Tagebuch, Samstag, 25. November 2017 – Drei verschissene Punkte und ein enges Höschen

Am Nachmittag stand wieder ein Heimspiel in Augsburg auf dem Programm, dieses Mal gegen Wolfsburg. Ich freute mich auf den Herrn Gomez, der in der letzten Saison leider verletzt gewesen war. Während des Spiels hatte ich dann aber doch keine Augen für ihn, sondern sah entsetzt das bisher mieseste Spiel meiner Stadionkarriere im Fuggerstädtchen. F. meinte zwar, direkt nach dem Aufstieg in die erste Liga hätte der FCA ähnlichen Rotz gespielt, aber ja, das war schon ziemlich schlecht.

Es waren lausige vier Grad und es sollte regnen, was mich wieder den ganzen Vormittag mit der Frage hadern ließ, was ich bloß anziehen sollte. Vier Schichten Shirts plus mein schnuffiges Hoodie plus Regenjacke? Das ist zwar viel Stoff, aber gegen vier Grad dann doch gefühlt recht wenig. Die richtig, RICHTIG dicke Winterjacke, mit der ich schon bei minus 10 Grad im Volksparkstadion gesessen und nicht die Bohne gefroren habe, weil das Ding schlicht richtig gut warm und winddicht und wasserabweisend ist? Klingt alles toll, ich weiß aber auch, dass ich in ihr beim Fußmarsch zum Stadion fast den Hitzetod sterbe, weil sie den Körper quasi vakuumiert. Ich entschied mich für den Mittelweg: meine lange schwarze, recht schwere Wolljacke, die auch schön warm hält und mit der man auch durch Regen kommt, solange es keine Sturzbäche sind.

Blieb noch die Frage für den Unterleib: Hose (ach was), aber: noch was drunter und wenn ja, was? Ich hatte vor ewigen Zeiten in der Allianz-Arena mal eine Baumwollleggings drunter, die ich sonst im Sommer unter langen Röcken trage. Die ist zwar hautfreundlich, aber so richtig warm hält sie nicht, und wie das halt so ist mit billigen Leggings, rutschen sie auch gerne mal in der Gegend rum.

Ich entschied mich spontan für meine Lauftights, die ich noch nie zu anderen Zwecken als zum Walken/Joggen getragen hatte. Sie passten – natürlich, weil hauchdünn – ganz hervorragend unter die Jeans und wie es sich für Funktionskleidung gehört, blieben sie auch genau da, wo ich sie beim Anziehen hingezuppelt hatte.

Das Ensemble vervollständigten meine Wollhandschuhe und der FCA-Schal, den ich seit unserem nervigen Zusammentreffen mit doofen 1860-Fans lieber in der Tasche trage, bis wir aus München raus sind. Eine Mütze brauchte ich nicht, meine Wolljacke hat eine Kapuze. Dazu erstmals die dicken Winterstiefel statt der leichten Sneakers. Was tut man nicht alles für Fuppes. Daran dachte ich beim hundertsten Fehlpass während des Spiels: Wieso bin ich nicht auf dem Sofa unter meiner Kuscheldecke geblieben?

In der ersten Halbzeit rannten die Augsburger zwar brav gegen alles an, verhedderten sich aber dauernd in den gefühlt acht Viererketten der Wolfsburger. Die igelten sich irgendwo zwischen Mittelkreis und Strafraumgrenze ein und Augsburg fiel nicht genug ein, um anständig zum Tor zu kommen. Ein paar Chancen gab’s, die großflächig vergeben wurden, dann schoss Wolfsburg einmal aufs Tor – und der Ball glitschte unserem Torwart durch die Hände ins Netz. Ich wollte in der Halbzeitpause gerne in die Kabine gehen und jeden einzelnen liebevoll mit „IHR SPIELT ALLE SCHEISSE UND ES IST KALT“ anbrüllen, aber ich glaube, der Trainer hat ungefähr dasselbe gesagt. In der zweiten Halbzeit lief es zunächst besser, der Ausgleich fiel irgendwann, dann kamen wieder Szenen, bei denen die ganze Tribüne kollektiv stöhnte – da laufen vier Augsburger mit dem Ball auf einen armen Verteidiger zu, man hätte sich so schön den Ball hin- und herschieben können, bis das Tor halt leer ist, aber nein, man spielt lieber den tausendsten Fehlpass, der Torwart kann abwehren, und ab diesem Zeitpunkt saß ich nur noch ergeben da und dachte daran, dass meine Füße allmählich kalt wurden. Ansonsten war meine Kleidungsauswahl perfekt, alles war halbwegs warm bzw. erträglich. Schließlich fiel sogar der Siegtreffer, worüber man sich hätte eigentlich irre freuen müssen, aber irgendwie waren alle eher genervt von diesem planlosen Gehacke da unten, dass man ein bisschen klatschte und dann die Minuten bis zum Abpfiff zählte.

Beim Rausgehen zückten natürlich alle die Handys, um zu gucken, wie der Rest der Liga so gespielt hat, und als man sah, dass Dortmund noch eine fucking Vierzunull-Führung hergeschenkt hatte, war man doch wieder recht versöhnt mit den eigenen Jungs.



Die Choreo zum zehnjährigen Bestehen der Legio Augusta, einem der größeren Fanclubs, wenn ich F. richtig verstanden habe. Die abgeklebten Werbeplätze waren in der Halbzeit wieder frei, und ich habe mich gefragt, wie man das mit den Sponsoren abspricht.

Abendessen: weiße Bohnen und Cherrytomaten auf Knoblauchbaguette mit ordentlich Rosmarinöl. Genau das Richtige zum Aufwärmen und blitzschnell fertig.

Die Lauftights habe ich danach den ganzen Abend nicht mehr ausgezogen. Normalerweise laufe ich zuhause in irgendwelchen bequemen Stoffhosen rum, aber nachdem ich die Jeans ausgezogen hatte, fand ich es total überflüssig, eine bequeme Hose gegen eine andere auszutauschen. Und als ich nach dem Bayernspiel gegen 21 Uhr zu F. ging, um mit ihm den restlichen Abend zu verbringen, trug ich sie wieder unter der Jeans, einfach weil sie so herrlich angenehm sind.

Als ich mich nachmittags fürs Stadion anzog, twitterte ich, gerade in die Tights geschlüpft, dass ich eben genau dieses Kleidungsstück trug. Dann zog ich mich weiter an und begann mit den Stiefeln – bis mir einfiel, dass ich über die Tights noch eine Jeans anziehen sollte. Ich bin inzwischen so daran gewöhnt, in den Dingern aus der Wohnungstür zu gehen, dass ich mich wirklich selbst daran erinnern musste, dass da heute ausnahmsweise noch eine Lage drüberkommt.