Tagebuch, Freitag, 14. September 2018 – Eingekauft

Vormittags ein bisschen geschrieben, aber eigentlich nur auf 11 Uhr gewartet, als ich mich auf den Weg zum Baumarkt machen konnte. Als ich meine jetzige Wohnung umstrich, nahm ich mir noch ein Taxi von Bauhaus zurück, weil ich die Farbeimer wirklich nicht in der Tram transportieren wollte. Dieses Mal bot F. an, mich mit dem Auto seiner Mutter abzuholen (wir haben beide kein Auto), was mich sehr freute. Ich habe F. noch nie am Steuer eines Autos gesehen und schmachtete dementsprechend. (Hier das übliche Augenrollen des Herrn dazudenken.)

Ich genoss außerdem mal wieder München aus Autoperspektive. Außer als Beifahrerin des charmanten Mitbewohners bin ich in München nie Auto gefahren – bis auf einmal, als ich den kurzen Strohhalm gezogen hatte und als designated driver eine angeheiterte Festgesellschaft aus einer Kleingartensiedlung nach Hause transportieren musste in eben dem Auto des charmanten Mitbewohners. Ich habe überhaupt keine Orientierung in München, wenn ich am Steuer oder auch nur daneben sitze; ich kenne die Stadt nur als Öffi-Nutzerin und als Radfahrerin. Deswegen passierte es auch oft, dass ich dem charmanten Mitbewohner sagte: „Da vorne kannst du rechts abbiegen – ach nee, ist nur für Radler*innen.“ Auch gestern wusste ich irgendwann nicht mehr, wo wir waren, bis wir wieder an Punkte kamen, die ich mit dem Rad oder dem Bus schon mal passiert hatte. Aber einen Schritt zurück:

Im Bauhaus belud ich den Wagen mit insgesamt sieben Farbeimern in vier unterschiedlichen Farben; der größte war Weiß, denn ich muss meine alte Wohnung wieder entfärben. Das Grau im Wohnschlafzimmer und in Teilen der Küche bedauere ich ein wenig, das Rot auf zwei Wänden im Flur kann ich selbst schon nicht mehr sehen. Mir ist erst beim Nachdenken über die neuen Wohnungsfarben aufgefallen, wie lange ich das Rot schon mit mir rumschleppe. In meiner zweiten Hamburger Wohnung war die Küche rot, in unserer gemeinsamen das Schlafzimmer – Kais Wunsch, nicht meiner, ich wollte Dunkelgrün, aber dafür, dass das Schlafzimmer rot wurde, durfte ich den Flur grau streichen.

Im Schlafzimmer hing eine kleine Wand mit Schwarzweißfotos von mir, meiner Familie und meinen Freund*innen, dazu noch ein bisschen Kunst sowie Dinge, die mir gefielen: ein Stück rot bedrucktes Papier, in dem in Paris ein Baguette eingewickelt worden war; ein Blatt eines Schreibblocks, den ich im Shop des Jüdischen Museums in Berlin gekauft hatte – aus den Blättern war der Grundriss des Libeskind-Baus ausgestanzt worden, und ich hatte rotes Papier daruntergelegt, bevor ich beides rahmte. Diese Wand hatte ich in meinem Münchner Flur wieder hergestellt und daher dachte ich gar nicht lange über die Wandfarbe nach – rot natürlich, passend zur Deko. Unten kommt diese Galerie vermutlich wieder in den Flur, wo sie noch auf Weiß hängt, aber ich ahne, dass auch der Flur irgendwann farbig wird. Aber auf keinen Fall mehr Rot. Damit werden das Baguettepapier und der Block vermutlich klarkommen.

Am Lichtschalter zeigt sich wie immer meine Ungeduld beim Streichen. Ich nehme mir natürlich jedesmal vor, es anständig zu machen und dann kommt wieder sowas dabei raus. Unten wird alles anders. Ist klar. Unten kommen auch alle Bilder auf eine Linie. IST KLAR.

Nachmittags bleischwer auf dem Sofa gelegen, Kopfschmerzen gehabt (es war plötzlich sehr schwül gestern in Muc), geschlafen, viel Wasser getrunken. Hat nichts geholfen. F. war auch irgendwie muksch, weswegen wir den Abend getrennt voneinander verbrachten. Ich schaute mir auf seinen Tipp hin die Kurzfassung eines Films über den Superbowl-Sieg der Philadelphia Eagles an, der aber in 45 Minuten nicht ganz so den Zauber entwickeln konnte, den Sportfilme gerne haben. Dann lud ich mir noch die Leseprobe von Bob Woodwards Fear aufs iPad (wie viele andere auch), wollte aber nach wenigen Seiten nur noch ins Bett und nicht daran denken, was außerhalb meiner kleinen bunten Wohnung alles passiert.

Tagebuch, Donnerstag, 13. September 2018 – Nachgetragenes

Es sind fast alle Kisten gepackt, den Rest packe ich, wenn ich den neuen Wohnungsschlüssel habe, denn dann kann ich gleich immer ein, zwei Sachen mit runternehmen, wenn ich oben vom Streichen oder Putzen Pause gemacht habe und wieder einen Stock tiefer gehe. Das freut auch die Umzugshelferlein.

Montag waren F. und ich im Obacht und wollte nur was Kleines essen und so ein, zwei Helle trinken. Nach gut zwei Wochen Alkoholabstinenz war das erste Helle allerdings eine Offenbarung. Daher wurden es dann auch mehr als ein, zwei, aber es war so ein schöner Abend zum Draußensitzen, lecker Essen, gut Trinken und lange Reden.

Dienstag abend saß ich dann spontan schon wieder vor Bier, dieses Mal sogar in Maßkrügen. Ich war zum ersten Mal am Nochkherberg und freute mich über den totalen Charmebolzen an der Zapfanlage. Als ich den ersten Krug holte, meinte er zum Abschied: „Dann bis später, oder?“ Und als ich ungefähr vier Stunden danach wieder da war, tat er beleidigt, weil ich so lange weg war. „Die letzte Maß hat mein Freund für mich geholt.“ – „Aber die hier ist jetzt für dich? Dann geb ich mir extra Mühe.“

Und schon ist man wieder 16 und grinst doof rum. Kerle, ey.

Mittwoch abend meldete sich dann der ehemalige Mitbewohner mit unserer üblichen Chiffre per DM: „Bier?“, woraufhin ich natürlich nur „Jau“ schreiben konnte. Am Chinesischen Turm bestellte ich brav Radler, es blieb bei zwei Maß und ich möchte jetzt erstmal keinen Alkohol mehr trinken. Dafür kam ich meiner Zeitzeugenrolle nach und dokumentierte einen Instagram-Boyfriend und die Geräusche eines Biergartens mit Blasmusik.

Die schönen Ampeln mit den verliebten Menschen sehen wieder so langweilig aus wie alle anderen Ampeln. Bin etwas traurig gewesen, als ich das entdeckte.

Am immer chaotischer werdenden Küchentisch gesessen und gearbeitet. Ich muss aufpassen, keine Dokumente in Kisten zu packen, mit denen ich gerade arbeite, und damit mir das nicht passiert, liegt alles Wichtige auf dem Tisch anstatt hinter mir in Ordnern im Regal. Was mich natürlich wahnsinnig macht, denn ich bin eine Freundin von leeren oder wenigstens übersichtlichen Schreibtischen. Bei Uni-Arbeiten liegen da gerne zehn aufgeschlagene Bücher rum, aber ich weiß immer, wo was ist. Beim Werbetexten liegt deutlich weniger rum, weil viele Kunden nur noch digitale Dokumente schicken, was ich auch ganz angenehm finde. Aber ich mache mir immer für alles Notizen oder drucke Probetexte aus, um sie von Papier lesen zu können, was fast jedem Text gut tut. Für meine übliche Teekanne habe ich derzeit keinen Platz mehr und außerdem Angst, dass ich über irgendwas Tee gießen könnte, was sonst in sicherer Entfernung liegt, aber da kann es ja jetzt gerade nicht liegen, weil alles mit Zeug vollgeballert ist.

Noch drei Tage. Und dann noch drei, bis der neue Schreibtisch geliefert wird, denn der Küchentisch ist dann endlich exklusiv ein Küchentisch. Grüße an Kai, der meinen alten Schreibtisch hat!

Eigentlich wollte ich zwei Wände meiner neuen Wohnung tapezieren, aber da ich für beide ungefähr 900 Euro hätte hinlegen müssen (kein Tippfehler), habe ich mir das wieder aus dem Kopf geschlagen. Dann wollte ich aber wenigstens mal die tolle Farbe aus dem Laden ausprobieren, der mir schon nicht die Tapeten verkaufen darf.

Dienstag war ich im Baumarkt und kaufte mir einen Tester der Schöner-Wohnen-Farbe, die ich eigentlich fürs Arbeitszimmer vorgesehen hatte. Der kostete lustige 1,95. Ins Schlafzimmer kommt eine andere Farbe von Schöner Wohnen aus der neuen poshen Architects’-Finest-Reihe. Da kostet der 2,5-Literpott gleich deutlich mehr, und auch für den Tester wollte der Baumarkt 4,95.

Zuhause testete ich dann die Arbeitszimmerfarbe und musste feststellen, dass sie viel zu dunkel war. Daher fuhr ich Mittwoch zu Farrow & Ball und wimmerte innerlich, weil ich wusste, dass ich mir die Farbe eigentlich auch nicht leisten will, genau wie die Tapeten, aber ich will wenigstens den Tester an die Wand schmieren. Mein ausgesuchter Farbton kostete in der Probepackung dann auch gleich 8,50 und natürlich war er wunderschön. Ich behaupte sogar, dass das Streicherlebnis angenehmer war als bei der Schöner-Wohnen-Farbe. Trotzdem weigere ich mich (noch), 235 Euro für ein einziges Zimmer auszugeben, werde mir die Farbe jetzt beim Bauhaus nachmischen lassen und vermutlich in sechs Monaten reumütig überstreichen.

Ach so, die Bibliothek kriegt eine weitere Schöner-Wohnen-Farbe; diese ist aus der Naturell-Kollektion. Beim Nachdenken über Wandfarben in den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass viele Farbhersteller jetzt eine hochpreisigere Designer-Linie haben. Gefällt mir, denn diese sind meist nicht so quietschigbunt. Werde trotzdem noch etwas den Farrow-&-Ball-Dingern hinterhertrauern, denn die sind quasi alle toll. In meinen Augen.

Gestern bei der Hausärztin die Blutwerte besprochen, wegen derer ich zwei Wochen nichts trinken sollte. Alles wieder so, wie sich’s gehört.

Links von Donnerstag, 13. September 2018

Inside the Binge Factory

Langer Artikel über Netflix und wie sehr es Sehgewohnheiten verändert hat – von Anfang an.

„CEO Reed Hastings and tech entrepreneur Marc Randolph launched Netflix in 1997, rolling out its DVD-by-mail service the next year and introducing the all-you-can-watch subscription model in 1999. The service has offered streaming since 2007. But it was the company’s move into original content that has upended so many norms of the TV business: Netflix doesn’t waste millions making pilot episodes of shows that will never air; instead, almost every project it buys is purchased with the intention of going straight to series. It invented the idea of binge-releasing — dropping full seasons of shows all at once, rather than doling out episodes week-to-week, as TV had done since I Love Lucy. Instead of selling its content to international partners, Netflix has eliminated global middlemen and set up shop in over 190 countries, allowing it to debut a new season of an American animated series (BoJack Horseman) or a German thriller (Dark) around the planet, all on the same day and at the same time. It has replaced demographics with what it calls “taste clusters,” predicating programming decisions on immense amounts of data about true viewing habits, not estimated ones. It has discovered ways to bundle enough niche viewers to make good business out of fare that used to play only to tiny markets.“

(via @dvg)

‘Designing Women’ Creator Goes Public With Les Moonves War: Not All Harassment Is Sexual

Linda Bloodworth Thomason beschreibt, wie sich CBS unter der Leitung von Les Moonves (der gerade gegangen wurde) verändert hat.

„Somewhere in the middle of all this, I was walking the halls one day in the original CBS building. In spite of no longer having gainful employment, I still felt proud that I had been allowed to make a creative contribution to the network I had grown up with — starting with Lucy and Ethel, who had electrified me and inspired me to write comedy. I never dreamed that I would become the first woman, along with my then-writing partner, Mary Kay Place, to write for M*A*S*H. I took pride in being part of a network that always seemed to be rife with crazy, interesting, brash women, from Mary Tyler Moore and Rhoda, to Maude, to Murphy Brown, to the Designing Women. Many of these female characters paved the way for women to be single, to pursue careers and equal pay and to lead rich, romantic lives with reproductive rights.

As I walked, I noticed that the portraits of all these iconic women were no longer adorning the walls. I don’t know why and I didn’t ask. I just know that the likes of them have rarely been seen on that network again. Thanks to Les Moonves, I can only guess they all became vaginal swabs in crime labs on CSI Amarillo.

For years, Moonves loaded up the network with highly profitable, male-dominated series, always careful to stir in and amply reward an occasional actress, like the fabulous Patti Heaton or the irresistible Kaley Cuoco. But mostly, he presided over a plethora of macho crime shows featuring a virtual genocide of dead naked hotties in morgue drawers, with sadistic female autopsy reports, ratcheted up each week (“Is that a missing breast implant, lieutenant?” “Yes sir, we also found playing cards in her uterus.”) On the day I officially parted company with CBS, the same day Mr. Moonves said he would only pay a tiny fraction of the penalties, my incredulous agent asked what he should tell me. Mr. Moonves replied, “Tell her to go fuck herself!”“

Hintergrund-Gedanken: Bildräume in den Porträtfotografien von Barbara Niggl Radloff

Mein charmanter Kommilitone Max Westphal hat seine Masterarbeit auf dem LMU-Server veröffentlicht. Ich habe sie noch nicht durchgelesen, verlinke sie aber schon mal. Ihr sollt ja auch was von unser aller Forschung haben.

Al Qaeda Won

Als Rausschmeißer noch was Deprimierendes. Ich stimme nicht mit allem im Artikel überein, aber die Denkrichtung finde ich spannend – auch die Hinweise darauf, dass unsere derzeitige Social-Media-Misere auf Lawrence von Arabien zurückgeführt werden kann.

„We are in the middle of the greatest expansion of mass communication in human history. Social media and the smartphone, with cameras, were not yet ubiquitous in 2001. But cable news had long before erased the distinction between news and entertainment. Reality television as a genre had just been invented. The internet had very recently become commonplace in the American home. 9/11 was the first news event that happened to everybody at once. It did not matter how distantly removed you were from Manhattan or the Pentagon; because of the instantaneous communication network, you were at 9/11 if you were at a screen. The events of 9/11 were inseparable from their recording.

The cultural front opened by 9/11 keeps widening, and the terms of the struggles along those fronts, as each new technology opens them, are almost impossible to recognize immediately. In 2015, Jeff Giesea published his famous essay on memetic warfare in the NATO journal Defence Strategic Communications. Despite its immense influence—it predicted, and possibly shaped, Russian techniques of disinformation in Ukraine, Russia, and the United States, and Giesea went on to run significant elements of Trump’s election campaign—the essay’s key insight has not really been dealt with seriously. Russian meme factories achieved, with minimal expense and no direct violence, their country’s deepest foreign-policy aims: a sharp decline in U.S. influence in the world, the endangerment of the post-World War II alliances of the liberal order, and the humiliation of the notion of human rights. There has been no retaliation.

Memetic warfare is only the latest element of the diathetical struggle that has been ongoing since the arrival of the internet. The cultural front is along every point of the network—television, the press, movies, songs, sermons, advertising, and social media. Everything that gives meaning is a battleground. Diathetics is the rearrangement of the enemy’s mindset by spectacle and the means of its consumption. This is a new kind of war and a deeply confusing one. Confusion is its purpose. The problems of assessment are substantial. The line between what is military and what isn’t has blurred, and the cultural front seems ridiculous, beneath the dignity of the military and totally beyond the purview of soldiers anyway. Memetic wars, wars of popular culture, are ridiculous. That does not alter their effectiveness. A reality television star with the world’s most elaborate comb-over has helped achieve Russian foreign-policy aims.“

Tagebuch, Montag, 10. September 2017 – 42 Bücherkisten vollgepackt

Tagebuch, Sonntag, 9. September 2018 – Geht los

Die ersten 25 der 50 bestellten Bücherkisten sind gepackt und die Regale schon über die Hälfte leer. Habe anscheinend perfekt geordert. Heute wird weitergepackt und ich besorge im Baumarkt den ersten Kleinkram. Den Schlüssel für die neue Wohnung bekomme ich erst am nächsten Montag, aber bis dahin soll diese Wohnung quasi umzugsfertig sein, damit ich unten lustig Wände streichen kann und keine Kisten mehr packen muss, bis Ikea Zeug liefert, F. und ich endlich mein altes Bett wieder aufbauen und dann irgendwann die fleißigen Umzugshelferchen kommen. Diese und nächste Woche könnten hier also im Blog entweder sehr ruhig oder sehr monothematisch werden. Hört doch einfach in unseren Podcast von gestern rein, dann seid ihr nicht so alleine.

Fehlfarben 17: Vivan Sundaram: Umbrüche; Generations – Künstlerinnen im Dialog, Part II

Wir waren im Haus der Kunst und wollen dringend darüber reden. Dazu gibt’s drei schöne Albarinos. Because we can.

Podcast herunterladen (MP3-Direktlink, 85 MB, 105 min), abonnieren (RSS-Feed für den Podcatcher eurer Wahl), via iTunes anhören.

00.00:00. Begrüßung, Vorstellung und der erste sprachliche Schnitzer meinerseits. Da kommen noch ein paar von mir Matschbirne.

00.01:15. Der erste Weißwein.

00.02:40. Die erste Ausstellung: Umbrüche von Vivan Sundaram. Läuft nur noch bis zum 7. Oktober und wir drei möchten, dass ihr da alle reingeht, weil toll.

00.27:25. Der zweite Wein.

00.28:50. Wir haben gerade erst zwei Räume und das Treppenhaus durch und sind jetzt in Raum 3. Der Herr Sundaram hat einen ordentlichen Output. Hier gibt’s ein paar Bilder.

00.49:30. Der dritte Wein.

00.52:30. Die beiden letzten Räume Sundaram, eine persönliche Würdigung von Okwui Enwezor und unser Fazit: alle Daumen nach oben.

01.03:00. Die zweite Ausstellung: Generations – Künstlerinnen im Dialog, Teil 2. Den ersten Teil haben wir auch gesehen und angepriesen. Wir sprechen unter anderem über Ulrike Ottingers Bildnis einer Trinkerin, die Videos Deep Throat und The Negotiating Table von Mona Hatoum und Headache von Aneta Grzeszykowska (kleiner Ausschnitt).

Auch hier das Fazit: Daumen hoch, reingehen, zackzack. Läuft noch bis zum 27. Januar 2019.

01.40:25. Wir lösen die Weine auf, die alle recht ordentlich waren.

Wein 1 von Flo: Intuición Albariño, 2017, 13%, bei vinos.de für 13 Euro.

Wein 2 von mir: Fillaboa Albariño, 2017, 13%, hätte ich gerne bei Walter & Benjamin gekauft, weil ich da einen Albariño getrunken hatte, der mich zu diesem Weinthema brachte, aber der Laden hat gerade Urlaub. Daher aus Felix’ Probepaket für 12 Euro.

Wein 3 von Felix: Turonia Albariño, 2017, 13%, bei hispavinus.de gekauft für 11,60 Euro.

Tagebuch, Freitag, 7. September 2018 – Work and play

Den Vormittag verbrachte ich im Haus der Kunst, wo ich eine Ausstellung besuchte, die wir im Podcast besprechen wollen. Ich dachte eigentlich, dass ich das Haus ganz gut kenne, aber im ehemaligen Luftschutzkeller war ich noch nie. Dort befinden sich derzeit Werke aus der Sammlung Goetz, und ich fand schon das Betreten des Kellers sehr enervierend. Die gerade gezeigten Filme verstärkten das noch. Vom Wandtext lernte ich, dass der Keller bereits beim Bau des Hauses mitgeplant wurde (Bauzeit 1933 bis 1937). Die verwendeten Materialien finden sich auch im Rest des Hauses wieder bzw. eigentlich ist es umgekehrt: Die schönen Bodenfliesen, die ich aus den Ausstellungsräumen kenne, sind eben auch hier verlegt. Alles irgendwie unangenehm. (Wie Nazischeiß halt so ist.)

Die hellen Lichter sind übrigens keine richtigen Lampen, sondern beleuchtete Ausstellungstexte.

Ich verbrachte fast zwei Stunden im Keller und schaute fast alle Videos komplett an; einzig einen Film, der über eine Stunde dauerte, schenkte ich mir gleich und guckte nicht mal in das betreffende Kabinett. Über alle anderen spreche ich vermutlich beim Podcast, den wir heute abend aufnehmen.

Gerade als ich am Schließfach im Haupthaus stand, um meinen Rucksack wieder abzuholen, piepste mein Handy und zeigte mir ein paar Voicemails an.

Ein ehemaliger Texterkollege, den ich seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen habe, dem ich aber brav auf Facebook folge, hatte mich vor Kurzem angeschrieben: Sein Sohn habe einen Studienplatz in München bekommen und aus meinem Blog wisse er, dass meine Wohnung frei werden würde – wäre die noch zu haben? Münchner Mietirrsinn at its best; man findet Wohnungen eher in Blogs als auf den üblichen Portalen. Wir mailten hin und her, ich fragte bei den Verwaltern nach, und gestern war die ganze Familie in München, um sich relativ spontan meine Wohnung anzugucken. Eigentlich dachte ich, wir würden uns irgendwann nachmittags treffen, aber die Voicemail sprach von „vielleicht jetzt sofort?“ und so fuhr ich nach Hause anstatt ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte, wo ich eigentlich noch was für den Podcast hatte lesen wollen.

Ich hatte die Besucher schon per Mail vorgewarnt: Bis zum Auszug werde ich nicht mehr putzen und so sieht meine Butze gerade auch etwas angestaubt aus und es stehen außerdem schon Kisten rum. Ansonsten konnte ich mein kleines Heim aber wahrheitsgemäß wärmstens weiterempfehlen. Ich erwähnte auch, dass man am Küchentisch ganz prima Einser-Bachelor- und Masterarbeiten schreiben könne und habe jetzt eventuell ein bisschen Druck aufgebaut. Sorry!

Nach dem Besuch konnte ich leider auch nicht mehr ins ZI, denn ich hatte mehreren Kunden gesagt, dass ich ab 14 Uhr wieder erreichbar wäre, nachdem ich heute morgen schon recht früh ein paar Texte gemailt hatte. Die wollten auch fast alle was von mir – war eine gute Entscheidung, zuhause zu bleiben. Ständig im ZI mit dem brummenden Handy auf den Gang zu rennen, macht auch keinen Spaß. So arbeitete ich, las FAZ, regte mich wie immer über einen Leitartikel auf, arbeitete wieder, las FAZ, aß ein Nutellabrot, guckte eine Folge Breaking Bad und ging abends zu F., den ich gefühlt seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. (Seit Montag.) Einen Whisky genossen. Gemeinsam eingeschlafen.

Wir lernen bei Kunst & Krempel Interessantes über das Biedermeier:

(via @diana_lamprecht)

What we know about art and the brain

Der New Yorker rezensiert zwei neue Bücher, die sich mit der Psychologie des Kunstguckens beschäftigen und vor allem auf zeitgenössische Kunst achten.

„In 1961, Piero Manzoni created his most famous art work—ninety small, sealed tins, titled “Artist’s Shit.” Its creation was said to be prompted by Manzoni’s father, who owned a canning factory, telling his son, “Your work is shit.” Manzoni intended “Artist’s Shit” in part as a commentary on consumerism and the obsession we have with artists. As Manzoni put it, “If collectors really want something intimate, really personal to the artist, there’s the artist’s own shit.”

Manzoni originally priced the tins according to their equivalent weight in gold, but they were purchased by the Tate Gallery and other collectors for much more, and, in 2016, one of the tins was bought in Milan for two hundred and seventy-five thousand euros. Plainly, then, some like this work; they believe that it’s of value. Others see it as ridiculous. In “The Art Instinct,” the philosopher Denis Dutton takes considerable pleasure in telling the story of how Manzoni failed to properly autoclave the tins, and many of them, years later, in private collections and museums, exploded.

You’d think that psychologists would have a lot to say about our differing reactions to such creations, but research in art and aesthetics tends to focus on more conventional forms of art. There are a lot of studies on the perception of tonal music, exploring which aspects of musical pleasure are universal and which vary across culture, what babies and children prefer to listen to, how expertise shapes our perception of music, and so on. There is research into figurative art, usually paintings, much of it exploring how we make the leap from a two-dimensional array of colors and shapes to a three-dimensional world. But there’s little research on our reception of work such as “Artist’s Shit,” or the better-known pieces by artists such as Marcel Duchamp, Andy Warhol, Jackson Pollock, and Mark Rothko.

In part, this is because many psychologists, like many lay people, think that whatever is going on when connoisseurs value this work has little to do with aesthetics. Steven Pinker sums up a popular view in “How The Mind Works,” when he writes, “Modern and postmodern works are intended not to give pleasure but to confirm and confound the theories of a guild of critics and analysts, to épater la bourgeoisie, and to baffle the rubes in Peoria.”

Not everyone is so skeptical, though, and two recent books, by prominent psychologists, take these modern and postmodern works more seriously.“

Links von Freitag, 7. September 2018

Never not funny, dieses Bild.

Es geht um dieses anonyme Op-Ed, wie ihr ja alles wisst. Masha Gessen schreibt im New Yorker, wie schlecht sie die Entscheidung der NYT fand, diesen Text zu veröffentlichen:

„Let’s get the obvious points out of the way first: the anonymous Op-Ed published by the Times on Wednesday was a ploy by someone who wants to distance himself from what he perceives to be an imperilled Administration, while capitalizing on whatever credibility and popularity the Presidency still retains. The article added little to the public’s understanding of the Administration—an understanding that has already been shaped by seemingly endless leaks and rumors from within the White House. Only the day before the Op-Ed was published, excerpts from Bob Woodward’s new book, “Fear,” added to the ever-accumulating picture of chaos, mendacity, fear, embattlement, and contempt for the President even within his senior staff. But, while the content of the anonymous Op-Ed is not newsworthy, in the sense of providing new information, the fact of its publication certainly is.

The article asserts that the country is, to some extent, governed not by the President but by a group of people who have taken it upon themselves to moderate, modify, and even block the President’s actions, or, as the anonymous author puts it, his “worst inclinations.” We suspected as much—Woodward, for one, described how the former economic adviser Gary Cohn swiped documents from Trump’s desk, lest he act on them precipitously. But having this state of affairs described in print further establishes that an unelected body, or bodies, are overruling and actively undermining the elected leader. While this may be the country’s salvation in the short run, it also plainly signals the demise of some of its most cherished ideals and constitutional norms. An anonymous person or persons cannot govern for the people, because the people do not know who is governing.

The Times, however, does know who the person is, which also changes the position the newspaper occupies in this democracy. The Op-Ed section is separate from the news operation, but, in protecting the identity of the person who wrote the Op-Ed, the paper forfeits the job of holding power to account. An anonymous Op-Ed is a very rare thing. The editors at the Times faced a tough choice. They evidently concluded that the information contained in the piece was important enough to justify sidestepping normal journalistic practices and principles. I don’t doubt the editors’ serious intentions, though I happen to disagree—the content of the Op-Ed does not strike me as newsworthy. But that’s not the point. The thing about autocracies, or budding autocracies, is that they present citizens with only bad choices. At a certain point, one has to stop trying to find the right solution and has to look, instead, for a course of action that avoids complicity. By publishing the anonymous Op-Ed, the Times became complicit in its own corruption.“

Graustufen-Podcast

Das Designtagebuch weist auf einen Podcast über Design hin. Wenn die ihren Job ernst nehmen, sollten sie dringend einen Bindestrich zwischen „Graustufen“ und „Podcast“ auf ihrer Seite einfügen. Denn, Schlachtruf aller Texter*innen, die sich mit Gestalter*innen streiten: TEXTE SIND KEIN GRAUWERT! Rechtschreibung controls the fun!

On the kidnapped African boy who became a German philosopher

Gelernt, wer Amo Afer war. Danke, Arts & Letters Daily.

„In 1707, a boy no more than five years old left Axim, on the African Gold Coast, for Amsterdam, aboard a ship belonging to the Dutch West India Company. In those days, the trip to Europe took many weeks, but his arrival in the Dutch port was not the end of his long journey. He then had to travel another few hundred miles to Wolfenbüttel, the home of Anton Ulrich, Duke of Brunswick-Wolfenbüttel. Anton Ulrich was a major patron of the European Enlightenment. His librarian was Gottfried Leibniz, one of the leading philosophers, mathematicians, and inventors of his era, and co-creator, with Isaac Newton, of calculus; and the ducal library in Wolfenbuttel housed one of the most magnificent book collections in the world.

The child had apparently been offered as a “gift” to the duke, who, in turn, handed the boy on to his son, August Wilhelm; and we first hear of him as a member of August Wilhelm’s household. From his baptism until 1735, the boy continued to receive the patronage of the dukes of Brunswick-Wolfenbuttel, as Anton Ulrich was succeeded by August Wilhelm, and August Wilhelm was succeeded by his brother, Ludwig Rudolf, in turn. And, as a child, he would no doubt have met Leibniz, who lived, as he did, under their patronage.“

Tagebuch, Dienstag/Mittwoch, 4./5. September 2018 – Thinking about drinking

Den Dienstag am Schreibtisch verbracht. Im Westen nichts Neues.

Ab 17 Uhr durfte ich nichts mehr essen, weil ich am Mittwoch so richtig, richtig nüchtern morgens zur Blutabnahme bei der Hausärztin auflaufen sollte. Laut meiner letzten Untersuchung leide ich ganz fürchterlich unter B12-Mangel und die Ärztin verordnete mir Tabletten und vier Spritzen: „Danach werden Sie sich gleich besser fühlen.“ Das ist jetzt zwei Wochen her und ich warte seitdem darauf, mich irgendwie anders zu fühlen. Ich wollte nämlich eigentlich entgegnen: „Aber mir geht’s doch gut“, aber dazu kam ich nicht, denn ich bekam noch eine andere Anordnung für die gestrige Blutabnahme: „Bitte verzichten Sie zwei Wochen auf Alkohol.“

Die Ansage verschreckte mich doch etwas, vor allem, weil ich mich seit diversen Blutabnahmen auf meinen hervorragenden Leberwerten ausruhe. Ganz zu Anfang unserer Beziehung fragte mich die Ärztin sogar: „Trinken Sie überhaupt Alkohol?“ und ich dachte an die vielen leeren Weinflaschen unter meiner Spüle und nickte sehr freudig. Nun sollte ich diesem Genuss also für zwei Wochen entsagen. Das ärgerte mich an dem betreffenden Mittwoch sehr, denn ich hatte gerade am Dienstag abend eine der letzten Le-7-Flaschen geöffnet, um mit mir selbst auf meinen frisch unterschriebenen Mietvertrag anzustoßen. Die Flasche war noch nicht leer, und F. durfte sie nun alleine austrinken, während ich zeternd danebensaß. (Ich klinge in meinem Kopf übrigens immer wie Mo, wenn ich zetere, ganz gleich über was.)

In den letzten zwei Wochen merkte ich aber erfreut, dass mir der Verzicht nur sehr selten wie einer vorkam. Auf einer Familienfeier mit Orangensaft statt mit Sekt anzustoßen – kein Ding. Apfelschorle zum Essen statt Wein – geht auch. Einzig die Einkehr in eine Boazn verkniff ich mir, denn bayerisches Essen ohne ein Helles macht mich traurig. Einen winzigen Ausrutscher hatte ich allerdings: F. und ich gingen letzte Woche nett pakistanisch essen, der Kellner brachte einen Verdauungsschnaps aufs Haus, und ehe F. ihn mir entreißen konnte, hatte ich ihn schlicht aus Gewohnheit gekippt. Das war das einzige Mal, dass ich ohne Nachzudenken Alkohol konsumierte, und genau darüber dachte ich dann noch länger nach.

Wenn ein Arzt (m/w) mich fragt, ob ich regelmäßig trinke, sage ich standardmäßig und eben ohne nachzudenken: „Ein Glas Wein zum Abendessen.“ Was aber eher Quatsch ist, wie ich jetzt weiß; ich trinke nicht zu jedem Abendessen, wenn überhaupt, dann ein- oder zweimal die Woche. Ich trinke eher am Wochenende und immer in Gesellschaft. Wenn F. (oder irgendjemand anders) und ich dann allerdings eine Flasche Wein öffnen, bleibt es selten bei der einen, zwei gehen eigentlich immer. An besonders netten Tagen kommt noch ein Whisky oder ein Gin Tonic als Abschluss dazu. Oder wir trinken gleich letztere; dann sind es meist drei und nicht nur einer. Das alles immer über Stunden verteilt, aber trotzdem: Da kommt schon was zusammen.

Wenn ich alleine trinke, dann weil ich mir ein so tolles Essen zubereitet habe, dass da verdammt nochmal ein toller Wein dazugehört, der erste Spargel zum Beispiel braucht zwingend Wein. Dann trinke ich ein Glas, allerhöchstens zwei, und dann kommt die Flasche in den Kühlschrank. Oder ich trinke, wenn ich etwas feiere, dann gibt’s ein, zwei Gläser Sekt/Schaumwein/Schampus, irgendwas mit Kohlensäure. Dass ich aus Frust trinke, ist in den letzten drei Jahren, soweit ich mich erinnere, nur einmal vorgekommen, da haben F. und ich gemeinsam an einem richtig beschissenen Wochentag drei Flaschen Wein recht schnell vernichtet und den nächsten Tag dafür bezahlen müssen. Seitdem gilt die Regel: mehr als eine Flasche nur am Wochenende. In der Woche greifen wir schon länger eher zu Limo oder Wasser zum Essen. Am Anfang unserer Beziehung waren wir beide sehr erfreut darüber, jemanden gefunden zu haben, der auch so gerne Wein trinkt wie man selbst, da haben wir quasi jede Gelegenheit genutzt, eine Flasche zu öffnen. Das hat sich inzwischen etwas beruhigt, anscheinend bleiben wir noch etwas länger zusammen. (Das ist jedenfalls der Plan.)

Ich kann nicht beurteilen, ob mein Konsum jetzt irre hoch ist oder nicht. Ich fühle mich mit ihm wohl und habe in den letzten zwei Wochen auch sehr erfreut festgestellt, dass der Verzicht nicht weh tut. Zu Oktoberfestzeiten wäre mir das vermutlich aber etwas schwerer gefallen, zugegebenermaßen.

Gestern morgen war dann die Blutabnahme, zusammen mit der nächsten sinnlosen B12-Spritze. Danach kaufte ich frisches Brot – ich packe schon so langsam meine Wohnung zusammen und mag keinen Brotteig mehr rumstehen lassen –, Obst, Gemüse und teure Schokolade, Belohnung für den Aderlass. Normalerweise habe ich keine Probleme mit Blutabnahmen und auch gestern ging’s mir gut. Da war es aber auch noch etwas frischer, wie sich’s gehört.

Vormittags wieder Schreibtisch, nachmittags ging’s dann in ein Museum – der nächste Podcast wartet. Ich blieb fast zwei Stunden in der Ausstellung, für die ich eigentlich nur eine geplant hatte und machte mich dann auf den Heimweg. Schon an der Bushaltestelle merkte ich, dass ich etwas wackelig auf den Beinen war, im Bus wurde es eher schlimmer als besser, ich merkte die gestrige Wärme jetzt doch deutlicher als vorher, und zuhause fiel ich nur noch aufs Sofa und suchte meinen Kreislauf. Auch Obst und viel Wasser halfen nicht und so ging ich schon um zehn ins Bett, wo ich natürlich wieder eine Stunde auf Twitter versackte. Tief und fest geschlafen.

The Immense Gaze. The women of Impressionism.

Schöne Ausstellungsbesprechung mit vielen biografischen Details von Malerinnen. Weshalb ich den Artikel verlinke, ist aber eher die Einleitung – die skizziert nämlich hervorragend die französische (an Männern orientierte) Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, die ich bisher immer eher unscharf im Kopf hatte. Im Artikel sind keine Links, ich werfe die mal dazu; dabei nutze ich oft fremdsprachige anstatt der deutschen Wikipedia, weil bei ihnen mehr Bilder zu sehen sind.

„Whether or not Paris was the “capital of the 19th century,” as it has sometimes been called, it really was the capital of 19th-century art. That’s something to ponder, because at the start of the century, its preeminence might not have been easily predicted. Just before the Revolution, the one figure we still recognize as belonging among the great masters is Chardin, essentially an outlier: a largely self-taught artist who gained the esteem of the French Academy with paintings that ignored its promotion of a narrative and literary art focused on heroic public action over the depiction of everyday domestic life and its mute objects. We also still remember the florid talents of his contemporaries Fragonard, Boucher, and Greuze, but they offer little hint of art’s future. The postrevolutionary scene was dominated by David, a massive force, to be sure, but one whose neoclassical pictorial rhetoric mainly served to initiate an academic rigor that would soon almost strangle French painting. What subsequently made Paris a lightning rod for artistic energy was, in fact, a sequence of rebellions against David’s neoclassical strictures—first Romantic, then Realist, and finally Impressionist. […]

Imagine an exhibition simply titled “Art in Paris, 1850–1900.” Its structure, centering on Impressionism, seems already predetermined. It would start with the Realism, so-called, of Courbet, follow with the great transitional figures of Manet and Degas, encompass all the major and secondary protagonists of Impressionism (Pissarro, Renoir, and the rest), and then set off all the brilliant sparks that uneasily coexist under the label Post-Impressionism (Van Gogh, Gauguin, Seurat) before concluding, not with the art of a new generation, but with at least a foreshadowing of the astonishing late achievements of Cézanne and Monet as they lived on into the 20th century. Perhaps all this would be accompanied by a sort of counterpoint of academic resistance (Cabanel? Gérôme?—but would there be any aesthetic basis for the choice?) and Symbolism (Redon), but the main line of development would be a foregone conclusion.

I expected nothing less than to see a sort of distaff version of this story in “Women Artists in Paris.” After all, today the best-known of the women artists active in Paris in the second half of the 19th century are both central figures in Impressionism: Berthe Morisot and her American colleague Mary Cassatt—artists who still have not received their due as the major talents they were. And both are well represented here, as are the less-engaging talents of Marie Bracquemond, who participated, like Morisot and Cassatt, in the Impressionist exhibitions, and Eva Gonzalès, a student of Manet’s who did not exhibit with the group but is nonetheless usually considered an Impressionist herself. Instead, what I found was a depiction of these female Impressionists as part of a much more varied ecosystem of artists attempting to find a way forward amid shifting and often contradictory currents.“

Tagebuch, Montag, 3. September 2018 – Altes raus, Neues rein und Hähnchenteile frittieren

Den Vormittag verbrachte ich mit Orgakram: Steuern erledigen, Akquise machen, weiter Zeug für den Umzug vorbereiten. Ich wartete immer noch auf ein Briefinggespräch und scharrte daher etwas mit den Hufen. Außerdem fragte ich bei einem neuen Kunden aus der vorletzten Woche nach, ob ich abrechnen dürfe und wie die Agentur mit mir zufrieden gewesen war. Normalerweise frage ich sowas nicht, weil ich meiner Meinung nach immer einen guten Job abliefere, aber hier war ich leider sehr sicher, nicht ganz so der Bringer gewesen zu sein.

Der Auftrag, was ich aber erst beim Briefinggespräch erfuhr, waren Anzeigen, was überhaupt nicht mein Ding ist. Beim ersten Telefonkontakt durch den Kunden hatte ich gar nicht nachgefragt, um was genau es ging, ich war einfach davon ausgegangen, dass ich auf einen Langtext gebrieft werden würde, denn dafür werde ich seit Jahren fast ausschließlich gebucht. Der Geschäftsführer der Agentur hatte mich über LinkedIn gefunden, was, glaube ich, das erste Mal war, dass ich über Portale wie Xing oder eben LinkedIn einen Job bekam. Ich erwähnte schon mal im Blog, dass München im August quasi leer ist, und so ging es auch dieser Agentur, die eigentlich einen festen Freienpool hat, aber jetzt gerade waren alle im Urlaub, die Festangestellten auch, und der Kunde, wie Kunden manchmal so sind, wollte quasi übermorgen eine neue Präsentation. Also wurde ich für zwei Tage gebucht, um Anzeigenheadlines auf bestehende Motive zu basteln sowie neue Konzepte zu erstellen. Zweiteres fiel mir deutlich leichter; bei Anzeigenheadlines merke ich einfach immer wieder, dass ich dafür ewig Zeit brauche. Ich schreibe eher eine zwanzigseitige Broschüre als zwanzig gute Anzeigenheadlines. Ich denke viel besser in Langtexten, ich nehme mir gerne Zeit für Argumente, baue Texte strukturell auf; die schnell hingeworfene Pointe ist nicht so meins. Es dauert bei mir erfahrungsgemäß ein bis zwei Tage, bis ich mein Hirn umprogrammiert habe auf „Kurz und knackig“ statt „Lang und sinnstiftend“. Diese Zeit hatte ich bei diesem Job leider nicht. Die letzten Lines, die ich ablieferte, bevor meine vereinbarte Zeit rum war, waren dann auch die besten, aber davor kam halt 12 Stunden lang Mittelmaß bis Müll.

Der Geschäftsführer gab ein etwas freundlicher formuliertes Feedback, aber nein, zufrieden waren sie leider nicht gewesen. Ich auch nicht, was ich nicht nur für diesen Job schade fand, sondern auch für zukünftige, die jetzt wohl nicht mehr kommen werden. Die Agentur macht eher B2B, was ich in letzter Zeit sehr gerne bearbeite, aber ich ahne, dass ich keine Chance mehr bekommen werde, ihnen zu zeigen, dass ich auf der Langstrecke deutlich bessere Texte abliefere.

Dafür war der zweite Kundenkontakt am Tag positiver und ich startete motiviert in einen neuen Job. Trotzdem nagte das Bewusstsein, einen miesen Job abgeliefert zu haben, doch mehr an mir als ich dachte. Ich musste mir ab und zu selbst erzählen, was ich alles schon geleistet hatte in meinem Berufsleben, aber alleine, dass ich das musste, störte meine Konzentration doch sehr. Ich hinterfragte plötzlich selbst meine geliebte Longcopy, machte daher früher Feierabend als geplant und verschob den weiteren Text auf heute, wo ich hoffentlich von weniger Selbstzweifel zernagt am Rechner sitzen kann.

Zum Abendessen gab ich den Gelüsten nach, die durch drei Staffeln Breaking Bad ausgelöst wurden und frittierte Hähnchenteile, die zuvor stundenlang in Buttermilch mariniert hatten. #LosPollosHermanos

F. leistete mir Gesellschaft, wir diskutierten, wie gefühlt dauernd und unaufhörlich, die politische Situation und waren ein bisschen mutlos. Dazu hat Christian netterweise ein bisschen was aufgeschrieben und verweist auf Just a thought, die ebenfalls ein paar Vorschläge für die Zivilgesellschaft hat.

(Edit: Frau Petrolgrau hat auch noch ein paar Ideen.)

Eine Welle der Nostalgie. Die akademische Mittelschicht und die illiberale Gesellschaft

Die Soziologiekolumne des Merkur beschäftigt sich, wie passend, mit der Bewegung nach rechts und erläutert die Zusammenhänge von aufstrebendem, teilweise akademischem Bürgertum, das sich ewig selbst optimiert und bewusst nach unten abgrenzen will sowie der Sehnsucht nach der angeblich stabilen Vergangenheit.

„Auch die Rechte adressiert, ähnlich wie die Linke, soziale Spaltungen, allerdings nicht unter dem Vorzeichen des Ökonomischen, sondern in Gestalt kollektiver Identitäts- und Grenzmarkierungen. Dabei werden unterschiedliche soziale Konfliktlinien – etwa die zwischen Ost- und Westdeutschen, zwischen Alteingesessenen und Zuwanderern, zwischen Kosmopoliten auf der einen Seite und den Verfechtern von Heimat, Region und traditionellen Werten auf der anderen Seite, zwischen europafreundlichen und europakritischen Bürgern – unter dem Dach der politischen Rechten gebündelt. In diesen Konflikten geht es nicht allein um bloße Identitäts- oder Kulturfragen oder gar primär um die Abwehr der »Islamisierung des Abendlandes«. Vielmehr steht die Verteidigung von Privilegien, von Etabliertenvorrechten, auf dem Spiel. Gestritten wird um gesellschaftliche Ränge und Einflussbereiche. […]

Einige Aspekte dieses Mentalitätswandels versteht man am besten, wenn man sie als Folge der Umkehrung der durch »1968« markierten Entwicklungstrends begreift. War 1968 der Kulminationspunkt gesellschaftlicher Öffnungsbewegungen, eines nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden Trends, der immer mehr Menschen zu sozialem Aufstieg und zur Teilhabe an öffentlichen Diskursen bringt und politisiert, der durch Pluralisierungsprozesse, die reflexive Verflüssigung von gesellschaftlichen Institutionen, die Entdeckung der Gesellschaft als eines politischen Begriffs und die utopische Annahme der Gestaltbarkeit von Gesellschaft geprägt war, so ist 2013 als das Gründungsjahr der AfD der Kulminationspunkt einer umgekehrten Entwicklung, nämlich eines mit dem Fall der Mauer einsetzenden Trends, der durch soziale Schließungsbewegungen und Abstiegsdynamiken und durch die neuerliche Verhärtung von Strukturen geprägt ist: Eliten und herrschende Gruppen schotten sich ab, und anstelle von Pluralisierungstendenzen finden sich verschärfte Anpassungs-, Vereinheitlichungs- und Konformitätszwänge. […]

Der Soziologe Zygmunt Bauman argumentiert, dass die Gegenwart an einer »globalen Nostalgie-Epidemie« leide, einer verzweifelten Sehnsucht nach Kontinuität und Stabilität in einer fragmentierten Welt. Diese epidemische Nostalgie fungiere als Abwehrmechanismus beschleunigter Lebensrhythmen und historischer Umwälzungen und bestehe im Wesentlichen aus dem Versprechen, jene ideale Heimat aus der Vergangenheit wiederherzustellen. Retrotopia , so der Titel seines Buches, sei ein durchgängiges Merkmal einer verunsicherten und durch Ungewissheiten geprägten Gegenwart.

Statt in eine ungewisse Zukunft investiere man alle Hoffnungen in die Restauration eines halbvergessenen Gestern, an dem man vor allem dessen vermeintliche Stabilität und Vertrauenswürdigkeit schätzenswert findet. […]

Kaum verwunderlich also, dass die neuen Protestparteien sich weniger in Form einer frontalen Herrschaftskritik äußern, sondern sich vorzugsweise an den Emblemen der kulturellen Überlegenheit der kosmopolitisch-akademischen Mittel- und Oberschicht – wie etwa Multikulti, Latte Macchiato oder Gendermainstreaming – abarbeiten. Möglicherweise hat sich das postindustrielle Bürgertum allzu selbstgefällig in seiner Hegemonie eingerichtet und könnte, zumindest wenn es nach der AfD-Wählerschaft ginge, zukünftig eine böse Überraschung erleben.“

Tagebuch, Sonntag, 2. September 2018 – Wiederholung

Vor einigen Tagen startete ich einen Breaking-Bad-Rewatch, weil mir bei Better Call Saul schon öfter Figuren aufgefallen waren, von denen ich wusste, dass sie in BB vorgekommen waren, ich aber vergessen hatte, wie genau. Ich bin jetzt in der dritten Staffel angekommen.

Was ich lustig finde: Als Breaking Bad neu war, diskutierten alle über das gemächliche Tempo der Serie. Jetzt, wo wir Saul gucken, kommt einem BB wie auf Speed vor.

Und: Die erste Staffel war wirklich noch ein bisschen anstrengend. Der schöne Fluss entwickelt sich erst ab der zweiten Season. Ich habe bei der Erstausstrahlung zwei Versuche gebracht, um in die Serie reinzukommen, aber dann war ich abhängig.

Für mich interessant: Ich hatte einige Handlungsstränge schon komplett vergessen, während ich andere noch sehr deutlich vor Augen hatte (die Story mit Jesse und Jane und vor allem ihr Tod).

Und noch ein Doppelpunkt: Wenn man stundenlang auf das Logo von Los Pollos Hermanos guckt, möchte man abends dringend zu KFC. Habe mir dann aber doch bloß Pommes selbstgeschnitzt.

Ja, das war mein ganzer Tag. (Immerhin noch FAS gelesen.) Aber das war ein sehr netter Tag.

PS: Habe beim Drüberlesen die Begriffe „Speed“ und „abhängig“ hinterfragt, lasse sie aber stehen.

Tagebuch, Donnerstag bis Samstag, 30. August bis 1. September 2018 – Ohne Titel

Am Donnerstag feierte ich eine Premiere: Ich hatte erstmals in sechs Jahren Studium eine Erinnungsmail der Unibibliothek übersehen, die mir netterweise mitteilen wollte, dass ein Buch in ein paar Tagen fällig war. Ich schätze diesen Mailservice sehr, ich merke mir nie, wann ich Bücher zurückgeben muss, habe mir aber angewöhnt, sofort irgendwie zu reagieren, sobald eine dieser Mails von UB oder Stabi aufschlagen. Entweder ich logge mich bei einer der Institutionen ein und verlängere das Buch, falls es nötig sein sollte und/oder noch möglich ist, oder ich lege es sofort auf meine Flurkommode, damit ich mich daran erinnere, es in den nächsten Tagen zurückzubringen. Und wenn ich eh hinmuss, kann ich auch gleich noch zwei, drei weitere Bücher zurückbringen, die ich für irgendeine Fußnote entliehen habe, die aber auch schon längst wieder abgegeben werden könnten.

Die Stabi ist gnadenlos, die will sofort 7,50 Euro Gebühr, wenn man einen Tag zu spät aufläuft. Die UB warnt erstmal mit 5 Euro, aber das bekam ich nicht mal mit, weil ich schon die erste Mail verschlief. In den letzten Tagen war ich dann doch eher mit Jobs, Dissfrust und Umzugsplanung beschäftigt, und so übersah ich diese Mail einfach. Erst als eine Mail für ein anderes Buch aufschlug, loggte ich mich im OPAC ein, sah die rote Meldung, dass ich ein anderes Buch jetzt echt aber wirklich mal zurückbringen sollte und zog quasi schon die Schuhe an, bevor ich den Rechner runterfuhr.

So kam ich in den zweifelhaften Genuss, erstmals den Kassenautomaten der UB zu benutzen. Den in der Stabi hatte ich nur einmal für Mahngebühren nutzen müssen und mir danach die oben erwähnte Disziplin angewöhnt. Jetzt weiß ich, dass der Automat der UB baugleich mit dem in der Stabi ist. Bezahlt, in den zweiten Stock geklettert, wo sich derzeit die Ausleihe und Rückgabe befindet – im Erdgeschoss wird umgebaut –, Buch abgegeben, ein weiteres verlängert, das ich online nicht verlängern konnte, bis ich gefälligst das eine Buch zurückgegeben habe, und demütig wieder nach unten gegangen.

Wenn ich eh schon unterwegs war: gleich mal in der Stabi das Lesesaalfach leergemacht. Dort lagen noch einige Bücher, die ich für Grossberg benutzte, aber das hat sich ja nun erledigt. Und zack, war der Dissfrust wieder da.

Ich bin momentan extremst unmotiviert für die Wissenschaft, aber ich hoffe, dass sich das in der neuen Wohnung mit dem in meinem Kopf schon unfassbar hübschen Arbeitszimmer wieder legen wird.

Freitag kündigte sich ein neuer Job an, was mich sehr freute, aber für ein richtiges Briefing reichte es noch nicht. Ärgerlich, die Arbeit hätte ich heute am Sonntag schön entspannt erledigen können.

Außerdem las ich den letztwöchigen Spiegel durch. Anscheinend lese ich gerade wieder regelmäßig den Spiegel. Gestern erstand ich den für diese Woche und begann ihn abends auch gleich.

Meinen Twitterkonsum habe ich etwas eingeschränkt und hadere weiterhin mit der Plattform. Nach einer guten Woche kommt wieder eine beschissene, und ich kriege einfach keinen für mich passenden Umgang mit diesem Medium hin. Auf Facebook habe ich eh schon fast alle entfreundet oder gemutet, so dass ich nur noch Buzzfeed-Videos gucke, Instagram mag ich derzeit gerne, weil ich da nur recht wenigen Menschen folge, und für Mastodon melde ich mich gar nicht erst an. Auch im Blog war es zwei Tage bewusst ruhig, weil ich selbst nicht mehr weiß, warum ich hier eigentlich rumtippe. Seit das Studium durch ist, habe ich vermehrt das Gefühl, nichts mehr zu erzählen zu haben.

Außer Fuppes!

Die neue Bundesligasaison ist endlich losgegangen. Die begann zwar schon letzte Woche, aber da hatte Augsburg ein Auswärtsspiel und ich war auf einer Familienfeier, so dass ich von dem Spiel nur das Ergebnis mitbekam. Gestern konnte ich mich aber endlich wieder in den Fuggerexpress (Augenrollen) setzen und nach Augsburg gondeln.

Die Freude verflog nach wenigen Sekunden, weil sich zwei Gladbachfans neben F. und mich setzten und erstmal pöbelten, dass Augsburg endlich auf die Fresse kriegt. (Wir waren an unseren Trikots unschwer zu erkennen.) Wir starrten stoisch in unsere Handys und taten so, als hörten wir nichts; ich persönlich war aber arg angepisst, was zu meiner derzeitigen Grundstimmung – Menschen! Bis auf wenige Ausnahmen alle doof! – passte. Da lässt man schon Twitter geschlossen, um keinen Scheiß mehr mitzukriegen, und dann schwappt das Real Life so dumm rum.

In Pasing stiegen dann noch sechs weitere Kerle ein, die scheinbar einfach nur Groundhopper waren, sich also alles anguckten, was lief. Sie platzierten eine Kiste Tegernseer zwischen sich und leerten sie in den 40 Minuten Fahrtzeit fast komplett. Dabei unterhielten sie sich auch über menschliche Ausscheidungen und den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein und ich vermisste meine Kopfhörer so sehr wie noch nie. Wir unterhielten uns irgendwie dagegen an, aber ich war komplett genervt, als wir in Augsburg ausstiegen.

Das änderte sich netterweise, als wir in der Tram zum Stadion saßen. Erstens: Tramfahren. Immer gut. Selbst wenn sie nach dem Spiel total überfüllt ist und wir verloren haben und es kalt ist – Tramfahren ist immer gut, so. Gestern hatten wir auf der Hinfahrt sogar einen Sitzplatz, wir schlenderten entspannt zur Arena und begannen die Saison mit unserem rituellen Speiseopfer.

Wie es sich für Gourmets gehört, diskutieren wir über das Essen: „Die Semmel ist länger geworden, ist sie nicht?“ „Ja, und mir kommt der Knacker knackiger vor. Neue Rezeptur?“

Dann ging’s endlich rein, ich durfte mich wie immer vom Kids Club rühren lassen, der fähnchenschwenkend über den Platz zog, bewunderte die neue Schrift auf der Anzeigetafel, die viel moderner aussieht als bisher, wunderte mich aber über das deutliche Moiré, bis F. meinte: „Das ist das Tornetz.“ War mir früher nie aufgefallen. Dann kam die Mannschaftsaufstellung, die laute Nordkurve, die Teams gingen auf den Platz, ich freute mich über alles – und erst in dem Moment fiel mir ein: Ich habe ja eine Dauerkarte für die ganze Saison! Ich kann mich jetzt noch sechzehnmal freuen!

(Okay, fünfzehnmal. Beim nächsten Heimspiel ziehe ich um *wimmer*)

In der letzten Saison hatte ich mir die Dauerkarte mit einem Bekannten geteilt, der seit sieben Saisons neben F. sitzt; die beiden haben sich erst im Stadion kennengelernt. Der Herr ist beruflich des Öfteren unterwegs und fragte mich, ob wir uns seine Karte teilen wollten. Das klappte prima, ich war achtmal, er neunmal im Stadion, ohne dass wir uns großartig absprechen mussten. Für diese Saison hatte er sie mir komplett angeboten. Ich überlegte ein wenig, denn eigentlich wollte ich gerne eine Karte mit meinem Namen darauf haben, und in unserer Reihe war auch immer ein Platz frei, also im freien Verkauf; den hätte ich sicher als Dauerplatz haben können. Andererseits wäre es natürlich albern, nicht einfach weiter die Karte zu nutzen, die ich eh schon eine Saison lang nutzte, wenn auch nur zu 50 Prozent. Man gewöhnt sich ja doch recht schnell an die immer gleiche Sicht, den Sitznachbarn auf der anderen Seite (ein Großvater mit seinem Enkel, der auf seinem Schoß sitzt und je-des-mal andere Süßigkeiten isst, auf die ich immer neidisch bin). Also nahm ich sein Angebot an und habe jetzt quasi eine eigene Dauerkarte, auch wenn nicht mein Name draufsteht. Auch darüber freute ich mich gestern sehr.

Das Spiel war sehr gut, Augsburg führte früh, mir fielen einige der Herren äußerst positiv auf, und alleine wegen der Pappnasen im Zug hätte ich mich über einen Sieg sehr gefreut. Leider führten zwei, drei unkonzentrierte Momente zu einer Ecke für Gladbach, das 20 Minuten vor Schluss den Ausgleich erzielen konnte. Trotzdem hatte ich das Spiel sehr genossen und war den Rest des Tages auch endlich mal wieder gut gelaunt.

Gemeinsam eingeschlafen. Das hilft ja auch immer.