Tagebuch, Freitag, 17. November 2017 – Back to life und Prost

Wenn ich krank bin, denke ich immer, die Welt um mich herum hat sich brachial verändert, wenn ich plötzlich wieder in ihr auftauche. Ich muss mich gefühlt daran erinnern, wie U-Bahn-Fahren geht, wie man auf den Verkehr achtet, wie man mit Menschen an Supermarktkassen interagiert, wenn ich eine Woche lang bräsig vor mich hingedämmert habe.

Gestern besuchte ich endlich die zweite Ausstellung für unseren Podcast, den wir an diesem Wochenende aber wirklich aufnehmen. Letzten Sonntag konnte ich kaum sprechen; das geht jetzt gut, aber ich huste immer noch ein bisschen. Wird bestimmt prima fürs Zuhören. (Sorry!)

Ohne jetzt schon verraten zu wollen, was wir uns angeschaut haben: Ich mochte beide Ausstellungen sehr, und in beiden hing jeweils ein Bild, über das alleine ich eine Seminararbeit hätte schreiben wollen. Mal sehen, ob es zu einer neuen Ausgabe der Einzelmeister reicht; für diese Blogserie habe ich ja bisher erst einen Beitrag produziert. Der hat aber sehr viel Spaß beim Schreiben gemacht, weil ich mich fürs Blog genauso zum genauen Hinschauen motiviert habe, wie ich es sonst nur für die Uni tue. Aber bei den eben erwähnten zwei Bildern blieb ich recht lange stehen und schaute, weil es so viel zu schauen und zu vergleichen und zu denken gab.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, die Zeitungen der letzten Tage nachzulesen, von denen ich matt und matschig meist nur ein, zwei Seiten geschafft hatte. Das Feuilleton will ich auf jeden Fall komplett nachlesen, den Politikteil wenigstens überfliegen, Wirtschaft und Finanzen kommen gleich weg, hilft ja nix.

Bei Outlander habe ich inzwischen alles gesehen, was es an Folgen gibt (Netflix und vom Laster gefallenes Zeug). Die erste Staffel ziiiiiieht sich meiner Meinung nach äußerst ungebührlich in die Länge und die vorletzte Folge konnte ich nur zwischen meinen Fingern anschauen, die ich mir vor die Augen hielt, weil ich sie unglaublich brutal fand. Bei einigen Szenen sah ich bewusst ganz weg. Bei der zweiten Staffel daddelte ich die komplette erste Hälfte Candy Crush und Hay Day nebenbei, weil mir die ganzen politischen Intrigen in Paris total egal waren, aber die Kostüme haben mir sehr gut gefallen (die sind immer toll und ich möchte jetzt so ein großkariertes Schultertuch haben, das ich mir wie eine Pashmina überwerfe). Die zweite Hälfte fand ich dann spannend genug, um anständig zuzuschauen. Bisher mag ich die dritte Staffel recht gern, zumindest bis zum großen Wiedersehen der beiden Hauptpersonen, weil da endlich mal beide für sich alleine stehen und wirken können. Jetzt wo sie wieder knutschen, versackt alles wieder ein bisschen.

Das hält mich aber natürlich nicht davon ab, YouTube nach Schnuckischnipseln leerzusuchen. Jetzt weiß ich auch, wie sich der Hauptdarsteller ausspricht.

Ich beschloss den Tag und offiziell die Erkältung damit, Alkohol zu trinken, ungefähr 1 cl. In Outlander saufen sie den – ganzen – verdammten – langen – Tag lang, meistens Wein oder Whisky (Schottland halt).

An Whisky habe ich mich jahrelang nie so recht rangetraut und hatte in Hamburg auch nur eine Flasche, hauptsächlich um ihn in Backwerk oder Nachtisch zu kippen; immerhin einen Oban und keinen Johnny Walker oder ähnliche Blends. In F.s Wohnzimmer stehen „zwischen 20 und 30, glaube ich“ Flaschen Whisky und Whiskey (der Mann liegt gerade neben mir und weiß es selbst nicht genau), und natürlich habe ich in den vergangenen Jahren den einen oder anderen Schluck bei ihm probiert. So ganz richtig warm werde ich mit dem Torf und dem Rauch nicht, aber es gibt einen Whisky aus den Highlands – natürlich aus den Highlands –, der mir sehr gut schmeckt, überhaupt nicht brennt, sondern das Brustbein mit Vanille und einem winzigen bisschen Ingwer wärmt: der Singleton of Glen Ord, 15 Jahre gereift. (Ich bin ja alleine von den Reifungen bei Bränden immer schon beeindruckt. Da lässt man dieses herrliche Produkt einfach jahrelang rumliegen und plötzlich ist es groß und darf in die Welt.) Ein kleines bisschen Rauch, kein Torf, der, soweit ich weiß, eher bei den Insel- und speziell den Islay-Whiskys vorherrscht, nur schöne Geschmeidigkeit.

Dass die Glen-Ord-Destillerie nur ein paar Kilometer von Inverness entfernt liegt, dem Ort, an dem die ganze Outlander-Serie beginnt, fand ich erst gestern beim Whisky-Googeln heraus und fand es sehr charmant. Sláinte!

(Nachtrag: Der Herr ist inzwischen zuhause und hat nachgezählt: 43 Flaschen.)