Was schön war, KW 24/25: viel Kunst

Kindergeburtstag gefeiert. Ich saß netterweise mit Erwachsenen an einem Tisch, unter anderem mit einer Schwester des philippinischen Vaters von F., die aus Kalifornien zu Besuch war, und ihrer Nichte. Zumindest theoretisch habe ich mehr über die philippinische Küche erfahren; am Kochkurs, den sie meiner Quasi-Schwägerin (und F. in Vertretung von mir) gab, konnte ich leider nicht teilnehmen, weil ich im Norden war.

Auf der Rückfahrt vom Geburtstag im Allgäu verpassten wir einen Anschlusszug, und anstatt am dortigen Bahnhof im Nirgendwo eine Stunde herumzustehen, blieben wir einfach im Regionalzug sitzen, fuhren bis Augsburg und von da nach München zurück. Wir sahen erstmals, dass auch an Nicht-Spieltagen und sogar nach Saisonschluss die bunten Fassadenelemente der WWK-Arena leuchteten. Ich hatte ein bisschen Heimweh.

Trotz des Umwegs waren wir früher wieder in München, als wenn wir auf den Zug gewartet hätten. Ich liebe das 49-Euro-Ticket sehr.

Einer unserer Restauratorinnen bei der Arbeit am Lenbachhaus-Schild(kunstwerk) zugeguckt.

Am Institut für Zeitgeschichte hörten F. und ich einen Vortrag über den FC Bayern in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Vortrag ist inzwischen auch online.

Das Buch des Vortragenden wurde sofort gekauft, es ist mit 28 Euro geradezu lächerlich günstig im Vergleich zu anderen Dissertationen. (Meine kostet 65, ich hasse das so sehr.)

Beim Rumstehen nach der Lesung bei Wein und Schnittchen sprach mich ein ehemaliger Mitdoktorand an, dessen Diss über Heinrich Hoffmann, nach der ich schon ewig googele, demnächst endlich erscheint. Ich bin gespannt.

Ich habe jetzt einen Balkonstuhl mit Armlehnen und einem verstellbaren Fußteil und bin damit offiziell Rentnerin. Gucke nun Blumen beim Wachsen zu.

Der Stuhl wird jeden Morgen, sofern es das Wetter zulässt, genutzt. Auch wenn ich mal schwer aus dem Bett komme, sitze ich für mindestens fünf Minuten mit dem Kaffee draußen. Besser als jede Meditation (für mich). Der Tag beginnt in Ruhe und mit dem Blick ins Grüne. Das ist immer sehr schön.

Wir haben zu Papas Urne mehrere Händevoll Eicheln geworfen, weil er die Bäume so mochte. Die kommen jetzt alle. Sie werden vermutlich vom Gärtner entfernt werden, aber momentan sieht das super aus.

Im Norden besuchte ich mit dem Mütterchen die Ausstellung „Welche Moderne?“ im Sprengelmuseum, die ich sehr empfehlen kann. Wenn ich auch zurückgepfiffen wurde, als ich mit großen Gesten vor einem Bild stand und was erzählte. „Nicht so nah rangehen, das ist Privatbesitz.“ Hä? Darf ich bei Museumsbesitz näher ran? Ist da ne Linie auf dem Boden oder ein Abstandshalter? Nein. Lass mich in Ruhe. (Das Bild war auch kein Privatbesitz. War kurzfristig sehr bockig.)


Edith Dettmann, Stilleben mit Tulpen, 1933, Moritzburg (Halle/Saale)

Die Malerin Edith Dettmann war mir vorher unbekannt. Ich stellte entsetzt fest, dass es im ZI kein Fitzelchen Literatur zu ihr gibt.

Wer es bis zum 17. September nicht nach Hannover schafft, kann die Ausstellung ab dem 22. Oktober in Chemnitz sehen. Macht das mal. Dort hängt nämlich auch einer meiner Lieblinge von Alexander Kanoldt aus der Pinakothek der Moderne sowie ein Werk von Georg Schrimpf aus dem Lenbachhaus.

Noch toller als die Avantgarde-Ausstellung fand ich die Präsentation der eigenen grafischen Sammlung, die gerade unter dem Titel „Laboratorium der Moderne“ gehängt ist. Dafür gibt es leider keinen Katalog, was ich sehr bedauert habe. So musste ich diverse Schildchen fotografieren, was ich nicht gerne in Museen macht. Gebt mir einen Katalog! Mit guten Bildern! Und anständigen kunsthistorischen Angaben!

Nach dem Museum und dem mütterlichen Mittagsschläfchen gab’s Kaffee und Kuchen bei Schwester und Schwager. Und diesem blauen Typ, der bei ihnen wohnt und den ich echt gerne fotografiere.

Viel Madonna im Zug zurück gehört, ich war in Laune.

Ich kann im Sommer generell Museumsbesuche empfehlen. Wir haben alle Klimaanlagen.


Charlotte Salomon, Gouache aus „Leben? oder Theater?“, 1940–1942, Sammlung Jüdisches Museum Amsterdam © Charlotte Salomon Foundation

Museumsmittagspause im Garten ist super, wenn man einen Platz unter dem Baum findet und einen der Fast-Liegestühle erwischt. Auch wenn ich kurzfristig mit einer winzigen Spinne kämpfen musste, die in mein Müsli fiel.

Salat mit weißen Bohnen, grob nach „Immer schon vegan“ von Katharina Seiser. Ich empfehle neben Museumsbesuchen alle ihre Kochbücher.

Gestern mal wieder durchs komplette Brandhorst gewandert. Nicole Eisenman ist super, noch superer sind drei neue Harings, über die ich mich sehr gefreut habe.


Keith Haring, Untitled, 1982, Museum Brandhorst.

Ich verliebte mich außerdem in Thomas Eggerers „Corridor“ sowie Jennifer Packers „For R. N. M.“, das gerade in „La vie en rose“ hängt (ganz runterscrollen).

Letzte Kurssitzung im Semester vorbereitet, die morgen stattfindet. Ich bin dann mal wieder im Zug. Reicht jetzt allmählich.

Was schön war, KW 23 – Erdbeeren und Richard Strauss

Viel gearbeitet, viel gelernt. Aber auch viele Erdbeeren gegessen, mein Back-Mojo wiedergefunden und am Donnerstag in einem schönen Konzert in der Isarphilharmonie gesessen.

Von den Programmpunkten hätte ich im Vorfeld erwartet, dass mir Debussy und Ravel am besten gefallen, aber die rauschten eher an mir vorbei, jedenfalls bis zu ihren bemerkenswerten Schlussakkorden. Die „romantische Tondichtung „Miske“ des litauischen Komponisten Mikalojus K. Čiurlionis“ fand ich hingegen atmosphärisch sehr spannend. Für mich am meisten überraschend war allerdings der Strauss der Favorit des Abends. Von ihm hatten F. und ich vor Kurzem ein Oboenkonzert gehört, das wir höflich an uns vorbeiziehen ließen. Aber hier waren Klarinette und Fagott als Soloinstrumente sehr spannend.

Ich bin generell eine Freundin der vollbesetzten Bühne bzw. des Orchestergrabens, aber hier hat die kleinere Besetzung wirklich mehr Spaß gemacht hat. Wieder was gelernt. (Das gehört in jeden Blogeintrag, sonst fehlt mir was.)


Erster Frappuccino der Saison, hier am Hbf Düsseldorf.


Erstes Freiluftbierchen in der Stammkneipe. Der Wind trug ein bisschen Rammstein zu uns rüber. Ich habe sehr viele Meinungen zu diesem Thema und verweise faul auf die von Max.


Gochujang-Tofu, Reis, Gemüse.


Alles, was an Obst im Haus ist, mit Jogurt und Körnern.


Amsterdam-2015-Mitbringel und Amsterdam-2023-Mitbringsel.
Mandelblütenbär aus dem Van-Gogh-Museum und Delft-Nijntje, die F. stilecht am Flughafen gekauft hat, weil ich hysterisch fiepsend im Nijntje-Store stand und der Mann halt ein guter Mann ist.


Außerdem neben dem Buch „Jerusalem on the Amstel“ aus dem Shop des Jüdischen Museums mitgebracht: zwei Lesezeichen mit Charlotte-Salomon-Motiven. Ich weiß gar nicht, ob wir die im Shop haben, Dienstag gleich mal nachgucken.

Ich denke dauernd an die Portugiesische Synagoge nach, weil wunderschön.


Wie erwähnt: Back-Mojo wiedergefunden. Nach zwei eingefallenen und halbgaren Kuchen endlich wieder einen guten aus dem Ofen geholt. Der simpelste Rührkuchen von allen: 200 g Zucker, 200 Butter, 200 g Mehl, drei Eier, fertig.

KW 21/22 – Dachau, München, Amsterdam, Düsseldorf

Long time no see, liebes Blog. Man kommt ja zu nichts. Weil erstens gerade äußerst unmotiviert zum Bloggen und zweitens:

Am Sonntag, 21. Mai, hielt ich einen sehr kurzen Einführungsvortrag in Dachau für die Künstlerin Anja Seelke, die sich Walter von Ruckteschell und vor allem seinem Werk zu den deutschen Kolonien auseinandergesetzt hat. Sie war Empfängerin des Künstler- und Musikerwohnstipendiums der Stadt Dachau und arbeitete in der Ruckteschell-Villa, wo auch ihr Vortrag stattfand. Ich lernte spannende Menschen kennen, die SZ berichtete.

Im Anschluss rannte ich noch durch die sehr gute Ausstellung „To be seen“ im NS-Dokuzentrum, für die ich mir schmählicherweise bis zum allerletzten Tag Zeit gelassen hatte. Das war ausgerechnet der Internationale Museumstag, weswegen ich zwischen zwei Führungen zerrieben wurde und mir dann doch lieber den Katalog kaufte.

Am Montag warf ich meine Menstruations-App rituell vom Handy, denn ich war 1000 Tage überfällig. Ich betrachte dieses nervige Kapitel als gottlob endlich abgeschlossen.


Abends eröffnete im Lenbachhaus die Ausstellung „Jetzt wo ich dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult)“ von Natascha Sadr Haghighian. Seitdem hocke ich nach so gut wie jedem Feierabend auf dem Objekt rum, das derzeit bei uns im Foyer steht: das Werk „Pssst Leopard 2A7+“, das sich, man ahnt es, mit dem Panzer beschäftigt. Das Objekt hat die Ausmaße des Kampfgeräts und man kann auf ihm rumsitzen und -stehen und -liegen. Es gibt diverse Tonschnipsel per Kopfhörer zu hören, die alle spannend sind, es dauert halt nur manchmal etwas länger. Und, Achtung, totaler Deppensatz: Ich wusste nicht, wie groß ein Panzer ist. Kommt vorbei, setzt euch auf Kunst.

Das war kurz vor der Schließung des Hauses, sonst sitzt immer wer auf den Paletten mit Legoplatten. Hier hatte ich den Leopard mal ganz für mich.

Freitag bestiegen F. und ich ein Flugzeug nach Amsterdam, denn wir hatten uns im Februar, im anscheinend einzig möglichen Drei-Tage-Fenster, Tickets für die Vermeer-Ausstellung gesichert.

Zunächst ging es aber ins Stedelijk, denn dort wurde gerade ab dem Tag unserer Ankunft ein Werk wiedergezeigt, das 1986 dort enstanden war: Keith Harings „Amsterdam Notes“. Das 38 Meter lange Werk geht über drei Saalseiten und wurde von Haring zu seiner ersten Ausstellung im Stedelijk gemalt. Für mich ist Haring ein besonderer Künstler, auch wenn er heute eher mit knuffigen Männchen und schlimmen Herzkissen in Verbindung gebracht wird. Er ist der Künstler, bei dem ich als Kind der 1980er Jahre zum ersten Mal verstanden habe, was Kunst kann. Wie sie auf Politik aufmerksam machen kann, auf Probleme, wie sie anprangern oder aufzeigen kann. Harings Themen sind bis heute (leider) aktuell, und es war für mich, ehrlich gesagt, ein größeres Erlebnis, dieses Werk zu sehen als die ganzen Vermeers.


Die Vermeer-Ausstellung war emotional für mich nicht so mitreißend wie das eine Haring-Werk, aber natürlich war es ein absolutes Geschenk, da zu sein und so viele Werke von ihm in einem Kontext anschauen zu können. Die Ausstellungsmacher haben der Versuchung widerstanden, so viele Menschen wie möglich in die Galerieräume zu quetschen. Ja, im ersten Raum war es etwas eng, aber da stehen halt alle erstmal rum wie in allen Ausstellungen in allen Museen. Ab dem zweiten wurde es schlagartig luftiger, in jedem kleineren Raum hingen, wenn ich mich richtig erinnere, nur höchstens drei Werke, in den größeren Sälen fünf oder sechs, das „Milchmädchen“ hatte einen kleinen Raum für sich allein, es ist ja selbst recht klein. Das kannte ich schon aus dem letzten Besuch des Rijksmuseums, wo es einfach so bescheiden in der Sammlung rumhängt und mit den ganzen Rembrandts konkurriert, und warum auch immer hat es mich im Kontext der ganzen Vermeers noch mehr berührt als eh schon.

Deswegen hat mir F. auch die schönste Postkarte ever geschenkt.


(Nijntje)

Im Jüdischen Museum hängen in der Dauerausstellung immer sechs Gouachen von Charlotte Salomon, die turnusmäßig ausgetauscht werden, damit die Farben nicht zu lange dem Licht ausgesetzt sind. Das war schön, noch mehr Werke von der Künstlerin zu sehen, deren Ausstellung im Lenbachhaus ich sehr mag. Auch Katia Kelm war inzwischen da, danke für den Besuch und den Kaffee danach.

In der Straße, in der sich das Jüdische Museum befindet, liegen vor fast jedem Haus diverse Stolpersteine.

Genossen haben wir viel Käse und Wein in der Kaasbar, sehr gute Teller zum Teilen und Wein im Fijnkost und absolute Präzision und unglaublichen Weißwein im Flore. Und dann noch einen unglaublichen Rotwein, weil wenn man schon mal an den Keller des Hotel de l’Europe rankommt, dann … genau. Bei diesem Essen wählten wir unterschiedliche Menüs, weil F. lieber Fisch und ich lieber Gemüse wollte. Das Essen war herausragend, aber ich merkte, dass es mir fehlt, mich mit F. darüber auszutauschen, was wir auf den Tellern haben. Das nächste Mal wird wieder tischweise geordert.


Im Flore durften wir einen Gang in der Küche essen und den Köchen (keine Frau gesehen) bei der Arbeit zuschauen. Wir wurden auch gefragt, welcher Gang uns bisher am besten gefallen habe, woraufhin ich erstmal erfragte, wie man aus dem totalen Langweiler Aubergine dieses Umami-Wunder macht, was vor mir steht. Ich weiß bei Trips in die Küchen nie, ob die Köch*innen das machen, weil sie glauben, das es irgendwie dazugehört, oder ob sie jetzt wirklich von mir eine Antwort auf ihre Frage wollen. Eigentlich bin ich auch völlig damit zufrieden, am Tisch zu bleiben und mir vorzustellen, dass in der Küche lauter kleine Zauber*innen am Pass stehen. Andererseits weiß ich jetzt, dass es Blaubeersalz gibt und deswegen die Aubergine so super schmeckt.

Es ist doch Zauberei, ihr könnt mir das nicht ausreden. Kein Foto im Flore gemacht. Guckt lieber auf Insta.

Ansonsten verbrachten wir die Zeit ins Amsterdam auch damit, auf einer Bank an einer Gracht zu sitzen, wo gerade eine andere Gracht kreuzt, und die hundert Boote und Bötchen anzuschauen, die an einem sonnigen Sonntag so unterwegs sind. Wir lernten auch, dass die eine Gracht eine Einbahngracht ist, worauf diverse Ausflügler freundlich hingewiesen wurden. Außerdem saßen wir direkt vor einem Haus, an dem ein Storch an der Außenfassade als Element angebracht wurde. Von diversen Touri-Booten mit englischsprachigen Führer*innen lernten wir, dass hier früher Hebammen gewohnt hatten. Man kann also nicht nur im Gehen verstehen, sondern auch beim Rumsitzen. Nice.

Früher hat mir F. von jedem Auslandsflug Toblerone aus dem Duty-Free-Shop mitgebracht. Durch Corona ist diese wunderbare Tradition irgendwie eingeschlafen, also kaufte ich mir dieses Mal selber welche. Ich kann die Sorte Orange-Ingwer sehr weiterempfehlen.

Direkt nach dem Urlaub wartete der Abschluss meiner Unterrichtsvorbereitung auf mich: Am Montag dieser Woche fand schon die dritte Sitzung meines Schreibkurses an der Uni statt. Wieder viel mitgenommen. Nur noch eine Sitzung, dann ist das Semester schon rum. Tollerweise habe ich bereits einen Lehrauftrag für das Wintersemester, worüber ich mich sehr freue.

Außerdem hängt inzwischen meine Lichterkette auf dem Balkon. Ich eröffne hiermit den Sommer.