The Core

The Core
(The Core – Der innere Kern, USA 2003)

Darsteller: Aaron Eckhart, Hilary Swank, Stanley Tucci, Delroy Lindo, Alfre Woodard, Bruce Greenwood
Drehbuch: Cooper Layne, John Rogers
Kamera: John Lindley
Musik: Christopher Young
Regie: Jon Amiel

Hm. Ja. Hm. Ich hab mir also The Core angeguckt. Hm. Und ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was ich bloß nachher darüber schreiben soll, denn den Film selber kann man so nebenbei im Kopf mitlaufen lassen. Er erfordert nicht wirklich absolute geistige Anwesenheit. Hm.

Gehen wir doch mal ganz pragmatisch vor. Woran hänge ich sonst meine Kritiken auf? An der Story. An den Darstellern. An der filmischen Umsetzung. Am Anspruch. Dann wollen wir mal.

Die Story (die uns Aaron Eckhart als Uni-Professor mit Hilfe eines Pfirsichs und einer brennenden Sprühdose demonstriert – danke, wäre sonst auch echt zu schwer zu kapieren gewesen): Der innere Kern der Erde hat aufgehört zu rotieren. Dadurch bricht das elektromagnetische Feld um die Erde zusammen. Innerhalb dreier Monate nach dieser Entdeckung werden Stürme aus Elektrizität auf der Erdoberfläche beginnen, und dazu fangen böse, böse Mikrowellen an, den Planeten zu grillen. Innerhalb eines Jahres ist die Sache bzw. die Erde dann durch. Lösung: Ein „Schiff“ mit sechs Besatzungsmitgliedern an Bord stößt ins Innere der Erde vor, um dem Kern mit einer Menge Atombomben einen kleinen Schubs zu geben und ihn damit wieder zum Laufen zu bringen. Und danach ist alles wieder gut.

Okay. Die Story kannte ich ja schon vorher, daher habe ich mir auch überhaupt keinen Kopf um die völlig schwachsinnigen pseudowissenschaftlichen Grundlagen der Geschichte gemacht. Bei Filmen dieser Art, heißen sie The Core oder auch Armageddon oder Independence Day, sollte man das sowieso nienienie tun. Damit ruiniert man sich höchstens zwei komplett anspruchslose Stunden im Kino. Was aber Armageddon und ID4 „besser“ gemacht hat als The Core, ist leider die Tatsache, dass sie viel schlechter waren.

The Core kann mit ziemlich guten Schauspielern aufwarten, was man von den anderen beiden Filmen nicht wirklich behaupten kann. Der Prince von Bel Air rettet die Welt? Ben „Weichei“ Affleck als knallharter Pilot? Blödsinn. Aber genau das hat die beiden Filme so entspannt gemacht. Sämtliche Charaktere waren so dermaßen überzeichnet und haben einen Macho- oder Platitüden-Dialogsatz nach dem anderen von sich gegeben, dass man sie nie ernst genommen hat und sich so gemütllich von einem Special Effect zum nächsten hangeln konnte, bis nach zwei Stunden das Popcorn alle war und man endlich was trinken gehen konnte.

Die Besetzung aus The Core spielt sonst eher in Filmen der etwas gehoberenen Klasse mit (allen voran Oscarpreisträgerin Hilary Swank); daher hatte ich immer das Gefühl, dass sie versuchen, ihr Können trotz der Story unter Beweis zu stellen. Und das hat das ganze so seltsam unausgegoren gemacht.

Ich kam jedenfalls sehr zwiegespalten aus dem Kino. Normalerweise finde ich die absolute Eindimensionalität der Charaktere in Actionspektakeln sehr erfrischend, weil man so keine unnötigen Tränen vergießt, wenn einer nach dem anderen auf den kruden Missionen dahingerafft werden. Wenn aber Aaron Eckhart versucht, seinem Freund im Tode beizustehen, dann bricht einem dabei das Herz, denn da ist auf einmal echtes Gefühl in den Pappkulissen, und man wünscht sich fast, er könne nicht so gut schauspielern und seine Rolle hätte noch weniger Tiefe als sie eh schon hat, damit einem diese Szene egal sein könnte. Ist sie aber nicht.

Und wenn der Hacker der Truppe, der als einziger über der Erde geblieben ist, nicht an einen Rechner kommt, an den er aber verdammt dringend muss, dann will ich Sätze à la “Come on, you f***ing son of a bitch” hören und nicht sehen, wie ihm Tränen der Verzweiflung über die Wangen laufen. Männer in Actionfilmen weinen nicht – höchstens, wenn der Präsident ihnen die Hand schüttelt.

Fast fehlen einem die albernen patriotischen Gesten wie Hand zum Gruß an die Mütze, Hymnen, amerikanische Flaggen, die Weltpresse, wie sie die Besatzung fotografiert, wenn diese in Zeitlupe an Bord geht – normalerweise ist das eklig, und man grinst, wenn man es sieht. Bei The Core fehlt das alles, und man wünscht es sich beinahe herbei, weil man dann den Film als „komplett daneben“ zu den Akten legen könnte.

Auch die Dialoge sind nicht ganz so Bruce Willis-markig-markant runtergerotzt, sondern kommen eher ironisch daher. Die Bruce Willis-Nummer hätte auch keinem der Charaktere gestanden, aber durch diesen Bruch der Gewohnheiten fängt man eben doch an, über die Story nachzudenken und sie ernst zu nehmen – und dann wächst einem die Besatzung eben ans Herz, und es ist nicht mehr egal, was man ihnen passiert. Keiner der Jungs und Mädels kommt als der Retter der Welt daher, keiner schwingt große Reden von Verantwortung und Ehre und Vaterland. Ganz im Gegenteil: Einer der Jungs sagt ganz pragmatisch und dabei sehr rührend, dass er gar nicht die Welt retten will. Ihm würde es reichen, seine Frau und seine Kinder in Sicherheit zu wissen. Vielleicht ist man durch diese eher leisen Töne versucht, die Charaktere an sich ranzulassen und nicht gleich als Karikatur abzutun. Aber genau das ist die Crux: Will ich so leise Töne überhaupt in einem Film, in den ich eigentlich nur gegangen bin, um mir ein paar schöne Special Effects anzugucken?

Wenn wenigstens die mich aus meinen Gedanken gerissen hätten. Aber leider sind sie auch nicht der Bringer. Wenn das Kolosseum im Rom dem Erdboden gleich gemacht wird, mutet das arg nach der Szene „Das Weiße Haus unter außerirdischem Beschuss“ aus ID4 an. Und das Innere der Erde sieht wahlweise aus wie der fiese, gezackte Meteorit aus Armageddon oder wie ein blubberiger Bildschirmhintergrund in OS 9. Unterste Schublade.

Ich weiß einfach nicht genau, was der Film eigentlich sollte. Für einen Actionreißer war er mir fast einen Hauch zu intellektuell gestrickt. Für einen Actionfilm mit Anspruch (wenn es das gibt), war er wieder zu schablonenhaft. Und damit wäre ich wieder am Anfang. Das einzige, was ich wirklich über The Core sagen kann, ist: Hm.

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