. If your dream get-together involves a bonfire, you can always choose which canvas you’d bring for kindling.“

Völlerei und Leberschmerz

Ein Podcast über gutes Essen und ebensolche Getränke muss ich natürlich hören. Die Testausgabe ist online und hat mir schon sehr gut gefallen. Die Gastgeber*innen sind Carmen Hillebrand, Lee Green (die Dame finde ich nicht, kleiner Hinweis für die nächste Ausgabe) und Thomas Knüwer.

Und darüber freue ich mich seit Sonntag.