About Schmidt

About Schmidt (2002)

Darsteller: Jack Nicholson, Hope Davis, Kathy Bates, Dermot Mulroney
Drehbuch: Alexander Payne, Jim Taylor nach einem Roman von Louis Begley
Kamera: James Glennon
Musik: Rolfe Kent
Regie: Alexander Payne

Das Schöne an About Schmidt: Seine Charaktere sind absolut durchschnittliche Amerikaner, mit lauter kleinen Macken und Verschrobenheiten, die uns aber ziemlich bekannt vorkommen von Eltern oder Freunden. Sie sind nicht besonders reich, nicht besonders schön und nicht besonders klug. Sie sind ganz fürchterlich normal.

Das Faszinierende an About Schmidt: Man kann diese Normalität hinnehmen und einen sehr leisen, behutsamen Film erleben, der zwei Stunden lang auf einen einzigen wunderbaren, erlösenden Augenblick zusteuert.

Das Schlimme an About Schmidt: Man kann stattdessen die Klippe erwischen, die auch Regisseur und Drehbuchautor nicht haben umschiffen können: Man lacht sich über diese armselige Normalität kaputt, gibt die Charaktere und ihre Eigenarten der Lächerlichkeit preis und macht sie damit zu Witzfiguren in einem Film, der zwei lange Stunden auf eine rührselige Szene hinausläuft.

Das Publikum, mit dem ich den Film gesehen habe, hat sich für die zweite Variante entschieden und hatte anscheinend eine Menge Spaß. Und ich hätte sie allesamt ständig erschießen können, wenn sie sich über die geschmacklose Einrichtung eines überdimensionierten Wohnmobils kaputtlachen, sich über die hängenden Brüste einer 60jährigen amüsieren oder generell die kleinen Versuche der Hauptfiguren, mit ihrem Leben fertigzuwerden, das manchmal einfach zu groß und zu leer ist, mit brüllendem Gelächter quittieren.

Vielleicht habe ich die Geschichte auch zu ernst genommen. Vielleicht hat es mich zu sehr berührt, wie Warren Schmidt (Jack Nicholson) auf einmal merkt, dass es niemanden auf dieser Welt kümmern würde, wenn er nicht mehr da ist.

Er ist gerade in Rente gegangen, seine Frau stirbt plötzlich, seine Tochter ist damit beschäftigt, ihre Hochzeit zu planen, anstatt für ihn zu kochen und zu putzen, sein bester Freund hatte eine Affäre mit seiner Frau, und im Büro wirft man alle seine Akten einfach in den Müll anstatt sie seinem Nachfolger zu übergeben. Schmidt versucht, mit all diesen Dingen klarzukommen, und je mehr er es versucht, je mehr er irgendetwas ändern will, je mehr er versucht, anderen Menschen zu begegnen und an ihrem Leben teilzuhaben, desto mehr merkt er, dass er alleine ist und sich niemand dafür interessiert, was er sagt.

Fast niemand.

Denn ganz zu Anfang des Films sehen wir ihn, wie er – eher aus Langeweile als aus irgendeinem anderen Grund – eine Patenschaft für ein Kind in Tansania übernimmt. In der Broschüre, die die Organisation ihm zuschickt, wird er aufgefordert, seinem Patenkind Ndugu einige Zeilen über sich zu schreiben. Und das tut er. Er beginnt mit dem Ãœblichen: Name, Familie, Beruf … und gleitet ganz plötzlich ab in eine eher verwunderte Tirade darüber, dass er keinen Job mehr hat, dass sein Arbeitsplatz jetzt von einem blöden Emporkömmling besetzt ist, dass seine Frau alt ist und ihn nicht versteht und dass er manchmal einfach nicht weiß, wofür er morgens aufsteht.

Im Laufe des Films schreibt er Ndugu viele Briefe, in denen er erzählt, wie es ihm geht. Und plötzlich fällt dem Zuschauer auf, dass dieser sechsjährige Junge in Tansania, den er nie gesehen hat und der ihn nie gesehen hat, Schmidt besser kennt als all die Menschen, die um ihn herumleben. Er ist der einzige, zu dem er ehrlich ist, und genau deshalb erwartet ihn eine ebenso ehrliche, ganz einfache Geste am Schluss des Films, die ihm sagt, dass alles doch anders ist als er glaubt.

Oder es erwartet ihn eben eine total verkitschte Szene, bei der die Deppen hinter mir in der Reihe laut aufgestöhnt haben. Aber das waren die Typen, die schon beim Vorspann Vergleiche zwischen der Eröffnungsszene von Schmidt und 2001 angestellt haben.

About Schmidt erinnert mich von der Stimmung her ein wenig an American Beauty. Auch da konnte man sich entscheiden, ob man die Figuren total albern oder sehr berührend finden wollte. Ich fand sie berührend. Aber ich wette, die Nasen hinter mir fanden American Beauty voll lustig.

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