Sonntag: Wennebostel
Am Sonntag feierte mein Papa seinen 80. Geburtstag. Er hatte dazu die übliche Rotte an Verwandtschaft und Bekanntschaft eingeladen; der Landgasthof, in dem meine Familie quasi alles feiert von Hochzeiten bis zu Goldenen Hochzeiten, tischte wie immer bergeweise rustikale Köstlichkeiten auf, und wir ließen es uns von 11 Uhr morgens bis kurz vor 19 Uhr abends rundum gutgehen. Mich persönlich interessierte natürlich die Welfenspeise am meisten, mein allerliebster Nachtisch, von dem nie etwas übrigbleibt, was ich jedesmal anprangere. Ansonsten griff ich zum Huhn statt zum Wildschwein, genoss fiese Fertigkroketten, die ich genau deshalb nie kaufe, weil sie fies und fertig sind, aber auf einem Buffet findet ich sie super, nachmittags schmeckte eine Mascarpone-Himbeer-Torte ganz ausgezeichnet, und ich alleine vernichtete vermutlich ein bis zwei Flaschen herrlichen Kerner. Was man halt so in Landgasthöfen macht.
Mir gefiel auch der gebuchte Alleinunterhalter gut. Ich würde den Mann nie anheuern, weil er schlicht nicht zu meiner Altersklasse passt, aber ich mochte seine Professionalität sehr gerne. Er begrüßte uns alle, als wir draußen beim Empfangsschlückchen Sekt herumstanden, mit einem Lied auf dem Akkordeon und brachte fast alle dazu, Papa ein Geburtstagsständchen zu schmettern, wobei die ältere Generation weitaus textsicherer war als wir und die Generation nach uns. Danach hielt er sich wieder zurück und dudelte unaufdringliche Schlager im Hintergrund, teilweise am Keyboard selbst gespielt und gesungen, teilweise vom Band, während wir aßen und uns unterhielten. Nach Absprache mit meinen Eltern wurde dann zum Tanz aufgespielt. Irgendwann am Nachmittag verteilte er Textbücher, und wer wollte, konnte Volkslieder mit ihm singen. Ab und zu wurden Gäste mit in die Performance einbezogen, wenn sie wollten, keiner musste, alles ging. Das fand ich wirklich bemerkenswert, diese Grenze zwischen „ich muss für Stimmung sorgen“, „ich lasse alles einfach mal laufen, sorge aber für einen angenehmen Musikteppich“ und „ich unterstütze die gut gelaunte Feierlichkeit, ohne dass es peinlich oder penetrant wird“. Profi halt.
Worüber ich mich auch freute: dass meine Idee mit den ausgedruckten Fotokarten gut ankam. Meine Schwester hatte in den letzten Jahren nach und nach unsere ganzen Familienalben eingescannt und mir einen Berg an Zeug gemailt, aus dem ich Motive auswählte, die meiner Meinung nach Papas 80 Lebensjahre wenigstens punktuell abbildeten: mit seinen Eltern, mit Mama, die vor über 50 Jahren noch seine schicke, junge Verlobte war, dann mit meiner Schwester und mir, Hausbau, Urlaub, Feiern mit der Verwandtschaft, Nachbarschaftshilfe, Familienkram. Wir stellten einige Karten auf die Tische, andere aufs Buffet und es passierte genau das, was ich mir erhofft hatte: Die Menschen an den jeweiligen Tischen unterhielten sich über die Bilder bzw. die Abgebildeten, tauschten die Karten miteinander und guckten auch nach, was auf den anderen Tischen so stand. Simple Idee, prima Konversationsstarter. Profi halt. (SCNR.)
Abends war ich eigentlich platt, aber ich sehe meine Schwester und ihren Mann recht selten, weswegen F. und ich den Restabend bei den beiden auf der Terrasse verbrachten. Es wurde Rotwein gereicht und Pastis (Haselnussgeist für die Anti-Anis-Fraktion wie mich), wir vernichteten ein Kilo Nüsschen und ich stellte erstaunt fest, dass bestimmte Räucherstäbchen wirklich gegen Mücken halfen. Eigentlich stellte ich das erst einen Abends später bei meinen Eltern auf der Terrasse fest, wo ich ohne Räucherstäbchen fies gestochen wurde.
Spät und müde ins Bett.
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Montag: Hannover
Früh und müde wieder wach. Keine Ahnung warum, aber F. und ich waren beide gefühlt vor 6 wach (ich auf jeden Fall). Wir hatten das Sprengelmuseum in Hannover geplant, das um 10 öffnete. Pfingstmontag war kein richtiger Montag, wo die meisten Museen geschlossen haben, aber der S-Bahn Hannover war das egal. Aus unserem kleinen Dörfchen fuhr nur jede Stunde eine Bahn, weswegen wir aber immerhin eine gute Ausrede hatten, um nicht noch stundenlang mit der Familie und der Verwandtschaft zu frühstücken – „wir müssen los, die S-Bahn, Feiertag und so“.
Auf dem Weg zum Bahnhof zeigte ich F. noch meinen Lieblingsjesus, der in der Kirche hängt, in der ich getauft und konfirmiert wurde und in der man mich meistens am Heiligen Abend antrifft, wo ich bei Weihnachtsliedern heule. Hier sieht man den Jesus im Header und auf dem Bild zum Abschnitt Gründonnerstag; ich selbst habe ernsthaft kein Foto von der Skulptur. (Memo to me: machen.) Ich mag an dieser Jesus-Darstellung die Gradlinigkeit, die Schlichtheit und dass die Figur nicht als Mensch an einem Kreuz hängt oder steht, sondern selbst das Kreuz bildet. Es sieht dabei aber nicht nach Leiden und Tod aus, sondern nach ausgebreiteten, empfangenden Armen. Er trägt keine Dornenkrone, und ich meine, selbst die Stigmata sind nicht zu sehen.
Ich mag voreingenommen sein, weil ich auf diesen Jesus seit über 40 Jahren gucke, aber ich kenne keine weitere Darstellung, die mir ähnlich gut gefällt, und ich habe gerade in den letzten Jahren des Studiums wirklich bergeweise gesehen. Das Gerokreuz im Kölner Dom kommt ihm in meiner Zuneigung recht nahe, wohl auch, weil es Jesus ebenfalls eher als Mensch denn als Gott zeigt.
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Ich kannte das Sprengelmuseum größtenteils, aber F. noch nicht, und so ließ ich ihn bestimmen, wo er hinwollte. Okay, fast: Zuerst zerrte ich ihn in die Lichträume von James Turrell, die ich sehr liebe. Vor allem den, in dem man in absoluter Finsternis sitzt, bis sich nach sechs, sieben Minuten die Augen an das Fehlen von fast allem Licht gewöhnt haben und man ein Rechteck? einen schmalen Streifen? ein Kreissegment? aus Licht wahrnimmt, das vor einem in nicht bestimmbarer Entfernung auftaucht.
Wir gingen recht schnell durch die Kunst nach 45, die äußerst luftig hängt, das hatte ich etwas enger in Erinnerung. Aber: Das Museum hat seit Kurzem einen neuen, großen Anbau, und in dem hing dann auch all das, an was ich mich erinnerte, vor allem die Neue Sachlichkeit, die ich besonders sehen wollte. (Mein Liebling: das Mädchen im Café von Ernst Thoms. Darauf freute ich mich genau wie auf die Lichtspiele Turrells.) Was mir auch auffiel: Allmählich scheint sich der Umgang mit systemkonformer Kunst zwischen 1933 und 1945 zu ändern. Anstatt diese Zeit still zu übergehen, hängen wenigstens ein paar Exponate, zum Beispiel von Adolf Wissel oder Georg Schrimpf, an denen bzw. deren Begleittexten die gebrochenen oder konstanten Biografien ganz gut sichtbar werden.
Was der Anbau übrigens auch hat: ein großes Panoramafenster, von dem man auf den Maschsee gucken kann, bequem auf zwei Sofas. Man kann dabei auch einen Film über Arno Breker gucken, aber wir sahen lieber dem Regattastart der Drachenboote zu. Aber später bei einem Eiskaffee im Museumscafé guckten wir dann brav auf ein NS-Kunstwerk am See.
Im Untergeschoss waren wir schon recht müdegesehen, aber natürlich musste der Merzbau sein. Ich konnte mich nicht daran erinnern, schon einmal im El-Lissitzky-Kabinett gewesen zu sein, aber das machte uns wirklich wieder wach, was der Sinn der ganzen Raumgestaltung war. Man konnte Schaukästen kippen und Bilderleisten verschieben, und mit sowas kriegt man mich ja immer. Mal eben eine Wand vor einen Mondrian ziehen, warum nicht?
Ganz zum Schluss huschten wir noch in eine kleine Ausstellung mit Werken von Hans Uhlmann und Günter Haese, von denen mich letzterer total begeisterte. Er stellte aus dünnstem Draht, Uhrenfedern und ähnlich winzig-fragilen Metallgegenständen abstrakte Skulpturen her, die mich schlicht faszinierten. Hier sieht man ein paar von ihnen. Gerade die goldfarbenen Objekte erinnerten mich an die Eldorado-Ausstellung, die ich als Kind gesehen hatte: ein Überfluss an Reichtum und Schätzen. Hier ist es deutlich billigeres Material, aber der Gesamteindruck war der gleiche: ein Geschenk an Farbe, Material und Raumgestaltung. Leider waren wir beide doch recht platt, weswegen wir diesen Ausstellungen nicht mehr genügend Zeit ließen.
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Die von Niki de Saint-Phalle gestaltete Grotte in den Herrenhäuser Gärten. Künstlerische Darstellungen von dicken Frauen haben bei mir immer gewonnen.
Nach einer Stärkung im Café ging es in die Herrenhäuser Gärten. Erstens, weil man in die halt reingeht, wenn man als Touri in Hannover ist, und zweitens, weil die Performance This here and that there von Vlatka Horvat angekündigt war, die spannend klang. Die Künstlerin und ihre drei Mitstreiterinnen bespielten die sogenannten Schwanenbecken, vier quadratische, flache Wasserbecken. Dort stellten sie Stühle in gewisse Formationen, lösten diese wieder auf und schufen neue Anordnungen. Das ganze lief an drei Tagen für jeweils acht Stunden, wofür ich die Damen sehr bewundere. Wir erwarteten nicht viel, saßen aber gebannt über eine halbe Stunde zwischen zwei Becken, und wenn meine Eltern uns nicht zum Abendessen erwartet hätten, wären wir bis zum Ende um 19 Uhr gelieben.
Es hört sich so simpel an – da stellen halt Leute Muster aus Stühlen ins Wasser –, aber genau diese Muster, die entstanden und wieder zerstört wurden, entwickelten eine spannende Dynamik, auf die ich gar nicht vorbereitet war. Ich wollte da eigentlich nur sitzen und nicht mehr rumlaufen müssen, es war schattig, ein leichter Wind ging, wir hatten eine bequeme Bank und Wasser, wir hätten einfach rumlungern können. Ich konnte mich aber nur kurz entspannen, denn erstaunlicherweise guckte ich den entstehenden Mustern und Formationen doch atemloser zu als erwartet. Im Becken rechts von uns entstanden aus den Stühlen gerade zwei Viertelkreise, und ich empfand es als unglaublich befriedigend, als aus den einzelnen, teilweise schräg gestellten Stühlen zwei herrlich symmetrische Kreisteile wurden. Genauso unbefriedigend bzw. aufwühlend empfand ich es aber, als dann nach einer kurzen Ruhezeit, in der das Bild einfach stand, Stühle wieder entfernt wurden und die Symmetrie brutal zerstört wurde. Jedenfalls kam es mir brutal vor. So ging es mir auch mit dem Bild, das im linken Becken enstand. Wir kamen an, als verschiedene Stuhlgrüppchen so standen wie Wartezimmeranordnungen oder an Flughäfen, mal hier ein Grüppchen, dann eins da drüben. Nach und nach entstanden vier Reihen, die aufeinander zuliefen, was die gleiche Befriedigung bei mir auslöste wie die Kreissegmente. Auf einmal war alles gut, alles passte, nichts anfassen bitte. Daran hielt sich die Künstlerin natürlich nicht, sondern nahm mal hier, mal dort einen Stuhl weg oder drehte ihn seitwärts, alles langsam, alles gemächlich, das Wasser plätscherte vor sich hin, die Blätter der Bäume und Hecken um uns herum rauschten im leichten Wind, es hätte alles so schön sein können, aber nein, es musste ja jemand aus einer perfekten Linie eine unperfekte machen!
Falls ihr die Chance haben sollten, diese Performance noch einmal irgendwo zu sehen: macht das mal. Hypnotisch.
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Abends platt und müde bei meinen Eltern Reste des sonntäglichen Festessens verspeist, ein Herri getrunken (auch schon sehr lange nicht mehr gemacht), um zehn ins Bett, weil wirklich fertig. Dass Kunstgucken immer so anstrengend ist!
Wobei ich auch deswegen platt war, weil sich mein Introvert’s Hangover meldete. Ich leide nur bedingt körperlich vor mich hin, mein Öhrchen piept manchmal tinnitusmäßig, aber es geht immer wieder weg, sobald ich Ruhe habe, und ich bin verspannt, aber ich glaube, in bin immer verspannt. Ich merke aber, dass ich immer gnatziger und kurz angebundener werde, jede Smalltalk-Minute macht mich aggressiver und ich werde schlicht unleidlich, obwohl ich es gar nicht sein will. Der Sonntag hatte mich durch die vielen Menschen schon sehr gestresst, obwohl ich ihn genossen hatte, und Montag abend waren einfach alle Reserven verbraucht.
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Dienstag: Halle
Auf der Zugfahrt nach Halle konnte ich die Reserven wieder auffüllen. Dazu reichten ein schöner Sitzplatz am Fenster und die Noise-Cancelling-Kopfhörer und schon war ich eine Stunde in meiner eigenen kleinen Blase. Danach ging es mir deutlich besser.
Die Moritzburg in Halle hatte Ende letzten Jahres ihre ständige Sammlung zur Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu gehängt; eine Leserin machte mich freundlicherweise darauf aufmerksam. Ich zitiere von der Website – der Text findet sich auch im begleitenden Blog zur Neuhängung:
„Etwas Besonderes stellt die Inszenierung der Kunst entlang der drei politischen Systeme in der ersten Jahrhunderthälfte dar und hierbei besonders die Thematisierung der Kunst im „Dritten Reich“. In einer diskursiven Gegenüberstellung wird sowohl das Fortwirken der Moderne in den 1930er und 1940er Jahren vorgestellt als auch die von den Nationalsozialisten offiziell anerkannte Kunst. Damit beschreitet das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) unter den Kunstmuseen in Deutschland einen neuen Weg in der Auseinandersetzung mit der eigenen Institutionsgeschichte sowie mit der deutschen Kunstgeschichte und der daraus abgeleiteten Präsentation der Sammlungsbestände.“
Das würde ich heftig abnicken. Ich bin blöderweise davon ausgegangen, dass es zur Neupräsentation einen Katalog geben würde, daher habe ich nicht fotografiert, weder Werke noch Beschriftungen, und als uns nach drei Stunden unten im Museumsshop klar wurde, dass es keinen gibt, war ich zu faul, nochmal hochzugehen. Daher kann ich euch jetzt keine Namen nennen, aber ich lege euch den Besuch dringend ans Herz, falls euch das Thema nicht schon zu den Ohren rauskommt, seit ich hier davon dauernd schreibe. Hier werden aktuelle Forschungsstände abgebildet bzw. als gut lesbarer Wandtext verfügbar gemacht (looking at you, Wandtexte in der Pinakothek der Moderne). Es wird klar, dass die Kunst eben nicht 1933 aufgehört und 1945, huch, wieder angefangen hat. Dass viele Maler und Malerinnen gewisse Spielräume hatten, die sie ausnutzten und eben nicht alles schwarz oder weiß war. Dass die NS-konforme Kunst noch längst nicht aufgearbeitet und dass jede Biografie anders ist und anders gelesen werden kann. (Genau das mache ich ja gerade mit Protzen.) Die wenigen Werke waren meiner Meinung nach sehr gut gewählt, weil sie eine gewisse Bandbreite abbildeten – das Grau zwischen dem Schwarz und dem Weiß halt, zwischen den Gottbegnadeten und der „entarteten Kunst“. Die Pinakothek der Moderne hat mit ihrem Saal 13 2015 (?) damit angefangen, NS-konforme Kunst in der Sammlung auszustellen, war aber einen Hauch zu zögerlich. Die Moritzburg hat das jetzt sehenswert und konsequent gemacht. Wie F., der sich seit drei Jahren meinen, Zitat, „Nazischeiß“ aufmerksam anhört und anguckt, sagte: „Saal 13, aber richtig.“
Das ganze Stockwerk war toll, nicht nur die kleine Ecke mit der Regimekunst. In der Neuen Sachlichkeit freute ich mich über zwei Bilder, die F. und ich gerade in Frankfurt bei der Weimar-Ausstellung gesehen hatten. Außerdem bewunderte ich frühe Werke von Franz Marc, die aber schon den späteren erkennen lassen, den ich ja eigentlich nicht so mag, diese Arbeiten dann aber doch. Beckmann geht ja eh immer, genau wie Lehmbruck, und ein paar Bilder halfen mir auch bei der Einordnung von Protzen weiter, zum Beispiel von Karl Völker.
Direkt nebenan ging es weiter – mit Kunst nach 1945 aus der DDR. Davon verstehe ich quasi nichts, aber den Raum fand ich bis auf seine wirre Wegeführung genauso begeisternd. Auch hier, aber ich muss nochmal betonen, davon keine Ahnung zu haben, hatte ich das Gefühl, einen aktuellen Forschungsstand präsentiert zu bekommen. F. war im letzten Jahr bereits schon einmal in der Moritzburg gewesen, und da wurde die DDR-Kunst noch verschämt als abstrakt präsentiert, so nach dem Motto, hatten wir auch. Der sozialistische Realismus wurde genauso verschwiegen wie heute eben die NS-konforme Kunst verschwiegen wird (womit ich beide keinesfalls gleichsetzen will). Nun kann man auch den Realismus anschauen, aber eben auch die Abstraktion, die Pop Art (noch nie davon in der DDR gehört) und die stetigen Auseinandersetzungen mit der vom System gewünschten Kunst. Auch hier: Spielräume. Alleine für Wolfgang Mattheuers Kain lohnt sich der Eintritt; das Bild kannte ich aus einem Uni-Seminar, wusste aber nicht, dass es hier hängt. Neu entdeckt habe ich für mich Hermann Bachmann.
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Auch in diesem Museum blieben wir länger als geplant, daher war der Rest des Stadtaufenthalts kurz und schmerzlos. Ein Blick in den Dom (och jo), einen etwas längeren in die Marktkirche (die Decke!), und dann saßen wir noch knapp zwei Stunden im Schatten in einer gutbürgerlichen Kneipe, ich trank Schwarzbier, F. Pils, wir aßen Salzkrustenbraten bzw. eine Bauernpfanne und schleppten uns dann wieder in Richtung Tramhaltestelle. In den Trams war ich vorher schon von der Ansagestimme überrascht worden, denn das war die gleiche Dame, die mich in Hamburg in den Bussen der Linien 20 und 25 jahrelang genervt hatte mit ihrer Pause mitten im Namen meiner Endhaltestelle: „Kottwitz … straße.“ DAS IST EIN WORT, DU TRULLA VOM BAND!
Gegen 22 Uhr wieder in München. Endlich, seufzte ich in der U2, endlich wieder zuhause, endlich wieder allein sein.
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Mittwoch: München
Urlaub vom Urlaub. Vormittags arbeitete ich kurz und erledigte beruflichen Kleinkram, dann ging ich einkaufen, um vor allem meine Brotvorräte wieder aufzufüllen – ich war ja ewig weg! –, aber dann lag ich nur noch auf dem Sofa, guckte unter anderem vier Folgen Masterchef Australia, zu denen ich am Wochenende nicht gekommen war, las, ruhte mich aus und schrieb über zwei Stunden an einem Blogeintrag *hust*. Ich muss mir meinen innerlichen Bildungsauftrag abgewöhnen. Wenn ich nur über mein Essen bloggen würde, wäre ich viel schneller fertig!