Was schön war, Samstag, 5. November 2016 – Erst Schreibtisch, dann Fleisch

Gestern begann der Semesterflow, auf den ich immer freudig warte. Meist vergehen zwei, drei Wochen des Semesters, in denen ich noch etwas ziellos rumbibliografiere, mich mit neuen Themen aufmerksam, aber noch irgendwie halbherzig beschäftige, zu viele Serien gucke und noch nicht den richtigen Zugriff auf meine Arbeit habe; das ist so ein Mischmasch aus „Eigentlich müsste ich“ und „Aber so richtig dann auch noch nicht“. Aber irgendwann in jedem Semester kommt der Moment, wo ich nicht aus Pflichtgefühl am Schreibtisch sitze, sondern aus Lust und Neugier. Meistens habe ich dann schon einen winzigen Grundstock an Informationen und durch einen neuen Aufsatz, eine Stunde in der Vorlesung oder ein bestimmtes Buch in der Bibliothek kippt mein halberziges Rumsuchen in eine zielgerichtete Arbeit. Den Moment mag ich sehr gerne. Gestern sorgte er allerdings dafür, dass ich keine Lust hatte, vom Schreibtisch aufzustehen und in die Arena zu fahren, weswegen ich dem ehemaligen Mitbewohner bedauernd mailte, dass ich seine Dauerkarte wohl nicht mehr brauchen würde. (Spart aber auch schön Geld.)

Ich las gestern ausschließlich über Amnesty International und die Menschenrechte; für nächsten Dienstag müssen wir zwei Texte vorbereiten, die ich zwar schon mal überflogen hatte, aber gestern las ich sie anständig mit Bleistift und Fragen im Hinterkopf und exzerpierte sie auch brav in meine Referatstoffsammlung. Texte von Dozierenden machen sich da immer gut, bei denen kann ich schon davon ausgehen, dass da was Vernünftiges drinsteht, und ihre Fußnoten sind ein schönes Sprungbrett für weitere Texte. So begann das übliche Spiel: lesen, bibliografieren, Bücher in die Stabi oder die UB bestellen, Aufsätze online finden, lesen und/oder speichern, exzerpieren, weiterlesen.

Dazu gab’s Ostfriesentee und meine Lichterkette beschien das alles sehr beschaulich.

Abends traf ich mich mit netten Menschen aus diesem Interweb im Theresa. Das war mein Vorschlag gewesen, weil ich dort das bisher beste Fleisch meines Lebens gegessen hatte. Wir hatten beim letzten Besuch allerdings entspannt zu zweit in einer ruhigen und anständig beleuchteten Ecke gesessen; gestern saßen wir zu fünft quasi vor der Theke und hinter uns rannten dauernd alle durch die Gegend, weswegen es sehr unruhig und für meinen Geschmack zu laut war. Außerdem musste der Laden anscheinend gerade Strom sparen, so düster war es. Das Essen wurde auf schwarzen Tellern serviert, und so großartig mein Rinderfilet auch wieder war – ich hätte es gerne etwas deutlicher gesehen.

In F.s Armen eingeschlafen. Momentan mein größtes „Was schön war“. Immer wieder.