Was schön war, Mittwoch, 7. März 2018 – Alltag

Das war ein angenehmer Arbeitstag: Ich konnte meine Projekte schön nacheinander abarbeiten, keine Mails oder Anrufe rissen mich aus meinem Flow, stattdessen tippte ich konzentriert vor mich hin und bekam nachmittags auch gutes Feedback aus gleich zwei Ecken. Den größten Brocken konnte ich bis abends fertigstellen, der geht heute raus, nachdem er noch eine Nacht vor sich hinsimmern durfte. Pünktlich Feierabend gemacht.

Meine Mittagspause verbrachte ich damit, zu einem Café um die Ecke zu schlendern, von dem ich wusste, dass sie in der Region rösten ließen. Ich bat um zwei Sorten, damit ich vergleichen konnte, möglichst wenig fruchtbetont, gerne kräftiger. Der freundliche junge Mann hinter der Theke fragte, mit was ich die Bohnen denn zubereiten wollte (also Siebträgermaschine oder was anderes), erklärte mir die Aromen von verschiedenen Sorten, wo genau die Bohnen verarbeitet wurden und fragte, ob er mir die mahlen sollte, was ich verneinte. Ich fühlte mich gut beraten, kaufte zwei Sorten – einmal die Bohnen, die das Café als ihren Lieblingskaffee ausschenkt und eine, die nach Schokolade schmecken soll, was ich bisher noch bei keinem Kaffee rausgeschmeckt habe – und bereitete mir zuhause gleich eine Tasse zu. Ich stellte befriedigt fest, dass die Haussorte wirklich kaum nach Säure schmeckte, stattdessen eher angenehm holzig und nach einem starken Körper. Der Schokoladenkaffee wartet noch auf mich.

Die Kitchen-Impossible-Folge vom Sonntag hatte ich bruchstückhaft am Montag und Dienstag nachgeschaut, bis ich sie mittendrin abbrach wegen kompletter Genervtheit von beiden Köchen. Was aber übrig geblieben war: der dringende Wunsch, ein dickes Rösti zuzubereiten. Bisher hatte ich das immer aus rohen Kartoffeln hergestellt und es waren vermutlich auch eher Kartoffelpuffer. Dienstag abend hatte ich Pellkartoffeln aufgesetzt, die ich gestern abend rieb. Ich ließ Zwiebeln in der Pfanne in Butterschmalz glasig werden, gab dann die Kartoffeln hinzu, briet sie ein bisschen an und formte dann einen dicken Berg, den ich so gut es ging, an den Pfannenboden andrückte. Deckel drauf und bei mittlerer Hitze zehn bis fünfzehn Minuten braten. Nach dieser Zeit linste ich vorsichtig in die Pfanne, um zu gucken, ob sich ein schöner braun-knuspriger Boden gebildet hatte. Hatte er – aber ich schaffte es leider trotzdem nicht, den Rösti vernünftig zu wenden, er zerbrach, als ich die Pfanne umdrehte, um ihn auf den Deckel gleiten zu lassen. Ich briet ihn trotzdem brav weiter, salzte und pfefferte, machte noch einen schnellen Gurkensalat dazu und fand ihn auch zerbrochen äußerst schmackhaft. Kartoffeln mit Röstaromen halt. Was soll daran auch nicht schmackhaft sein?

Den Abend mit der FAZ auf dem Sofa verbracht, endlich The Good Fight von Sonntag nachgeschaut, früh schlafen gegangen.

Wo ich gerade meine Zeitung erwähne: die New York Times veröffentlichte gestern einen Artikel, in dem jemand sich zwei Monate lang von seinem Smartphone befreite und nur noch Zeitungen und Zeitschriften las, um sich über Nachrichten zu informieren. Ganz so drastisch praktiziere ich das nicht, aber ich habe mich trotzdem wiedergefunden:

„It has been life changing. Turning off the buzzing breaking-news machine I carry in my pocket was like unshackling myself from a monster who had me on speed dial, always ready to break into my day with half-baked bulletins.

Now I am not just less anxious and less addicted to the news, I am more widely informed (though there are some blind spots). And I’m embarrassed about how much free time I have — in two months, I managed to read half a dozen books, took up pottery and (I think) became a more attentive husband and father.

Most of all, I realized my personal role as a consumer of news in our broken digital news environment.“

Den Zeitfaktor würde ich für mich verneinen: Das Überfliegen meiner Twittertimeline geht weitaus schneller als die Zeitungslektüre. Ich räume mir, seit ich die FAZ abonniert habe, immer eine Stunde am Tag Zeit frei, um sie lesen zu können. Das klappt nicht immer, dann lese ich am nächsten Tag wenigstens das Feuilleton nach und überfliege den Politikteil. Inzwischen lese ich auch auszugsweise den Wirtschaftsteil, während Finanzen immer noch ignoriert werden.

Wo ich dem Autoren aber dringend zustimmen möchte: Ich fühle mich weitaus besser informiert, weil ich das Gefühl habe, Nachrichten zu lesen, Einordnungen, und keine Kommentare. Vor allem keine auf 280 Zeichen. Das ist in letzter Zeit eh ein Problem für mich geworden: das ewige Rummeinen, gerne im blasierten Tonfall, als ob alle anderen Menschen auf der Welt Idioten wären. Ich habe meine Timeline mal wieder durchgekehrt, wobei nicht nur die Rummeinenden rausgeflogen sind, sondern auch viele Accounts, die rein akademisch waren – das betrifft mich einfach nicht mehr. Ich folge weiterhin Menschen, die ich persönlich kenne und verzeihe ihnen, dass ich nicht immer einer Meinung mit ihnen bin, was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruht. Ich folge weiterhin Museen und kulturellen Institutionen, weil ich meine Infos zu ihren Sammlungen oder Aktitiväten lieber auf Twitter lese als auf Facebook. Ich bin eh kurz davor, alles aus Facebook rauszuwerfen und nur noch die lustigen Tasty-Videos zu gucken, ansonsten ist mir die Plattform sehr egal geworden. Und auch Twitter strengt mich derzeit mehr an als dass es mir etwas bringt. Jahrelang war das Tweetbot-Fenster links am Bildschirm und ich hatte es immer im Augenwinkel, aber neuerdings erwische ich mich immer öfter dabei, es zu minimieren oder gleich ganz auszuschalten. Es ist so herrlich ruhig auf einmal. Ich öffne das Fenster wieder, wenn ich fünf Minuten Ablenkung brauche, aber dann verschwinden alle Stimmen wieder im Dock. Mal gucken, wie sich das entwickelt.