Was schön war, Donnerstag, 20. Juli 2017 – Eine Nacht drüber schlafen und immer noch das Gleiche fühlen

Am Mittwoch bekam ich eine Mail von Kai, die etwas finalisierte, was bisher noch nicht finalisiert war. Eigentlich hatte ich mich vor dieser Mail seit über zwei Jahren – so lange ist unsere Trennung schon her – gefürchtet, aber als sie kam, war die erste Bauchreaktion: Jetzt isses durch. Und das nicht in einem bedauernden Tonfall, falls Bäuche Tonfälle haben, sondern erleichtert.

Jetzt kann ich nicht mehr darüber nachdenken, ob ich doch noch nach Hamburg fliegen sollte, um meine 20-Euro-Ikea-Gardinen abzunehmen, denn die hängen da noch in unserer ehemals gemeinsamen Wohnung, und an manchen Tagen denke ich ernsthaft über solchen Quatsch nach. Nun wird es diese Wohnung in naher Zukunft nicht mehr geben. Ich hatte immer Angst davor, dass mich diese Endgültigkeit fertig macht, aber vorgestern und netterweise gestern auch noch fühlte es sich eher an wie ein Schlussstrich, der jetzt gezogen werden kann, ohne dass es noch irrwitzig weh tut. Ein bisschen ziept es noch, aber ich glaube, das ist okay, Abschiede dürfen ziepen. Es ziept auch noch, wenn ich Kai in meiner Timeline habe oder Mails kommen, aber auch das ist okay. Im Moment ist alles okay, was ihn und mich angeht und das freut mich sehr, weil es das lange Zeit nicht war.

Ich brauche immer Rituale oder klare Enden, damit ich irgendwas abschließen kann. Ab liebsten würde ich alles in irgendwelche Kisten packen und sie anständig beschriften, damit man den Inhalt wiederfindet, und dann alles in ebenfalls anständig beschriftete Regale packen. Eine Bibliothek von abgeschlossenen Dingen quasi, in der alles seinen Platz hat. Das klappt natürlich nicht immer, aber manchmal reicht es schon, wenn Dinge wenigstens ein Label kriegen oder irgendeine klare Bezeichnung. Die fehlte mir für diesen Zustand, dieses Wissen, dass „unsere“ Wohnung noch da ist, obwohl sie nicht mehr „unsere“ ist, sondern seine. Jetzt ist sie bald auch nicht mehr seine, sondern wird von anderen Leuten bewohnt wie alle Wohnungen, in denen ich früher mal gelebt habe und an die ich so gut wie nie denke, weil sie nichts mehr mit mir zu tun haben. Das kann ich bald auch mit der schönen Hamburger Wohnung tun. Und dann kann Hamburg endlich in eine Kiste.