Was schön war, Samstag, 7. Mai 2016 – Königsplatz

Die Strecke, die ich in München mit Abstand am häufigsten fahre, ist natürlich die von Zuhause in die Uni oder die diversen Bibliotheken. Direkt danach kommt der Weg zum und vom ehemaligen Mitbewohner. Gestern fuhr ich diese Strecke zum ersten Mal mit dem Hamburgfahrrad – was mir erst auffiel, weil gewisse Streckenabschnitte auf einmal leichter zu fahren waren als mit dem alten Schlachtross.

Neuerdings fahre ich in Richtung Innenstadt eine etwas andere Strecke; nicht mehr den fürchterlich engen und von Fußgängern und parkenden Autos verstopften Radweg an der Augustenstraße lang, von der ich in die Brienner Straße einbiege, um majestätisch auf die Propyläen am Königsplatz zuzurollen. Stattdessen hebe ich mir den Königsplatz als Schmankerl für den Rückweg auf. Ich fahre jetzt lieber die Acisstraße runter, bei der ich an den beiden NS-Bauten Führerbau und NSDAP-Verwaltungszentrum vorbeikomme, von denen einer meist mein Ziel ist (ich wiederhole mich: In letzterem befindet sich heute unter anderem das Zentralinstitut für Kunstgeschichte). Die beiden Gebäude sind seit Kurzem von jeglichem Grünzeug befreit, das heißt, man kann den Baukörper wieder uneingeschränkt angucken, was ich zugegebenermaßen recht gerne mache. Die beiden Sockel der sogenannten Ehrentempel sind allerdings noch unterschiedlich bewachsen, und das gefällt mir ebenfalls: Während der eine freigelegt wurde und nun ein Ensemble mit dem NS-Dokumentationszentrum bildet, dürfen auf dem anderen weiterhin Büsche, Bäume und Gras wachsen, wie sie es seit 70 Jahren tun. Das nimmt dem ganzen Komplex viel von seiner strengen Symmetrie, lässt aber noch erkennen, wie sie mal gemeint war.

Gestern war nicht das ZI mein Ziel, sondern ein Biergarten um die Ecke vom ehemaligen Mitbewohner, in dem wir gemeinsam aßen und tranken und über Kunst, YouTube und Panzer redeten (was man halt so macht). Danach radelte ich nach Hause und freute mich die ganze Strecke auf meinen großen Liebling. Ich fuhr den üblichen Umweg über Sonnen- und Max-Joseph-Straße, weil ich gerne am Wittelsbacher Brunnen und der Neuen Maxburg vorbeifahre, gerade abends, wenn der Brunnen beleuchtet ist. Dann umrundete ich den Karolinenplatz und fuhr auf den Königsplatz zu.

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Ich verlangsamte wie immer mein Tempo, sobald mein Fahrrad den asphaltierten Radweg verlässt, der am Königsplatz in staubigen Schotter übergeht, rollte über den Platz, guckte entspannt nach rechts und links, wo auf den Stufen der Glyptothek und der Antikensammlung noch traubenweise Menschen saßen, radelte rechts an den Propyläen vorbei und begann den letzten Streckenabschnitt nach Hause.

Ich mag es, dass ich dabei einige hundert Meter weiße Radreifen habe, weil der helle Staub des Königsplatzes noch ein bisschen bei mir bleibt.