Über was ich alles in epischer Breite hätte bloggen können, aber irgendwie keine Lust hatte, weswegen ihr jetzt ein paar Schnipsel kriegt, damit ihr nicht glaubt, ich würde nicht an euch denken

Ich habe in meinem Kurs „Mediengeschichte des 19. Jahrhunderts“ ein Referat über Die Gartenlaube gehalten und dafür eine 1,0 bekommen. Seit ich mich brav an die Anleitungen aus meinem tollen Basiskurs Neue Geschichte im letzten Semester halte, sind meine Profs äußerst zufrieden mit mir, und ich merke, wieviel leichter ich Referate verfassen und halten kann. Vielleicht sollte ich meiner ehemaligen Dozentin mal eine Dankeschön-Mail schreiben.

Ich habe mit den Herren @probek, @sammykuffour und @munifornication (Teile der #SektionKultur auf dem #tpmuc) den kompletten Cremaster Cycle von Matthew Barney gesehen. Momentan läuft die Ausstellung zu seinem neuen Film River of Fundament im Haus der Kunst, und weil das so ist, hat sich ein Student der Akademie der Bildenden Künste gedachte, das wäre doch toll, wenn man parallel zu seinem neuen Werk mal ein paar Klassiker von ihm zeigen könnte. Also schrieb er ganz simpel eine Mail an die Sammlung Goetz, das eins der vier (?) Museen weltweit ist, die alle Cremaster-Filme in ihrer Sammlung haben, die Sammlerin fand die Idee gut, holte das Haus der Kunst noch mit ins Boot und dazu die HFF, die ihr Audimax zur Verfügung stellte, um die Filme in anständiger Qualität zeigen zu können. Und so saßen wir an drei Abenden hintereinander in weichen Sesseln vor einer großen Leinwand, gucken umsonst fünf Filme, die Kunstgeschichte geschrieben hatten, und diskutierten danach stundenlang bei viel Wein über Kunst, Kultur und Kwatsch. Das war sehr schön.

In meinem Spaces-of-Experience-Kurs waren wir diese Woche in der Neuen Pinakothek. Beim Rumbummeln unterhielt ich mich mit mehreren Kommilitoninnen, denen es genau wie mir geht: Wir lieben die Alte Pinakothek und kennen brav die der Moderne, aber die Neue ist irgendwie das seltsam riechende Stiefkind, das man immer vergisst. Was fies und gemein ist, vor allem, weil in ihr wirklich großartige Werke hängen. Ihr Problem: Sie hat nicht die ganzen Alten Meister, für die auch Touris Geld bezahlen, und sie hat nicht die ganze zeitgenössische Kunst und Grafik und Design, sondern „nur“ das 19. Jahrhundert – das dafür aber in epischer Breite.

So schlenderten wir durch die Räume und so ziemlich jede von uns sagte irgendwann, ach, stimmt, das hängt ja auch hier, und das müsste man sich auch mal wieder genauer angucken, wir sprachen über Caspar David Friedrich, Honoré Daumier, Carl Theodor von Piloty und den Impressionismus, leider nicht über meinen Liebling Leibl, und dass wir alle früher irgendeine Monet-Postkarte über dem Schreibtisch hängen hatten. Ich blieb kurz bei meinem Lieblingsbild im Haus stehen und versprach ihm, jetzt echt aber bald mal wiederzukommen und musste bei der Comtesse de Sorcy daran denken, wie oft ich sie vor meinem inneren Auge habe.

Die Dame ist nämlich, zusammen mit Marquise de Pompadour in der Alten Pinakothek, meine Blaupause für „Kunst nach der Französischen Revolution“ versus „Kunst vor der Französischen Revolution“. Immer, wenn ich in der Bestimmungsübung rumhänge und irgendeinen Franzosen vor mir habe, denke ich an diese beiden Bilder. Sie sind – neben vielen anderen – zwei meiner liebsten Anker im Kopf, um die ich andere Bilder rumdatiere. Auch wenn mir Boucher so richtig auf den Zeiger geht; bei diesem Link, den ich vor einigen Monaten ungefähr eine Million Mal in meinen Mentions hatte, ist jede Erklärung natürlich Quatsch, aber bei Boucher nicht ganz so großer Quatsch. (Finde ich.)

Von Jacques-Louis David, dem Maler der Comtesse, kennt ihr übrigens garantiert noch ein Bild, nämlich das hier.

In einem anderen Kurs, genauer gesagt, in einer anderen Vorlesung, in der es um das fotografische Porträt geht, habe ich eine Künstlerin kennengelernt, die mich sofort fasziniert hat, wobei ich mit meiner Faszination mal wieder viel zu spät komme, denn die Dame ist a) inzwischen Mainstream und b) schon tot, aber wurst. Bitte gucken Sie sich mal Bilder von Francesca Woodman an.

Wo wir gerade so schön über Bilder reden: Katia Kelm schreibt darüber, wie man Bilder malt. Ich besitze drei Werke der Dame und fühle mich daher total als Sammlerin.

Der Tweet, der in den letzten Wochen die allermeisten Favs abgeräumt hat, ist der hier:

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Ich habe zwar in meinem Buch schon vor Ewigkeiten geschrieben, dass mir niemand, der mich in einem weiten Kaftan in 54 sieht, glaubt, dass ich darunter eigentlich eine 34 trage, aber so richtig geglaubt habe ich mir selber nicht. Irgendwie habe ich auch Jahre nach dem Foodcoaching gehofft, dass es doch Kleidung gibt, die mich irgendwie schlanker erscheinen lässt. Was natürlich Blödsinn ist und eigentlich weiß ich das auch, aber komplett über Bord geworfen habe ich diesen Müll erst vor wenigen Tagen, als ich mich zum ersten Mal in meinem Leben mit engen Leggings und einem kniekurzen Kleid an die Öffentlichkeit wagte. Und was soll ich sagen: Es sind keine Kleinkinder schreiend vor mir davon gelaufen, es sind keine Katzenbabys gestorben, die Welt ist nicht untergegangen und niemand musste an Augenkrebs dahinsiechen, weil eine dicke Frau in hübscher Kleidung unterwegs war. Ja, ich sehe aus, als wäre ich mit Drillingen schwanger, vor allem an den Unterschenkeln, aber meine Güte, war das herrlich, nicht in Jeans und Shirt bei 30 Grad rumzulaufen, sondern eben in einem Kleid und mit Sandaletten.

Und dafür habe ich mir mit 45 Jahren zum ersten Mal die Zehennägel lackiert. Das hier wird jetzt ein knallhartes Modeblog, denn mit Kunst kann man ja schließlich kein Geld verdienen.