Be-ne-det-to!

Schöner Kommentar in der SZ über den Glauben der Jugend:

Die Meinungsforscher von Perspektive Deutschland haben zum Weltjugendtag herausgefunden: Junge Katholiken – übrigens auch junge Protestanten – haben weniger Angst vor der Zukunft, sie sind weniger hedonistisch orientiert, setzen sich häufiger für andere ein. Und wenn sie ihre Kirche kritisieren, tun sie es, weil sie sich mit ihr verbunden fühlen.

Sie sind ohnehin viel näher an ihrer Kirche, als es viele Bischöfe in ihrem Kulturpessimismus glauben. Sie sehnen sich nach einer tragfähigen Gottesbeziehung, nach Lebensformen und Leitlinien für den Alltag. Sie träumen von festen Partnerschaften, suchen Orte der Stille, Gemeinschaften, in der nicht das Wichtigste ist, was man gerade leistet, besitzt, werden will. Sie suchen, was das eingefahrene Leben unterbricht – und eine der kürzesten Definitionen von Religion ist „Unterbrechung“, hat der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz gesagt. Nur: Sie wollen Vorbilder statt Vorschriften und Perspektiven statt Pessimismus. Sie suchen Partner und Begleiter, die auch dann bei ihnen bleiben, wenn es Meinungsunterschiede gibt.

Das Elend der katholischen Kirche ist, dass sie hier den Faden verloren hat, dass sie sprachlos vor ihren Jugendlichen steht. Um diese Sprache wiederzufinden, braucht es mehr als einen Weltjugendtag. Aber ein Anfang könnte er sein.

3 Antworten:

  1. Der Weltjugentag ist zwar ein Marketingevent der katholischen Kirche, aber es ist gut, wenn sich Jugendliche aus aller Welt (darunter Anhänger vieler Religionen) treffen und erfahren, dass sie mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben.

    blogschocker

  2. Ich wohne zwar nur einen Steinwurf von Köln. Aber diese Massen schrecken mich doch etwas ab. Vielleicht bin ich einfach zu alt für diesen Sch…

    Wo hab ich das nur schon mal gehört?

  3. Der Weltjugendtag hat eine Außenseite und eine Innenseite. In einem Jahr werden wir uns öffentlich nur noch an die bunten Bilder erinnern, aber weiterwirken wird das, was vielleicht, wahrscheinlich “in” den Teilnehmern geschieht, z.B. – um mal ein großes Wort zu gebrauchen: “Gottesbegegnung” oder die Erfahrung, bei aller Gebrochenheit und Unsicherheit geliebt und angenommen zu sein oder die Entdeckung, daß die uralten Formeln und Rituale einen riesigen Innenraum bieten und tatsächlich etwas “wirken” (auf theologisch: opus operatum) oder die friedlich und freudige Begegnung mit vielen anderen aus aller Herren Länder.

    Wegen der Teilnehmerzahlen gibt es doch immer Klagen: kommen wenige, war’s ein enttäuschender Besuch, kommen viele, war’s zu monumental aufgezogen, oberflächlich und für alle Kölner und Umländer nur noch abschreckend. So what?

    Für die Sprachlosigkeit gibt es mehr Ursachen als man gewöhnlich annimmt. Ich selber bin nachkonziliar katholisch sozialisiert und habe jede Menge “Partner und Begleiter, die auch dann bei ihnen bleiben, wenn es Meinungsunterschiede gibt” – besonders unter den geweihten Vertretern der Amtskirche, Menschen, die alles gegeben hätten für die Jugendlichen, für die sie verantwortlich waren. (Aber klar, die anderen, negativen Erfahrungen habe ich auch gemacht, und auch die Erfahrung der billigen Anbiederung, die den Jugendlichen alle Wünsche vom Mund abliest und die mich immer fragen ließ: Warum soll ich in der Kirche bleiben, wenn es drinnen doch so ist wie draußen?)