„Greg glanced at Billy, as if to say, “Watch and learn.”
They tried not to talk about the disease. They went through Twin Peaks, they talked about the art scene, what Larry was showing next, how money was wrecking the East Village now, and whatever happened to that guy who used to walk a tightrope and piss, beautifully, in an arc, perfectly balanced, into the East River? No, he pissed on the floor down in that club on 48th Street. Should have been the river. Whatever happened to him? Every name they spoke dragged its own tiny silence after it.
Gone. Gone silent. Alive.
Arthur was positive for six years and he hadn’t a thing wrong with him, people wanted to touch him, he was so old now. Arthur remembered things no [one] else remembered. Who could keep at that? Who could hold on to it? His head was a museum. And when he died the museum would be empty. The museum would fall down.
Greg read nothing but the classics now, tender of his eyesight and of his time, he talked about Achilles’ dream of dead Patroclus, how the dead man would not touch him but only boss him about, when all Achilles wanted was to feel the guy in his arms. Why is that? That the dead have voices in our drreams but no density. It’s just this huge sense of themness, it is all meaning and no words. Because words are also physical, don’t you think? The way they touch you.
“Sometimes they do. Use words, I mean,” said Arthur. ‘My tree is all hibiscus.’ Someone said that to me, once.” No one asked who.
“It is a war,” Massimo said.
Greg said fuck that he never signed up for any damn war. He wanted a civilian’s death, he said. A personal death. He wanted a death he could call his own.
Massimo said Gabriel Torres was working out in the Y on West 23rd and the stir as he wiped down one machine and went to the next. Gabriel Torres was the most beautiful man you have ever seen.
“Where he gets the time?” said Arthur.
“You know,” said Greg, “Sometimes I think we’d all be better off with a woman in sensible shoes.”
Dan’s face, through all of this, was a thing of quiet attention. His pale skin soaked up the candlelight and he listened so well, it seemed the whole table was talking just for him. Greg lifted his glass and said, “Look at those cheekbones,” and Dan gave a smile.
“The poet. That Irish poet.”
“Yeats?” said Arthur.
On which, to everyone’s amazement and delight, Dan opened his mouth and a ream of poetry fell out. Line after line – it was like a scroll unfurling along the tabletop, a carpet unrolled. And each of us, as we heard it, realised where we were, and who was with us. We saw our shadows shifting on the back wall, the office cleaner across the way in trembling fluorescent tinged with green, the dark city brown in the sky.”

Anne Enright: The Green Road, London 2015, S. 46/47.

KW 20 – Auf den Schultern von Riesen

Beste Blueberry Muffins ever gebacken. Das Geheimnis ist die Zuckerkruste, die einen Kontrast bildet zum flauschigen Rest.

Bis Sonntagvormittag überlegte ich, ob ich die Montagssitzung in der Uni per Video anbieten sollte, denn nach über einer Woche im Bett war ich immer noch nicht so richtig fit. Außerdem war für Sonntagabend und Montag Streik angekündigt. Da ich unsere Gruppenarbeit aber für essentiell halte, wollte ich vor Ort sein.

Die Hinfahrt war streikmäßig nicht in Gefahr, die Rückfahrt sollte aber ausfallen. Ich dachte für fünf Sekunden über einen Mietwagen nach und buchte dann meinen ersten Flug seit … kurzer Check in der Wallet meines Handys … dem 24. Februar 2020, wo ich von München aus nach Berlin flog, um im Bundesarchiv für die Diss zu arbeiten. Ich weiß noch, dass ich auf der Rückfahrt im Zug das erste Mal den NDR-Podcast mit einem Herrn Drosten hörte, der über irgendein Virus sprach. (Hin hätte der Zug zu lange gedauert, ich wollte jede Minute im Archiv, die ich kriegen konnte. Oder auch: Ich wollte nicht morgens um 4 im Zug sitzen.)

Zurück ins Jahr 2023. Der Streik wurde abgesagt und ich hatte nun zwei nicht stornierbare Tickets. Mpf. Darüber wollte ich mir am Sonntag aber noch keine Gedanken machen, trug Maske in der U-Bahn zum Bahnhof und vergaß sie dann in der Jackentasche. Irgendwann bei Frankfurt dachte ich, oh, du wolltest doch eigentlich mit Maske … aber jetzt ist es auch egal. Ich bin genauso wurschtig geworden wie die Leute, über die ich mich drei Jahre lang aufgeregt habe.

Dieses Mal fuhr der Zug über den Kölner Hauptbahnhof – DOM! –, aber ich saß auf der falschen Zugseite. War mir aber egal, ich hängte mich quer über meinen Sitz in den Mittelgang und schaute zwischen zwei sehr missbilligend aussehenden Einzelsitzsitzern durch, denen der Dom offensichtlich egal war. Lehn dich zurück, Nase, lass mich Kirche gucken!

Im Hotelzimmer noch mal die Präsentation durchgegangen, die ich krank erstellt hatte und für die ich nur mittelgute Hoffnung hatte.

Montag im Unterricht war dann aber wieder alles wunderbar, wenn ich auch etwas unkonzentriert war und nach fünf Stunden absolut nicht mehr denken konnte. Erneut arbeiteten die allermeisten Studis engagiert mit, und ich surfte den Rest des Tages auf einem Gefühl, das ich vor vier Wochen noch nicht kannte: das Teaching High. Das Gefühl, Menschen mit einem Thema, das mir am Herzen liegt, zu erreichen, ist unglaublich. Und direktes, gutes Feedback auch. Gesagt zu bekommen, dass diese Stunden wirklich bei einem Problem helfen, ist unbezahlbar. Hätte trotzdem gerne eine Entlohnung, die wenigstens in die Nähe meiner Fähigkeiten kommt, und damit meine ich nicht die total überbezahlte Werbung.

Ich so: *zeige Folie mit einer Einleitung aus meiner ersten Hausarbeit in Geschichte, an der ich referiere, dass auch ich am Beginn meines Studiums Sätze in der Qualität produziert habe, die ich meinen Studis heute anstreiche. Der Plan: zu zeigen, dass sich alles lernen lässt, man muss es nur üben*
Student: „Was haben Sie denn für eine Note bekommen?“
Ich: „1,3.“
Student: „Aber wenn man selbst mit einer miesen Einleitung eine 1,3 kriegt, wieso soll ich dann eine bessere schreiben?“
Ich: „Das ist NICHT der Effekt, den ich mit dieser Folie erzielen wollte!“
*Gelächter*

Am Ende der Stunde frage ich immer, wie’s den Studierenden geht und was sie gelernt haben. Einen Satz meines ersten Text-CDs haben sie sich gemerkt: Für eine gute Headline musst du erstmal 100 schlechte schreiben. Und ich habe gelernt, dass Heinrich Heine aus Düsseldorf kommt und die dortige Uni nicht einfach so nach dem Mann heißt. Sollte vielleicht endlich mal googeln, wer dieser Ludwig Maximilian war, der auf meiner Promotionsurkunde steht.

Public Service, mit Dank an die Wikipedia: „Die Ludwig-Maximilians-Universität München (kurz Universität München oder LMU) ist eine Universität in München. Sie wurde 1472 in Ingolstadt gegründet, im Jahre 1800 nach Landshut und 1826 schließlich nach München verlegt. Sie ist benannt nach ihrem Gründer Herzog Ludwig IX. sowie dem bayerischen König Maximilian I. Joseph, der sie nach Landshut holte.“

Die Fahrt zum Flughafen dauert mit der Regionalbahn fünf Minuten vom Hauptbahnhof. FÜNF MINUTEN. Merk auf, München, du nervigster aller Flughäfen, von dem man bis zum Hbf mit der S-Bahn länger braucht als der komplette innerdeutsche Flug gedauert hat.

Und vom Bahnhof am Düsseldorfer Flughafen schaukelt einen der Skytrain, eine Schwebebahn, zu den Terminals. Als sie einfuhr, ging ich ganz nach vorne, weil ich rausgucken wollte, ich gucke halt gerne aus Verkehrsmitteln raus (DOM!). Dabei hatte ich vergessen, dass wir 20 Meter in der Luft hängen, was meine latente Höhenangst dann doch weniger lustig fand als gedacht.

Fliegen hat sich übrigens nicht verändert, aber die Verpflegung an Bord kostet jetzt.

Dienstag hatte ich ein unerwartetes und ungeplantes Gespräch im Museum, das mich gefreut und motiviert hat.

Außerdem sah ich eine Tanzperformance in unserem Atrium, die ich spannend fand. Eines unserer beliebtesten Werke ist das „Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoffs“ von Alexej von Jawlensky. Die Tänze stammten unter anderem von Sacharoff und seiner Tanzparterin Clotilde von Derp, und das war eine seltsame, aber schöne Erweiterung eines Kunstwerks, das auch ich gerne anschaue. (Aus diesen zwei Absätzen habe ich eben fünf „sehr“s rauskorrigiert, LISTEN UP, STUDIS! Mehr Disziplin dem eigenen Text gegenüber!)

Die Performance ist heute nochmal um 18 Uhr zu sehen; sie dauert gute 20 Minuten und kostet keinen Eintritt. Einfach ins Atrium kommen. Dort könnt ihr euch übrigens schon auf das Werk „Pssst Leopard 2A7+” von Natascha Sadr Haghighian setzen; ihre Ausstellung „Jetzt wo ich dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult)“ wird Montag um 19 Uhr eröffnet. Kostet nichts, kommt gerne vorbei.


Knapp vor dem Verhungern mein neues Lieblingsgericht Bratreis mit Frühlingszwiebeln und Ei gemacht. Sojasauce, Sriracha, Sesamöl, fertig.

Mittwoch saß ich schon wieder im Zug, mehr oder weniger ungeplant: Mein Patenonkel war vorletzte Woche verstorben, ich erfuhr es eine Woche vor der Trauerfeier, die an seinem Heimatort in Baden-Württemberg stattfinden sollte. F. und ich buchten sofort einen Zug, auch weil wir dachten, dass der Rest der Familie aus dem Norden den langen Weg vielleicht nicht auf sich nehmen würde. Taten sie aber, und so saßen wir zu fünft in den Kirchenbank und nahmen Abschied.

Ich fand die Trauerfeier sehr tröstlich. Der Pastor sprach davon, dass mein Onkel nun „in die Ferne gerückt sei“, was für mich ein schöneres Bild ist als „auf Nimmerwiedersehen von uns entfernt“. Der Satz, dass man nie ganz weg ist, solange noch jemand an einen denkt, fühlt sich für mich immer wahrer an.

Der Pastor erwähnte auch den Konfirmationsspruch meines Onkels, er steht bei 1. Korinther 3,11: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Mein Onkel war gläubig und hat sich sein Leben lang in der Kirche engagiert. In der Predigt wurde ausführlich erzählt, was er alles angestoßen hat, wofür er den Grund bereitet hat, auf dem nun andere gehen. Ich musste an etwas denken, das ich montags im Unterricht gesagt hatte, als es um Forschung ging, die immer auf der Arbeit von anderen beruht; ich erwähnte ein Isaac-Newton-Zitat, das ich sehr mag: “If I have seen further it is by standing on ye shoulders of giants.” Ich mag dieses Bild sehr, dass wir alle Teile einer langen Kette sind, deren Glieder ständig neu geschmiedet werden und die ohne die Vorarbeit, das Wissen, die Talente und die Persönlichkeiten von anderen nicht möglich wäre.

Es hat mich auch sehr getröstet, dass mein Onkel wusste, dass seine Zeit begrenzt war und er noch alles ordnen konnte. Angeblich sagte er: „Ich hatte ein gutes Erdenleben.“ Bisher – und darüber hatte ich noch nie nachgedacht – kann ich das auch sagen. Ich hatte bis hierhin trotz allem Alltagsgenerve ein gutes Erdenleben. Ich hoffe, ich habe es noch länger.

Trauerfeiern in Süddeutschland schlagen die im Norden um Längen. Wo es bei uns immer nur Schnittchen und Butterkuchen vom Blech gibt (der heißt bei uns auch „Beerdigungskuchen“), gab es hier hervorragenden Wirtshaussalat mit dem einzig wahren Kartoffelsalatdressing, nämlich Öl statt doofer Majo, sowie gerollte Maultaschen, danach noch Hefezopf. Wenn der Anlass nicht so traurig gewesen wäre, hätte ich gesagt: ein Festessen.

Wir verabredeten uns mit den Cousins für ein baldiges Wiedersehen.

Donnerstag habe ich gar nichts gemacht, weil ich trotz Krankschreibung am Schreibtisch sitzen musste für das Seminar, und ich jetzt wirklich, wirklich mal einen Tag Pause brauchte. Okay, so ganz Pause war es nicht, denn ich musste den Studis ja die Präsentation schicken und einigen von ihnen die Hausaufgaben erklären, aber DANN habe ich wirklich nichts mehr gemacht.

Freitag wollte ich eigentlich wieder arbeiten, aber Pause war super, deswegen gönnte ich mir noch einen Ruhetag. Immerhin schaffte ich es, endlich die guten Kleidungsstücke in die Reinigung zu bringen, die seit Wochen an meiner Garderobe darauf warteten.

Abends ging’s mit F. ins Waltz zu Backhendl für ihn und Spätzle für mich (ich war im Kopf noch in Schwaben) sowie zwei Flaschen Burgunder für uns beide. Wir waren bis jetzt zweimal in dem Laden, und beide Male streikte die MVG. Ich hoffe, das liegt nicht an uns.

Samstag reparierte F. mein Fahrrad und ich stand bewundernd daneben. Irgendwann darf ich das vielleicht auch mal selbst machen, aber so schlimm fand ich unfeministisch bewundernd rumzustehen auch nicht.

Was schön war, KW 19 – Nicht so wirklich viel

Ich war die ganze Woche krank, lag ewig im Bett und war darob schlecht gelaunt.

Am Dienstag musste ich mich zum Arzt aufraffen, um eine Krankschreibung zu bekommen. Das habe ich in 15 Jahren Selbständigkeit null vermisst, dass jemand mir bescheinigen muss, dass es mir nicht gut geht. Letzte Woche freute ich mich noch darüber, dass ich Geld dafür bekomme, krank zu sein, diese Woche fiel mir ein, dass diese nette Sache bei mir aber immer mit schlechtem Gewissen den Kolleginnen gegenüber verbunden ist. Als Selbständige bekomme ich krank kein Geld, aber ich kann dann alle E-Mails ignorieren, das Handy stummschalten und in Ruhe gesund werden, denn: Ich bin krank, ich muss jetzt mal gar nichts. Als Angestellte denke ich die ganze Zeit an meinen vollen Schreibisch.

Ich weiß inzwischen, dass die Welt nicht untergeht, wenn man ein paar Tage fehlt (ja, echt!), aber mein Kopf wimmert trotzdem, weil er denkt, dass ich jetzt von allen gehasst werde, weil ich halt faul im Bett liege und so. Bullshit. Diese Woche hat mich auch daran erinnert, warum ich damals in die Selbständigkeit wollte: weil ich dann nur für mich verantwortlich bin und der Rest der Welt keine Ansprüche mehr auf mich hat. Das ist in meinen Augen genauso super wie Krankengeld. Ich muss zugeben, ich habe dieses Gefühl doch vermisst.

Sehr gute Besprechung von „Noch wach?“, die ausdrückt, was ich nur bauchgefühlig vermelden konnte: „Beef im Boys Club“ von Johannes Franzen, via seinem Newsletter, in dem er auch sein Buch über Schüsselromane verlinkt, das seit Kurzem frei verfügbar ist.

„«Noch wach?» [leidet] unter dem klassischen Problem eines Romans, der so offensichtlich eine Realität erzählen will: Er steht in Konkurrenz zu dieser Realität. Und die besitzt am Ende oft einen viel höheren Schauwert als die mühsame Fiktionalisierung.

Die privaten Nachrichten Döpfners, die die «Zeit» veröffentlicht hatte, kamen mit einer schmutzigen Authentizität daher, die ihre Protagonisten unmittelbar plastisch machte. Ein Roman wie «Noch wach?» hingegen muss sich die Frage stellen lassen, ob er mit der Realität, die er aufgreift, mithalten kann, und die Antwort muss in diesem Fall lauten: Nein, kann er nicht. Stuckrad-Barre hat sich an der Heraus­forderung, einen Enthüllungs­roman über Medien und Macht­missbrauch zu schreiben, gründlich verhoben. […]

Dem neuen Roman allerdings wird es ästhetisch zum Verhängnis, dass Stuckrad-Barre wirklich nur diese eine Sache kann. [schnoddrige Alltags­beobachtungen, umgangs­sprachlich, aber pointiert vorgetragen] Nun ist es natürlich gut für einen Autor, wenn er einen Sound beherrscht. Aber nicht jeder Sound passt zu jedem Thema. […]

Das zeigt sich nirgends so deutlich wie in der Darstellung der Frauen, deren Kampf dieser Roman doch eigentlich unterstützen sollte. «Noch wach?» ist ein gutes Beispiel dafür, dass es gründlich schief­gehen kann, wenn ein Mann versucht, Frauen eine Stimme zu geben. Denn die Stimmen der jungen Frauen erklingen vor allem in einer von Anglizismen durchsetzten überspannten Jugend­sprache, die im Modus des Romans vor allem so wirkt, als wolle der Autor sich über sie lustig machen […]

Dazu passt die politische Naivität, die den Roman durchzieht. Ein gelungener Medien- und Gesellschafts­roman muss toxische Strukturen individualisieren, um die konkreten Figuren zum Instrument sozialer Kritik zu machen. Bei Stuckrad-Barre ist aber alles Individualität. Wäre der Chef­redaktor nur etwas weniger böse, wäre der Freund nur etwas mutiger, wäre der Sender nur etwas netter – dann gäbe es kein Problem. […]

Statt am Versuch zu scheitern, ein grosses Buch über sexuelle Ausbeutung von Frauen am Arbeits­platz zu schreiben, hätte Stuckrad-Barre sich auf die Geschichte einer unrettbar vermachteten Freundschaft beschränken können. Dann wäre womöglich ein aufregender Roman dabei heraus­gekommen. Aber wohl kein lukratives mediales Gross­ereignis.“

Neues Buch angefangen: „Hiob“ von Joseph Roth. Ich sagte ja bereits, dass ich mich jetzt durch sein Gesamtwerk lese. Ich bin so fasziniert davon, dass der Mann über Dinge schreibt, die null mit mir zu tun haben, aber ich mich in seinem Stil so zuhause fühle, als hätten sie mit mir zu tun.

Außerdem gleichzeitig neu vor meiner Nase: „Göttinnen und Fußabstreifer. Die Frauen und Picasso“ von Rose-Maria Gropp, das den Blick vom ollen Genie ab- und seinen Frauen zuwenden will. Momentan klingt es mir noch arg atemlos, was natürlich der nicht überwältigenden Gesamtlänge des Buchs zuzuschreiben ist, das sich an ein breites Publikum und nicht uns Historikerinnen wendet, aber so ganz bin ich noch nicht überzeugt, ob das nicht zu atemlos geworden ist. Kaum hat man eine Frau kennengelernt, kommt schon die nächste ins Bild.

Heather B. Armstrong ist gestorben. (Link ohne Paywall) Auf Mastodon wurde ich angepault, eine Triggerwarnung vor solche Sätze zu setzen, aber ich frage mich, ob ein „CW: Suizid“ im Toot nicht denselben Effekt hat, als das Wort in einem Artikel zu lesen. Memo to me: mehr mit Content Warnings und ihren Sinn oder Unsinn beschäftigen.

Ich habe Dooce jahrelang religiös gelesen, alles, jeden Eintrag, irgendwann habe ich ihr Blog bis zum Anfang nachgelesen, weil ich ihren Stil so geliebt habe, ich habe angefangen, IN VERSALIEN zu schreiben, weil Heather das so machte. Auch als absolute Nicht-Mutter las ich ihren Eltern-Content sehr gerne, ich mochte ihre Fotos und ihre Einrichtung, das war alles nett und gleichzeitig rabenschwarz und voller Schimpfwörter.

Dass sie in den letzten Jahren noch stärker an ihrer Depression litt als zu den Zeiten, als ich sie las, habe ich nicht mehr mitbekommen. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich doch mehr berührt, als ich dachte, sie war eben ein Teil meiner eigenen Internet-Geschichte. Mia Friedman von MamaMia schrieb den meiner Meinung nach besten Satz zu ihr, ich vertwitterte ihn bereits: „Through her blog, Heather taught me the value of sharing incredibly personal, complicated things and that out there someone has a wound in the shape of your words.“

Danke, Heather. Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden. Say hi to Chuck from me!

Kaum gekocht, weil halt krank, viel Porridge mit einem Berg Obst drauf gegessen. Sehr gut.

Mich über einen Studi geärgert, der meinte, ausgerechnet in einem Seminar, in dem man besseres Schreiben lernt, ChatGPT anwerfen zu müssen und das als eigene Hausaufgabe abzugeben. So nicht, Burschi.

Der letzte ESC auf Twitter? Meine halbe Timeline war auf Mastodon, wo ich es aber nicht so bunt fand wie auf der Birdsite. Mal sehen, was nächstes Jahr ist.

Im E-Mail-Programm in den Einstellungen die Schrift größer gestellt. Ich werde alt. (Ist okay.)

Was schön war, KW 18 – und dann das, was nicht schön war

Letzten Samstag sehr spontane Frühstückspläne gemacht. Bayern kann ganz okay sein.

Clemens Meyers „Als wir träumten“ ausgelesen. Das Buch war ein Leserinnengeschenk, das habe ich schon mindestens zweimal in Umzugskisten gepackt, aber jetzt war die Zeit reif. Oder ich war dafür reif, ein Buch zu ertragen, in dem kaum weibliche Perspektiven vorkommen, das ich aber doch gespannt gelesen habe. Keine einfache Lektüre, auch weil das Wissen um die wenigen Mädchen und Frauen in der Sprache der Jungs und Männer transportiert ist. Das Etikett „Wenderoman“ stimmt meiner Meinung nach nur so halb; die Wende schwingt mit und sie bedingt einige wenige Handlungsstränge, aber im Prinzip geht es darum, sich wieder so sicher und unbesiegbar zu fühlen wie als Kind inmitten von Freunden. Empfehlung.

Danach „Noch wach?“ von Stucki angefangen und mich in der denglischen Worthülsenmedienfuzzisprache sehr ertappt gefühlt. Noch nicht durch. Liest sich manchmal wie eine kleine alberne Rache, dann wie eine Zusammenfassung aller feministischen Twitter-Threads und dann wieder großartig. Bin noch unsicher, wie ich es finde.

Sonntag ist Backtag, das muss so. Es wurde ein Allspice-Gewürzkuchen.

Am Montag kehrten wir nach monatelanger Pause wieder bei Tohru ein. Ich habe nur zwei Gänge fotografiert und eigentlich wollte ich gar keinen ablichten, aber ich merke, dass ich Gänge vergesse. Gleichzeitig mag ich inzwischen das Flüchtige eines Restaurantbesuchs wieder sehr gern, ich kann es nicht festhalten und das ist Teil des Vergnügens. Ich sitze ja auch nicht im Konzert und lasse mein Handy mitlaufen, um es danach nochmal knarzend abzuhören. Ja, dann vergesse ich halt Gänge wieder, aber das Gesamtgefühl eines gelungenen Abends vergesse ich nicht.

Der Erbsengang erwischte mich auf einem sehr unerwarteten Fuß, denn die kleinen knackigen Racker schmeckten genau wie die Baby-Erbsen, die meine Schwester und ich vor knapp fünfzig Jahren im Garten unserer Großeltern direkt aus der Schale essen durften. Das war ein schöner Madeleine-Moment. (Für die Jüngeren unter uns: ein schöner Ratatouille-Moment.)

Dienstag gab es Klaviermusik von Hélène Grimaud. Das war schön, die olle, immer viel zu helle Isarphilharmonie mal anders zu sehen: Auf der Bühne stand nur der Steinway, und zwei helle Lichtkegel erleuchteten genau diese Stelle.


Spinattofu, gedämpfter Pak Choi, Tahinisauce.

Donnerstag meldete ich mich krank. Und plötzlich fiel mir auf: Ich bin ja angestellt! Ich kriege ja Geld fürs Kranksein! Das hatte ich nach 15 Jahren Selbständigkeit total vergessen. Sozialstaat, du gutes altes Ding!

Freitag ging es mir vormittags gut genug, um Blümchen zu kaufen und sie auf dem Balkon anzusiedeln, und den Rest des Tags am Schreibtisch zu verbringen. Ich schniefte zwar den ganzen Tag und hatte Halsschmerzen, aber das werden wohl wieder irgendwelche Pollen sein.

Ich schaffte es abends sogar noch, uns ein kleines Festmahl zu zaubern, denn von Tohru hatten wir nicht nur schöne Erinnerungen mitbekommen, sondern eine Tüte voller Köstlichkeiten: eine Flasche seiner Misobuttersauce, eine Flasche Dillöl, Brot zum Aufbacken und Algenbutter. F. besorgte ein bisschen Lachsforelle, ich bastelte einen leicht abgewandelten Sobanudelsalat aus Tohrus Kochbuch und wir ließen es uns schmecken. Es hätte mich misstrauisch machen sollen, dass ich keinen Wein wollte und auch recht schnell ins Bett.

Seit Samstag liege ich erkältet auf dem Sofa oder im Bett und verfluche meine Maskenlosigkeit in der wirklich vollen U-Bahn zur Isarphilharmonie. Es ist kein Covid, jedenfalls behaupten das mehrere Tests, aber nach drei Jahren hatte ich verdrängt, dass eine simple Erkältung auch so richtig nerven kann.


In der Ökokiste waren Kiwis und Blaubeeren.

Zum Abschluss zwei Dinge, die absolut nicht schön sind. Letzten Sonntag sollte die neue Staffel von „Masterchef Australia“ anfangen, bekanntermaßen mein dreimonatiges Gute-Laune-Programm in jedem Jahr. Am Starttag postete der offizielle Insta-Account der Show, dass einer der Juroren, Jock Zonfrillo, überraschend verstorben war. Soweit ich weiß, sind die Staffeln komplett abgedreht, bevor sie auf Sendung gehen, und die neue Staffel soll heute starten.

Und eine zweite Todesnachricht, auf die ich überhaupt nicht vorbereitet war: Ich wollte meinen Studis ein Handout austeilen, das ich selbst als Studierende im Geschichtsstudium im ersten Semester bekommen hatte und das ich ernsthaft bis zur MA-Arbeit ab und zu nutzte – weil es so gut und übersichtlich war. Ich wollte die Autorin um Erlaubnis bitten, ihre Arbeit weiterzureichen und musste feststellen, dass sie bereits 2021 verstorben war.

Gut, dass dieser Artikel schon fast vollständig vorgeschrieben war, ich kann gerade nicht so gut denken. Ab ins Bett.

Allspice-Gewürzkuchen

Die NYT hatte ein Rezept für Maskouta, einen marokkanischen Rührkuchen mit Orangen (Rezept ohne Paywall). Ich hatte aber nur noch eine Orange statt der verlangten zwei und die war auch schon abgerieben, weil ich die Schale in den Earl Grey Tea Cake geworfen hatte. Aber in den hilfreichen Kommentaren meinte ein User: Nimm folgende Gewürze, dann wird der Kuchen noch superer. Hab ich gemacht, war super. Jetzt ist er vermutlich kein Maskouta mehr, aber den backe ich garantiert nochmal. Schmeckt wie Spekulatius!

Ich habe nur die Hälfte des Rezepts gebacken, daher reichte die 20-Zentimeter-Kastenform, die auch nicht voll wurde. Für das ganze Rezept reichen die 20 Zentimeter nicht, wie ich beim ersten Versuch feststellen musste, der einen überquellenden und gleichzeitig hohlen Kuchen produzierte. Den gab es dann als Kuchenbruch direkt von der Form in den Mund. War auch hervorragend.

Eine große Kastenform dünn mit Olivenöl auspinseln und mit Backpapier auskleiden.

In einer Schüssel die trockenen Zutaten mischen:
260 g Mehl, Type 405,
1 1/2 TL Backpulver,
1/2 TL Natron,
1 TL feines Meersalz.

Der hilfreiche Kommentar hätte nun gerne noch eine “sweet version of Ras EL Hanout added to the batter”, ungefähr 2 TL. Ich habe das frei Schnauze gemacht und von so ziemlich allem einen TL im Teig gehabt.

3 Teile gemahlener Ingwer (bei mir frisch gerieben, hat man nicht wirklich geschmeckt),
2 Teile grüne Kardamomkapseln (bei mir schon als Pulver, hat man total geschmeckt, Kardamom ist super, immer her damit),
2 Teile Allspice-Gewürz,
2 Teile geriebene Muskatnuss (damit war ich etwas vorsichtiger),
2 Teile Zimt und
1 Teil Nelken (weggelassen, weil mir das zu schnell nach Zahnarzt schmeckt).

Wer kein Allspice, aber eine Gewürzmühle besitzt: Einfach zu gleichen Teilen Nelken und Zimtstangen pulverisieren und nochmal denselben Teil Muskatnuss dazugeben. Ich hatte das für den Cannoli Cake schon gemacht und daher Allspice im Haus.

In einer zweiten Schüssel
180 g Zucker mit
2 Eiern verrühren, bis alles gelblich-wattig ist.

Nun noch
150 ml Olivenöl,
180 g griechischen Jogurt (anderer tut’s auch),
die abgeriebene Schale von 2 Orangen,
80 ml Orangensaft (das ist 1 Orange) und
1 TL Vanilleextrakt dazugeben (hab ich weggelassen). Kurz unterrühren, bis alles gut vermischt ist.

Nun die trockenen Zutaten dazugeben und mit einem Teigschaber vorsichtig unterrühren, nicht zu lange mischen. Der Teig darf ruhig noch ein paar Klümpchen haben, es sollten aber keine trockenen Stellen mehr sichtbar sein. In die vorbereitete Form füllen und im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen bei Ober- und Unterhitze für 40 bis 45 Minuten backen. Notfalls mit Alufolie abdecken, damit er nicht zu dunkel wird (musste ich nicht). Auf einem Gitterrost in der Form komplett auskühlen lassen.