Blueprint

Blueprint (2003)

Darsteller: Franka Potente, Ulrich Thomsen, Hilmir Snaer Gudnason, Katja Studt, Wanja Mues, Justus von Dohnányi
Musik: Detlef Friedrich Petersen
Kamera: Holly Fink
Drehbuch: Claus Cornelius Fischer & Rolf Schübel, nach dem Roman von Charlotte Kerner
Regie: Rolf Schübel

Die Geschichte von Blueprint birgt viele Möglichkeiten: Es geht um eine Mutter, eine begnadete Pianistin, die an Multipler Sklerose erkrankt. Sie will ihr Talent für die Nachwelt erhalten und lässt sich klonen. Ihre Tochter ahnt nichts davon, der erste „erfolgreiche“ Klon der Welt zu sein – erst, als ihr „Vater“, der Arzt, der ihrer Mutter ihre Schwangerschaft ermöglichte, mit seinem Erfolg an die Öffentlichkeit geht, erfährt sie, dass sie nur eine Kopie eines berechnenden Originals ist. Hochemotionaler und spannender Stoff also für eine Mutter-Tochter-Geschichte. Oder eine altmodische Geschichte über das Erwachsenwerden im Schatten übermächtiger Eltern. Oder natürlich über die Konsequenzen des Klonens: die emotionalen Anforderungen an die Kopie, die ihr Original stets vor Augen hat. Die Fährten zu all diesen Geschichten werden auch ausgelegt. Nur leider versanden sie in einer viel zu statischen Inszenierung und in ebenso statischen Dialogen.

Vielleicht war es Absicht, die Welt der Pianistin so kühl und berechnend erscheinen zu lassen wie sie selbst; ihr Haus ist in Blau und Weiß gehalten, sie selbst trägt streng geschnittene Kostüme, und sie wirkt in allem, was sie tut, beherrscht und zielstrebig. Leider bedeutet das auch, dass Franka Potente als Mutter so gar nichts von ihrer lebhaften Natürlichkeit versprüht, die sie mir sonst so sympathisch macht. Sie wirkt in der kalten Umgebung fast wie eine Dekoration.

Deswegen freut mich sich auch auf jede Szene, in der sie die Tochter spielen darf, denn da wacht sie plötzlich auf – und mit ihr der Film. Plötzlich spürt man etwas von der Qual, die sie erleiden muss, von dem Gefühl, nur die zweite Version von etwas zu sein, was es schon längst gibt. In den wenigen Momenten, in denen die Tochter ihrer Mutter sagt oder zeigt, wie es ihr geht, bekommt der Film Tempo und verliert seine Distanz.

Leider dauert es viel zu lange, bis Potente ihre Doppelrolle spielen darf. Denn natürlich müssen erstmal zwei Kinderdarsteller groß werden, der brüderliche Spielkamerad wird etabliert, der später zum ersten Mann wird, der je mit einem Klon Sex hatte, und die komplizierte Beziehung zwischen Mutter und Arzt, die durch die Tochter verbunden sind, wird lang und breit erläutert.

Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, dass der Film zuviele Handlungsstränge erzählen will, die in der Romanvorlage von Charlotte Kerner vorkommen. Dem Tempo des Films hätte es nicht geschadet, wenn ein paar davon gerafft oder komplett gestrichen worden wären. Denn das eigentliche Thema des Films – wie geht die Kopie mit dem Wissen um, eben nur eine Kopie zu sein – kommt fast ein wenig zu kurz.

Was den Film davor rettet, ein gefühlloses Kammerspiel zu werden, ist Franka Potente. Natürlich wissen wir auch durch die Auswahl der Kostüme und die leicht veränderten Frisuren, ob wir gerade die Mutter oder die Tochter vor uns haben. Aber selbst, wenn beide völlig identisch ausgestattet worden wären, würden wir wissen, wer gerade präsent ist. Potente schafft es, beiden Figuren ein Eigenleben zu geben, das sie ja eigentlich gar nicht haben dürften – wenn ein Klon denn wirklich ein getreues Abbild wäre. Die Mutter wirkt stets gefasst, selbst in gefühlvollen Momenten, während die Tochter lebhafter ist, stets suchend, stets fragend, immer den Eindruck eines verlorenen Kindes vermittelnd. Selbst das Lächeln sieht auf dem Gesicht der Tochter anders aus, obwohl es doch genau das gleiche Gesicht ist, das auch die Mutter hat.

Aber nur die eindrucksvolle Darbietung von Potente reicht eben nicht, um aus einem guten Stoff auch einen guten Film zu machen. Zu zäh kommt er daher, dauert zu lange und kommt zu spät auf den Punkt. Leider. Denn die Grundidee hinter dem Film ist sehr spannend; kein Wunder, dass man auch einen spannenden Film erwartet und dementsprechend enttäuscht ist, ihn nicht zu bekommen.