Zeitschriften im Test: Golfpunk

Genau wie Plock! versucht Golfpunk eher die jüngere Klientel anzusprechen. Also Leute, die nicht schon in den 60er Jahren das Golfspiel erlernt haben. Da hören die Gemeinsamkeiten der beiden Magazine aber auch schon auf.

Erstens sind die Artikel in Golfpunk deutlich länger, was mir persönlich gut gefallen hat. Der Stil ist ein bisschen lockerer, was aber auch an der guten Ãœbersetzung liegen kann – denn Golfpunk kommt aus Großbritannien, und ein Großteil der Artikel wird anscheinend übernommen. Die Originalausgabe hat sogar ein Weblog, das ich mir aber noch nicht näher angeschaut habe. Das Layout ist deutlich typolastiger und weniger klar gegliedert als in Plock!. Passt so aber ganz gut zum Inhalt. Meine Lieblingsrubrik, die mich zuerst wegen ihres Titels abgeschreckt hat: Golf Porn. Dahinter verbirgt sich netterweise ein wunderschöner Golfplatz, einsam im Morgenlicht. Neben diesem Porno gibt’s noch mehr auf die Augen, nämlich eine Modestrecke mit Golfklamotten, die man sogar freiwillig anziehen würde. Ich erwähnte ja bereits mein Entsetzen darüber, dass ich mir Poloshirts anschaffen musste, weil einige Clubs es nicht goutieren, wenn man kragenlos spielt. Jetzt hab ich ein paar nette Inspirationen, die über meine üblichen adidas-Shirts hinausgehen.

Leider hat auch Golfpunk ein paar Seiten, die mich nicht die Bohne interessiert haben bzw. sogar etwas verstimmt zurückließen. Die deppige Rubrik „Bunker Babes“ ist genau das, was ihr Titel vermuten lässt: Bikinimiezen, die noch billiger als die FHM-Schnepfen aussehen, räkeln sich sinnbefreit in Sandhindernissen oder um Equipment herum. Und was das halbnackte Model auf dem Titel mit „Punk“ zu tun haben soll, weiß ich auch nicht. Ich nehme an, dass Golfer in der Mehrzahl dem männlichen Geschlecht angehören, und ich ahne auch, dass dieser Sport genauso viele Idioten anzieht wie nette Menschen, aber irgendwie hatte ich in meinem naiven, kleinen Herzen gehofft, dass es noch ein Refugium gäbe, in dem sex nicht unbedingt sellt. (Was sowieso eine Lüge ist, wie wir Werber wissen.) Über den obligatorischen Schlägertest sage ich jetzt mal nix mehr, denn der kommt mir genauso überflüssig vor wie der in Plock! und in jedem anderen Magazin. Finde ich als doofer Anfänger jedenfalls. Aber vielleicht komme ich in ein paar Jahren ja doch noch auf die Idee, mir vorher in Zeitschriften eine Meinung zu Ausrüstung zu bilden, die ich auf jeden Fall im Geschäft antesten möchte. Dann dürft ihr mir diesen Eintrag gerne hämisch unter die Nase halten.

Weil Golfpunk keinen tollen Bildschirmhintergrund hat (eher das Gegenteil – wobei: der ist schon ziemlich lustig), gibt’s auch keinen Sympathiepunkt. Ich denke nicht, dass ich Stammleser von einem der Magazine werde – vielleicht aber stattdessen von beiden, um die jeweils guten Artikel oder Kommentare zu lesen und den Rest nölig zu überblättern. Ich werde mir auf jeden Fall von beiden noch mindestens eine Ausgabe gönnen. Ist vielleicht wie mit fiesem Käse oder herbem Wein. Muss man sich auch erst rankosten.

(Nächste Erscheinungstermine: Golfpunk 14. Juli, Plock! 28. Juni)