Tagebuch, Dienstag, 27. September 2016

Was schön war: Ich konnte nach der Präsidentschaftsdebatte um halb fünf Uhr morgens schnell wieder ein- und bis 9 Uhr ausschlafen. Mein üblicher Morgencappuccino war wie immer herrlich, und ich gönnte mir weitere Lesestunden im Kongo. Zum Mittag gab es Pasta mit der vermutlich vorletzten Portion Bärlauchpesto, das ich im Frühling zubereitet hatte.

Was nicht schön war: der Rest des Tages. Nachmittags setzte ich mich an den Schreibtisch, wo Steuerkram und die KSK auf mich warteten, was mich beides stets deprimiert, seit ich nicht mehr 40 Stunden die Woche werbe. Deswegen fiel ich gestern auch mal wieder in das übliche „Was soll nur aus mir werden?“-Loch.

Ich weiß inzwischen, wie ich gerne arbeite: eher allein oder im kleinen Team anstatt in einem großen Laden, einer großen Agentur, einem großen Museum (sag ich mal so, ohne jemals in einem angestellt gewesen zu sein). Ich arbeite gerne ein Projekt nach dem nächsten ab, ich kann alles schreiben, was man von mir will (und mir vernünftig bezahlt), ich recherchiere gerne, ich sitze gerne irgendwo rum und arbeite vor mich hin, weswegen zum Beispiel Social Media oder Jobs mit Publikumsverkehr mein Grauen wären, weil da dauernd jemand was von mir will. Ich ahne daher auch, dass ich für Kunstvermittlung denkbar ungeeignet wäre; meine Textpraktis haben mir zwar alle gesagt, dass man von mir prima was lernen kann, aber ich ahne, dass ich auf Studienrät:innen, die eh alles wissen, sich aber trotzdem von mir mal die Pinakothek zeigen lassen wollen, eher zickig reagiere. Ich habe bei meinen Studiosus-Reisen die Reiseleiter:innen immer für ihre unendliche Geduld bewundert, wo ich schon längst mit Dingen geworfen hätte.

Ich stolperte gestern über eine Agentur für kulturelle Dienstleistungen, die so ein bisschen mein Lichtblick am Horizont war. Vielleicht ist das eine Schiene, über die ich nachdenken sollte: Als externe Partnerin gebucht werden, ein Projekt erledigen und wieder gehen. Das wäre für mich sehr gut geeignet, denn so habe ich auch mein Texterinnendasein die letzten Jahre mehr als nur ertragen – ich wusste, ich bin hier nicht für ewig, wenn’s wirklich zu grausig wird, kann ich jederzeit gehen. Diesen großen Unterschied zur Festanstellung habe ich sehr genossen, und das würde ich auch gerne wieder haben. Anderer Effekt: Wenn’s ungrausig ist, freut man sich über eine Buchung noch mehr, deswegen war ich auch sehr lange bei derselben Agentur.

Mir ist leider mal wieder klargeworden, wie wenig ich den Bereich Kulturarbeit kenne. Ich ahne, dass da draußen ein toller Job für mich ist, aber ich kann mich nicht vernünftig auf ihn vorbereiten, weil ich nicht weiß, dass es ihn gibt. Ich denke, ich werde meine wenigen Kontakte in dem Bereich mal aufsuchen und ihnen gnadenlos Löcher in den Bauch fragen. Mit dieser Erkenntnis (du kennst immerhin ein paar Leute und du kannst den Mund aufmachen) ging’s mir dann wieder etwas besser.

Von meinem Eintagesparistrip im Januar brachte ich mir Pénélope Bagieus La page blanche mit, das ich mithilfe von Leo sogar komplett durchlesen konnte. Einige Panels habe ich überhaupt nicht verstanden, aber der Sinn der Story ist mir klargeworden, was mich mit meinen rudimentären Französischkenntnissen sehr gefreut hat. Trotzdem möchte ich das Buch nochmal auf Deutsch lesen, es aber nicht kaufen. In meinen üblichen Bibliotheken steht die deutsche Ausgabe nicht, aber in der Münchner Stadtbibliothek ist sie vorhanden. Dafür wollte ich mir das ganze Sommersemester schon einen Ausweis holen, aber ach, man hat ja so viel zu tun (oder liegt gerade so gut auf dem Sofa). Jetzt habe ich aber noch einen zweiten Grund, mich darum zu kümmern, denn auch Im Himmel ist Jahrmarkt und Madgermanes von Birgit Weyhe stehen am Gasteig, und auf die bin ich nach diesem kurzen Bericht des NDR sehr neugierig.