Was schön war, Montag bis Donnerstag, 28. bis 31. August 2017 – Bunte Tüte

Nach der letzten Physiositzung mit weichgeknetetem Nacken in der ZI-Bibliothek sitzen und über Dinge lesen, die rein gar nichts mit meinem Forschungsfeld zu tun haben. Ich bereitete den Blogeintrag über Audiences von Thomas Struth vor und schleppte bergeweise Literatur zum Künstler und zu Fotografie im Allgemeinen an den Platz. Ich habe es so genossen, lesen zu können, um nur für mich (und meine Blogleser*innen) etwas zu lernen. Sowohl Thema als auch Entstehungszeitpunkt als auch Medium sind ganz weit weg von dem, was ich in der Diss anfassen werde, daher hat sich das wie Freizeit angefühlt. Schlaue Freizeit.

In einem Teeladen die Nase in diverse große Tonnen mit losem, duftenden Tee halten. Flashbacks zu Teepartys aus den 80er Jahren. (Die norddeutsche weibliche Jugend wird sich erinnern.)

Der U-Bahn-Fahrer, der die Stationen mit einem bestimmten Artikel davor ansagte: „Der Bonner Platz … die Münchner Freiheit …“ Das klang sehr schön, weil es auf einmal weniger beliebig war, kein Irgendeinort mehr, sondern: die Münchner Freiheit.

Mal wieder so ein innerliches glücklich-sehnsüchtiges Ziehen im Bauch gehabt weil München. Diese Sehnsucht ist komisch, denn ich wohne ja jetzt hier, ich müsste gar nicht sehnsüchtig sein. Aber wenn ich zur Uni radele, vermisse ich den Nordfriedhof, und wenn ich da rumlaufe, vermisse ich die Ludwigstraße, und wenn ich die entlangfahre, vermisse ich den Biergarten, und wenn ich in dem sitze, vermisse ich die Pinakotheken. Dauernd vermisse ich was und dabei bin ich doch da. Ein gutes Vermissen. War anscheinend die richtige Entscheidung, hierher zu ziehen.

Die Klimaanlage beim Zahnarzt. Ich habe mich ernsthaft auf den Zahnarzt gefreut, weil ich wusste, da ist es kühl, während es draußen 30 Grad sind (und in meiner Wohnung nach Tagen der Hitze 26).

Morgens vor der Alten Pinakothek an der Bushaltestelle stehen und Leute anschauen, wie sie im Gras sitzen, joggen, walken, sich sonnen, auf Bänken sitzen und lesen, Hunde ausführen, Rollkoffer ziehen, in einem Stadtplan checken, ob sie hier richtig sind, einzeln und in Gruppen auf die Öffnung des Museums warten und dann langsam die Treppe hochgehen.

Im frisch bezogenen Bett liegen und lesen. Ein Evergreen des „Was schön war“.

Einen halbstündigen Termin mit dem Doktorvater haben, der eigenlich nur die Betreuungszusage unterschreiben sollte, aber dann kamen wir doch ins Reden und ich kam mit drei vollgeschriebenen Moleskine-Seiten und 500 guten Ideen nach 90 Minuten wieder aus seinem Büro. Auch deswegen wollte ich den Herrn als Betreuer haben – weil kurze Gespräche mit ihm immer positiv ausarten und er sein Wissen sehr freigiebig teilt.

Eine Mail vom DDR-Museum, das irgendwie meinen letzten Blogeintrag zu lesen bekommen hat, in dem ich Bildungslücken über die DDR offenbarte. Die Betriebsleiterin würde sich freuen, mir ihren neuen DDR-Führer zuschicken zu dürfen. Dankeschön!

Dem Regen zuhören, bei Temperaturen weit unter 30 Grad. Endlich ist der Sommer vorbei.

In zwei Tagen werde ich anfangen, Biergärten, langes Abendlicht, Balkonsitzen und F. in Cargoshorts zu vermissen.