Donnerstag bis Samstag, 12. bis 14. Januar 2023 – Zeug erledigen und Sojalack

*tippeditipp* Das war’s quasi.

Hande fragte netterweise für mich auf Insta bei den Münchner Philharmonikern nach, was denn die Zugabe am Mittwochabend gewesen war, nach der ich mir das Hirn zerrauft hatte. Auf die Idee hätte ich natürlich auch kommen können, aber wahrscheinlich hätte ich mich nicht getraut. Ich wusste, das Ding ist bekannt, ich wusste, ich kannte es aus einem Film, aber ich kam halt nicht drauf. Gefühlt war es spätestens Mozart, eher früher, wohl kein Bach, aber die zeitliche Ecke.

Inzwischen weiß ich: a) zeitlich richtig geraten und b) es war „Lascia ch’io pianga“ von Händel, das ich (vermutlich) erstmals in „Farinelli“ hörte. Das steht auch in der Online-Konzertbesprechung der SZ, aber Insta war in meinem Fall schneller.

Freitag war wie immer Date Night, und wir holten einen Gang des ausgefallenen Silvestermenüs nach. Es gab Wachteln mit Sojalack aus dem Kochbuch von Tohru Nakamura. Den dazu geplanten grünen Spargel hatte ich längst verzehrt, also kochte ich Bohnen und ganz kurz Brokkoli. Die Wachteln waren nur ausgelöst, also vom Skelett befreit worden, die Haut war noch dran, die ich nach kurzem Vorgrillen mit dem Lack bestrich. Sie wurde leider nicht knusprig, weil ich Honk vergessen hatte, sie mit Sesamöl zu bestreichen, aber der Lack war super.

Daher bereitete ich gestern das Essen zu, auf das ich beim Vögelchenverzehr deutlich mehr Lust bekommen hatte, nämlich festen Tofu mit Sojalack. Dieses Mal kochte ich die grünen Bohnen (und ein paar Edamames) nur kurz, gab sie aber nicht mit aufs Blech, wo sie Freitag deutlich zu matschig geworden waren. Auf dem Blech lag stattdessen der Brokkoli, ohne Öl oder irgendwas, der wurde auch so herrlich knackig und bekam die erhofften Röstaromen.

Um den Lack herzustellen,

4 EL braunen Zucker in einem kleinen Topf karamellisieren lassen. Mit
50 ml Reisessig,
100 ml Sake und
50 ml Mirin ablöschen, alles weiter köcheln lassen, damit der nun schlagartig feste Karamell wieder flüssig wird.
150 ml Koikuchi Shoyu einrühren.

In einem Schüsselchen
1 EL Speisestärke mit
wenig Wasser anrühren, beides in die Sojasauce geben und aufkochen, bis sie bindet.

Die Wachteln lagen bei mir „spatchcock“, also einfach platt auf dem Blech. Sie grillen, mit Sesamöl eingestrichen, bei 250° für ca. fünf Minuten, dann nimmt man sie raus, bestreicht sie mit dem Lack und grillt sie weitere drei bis vier Minuten. Mir haben drei gereicht, da zeigten sich schon die ersten sehr schwarzen Stellen. Das Fleisch war perfekt durch, fast schon einen Hauch drüber.

Auch den Tofu habe ich bei diesen Temperaturen gebacken. Er wird leider nicht so knusprig wie ich erhofft hatte, aber mir reicht bei Tofu auch das nicht-knusprige Mundgefühl, damit es mir schmeckt. Ich werde ihn trotzdem nächstes Mal einfach in der Pfanne braten und mit dem Lack servieren.

Die spezielle Sojasauce, die im Buch verlangt wird, unterzogen F. und ich am Samstagmorgen gleich mal einem geschmacklichen Vergleichstest mit der in meiner Küche üblichen Kikkoman; für philippinische Rezepte habe ich eine Sauce von Silver Swan und außerdem Ketjap Manis, nicht nur für indonesische Küche. Koikuchi Shoyu ist ein winziges bisschen viskoser als Kikkoman, schmeckt weitaus weniger sauer und bleibt deutlich länger am Gaumen. Feines Zeug.

„Alter Stil für neue Bauwerke“

Ich durfte für „Unser Bayern“, die Beilage der „Bayerischen Staatszeitung“, etwas zu den Gemälden zur Reichsautobahn schreiben. Wer gerade keine Zeit für meine 400-Seiten-Diss hat, hier entlang: Alter Stil für neue Bauwerke.

Im Artikel abgebildet sind auch die zwei Gemälde, die derzeit im Lenbachhaus in der Ausstellung „Kunst und Leben 1918–1955“ zu sehen sind: Heises „Mangfallbrücke“ (1935) und Protzens „Brücke bei Limburg“ (1938).

Christoph Bachmann vom Staatsarchiv München hat außerdem etwas zu RAB-Zeichnungen von Josef Ruep geschrieben, die mir vorher nicht bekannt waren: Im Vogelflug über die A8.

Mittwoch, 11. Januar 2023 – Solooboe
(das wollte ich einfach mal getippt sehen)

F. und ich waren mal wieder in der Isarphilharmonie. Ich freute mich auf Webern, Strauss und Sibelius, vor allem auf Strauss, weil es ein Oboenkonzert mit Solist war. Ich glaube, ich habe Oboe noch nie als Soloinstrument wahrgenommen.

Der Abend rauschte leider ein bisschen an mir vorbei. Weberns „Sechs Stücke für Orchester“ riefen bei der Uraufführung 1913 in Wien laut des netterweise online stehenden Programmhefts zwar Tumulte hervor, aber heute nickt man das halt nur noch ab, da hat man schon Sperrigeres gehört. Für mich interessant zu sehen: dass sich selbst Orchestermitglieder, die gerade nicht spielen, die Ohren zuhalten, weil sie direkt neben den lärmenden Percussionisten sitzen. Gerade zum Ende des 4. Satzes (?) war es schön laut. Also schön für mich in Reihe 17.

Auch Strauss’ „Konzert für Oboe und kleines Orchester“ war bemerkenswert arm an Höhepunkten, aber ich fand es spannend, einem Oboisten mal genauer bei der Arbeit zuschauen zu können. Solist Andrey Godik, in Russland geboren, widmete seine Zugabe sichtbar bewegt den Menschen in der Ukraine. Und ich überlege seitdem, was zum Henker diese Zugabe war und googele seit gestern „bekanntes Streichquartett“ mit allen mir einfallenden Komponisten. Mag die SZ bitte mal die Konzertbesprechung veröffentlichen, damit ich wieder schlafen kann?

Zu Sibelius’ „Lemminkäinen Suite“ kann ich auch nur Unqualifiziertes sagen, daher lasse ich das mal. Vielleicht noch als Anmerkung: Mit Susanna Mälkki stand eine Frau am Pult, was ja leider immer noch eher ungewöhnlich ist.

Es ist grunsätzlich schön, im Konzert zu sitzen und neue Musik zu hören, aber gestern konnte mich leider nichts so recht mitnehmen. Muss es ja auch nicht. Ich höre mir das alles nochmal entspannt auf YouTube an, vielleicht sogar in meinem Barbie-pinken Blazer, den ich gestern endlich mal länger ausführen konnte.

Dienstag, 10. Januar 2023 – Neue Brille

Ich hatte morgens einen Termin im Bürgerbüro. Man vereinbart dafür online einen Termin und bekommt schon sein Nümmerchen, auf dessen Erscheinen auf der Anzeigetafel man dann vor Ort wartet. Das System sagte mir als Termindauer voraus: fünf Minuten. Gedauert hat es dann: fünf Minuten. Top!

Mit der Steuerberaterin telefoniert. Mir wurde wenige Tage vor Weihnachten eine befristete Festanstellung in den Schoß gelegt und nun wollte ich wissen, ob ich gleichzeitig frei und fest arbeiten kann. Kann ich.

Der Job geht Ende Januar los und ich bin angemessen aufgeregt und vorfreudig und wenn alles so kommt, wie ich mir das wünsche, gibt das Insta-Material für Monate! Hach!

Danach ging ich spontan zum Optiker, von dem ich 2019 meine derzeitige wunderschöne Brille bekommen habe. Ich mag ihre Fernsicht ausgesprochen gern, merke aber seit Monaten, dass meine Nahsichtigkeit immer mieser wird. Inzwischen ist mein Arm nicht mehr lang genug, um noch lesen zu können, solange ich die Brille trage.

Bei meinen letzten Archiv- und Bibliotheksaufenthalten hatte ich immer meine alte Brille dabei, denn mit der kann ich noch lesen und das Gelesene dann am Laptop verschriftlichen, ohne ständig die Brille auf- und absetzen zu müssen, aber das ist ja kein Zustand. Daher informierte ich mich über Gleitsichtbrillen und ähnliches und ergab mich schließlich in mein Seniorenschicksal. Vor Ort wurde mir aber eine Arbeitsplatzbrille ans Herz gelegt, denn mit Gleitsicht würde ich quasi immer den Kopf in den Nacken legen müssen, um zu tippen, was ja bekanntlich meine Haupttätigkeit ist. Also wurde es eine Arbeitsplatzbrille, die mich mehr kostet als meine Fernsichtbrille, was mich etwas überforderte. Dieses Geld war so gar nicht eingeplant, aber das kommt jetzt schon mal auf die Jahresendliste unter den Punkt „teuerste Anschaffung“. Alter!

Beim Tofukauf aus Versehen Seidentofu erwischt (die Nahsicht!). Daraus wurde dann mit Sojasauce, Kurkuma und frisch erworbenen Hefeflocken aus dem Bioladen ein veganes „Rührei“. Beim Zusammensuchen der Zutaten griff ich in mein Vorratsfach mit den Eiern, bis mir einfiel, dass ich genau die gerade nicht brauche.

Wieder auf Twitter rumgehangen, totale Überraschung, ich weiß. Aber ihr fehlt mir alle so! Ich habe einige Accounts entfolgt und mal wieder aufgeräumt und gucke, wie lange es dauert, bis ich wieder genervt bin.

Montag, 9. Januar 2023 – Sauber, sage ich

Morgens bei der Zahnreinigung gewesen. Während Covid, das ja vorbei ist, wie wir alle wissen, hatte ich eine gute Ausrede, die Reinigung ausfallen zu lassen (habe aber brav die Kontrolltermine fürs Bonusheft erledigt), aber nun musste es mal wieder sein. Neu im Vergleich zu vor *hust* Jahren: Das Gesicht wird abgedeckt, damit man nicht so geduscht rauskommt wie sonst. Memo to me: nächstes Mal die Wimpern nicht tuschen, die stießen etwas nervig an die Gaze.

Ich habe es fünf Wochen durchgehalten, auf Twitter nichts zu posten bzw. überhaupt mal vorbeizugucken, aber da fast meine komplette Timeline sich bei Mastodon nur angemeldet hat, aber nie was schreibt, wollte ich mütterlich-besorgt mal gucken, wie’s ihr denn so geht. Dabei stieß ich auf diesen Thread, den ich dringend retweeten musste:

Außerdem mochte ich dieses Werk von Frau Stettheimer, was ich auch gleich gepostet habe. Der Gesichtsausdruck! Der Arm voller Blumen!

Falls man die Bildunterschrift nicht entziffern kann: „Georgette in fur lined coat“, ein Kostümentwurf für Stettheimers erste Oper „Orphée of the Quat-z-arts“, ca. 1912, Ölfarbe, Stoff, Pelz, Garn, Haar auf Leinwand, ca. 44 x 38 cm, Museum of Modern Art, New York. Abbildung aus: Barbara Bloemink: „Florine Stettheimer. A Biography“, München 2021, S. 85.

Sonntag, 8. Januar 2023 – Quasi letzter Urlaubstag

Ich hatte mir die erste Januarwoche freigenommen, nicht ahnend, dass ich mehr mit Gesundwerden als mit Erholen beschäftigt sein würde. So nutzte ich immerhin das regenfreie Wetter, um zum Lenbachhaus zu spazieren und mir endlich die Ausstellung von Etel Adnan anzuschauen. Hat mir gefallen, wobei ich die Biografie der Künstlerin ähnlich spannend fand wie ihre Werke.

Der Verband deutscher Kunsthistoriker hat sich umbenannt, damit auch die Kunsthistorikerinnen zu ihrem Recht kommen. Wir Mitglieder durften über den neuen Namen abstimmen, ich freue mich, dass es meine Wahl geworden und der Mitgliedsausweis eindeutig hübscher geworden ist. (Mitgliedsnummer rausgeshoppt.)

Die Jahreszahl ist ein Aufkleber, der einem am Jahresende zugeschickt wird. Dass die Zahlen leicht schräg stehen, ist keine Designentscheidung, sondern meine Unfähigkeit, Dinge exakt aufzukleben.

Jetzt wo ich wieder essen kann, will ich nichts lieber machen als am Herd zu stehen. Ich habe den Gemüseberg vom ausgefallenen Silvesteressen schon fast alleine bezwungen; jetzt beginne ich damit, endlich mal Schränke und Tiefkühler leerzuessen. Beim samstäglichen Backen hatte ich schon die Fächer für Backzutaten aufgeräumt und ausgemistet, jetzt ist der Rest der Küche dran – wobei es da wenig auszumisten gibt. Die drei Tiefkühlfächer hätte ich kurz vor Weihnachten abgetaut, da war nur eine Tüte zweifelhaften Inhalts dabeigewesen, die unfeierlich weggeschmissen wurde. Auch meine beiden Schrankfächer mit Dosen und länger haltbarem Kram (Nudeln aus allen Ländern Asiens sowie Algen) sind eigentlich auf dem neuesten Stand. Ich muss sie nur endlich mal essen.

Ich mag ja bekanntlich, wie Julien von Trois Etoiles über Essen schreibt. Über diesen Satz in seiner neuesten Rezension musste ich sehr grinsen: „Für einen ganz kleinen Moment fühle ich mich wie ein Holzwurm – und habe mich selten besser gefühlt.“

Montag bis Samstag, 2. bis 7. Januar 2023 – The week of blergh

So lange hatte ich noch nie mit Magen und Darm zu tun und ich würde mich freuen, wenn diese Woche die einzige in meinem Leben bliebe, in der ich so viel Zeit im Bad verbringen muss.

Team Reiskocher. Mit meinem Reiskocher kamen nicht nur Topf und Messbecher, wie es sich gehört, sondern auch ein Dämpfeinsatz für Gemüse. Bisher habe ich den noch nie verwendet, weil ich Gemüse lieber anbrate als matschig zu garen, aber was tut man nicht alles für die kleine Diva in der Körpermitte. (*googelt wo genau ist eigentlich der magen*) Meine erste Mahlzeit, nachdem ich das Gefühl hatte, jetzt ist WIRKLICH nichts mehr in mir drin, was aus irgendeiner Körperöffnung aus mir raus möchte, war ein Berg Reis mit gedämpften Karotten, beides elegant im Reiskocher zubereitet, während ich ermattet vom Karottenschneiden schwitzend auf dem Sofa lag. Mit einem Schwung Ketjap Manis gar nicht so übel. Ich habe selten Ingwer und Chili so vermisst, aber Google sagt, bei Magendarmkram vielleicht mal weniger scharf würzen. Meh.

Bevor ich den Silvesterfisch einfror, teilte ich ihn in drei Stücke. Zwei aßen F. und ich am Montag, wobei seiner bei ihm blieb, während meiner … seufz. Am Donnerstag wagte ich mich an das dritte Stückchen, erneut mit Sobanudeln und einem Hauch Yuzudressing. DAS IST NICHT SCHARF! Blieb auch drin. Ich mag anscheinend Lachsforelle sehr gern.

Freitag war der erste Tag, an dem ich das Gefühl hatte, es ginge mir wieder fast wie früher. Nach einer Woche traute ich mich wieder vor die Tür aka weiter als 15 Meter von meinem Bad weg, um mal Müll runterzubringen. Außerdem ging ich für 30 Minuten Mobilitätstraining auf die Yogamatte, um nicht völlig einzurosten. Ging auch.

Dann hatte ich Lust auf Kuchenbacken, natürlich nur für die Seele. Carrot Cake ist schließlich quasi Rohkost und blieb auch brav drin. Ich betrachtete mich als geheilt.

Gestern ging ich daher endlich wieder etwas länger vor die Tür, nämlich in die Pinakothek der Moderne. F. und sahen uns Max Beckmann an; ich hadere noch ein bisschen mit der Ausstellung, muss ich mir nochmal anschauen.

Trauerkarte gekauft. Ich bin anscheinend jetzt in diesem Alter.

Heute habe ich ernsthaft Muskelkater vom Fußweg zur Pinakothek und zurück. Eine Woche rumliegen, keine Kondition mehr.

Ich lese gerade die Biografie von Barbara Bloemink über Florine Stettheimer; ich verlinke bewusst den englischen Wiki-Eintrag, denn der deutsche ist noch nicht so der Bringer. Es fehlen wichtige Details, zum Beispiel, dass Stettheimer die erste Künstlerin war, der das MoMA zu Lebzeiten 1946 eine Retrospektive widmete. Gerade der Abschnitt zu ihrer Rezeption ist im englischen Artikel empfehlenswert.

Bis jetzt mag ich die Biografie sehr gerne, auch wenn ich der Autorin unterstelle, einen Hauch zu viel Sympathie für ihr Subjekt zu haben. Gerade wenn Stettheimers Tagebücher oder Gedichte zitiert werden, schrecke ich manchmal vor einigen unhöflichen oder unverschämten Äußerungen zurück, die Bloemink als „scharfzüngig“ oder „freimütig“ beschreibt. Aber vielleicht bin ich inzwischen einfach eine Prusseliese.

Was allerdings nervt, sind die anscheinend heute üblichen Fehlerchen, weil kein Verlag mehr Geld für Lektorate ausgeben will; ich habe keine Ahnung, ich stelle das nur immer öfter fest, dass ich in immer mehr neuen Publikationen immer mehr Flüchtigkeitsfehler finde, mein eigenes Buch eingeschlossen, herrgottnochmal. Okay, hier wollte ICH kein Geld für ein Lektorat ausgeben, weil 7000 Euro genug waren für den Spaß, meinen Namen auf einem Buchdeckel zu sehen. Für das Korrektorat habe ich 1000 Euro springen lassen, und danach habe ich lustig weiterhin Fehler gefunden. So, haben wir darüber auch mal gesprochen.

Was ich sagen wollte: Es kann sein, dass es inzwischen an meiner NS-Brille liegt, wenn mir hier Fehler oder Auslassungen auffallen. Aber wenn Maler wie Raffael Schuster-Woldan erwähnt werden, den Stettheimer in ihren Tagebüchern kurz als Lehrer anführt, dann würde ich mir etwas mehr Infos zu ihm wünschen als diese Fußnote mit Schreibfehler: „Shuster-Woldan [sic] is best known for a mixture of painting styles between dark, warmish brown colored portraits in Rembrandt-like tones and mythical paintings of naked women and men.“ Hier taugt der deutsche Wiki-Eintrag was. Bitte keine Post wegen „DANN SCHREIB DOCH SELBER WIKI.“ Mach ich ja. Gerade zu diesem Thema.

Und wieder zurück zu was Schönem:

Momentan bin ich zwischen 1890 und 1915 unterwegs, die Zeit, die die Frauen Stettheimer überwiegend in Europa verbrachten, unter anderem in München. Florine nahm Mal- und Zeichenunterricht bei verschiedenen Lehrkräften, unter anderem bei jemandem, den sie in ihren Tagebucheinträgen und Gedichten „Herr Apotheker F.“ nannt. Ein Gedicht mochte ich sehr gerne; sie lernte gerade das Material Kasein kennen. Gerade über den ersten Absatz musste ich sehr lachen.

„Casein was once milk
And then it was cheese
And now it is pictures
How wonderful

At noon came my ‘Meister’
In white tie and tails
To look at my work
How wonderful

Casein looks like fresco
And Herr Apotheker F. said
‘red vill last foreffer’
How vonterfool

I shall paint the walls
For tout New York
On my return
Most wonderful“

Barbara Bloemink: Florine Stettheimer. A Biography, München 2021, S. 56.

Freitag bis Sonntag, Jahreswechsel, egal – Crappy new year

Eigentlich EIGENTLICH hatte ich sechs schöne Gänge mit zwei Aufstrichen fürs Brot geplant, die Champagnerflaschen lagen im Kühlschrank, alles war eingekauft, ich startete Freitag frohgemut in die Vorbereitung – und wurde dann von einem heimtückischen Magen-Darm-Virus niedergestreckt. Praktischerweise erwischte es F. auch, haha (FUCK!), so dass er mir nicht mal den halben Kühlschrank abnehmen und alleine essen konnte. Wir planten vorsichtig für Sonntag eine Neuauflage, entschieden uns aber schon Samstag dagegen, dann planten wir für heute, aber wir hängen beide noch in den Seilen.

Wie mies es mir ging, wenn ich gerade nicht im Bad war, und da war ich sehr, sehr, sehr lange, merkte ich, als ich bei Insta Futterfotos schnell weiterscrollte, weil mir schlecht wurde. Ich wusste nicht, wie genervt ich sein kann, wenn ich nichts essen kann – oder will. Oder sollte.

Ich werde heute, wenn ich meinen Würgereiz im Griff habe, sehr viel Gemüse eintuppern, einfrieren oder in andere haltbare Zustände überführen, Fleisch ist eh schon gefroren, vom Fisch werden wir uns wohl verabschieden müssen, und ob ich heute ernsthaft den Nachtisch essen möchte, den ich gestern mit rohem Ei angerührt habe, weiß ich auch noch nicht.

2023 ist momentan der beschissene Kumpel von 2022 und ich bin ETWAS verstimmt.

Fotorückblick 2022

Joel fragt wieder nach zwei Fotos pro Monat.

Januar


Die Blume im Wohnzimmer der Eltern, deren Name ich schon wieder vergessen habe.


Ich mache einen Videokurs und treibe mich auf dem Alten Nordfriedhof rum.

Februar


Mein Buch erscheint und bekommt natürlich seinen Stempel.


Es gibt erstmals Kentucky Butter Cake, der seitdem fest im Repertoire ist.

März


Ich stelle in der Bibliothek Regale um, streiche die Wände dunkelgrau und kaufe mir einen flauschigen Teppich. Inzwischen hängt auch der Leo von Welden, der hier noch auf dem Höckerchen neben der Tür steht.


Meine Promotionsurkunde, die ich mir nach der Buchveröffentlichung endlich aus dem Prüfungsamt abholen konnte, darunter BA- und MA-Zeugnisse. Jetzt darf ich mich Doktor nennen, was ich im Überschwang auch im Drop-Down-Menü der Website meines neuen Hausarztes tue und für eine Kollegin gehalten werde.

April


F. und ich sind das erste Mal in diesem Jahr in Wien und bestaunen unter anderem die österreichische Nationalbibliothek.


Bärlauchsaison. Und ich hatte anscheinend noch die FAZ im Abo, derzeit aus Kostengründen wieder auf Eis. Ich lese sie über das FAZ-Bibliotheksportal und meinen Stabi-Ausweis am Rechner.

Mai


Ich gratuliere Papa zum Geburtstag und besuche mit dem Mütterchen ein Konzert im NDR-Sendesaal am hannoverschen Maschsee.


Ich backe das tollste Ding ever.

Juni


Ich blogge einen ganzen Monat lang nicht, weil es Wichtigeres gibt. Ich bin wieder im Norden und fotografiere in Mamas Alben herum.


Weil ich nie planen konnte, wann ich zuhause bin, gab es noch keine Blümchen für den Balkon, um die sich jemand kümmern müsste. Ich kann immer noch nicht planen, brauchte aber dringend Blümchen.

Juli


Ich stehe im Nebel im Haus der Kunst …


… und kleide mich für eine Hochzeit neu ein.

August


Mein einziger Stadionbesuch in Augsburg in diesem Jahr.


Papa stirbt am 27. August.

September


Papas Beerdigung.


Der zweite Wien-Urlaub in diesem Jahr. Unter anderem besuchen wir das Belvedere, wo ich mich über ein recht hoch gehängtes „Stilleben mit Küchengeschirr, Zwiebel und Kohlrabi“ von Anna Maria Punz (1721–1794) freue.

Oktober


Herr Protzen ist wieder in der Pinakothek der Moderne zu sehen, wie ich überrascht feststelle. Möchte mich direkt bei Herrn Lehmbruck dafür entschuldigen.


Ich behaupte, mein endgültiges Bagelrezept gefunden zu haben.

November


Ich trage neuerdings wieder Goldschmuck, hier Kette und Ring von Omi …


… und gönne mir eine KitchenAid. (Das ganze gesparte FAZ-Geld!)

Dezember


F. und ich genießen bei Tohru eines der besten Essen nicht nur in diesem Jahr, sondern seitdem wir derartige Restaurants betreten.


Ich lasse neuen Schmuck aus altem machen und trage nun Ohrringe, die aus Gold aus China und Ägypten sowie Steinen, die Papa aus Saudi-Arabien (?) mitgebracht hatte, gefertigt wurden.