Love Actually

Love Actually
(Tatsächlich … Liebe, UK 2003)

Darsteller: Hugh Grant, Liam Neeson, Colin Firth, Laura Linney, Emma Thompson, Alan Rickman, Keira Knightly, Heike Makatsch, Bill Nighy, Martine McCutcheon
Musik: Craig Armstrong
Kamera: Michael Coulter
Drehbuch: Richard Curtis
Regie: Richard Curtis

Love Actually hat alles, was zu einem richtig widerlichen Weihnachtsfilm gehört: viele verschiedene Paare, die fast alle zum Schluss glücklich unter dem Tannenbaum sitzen, einen total schnuffigen Soundtrack, auf dem alle Weihnachtssongs sind, die man spätestens ab Mitte Dezember nicht mehr hören kann und naseweise Kinder, die mit ihren Stiefvätern über die Widrigkeiten der großen Liebe reden, nachdem ihre Mutter gerade zu den Klängen der Bay City Rollers bestattet wurde. Und trotzdem macht der Film irgendwie Spaß, auch wenn man es sich intellektuell nicht eingestehen möchte.

Der Film verknüpft sehr lose die Geschichten von … ich weiß nicht wievielen Paaren, die auf der Suche nach der großen Liebe sind und sie fast alle auch finden. Jedes dieser Paare hat seinen eigenen Charme, sei es die graumäusige Büroangestellte, die seit zwei Jahren, sieben Monaten und drei Tagen in den heißblütigen brasilianischen Kollegen verknallt ist, der abgehalfterte Rockstar, der über dem Erfolg seiner Weihnachtssingle merkt, wie gerne er seinen Manager doch hat oder auch – die simpelste und vielleicht deswegen schönste Geschichte – der britische Premierminister, der sich in seine Angestellte verguckt. Der Premier wird von Hugh Grant dargestellt, den ich persönlich in jeder seiner Schnulzen einfach hinreißend finde, selbst in denen, in denen er sich nicht wirklich anstrengt. Hier strengt er sich an, und allein für die Szene, in der er zu „Jump“ von den Pointer Sisters seine mageren Hüften durch Downing Street No 10 schwingt, würde ich nochmal Eintritt zahlen.

Auch der Rest der Pärchen ist hochkarätig besetzt: Liam Neeson, Colin Firth, Emma Thompson und Alan Rickman spielen weitere Hauptrollen; in etwas kleineren Rollen sind Keira Knightley, Rowan Atkinson und Heike Makatsch zu bewundern. Das Staraufgebot tröstet stark darüber hinweg, dass in Love Actually viel zu viel und gleichzeitig viel zu wenig passiert. Jede Einzelgeschichte hätte nicht genug Stoff für einen abendfüllenden Film hergegeben, also wurden noch ein, zwei, drei dazugestrickt. Mit drei hätte man es bewenden lassen sollen, aber anscheinend ist Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis ins Schwafeln gekommen, und niemand hat ihm irgendwann einmal Einhalt geboten. Manche der Paare sehen wir gerade dreimal auf der Leinwand – immer mit kleinen, schönen Geschichten, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie mich nur von den Hauptpersonen ablenken, und ich wusste bis zum Schluss nicht, wozu die ganzen Subplots gut sein sollten.

Curtis hat die Drehbücher zu Four Weddings and a Funeral, Bridget Jones’ Diary und Notting Hill geschrieben. Wer diese Filme mochte, wird auch Love Actually mögen, denn zu seinem warmherzigen Humor gesellt sich sein schöner spröder britischer Unterton. Manchmal wird der allerdings schon arg zugekleistert von Dialogen der Marke “I should have told your Mom every day that I loved her because she was perfect.” Äh … ja. Derlei Nullnummern kann ich auch nur in der Vorweihnachtszeit ertragen.

Der Film schweift ab und zu von der fluffigen Welt der Verliebten, Verlobten und Verheirateten ab in die der einsamen Herzen. Dann wird es im Kino wieder etwas ruhiger und ehrlicher, und man fühlt sich nicht mehr ganz so überzuckert. Diese wenigen, anrührenden Momente und die engagierten Darsteller retten den Film so gerade eben davor, als absoluter Weichspüler zu enden.

Ich hätte mir eine Konzentration auf drei oder höchsten vier Paare gewünscht und mehr Momente der Einkehr. So lässt einen der Film etwas atemlos zurück, weil er einfach zu viel erzählen will. Dadurch wirkt er stellenweise zu bemüht für sein eigentlich leichtes Anliegen und ist vor allem mit 135 Minuten eine ganze Ecke zu lang geworden. Trotzdem empfehle ich ihn als kuscheligen Pärchenfilm für die nächsten Adventssonntage. Im Januar macht er allerdings garantiert nur noch halb so viel Spaß.

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