Wohlfühlkuschelessen für stürmische Hamburger Abende

Beim Einkaufen habe ich gestern neben den geplanten Weintrauben und Äpfeln noch drei dicke, gelbe Pflaumen erstanden. In meiner Einkaufstasche befand sich außerdem zum ersten Mal ein Liter Sojamilch. Ich ernähre mich seit Eating Animals so ziemlich vegetarisch (seit August dreimal Fleisch, das letzte Mal Anfang Dezember), aber auf Milchprodukte und Eier wollte ich bisher nicht verzichten, obwohl ich weiß, dass das inkonsequent ist. Bio-Eier mit der 0 auf der Schale habe ich schon gekauft, als ich mich noch größtenteils von Tiefkühlpizza ernährt habe, denn das ist der einfachste Umstieg auf ethisch halbwegs vertretbares Essen, den eigentlich jeder mitmachen könnte. Die Nuller-Eier liegen in so gut wie jedem Supermarkt, praktischerweise direkt neben den Qualeiern mit der 3 drauf; ein Griff daneben, und man hat wenigstens ein bisschen was getan. Im Prinzip.

In Wahrheit geht es Biohühnern fast genauso beschissen wie Volierenhühnern, und Milchkühe führen auch in Biobetrieben ein mieses Leben, weil sie eben auf Teufel komm raus Milch geben müssen, damit sie sich rentieren. Das heißt, sie werden wieder und wieder geschwängert – damit sie Milch geben; logisch, aber darüber habe ich mir früher auch noch nie einen Kopf gemacht –, das Kalb wird ihnen sofort weggenommen, und sie sind auf Milchmengen gezüchtet, die schon längst jenseits von Gut und Böse sind. Bitte ergoogelt euch den Rest. Für heute mach ich’s kurz: Milchreis schmeckt auch hervorragend mit Sojamilch.

Eine halbe Tasse Milchreis mit der dreifachen Menge an
Sojamilch aufkochen und bei niedriger Hitze so lange köcheln lassen, bis der Reis weich ist. So 20 Minuten ungefähr.

In einem zweiten Topf
gelbe Pflaumen, entsteint und in mundgerechte Stücke geschnitten, und
eine gute Handvoll Weintrauben mit
einem dicken Schuss Weißwein,
einem Teelöffel braunem Zucker und
einer Zimtstange

leicht vor sich hinköcheln lassen, bis die Früchte die gewünschte Matschigkeit haben. Zimtstange raus, Kompott auf den Reis kippen, fertig. Wärmt. Schmeckt. Und wenn das Obst noch regional und saisonal gewesen wäre … aber lassen wir das. Wärmt. Schmeckt.

Edit 10.02.: Uuuh, zu diesem Eintrag kam ein bisschen Post. Viele haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sojaanbau genauso doof ist wie Milch zu trinken – oder fast. Ich meine mich zu erinnern, dass der Sojaanbau auch deswegen so problematisch ist, weil das Zeug billig an die Massentiere verfüttert wird, weswegen wir so viel davon brauchen. Wenn die Massentierhaltung nicht wäre, müssten auch nicht so viele Quadratkilometer Regenwald dran glauben. Bis dahin habe ich lieber einen Baum auf dem Gewissen als eine Kuh, obwohl das karmatechnisch wahrscheinlich nichts ändern wird.

Karen Duve hat in Anständig essen genau dieses Dilemma beschrieben – ich weiß, dass ich *immer* irgendwas falsch mache, ganz gleich, was ich mir in den Einkaufskorb packe. Und entweder wird man dann Frutatier oder arrangiert sich damit, eben doch nicht ganz so der gute Mensch zu sein, der man gerne wäre. Ich persönlich bin jetzt grade im Stadium „Ich bin nicht perfekt und manchmal will ich im Februar halt Pflaumen essen“, aber vielleicht ändert sich das ja noch.