TSCHILP

Mich fragt zwar keiner, aber ich antworte trotzdem:

ankegroener, twittert seit Oktober 2007, Bio: besser als Chemie, Location: Hamburg, Web: ja gerne, Following 98, Followers 294 316 327, Updates 1.061

CemB: Was ist eigentlich der Spaß an Twitter für dich?

Fremden Leuten bei ihren Essgewohnheiten zugucken. Ernsthaft. Ich behaupte, ich koche anders, seit ich lese, was andere so essen. Und trinken. Jedesmal wenn ich mir einen Kaffee mache, muss ich an Twitter denken, weil jeder ständig über Kaffee twittert. Und: Ich finde es völlig belanglos, dass Lumma dauernd twittert, dass er jetzt boardet oder bei Starbucks ist. Aber gleichzeitig bin ich inzwischen davon überzeugt, dass die Welt aufhören würde zu existieren, wenn Lumma nicht mehr boarden würde oder bei Starbucks wäre.

CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?

Ich twittere grundsätzlich über das, was ich gerade mache. Kann eine DVD sein, die ich gerade gucke, ein Lied, das ich im Ohr habe, eine Zustandsbeschreibung oder eben der Klassiker: Mach mir jetzt nen Kaffee. Sätze, die ich irgendwo mithöre. Infos, die ich aufschnappe und die ich mal eben rausblase, ohne sie für einen Blogeintrag feinzuschleifen.

Ich twittere, so lange ich am Rechner bin. Also nicht während Big Brother oder American Idol. Sonst immer.

CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?

Mein Leben bereichert auf jeden Fall, weil man, auch wenn sich das wieder nerdig und sozial inkompetent anhört, immer jemanden um sich rum hat, selbst wenn man alleine auf der Couch liegt. Für mich ist Twitter inzwischen zu einem ständigen Hintergrundrauschen geworden, dem ich zuhören kann, wenn ich will, aber auch ignorieren kann, wenn’s grad stört. Aber ich weiß, es ist immer jemand da. Und das fühlt sich für mich sehr kuschelig und beruhigend an.

Ich habe festgestellt, dass ich auch bei Twitter eher „persönlich Schreibenden“ folge. Die ganzen Technikkonversationen, die mich in Blogs schon nicht interessieren, interessieren auch bei Twitter nicht.

Meine Kommunikationsgewohnheiten hat es weniger verändert, weil ich „wirkliche“ Konversationen eher per Mail oder, wenn’s sein muss, per Telefon führe. Twitter ist für mich eher ein kleiner Marktplatz, wo man mal kurz auftaucht, was sagt und wieder geht. Gespräche über Twitter finde ich sehr nervig. Eine Frage/Antwort/ah, danke-Konversation ist okay, aber sobald irgendwer chattet, geht’s mir auf die Nerven. Deswegen sind auch schon einige Leute bei mir aus meinem Twitterversum geflogen, weil mir das zuviel wurde.

CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?

Ich nutze gar nichts für mein Networking, weil ich keins betreibe.

CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?

Auf jeden Fall. Ich lese ein paar Blogs mehr von Leuten, die mir gefolgt sind und die ich darüber erst kennengelernt habe. Und die meisten Links, die in Blogs auftauchen, habe ich inzwischen schon einen Tag vorher auf Twitter gesehen. Und eine Woche später auf SpOn.

Ich lese Twitterzeug von Leuten, deren Blogs ich grottenlangweilig finde. Ich lese Blogs von Leuten, deren Getwitter mich nervt. Und ich möchte ganz zusammenhangslos auf arghs Gezwitscher hinweisen, das alleine Twitter eine Daseinsberechtigung verleiht.

CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?

Wenn ich konzentriert an einem Text sitze, ignoriere ich Twitter. Ich kann beim Schreiben auch keine Musik hören, und wenn’s richtig hart auf hart kommt, mach ich auch das Mailprogramm zu, damit da nix nervt. Wenn ich eher entspannt vor mich hinschreibe (ja, da gibt es Abstufungen), gönne ich mir alle halbe Stunde mal einen Blick, lese nach und schreibe dann weiter. Wenn ich allerdings „nur“ rumspinne oder nach Ideen suche, lese ich bewusst jeden Quatsch, weil jeder Quatsch inspirieren kann.

Ich habe erst einmal eine berufliche Frage gestellt, als mir partout nichts mehr einfiel. Da kamen dann auch reichlich Antworten, die ich nutzen konnte.

CemB: Wie gehst du mit Followern um?

Ich gucke mir jeden Follower an und entscheide relativ spontan, ob ich ihm oder ihr auch folgen will. Wenn das Gezwitscher nur aus @-Posts besteht, folge ich so gut wie nie.

Leute, die schon 2000 anderen Leuten folge, blocke ich grundsätzlich, weil ich keine Ahnung hab, was ich da in der Liste soll. Und einmal wollte mir jemand folgen, der schon 100 anderen gefolgt ist – nur Frauen. Der wurde auch sehr, sehr schnell geblockt.

Ich finde es immer sehr spooky, wenn Leute nur mir folgen. Die gucke ich mir ein paar Tage an, und wenn ich weiterhin die einzige Person bin, der gefolgt wird, wird der auch geblockt, weil sich das nach Stalking anfühlt. Ich wünschte, ich könnte auch im Blog sehen, wer mir folgt und notfalls Leute kicken.

Selber folge ich knapp 100 Leuten. Es waren mal mehr, aber das hat mich wahnsinnig gemacht, weil ich gar nicht mehr nachkam mit Lesen. Wenn ich jemandem folge, dann will ich das auch lesen. Wenn ich merke, ich krieg nichts mehr mit, müssen ein paar Leute leider gehen. Und: Jeder, der nur „New blog post“ twittert mit Link zum eigenen Blog, fliegt sowieso. Dafür gibt’s RSS. Deswegen ist z.B. auch Jojo aus meiner Liste geflogen, dessen Blog ich liebe, aber dessen Tweets für mich völlig nutzlos sind.

CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?

Ich nutze Twitterific, allerdings noch eine alte Version, weil die keine Werbeeinblendungen hat. Außerdem habe ich den Zwitschersound deaktiviert, weil ich mich irgendwann mal sehr erschreckt habe, als ich auf dem MacBook eine DVD geguckt habe und mittendrin das fiese TSCHILP! ertönte.

Mobil twittere ich eher selten, meist aus Langeweile, wenn ich auf den Bus warte oder weil ich mal wieder am iPhone rumspielen will. (Ja, das macht immer noch Spaß.)

CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?

Ich habe bei mir gemerkt, dass ich inzwischen viele Sätze zwitschere anstatt sie zu bloggen. Nicht alle, aber viele. Manche Links schleudere ich auch bei Twitter raus anstatt sie für einen Blogeintrag aufzuhübschen. Andere Links, die vielleicht einer Erklärung bedürfen, „verschwende“ ich aber nicht bei Twitter, sondern schreibe da lieber noch was zu und blogge es dann.

Andere Plattformen nutze ich kaum, weder Fotos noch Filme. Daher sind mir da Wechselwirkungen wurst.

CemB: Was kommt nach Twitter?

Keine Ahnung. Ich laufe ja heute noch durchs Internet wie eine Sechsjährige und rufe dauernd, oh guck mal, was hier GEHT! ALLES BUNT!

Ich bin von jedem technischen Fortschritt völlig überwältigt und find’s toll, dass irgendjemand diese irrsinnige Idee hatte. Gleichzeitig mache ich mir selbst aber so überhaupt keinen Kopf drum. Dafür gibt’s ja irgendjemand anders.