Daft Punk sind zum Kotzen

Das erste Mal, als ich gemerkt habe, dass ich älter und damit gebrechlicher werde, war an meinem 30. Geburtstag. Könnte auch Autosuggestion gewesen sein, denn so ziemlich jeder Gratulant gröhlte mir entgegen: „Ab 30 geht’s abwärts! Jetzt tut jede durchzechte Nacht weh, wart’s ab!“ Und so erlitt ich denn auch nach einer etwas zu alkoholgetränkten Party einen fiesen Kater, wie ich ihn seit meinem 16. Geburtstag nicht mehr hatte, denn an diesem Tag vor 14 Jahren hatte ich zum ersten Mal dem Hochprozentigen zugesprochen. Ich habe mich selten so mies gefühlt wie am Morgen danach und habe mir daher angewöhnt, halbwegs „vernünftig“ zu trinken. Jedenfalls hatte ich danach nie wieder einen Kater – bis zum erwähnten 30. Geburtstag. Dieser zweite Kater führte dazu, dass ich seitdem den Ruf eines totalen Partypupsers habe: Ich komme frühzeitig, bleibe bei einer Getränkesorte und gehe genauso frühzeitig. Aber dafür komme ich am nächsten Tag schon vor 16 Uhr und ohne jede körperliche Nachwirkung aus dem Bett und hab was vom Tag. (Vulgo: kann viele DVDs gucken, was mir persönlich lieber ist als besoffene Konversationen morgens um 3.)

Das zweite Mal, dass mir mein altes Körperchen mitteilte, dass der süße Vogel Jugend auf ewig davongeflogen ist, war gestern.

Ich erwähnte ja im Blog, dass die wunderbaren Daft Punk einem Fan gestattet hatten, ihre Musik mit Millionen von YouTube-Schnipseln zu einem Konzertvideo zusammenzuschneiden, da die Band mit ihrer selbstproduzierten Tour-DVD nicht zufrieden war. Und so wurde aus lauter Handyvideos ein langes Video, das man ab Samstagabend runterladen konnte. Was ich Sonntag gemacht und dann auch gleich gespannt angeguckt habe.

Ich war von der Atmosphäre völlig begeistert. Gerade das Wackelige, manchmal Unzusammenhängende, Raue ließ einen das Konzert ganz anders erleben als eine perfekte, gradlinige DVD. Ich habe zwar nach ein paar Minuten gemerkt, dass das Scheinwerfergeflacker durch die Wackelkameras etwas nervig ist, aber richtig gestört hat es mich nicht. Ich grummelte noch was von „Epilepsiewarnung wäre vielleicht nicht schlecht“ und war auch kurz davor, es als Antwort auf Heiko zu twittern, hab’s aber gelassen.

Aber nach 30 Minuten wurde mir langsam etwas flau im Magen. Ich schob es auf das eben genossene Risotto, bei dem ich ja nie aufhören kann, guckte noch ein bisschen, merkte aber, dass die Ãœbelkeit davon eher zunahm. Also hab ich gelesen, ein bisschen Haushaltsquatsch gemacht, wieder gelesen … aber übel war mir immer noch. Auch das abendliche Fußballspiel hat mich nicht abgelenkt – ganz im Gegenteil, die Kamerabewegungen und die flinken Fußballer haben das eklige Gefühl im Bauch noch verstärkt. Und als ich kurz zum Kerl meinte, dass mir irgendwie seit Stunden schlecht sei und ob das wohl, haha, die Schuld von Daft Punk sei, meint er nur: motion sickness. Kann schon sein.

Jetzt weiß ich, dass mein Gehirn zu doof ist, zwei Dinge zusammenzubringen: meinen Körper, der ruhig und entspannt auf dem Sofa lungert, und meine Augen, die völlig hysterisch in Paris-Bercy auf einem Konzert mitwippen, -hampeln, -hüpfen und alle zwei Millisekunden ein neues Blickfeld haben. Nachts war mein Gehirn dann auch unfähig, meinem Magen zu sagen, dass allet jut ist und er jetzt nicht ins Bad will, um sich zu entleeren. Und selbst heute Morgen sagt mein Hirn mir noch, dass mir schlecht ist und ich die Mittagsverabredung lieber sausen lassen sollte und dass ich anscheinend über Nacht zu alt geworden bin, um mich mit Dingen zu beschäftigen, die sich schneller bewegen als eine Schnecke.

Ich bestelle ab jetzt nur noch Bücher im Großdruck, würze mein Essen nicht mehr und werde überhaupt dazu übergehen, Computerspieler, das Internet und diese komische Jatzmusik zu verteufeln.

(Aber erst mal muss ich noch ins Bad. Ihr entschul