Powerful Women

Das Forbes Magazine hat eine Liste der ihrer Meinung nach most powerful women erstellt. Ich frage mich nun, ob man powerful mit mächtig oder lieber mit einflussreich übersetzen soll. Jedenfalls habe ich Schwierigkeiten mit der Idee, dass First Lady Laura Bush (Platz 4) mehr Macht haben soll als Senatorin Hillary Clinton (5). Oder dass noch eine First Lady, Cherie Blair (12), mächtiger sein soll als Tarja Halonen (31), die Präsidentin von Finnland.

Wieso gilt das finnische Staatsoberhaupt als weniger mächtig als die Ehefrau des englischen Premierministers, die laut Verfassung einfach gar nichts mit den Regierungsgeschicken ihres Mannes zu tun hat? Vielleicht ist mein Erstaunen aber auch nur mein persönliches Problem mit dem Phanomän der „ersten Dame im Staate“. Was genau können die Mädels denn ausrichten, außer ihrem Göttergatten beim Abendbrot ihre Meinung zu Steuersenkungen und der Asylpolitik kundzutun? Haben sie wirklich einen nennenswerten Einfluss – abgesehen von den üblichen Wohlfahrtsprojekten, die ich hübsch und nett und sicherlich sinnvoll finde, die aber wohl kaum irgendwelche Probleme einer Regierung lösen werden?

Laut Wikipedia übernehmen die First Ladys, zumindest in den USA, oft diplomatische Funktionen, indem sie sich um die Gattinnen von Staatsoberhäuptern kümmern, wenn die grad mal auf Besuch vorbeischauen. Ist das also die Macht, von der Politikerfrauen träumen? Kaffeetrinken mit ihrem ausländischen Equivalent, während die Herren Weltpolitik machen?

Mir fällt grad auf, dass der Begriff „Politikerfrau“ genauso doof ist wie „Zahnarztfrau“. Und ich persönlich glaube ja immer noch, dass jede Managerin eines Konzerns, wie sie auch zuhauf in der Liste vorkommen, in meinem Wortsinn mächtiger ist als eine First Lady. Einfach, weil sie die Macht haben, Entscheidungen zu fällen.

(Link via Frausinn)

2 Antworten:

  1. Powerful heisst aus US-Sicht in der Tat eher “einflußreich”. Es geht um den “access” zu den Entscheidern, ein ganz wichtiges Prinzip auf dem das politische System besteht; denn in den USA finden wir nicht jene formalisierte Struktur der Parteiorganisation wie hier. Und so geht es für Interessengruppen, einzelne Politiker und alle anderen Mitschwimmer immer um den “access”. So gesehen, die First Ladies sind also nahe dran am höchsten Entscheider.

  2. Die Liste sagt wohl mehr über das Frauenbild des Forbes Magazines aus als über den Einfluß von Frauen. Oder hätten sie wohl bei einer Liste der most powerful men einstens Herrn Thatcher aufgenommen?