Tagebuch, Freitag bis Sonntag, 26. bis 28. Januar 2018 – Noch mehr Husten

Da bei mir netterweise gerade eine Buchung von der nächsten abgelöst wurde, konnte ich unnetterweise meine aufkommende Erkältung nicht anständig auskurieren. Das ist doof, das weiß ich auch, aber jetzt gerade muss dringend das Konto aufgefüllt werden. Hurra für den Kapitalismus!

Daher verbrachte ich nach zwei etwas zähen Tagen am Schreibtisch wenigstens endlich das komplette Wochenende im Bett und das auch so oft es ging schlafend. Das ging leider nicht immer, gerade nachts plagte der Husten mich sehr. Und ich ahne, dass meine Nachbarn mich inzwischen hassen, denn ich glaube, ich huste sehr laut.

Wenn ich wach war, schaute ich kurz auf Twitter und retweetete, dann fielen mir wieder die Augen zu. Ab und zu las ich etwas, das mit der Dissertation zu tun hat, was mich noch mehr freut als es mich generell freut, etwas für die Diss zu lesen. Mitte Dezember hatte ich den Kopf bewusst aus dem ganzen Nazikram gezogen, um Abstand zu gewinnen. Der war anscheinend nötig; jetzt macht es wieder Spaß (diesen Begriff bitte immer in Anführungszeichen denken, wenn ich mich mit der NS-Zeit befasse). Ich lese immer noch eine Dissertation von 1987, die damals in Ost-Berlin abgegeben wurde. Man muss erstmal eine Menge sozialistische Sauce wegwischen, um an den eigentlichen Textinhalt zu kommen, aber das klappt auch nicht immer. Je länger ich den Kram las, desto mehr war ich der Meinung, Marx mal wieder lesen zu müssen. Könnte aber auch daran liegen, dass ich gerade krank arbeite, um ein Dach über dem Kopf zu haben.

Wegen der derzeit günstigen Buchungssituation gab ich meiner sinnlosen Sehnsucht nach mehr Geschirr nach und bestellte mir zwei Pastateller und zwei flache Teller, um die ich seit ungefähr einem Jahr rumschleiche, sie mir aber immer brav verkniffen habe, weil ich genug Geschirr besitze. Jetzt gehören sie aber doch mir, und sie machen mich sehr glücklich. Hurra für den Kapitalismus!

Nicht nur Raubkunst! Sensible Dinge in Museen und universitären Sammlungen

Diesen schönen Sammelband gibt es für lau als Open-Access-Dokument auf der Verlagsseite. Ich habe bisher erst einen Aufsatz überflogen, nämlich „Eine ethische Herausforderung. Der Zugang zu nationalsozialistischer Propagandaliteratur in Hochschulbibliotheken“ von Hermann Rösch (hier als direktes PDF). Das Thema beschäftigt mich derzeit dauernd und ich amüsierte mich bereits im Blog über die verschiedenen Gebaren, wenn es darum geht, NS-Schriftgut einsehen zu können. Einiges konnte ich entspannt nach Hause entleihen, anderes ist nur im Lesesaal zugänglich, da aber ohne weitere Kontrolle oder Einschränkung. Für einen Zeitschriftensammelband musste ich allerdings meinen Namen, meine Adresse und mein Forschungsfeld angeben sowie bestätigen, dass ich ihn nur für wissenschaftliche Zwecke einsehen will, denn nur dafür ist er freigegeben. Er lag auch nicht in meinem üblichen Abholfach in einem kleinen Lesesaal, sondern ich musste ihn persönlich bei der Aufsicht abholen und auch dort wieder abgeben.

(via @VDKunsthistorik)

How a Library Handles a Rare and Deadly Book of Wallpaper Samples

Um auf die Gefahr von Arsen in der häuslichen Umgebung aufmerksam zu machen, bastelte Dr. Robert M. Kedzie 1874 einhundert Bücher, in denen er handelsübliche Tapetenmuster band, die damals zu gut 65 Prozent arsenbelastet waren. Dieses Buch schickte er an hundert Bibliotheken mit der Anweisung, so die Öffentlichkeit über diese unterschätzte Gefahr zu informieren. Von diesen hundert Büchern existieren noch vier, und heutige Bibliotheken sehen sich mit der Frage konfrontiert, wie man ein Buch konserviert, das einen krankmachen könnte.

„The Victorians knew that arsenic was poisonous when eaten, of course—it had gained a reputation as an “inheritance powder” that could be used, for example, to bump off elderly aunts with large fortunes—but most saw little risk in plastering their homes with the stuff. Kedzie argued (correctly, we now know) that arsenical wallpapers shed microscopic dust particles that can be inhaled or ingested. In the preface to Shadows, he warns that arsenic can kill not only by “sudden and violent destruction of life” but by slow, chronic poisoning, a mysterious and lingering illness that might baffle sufferer and physician alike. He wrote of women taking ill and withdrawing into their wallpapered bedrooms to recover, not knowing that all the while they were inhaling “an air loaded with the breath of death.”“

(via @v_i_o_l_a)

Rosie the Riveter

Ein schöner Twitter-Thread über Norman Rockwells Rosie the Riveter. Ich kannte den Titel, aber nicht das eigentlich Bild und war sehr erstaunt, eine breitschultrige, kurzhaarige Frau zu sehen – die einem Werk Michelangelos ähnelt, wie hier zu sehen ist.

(via @mmiedl)

Rezension Vermacht. Verfallen. Verdrängt. Kunst und Nationalsozialismus

Unser Katalog zur Ausstellung in Rosenheim ist freundlich besprochen worden, was mich sehr freut.

„Wie in einem Vexierspiegel bildet die Sammlung der Städtischen Galerie Rosenheim daher die NS-konforme Kunst in ihrer intimen Verfasstheit, aber auch in ihren tiefen Widersprüchen ab. Über drei Semester konnten gemeinsam mit Studenten der LMU vor Ort Archivarbeiten angestellt, Arbeiten geschrieben und eine Ausstellung vorbereitet werden, die diese Ambiguität aus den Rosenheimer Beständen heraus demonstriert. Zugleich ist diese Initiative eingebunden in ein breites Spektrum neuerer Aktivitäten: die Dauerausstellungen großer Museen beginnen gerade damit, NS-Kunst zu integrieren und dies in Tagungen zu diskutieren, zuletzt besonders in München und in Halle. Zudem wanderte im letzten Jahr die Ausstellung Artige Kunst über drei Stationen durch Deutschland. 2017 scheint tatsächlich neuer Schwung in das problematische Forschungsfeld der NS-Kunstgeschichte gekommen zu sein. […]

Was hier nun vorliegt, ist daher kein klassischer Ausstellungskatalog, sondern eher ein wissenschaftlicher Sammelband, der die höchst verdienstvolle Projektarbeit dokumentiert. In den insgesamt vier Abteilungen werden die Ergebnisse der studentischen Recherchen zu Rosenheim präsentiert und mit übergreifenden Perspektiven kontrastiert.“