Was schön war, Montag, 30. Oktober 2017 – Festessen

Vor dem Wecker wachgeworden, weiter im Bett rumgelungert und Twitter gelesen. Entspannt den Tag begonnen: Flat White genossen, gelesen, dann auf den Weg ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte gemacht. Mein Fahrrad macht gerade seltsame Geräusche und wartet darauf, dass ich es endlich zum Schrauber fahre, weswegen ich derzeit mit der U-Bahn unterwegs bin. Schon auf dem Weg von der Station zum ZI dachte ich, das ist echt ein schöner Arbeitsweg, den ich gerade habe. Auf dem Rückweg habe ich ihn dann fotografiert.

Im ZI war totaler Brückentag. Zunächst dachte ich, ich wäre allen Ernstes alleine im Lesesaal, aber gerade als ich mich umdrehte, um mit dem iPhone ein Beweisfoto zu machen, entdeckte ich in der Ecke vor den Handapparaten noch eine Dame. Also fast alleine. Nur wir und die etwas zu engagiert angestellte Heizung. (Es wurde nach und nach noch etwas voller.)

Ich beschäftigte mich aus Gründen mit Carl Grossberg, von dem es nicht so irre viele Ausstellungskataloge gibt. Die Kunstgeschichtsschreibung hat sich anscheinend nach der Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag 1994 eine Pause gegönnt; einzig eine Galerie hier in München stellt ihn regelmäßig aus und veröffentlicht auch kurze Kataloge zu ihm – die geben textlich allerdings meist nicht ganz so viel her. Wobei ich den letzten aus diesem Jahr für mich aufschlussreich fand, denn dort schrieb Olaf Peters, den ich sehr schätze. Tollerweise kann man den Katalog als PDF anschauen und herunterladen. Ich hatte die letzte Ausstellung hier in München auch gesehen und war sehr versucht, mein schmales Konto für ein Aquarell von Grossberg zu plündern, konnte mich aber gerade noch beherrschen, wenn auch sehr betrübt. Das Aquarell zeigt – leider nicht im Katalog abgebildet – eine Straßenszene aus Hannover, im Hintergrund ist das Anzeiger-Hochhaus mit seiner charakteristischen Kuppel zu sehen. Das hätte ich schon gerne gehabt, vielleicht auch aus blöder Sentimentalität der alten Heimat gegenüber.

Ich vergrub mich also in alle Kataloge, die das ZI im Regal hatte, darunter auch einen von 1942, auf den ich sehr gespannt war – nicht zu Unrecht. Einige andere Ausstellungskataloge aus der Zeit der 1930er Jahre fand ich leider nicht, vielleicht stehen die gerade in irgendwelchen Handapparaten und tauchen wieder auf.

Wie immer, wenn ich mich in ein Thema reinfresse, merke ich nicht, wie die Zeit vergeht. Als ich das erste Mal auf die Uhr schaute, waren drei Stunden um und ich mit den meisten Katalogen durch. Einige wenige orderte ich mir in den Lesesaal der Stabi, wo sie mir entspannte vier Wochen gehören und ich sie nicht dauernd wieder zurückstellen muss. Außerdem bestellte ich mir ein paar Zeitschriftenbände, die nicht im ZI stehen und für die Grossberg in den 30ern Illustrationen angefertigt hat; die möchte ich mir auch mal anschauen. Wie immer in solchen Momenten, wo ich mir einfach uraltes Zeug zusammenklicken kann, denke ich dann: Bibliotheken sind eine ganz großartige Sache. Ich plane ja seit Längerem die Anmietung einer Lesesaalkabine, das stelle ich mir irre glamorös vor, einen eigenen Arbeitsplatz in der Stabi zu haben.

Im Gebäude des ZI läuft gerade eine Ausstellung der Abgusssammlung zum Pergamonaltar. Das großformatige Fotoband sieht ziemlich klasse aus. (Und passt logischerweise gut zur neoklassizistischen NS-Architektur des Gebäudes.)

Der Heimweg zur U-Bahn über den dramatisch beleuchteten Königsplatz. Rechts das gelbe Gebäude ist übrigens das Lenbachhaus, aber das wisst ihr ja alle. Darf ich auf die gerade eröffnete Münter-Ausstellung aufmerksam machen? Ich mag das Plakat sehr gerne, auf dem sehr souverän nur der Nachname der Künstlerin steht.

Hier in Bayern ist nicht nur ausnahmsweise der 31. Oktober frei, sondern auch planmäßig der 1. November. (Allerheiligen. Ich muss irgendwann mal nachschauen, was das eigentlich ist.) Ich erinnere die Leserschaft wieder einmal daran, dass ich in den Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen groß geworden bin und mich daher immer noch wie ein Schnitzel über jeden süddeutschen Feiertag freue; es fühlt sich immer noch an wie „Schon wieder frei? Was ist denn jetzt schon wieder? EGAL!“ Und nach wenigen Sekunden der Freude kommt immer der Gedanke: „Hey, Moment, dann sind die Bibliotheken ja zu, das ist doch bekloppt!“

Jedenfalls fühlte sich das gestern nach dem halben Arbeitstag und den kommenden zwei freien Tagen wie Weihnachten an, so dass ich spontan beschloss, mir ein Festessen zu gönnen. Ich legte beim Lieblingsmetzger ordentlich Geld für ordentliches Fleisch auf die Theke, mischte Kräuterbutter zusammen und bestrich frisches Weißbrot damit; ich hobelte Kartoffeln hauchdünn und schichtete sie zu einem Gratin, ich bereitete einen kleinen grünen Salat zu und briet mir zum Schluss genüsslich ein Rib-Eye-Steak, das ich gefühlt minutenlang mit Kräuterbutter begoss, bevor es ruhen durfte. Das war eine ganz ausgezeichnete Idee. Natürlich habe ich es nicht komplett geschafft, aber dafür konnte ich abends noch ein schönes Steak-Sandwich genießen, auf das ich ein bisschen Parmesan hobelte. Und das restliche Gratin aus gerade einmal drei Kartoffeln gibt es heute.

Was schön war, Sonntag, 29. Oktober 2017 – Emoji-Backen

Eigentlich wollte ich morgens walken gehen, weil ich ja eine Stunde länger hatte schlafen können. Ich vergaß es aber, den Wecker zu stellen und erwachte äußerst ausgeruht erst um kurz 8, was mir zu spät zum Loslaufen war. Ich gehe gerne, wenn noch nicht viele Leute unterwegs sind, weil ich mich dann in den hautengen Tights nicht so den Blicken anderer aussetzen muss. Ja, mag doof sein, sich selbst einzuschränken, um den Deppen zu entgehen, aber es ist weniger anstrengend, früh aufzustehen als sich dauernd zu fragen, hat der Trottel da drüben gerade innerlich über deine dicken Beine nachgedacht oder warst du ihm egal und er hat nur zufällig in deine Richtung geguckt? Es ist vermutlich sehr oft zweiteres, aber auch hier: Es ist mir inzwischen zu anstrengend, darüber nachzudenken. Ich verlinke derzeit weiter dickenfreundliche Inhalte auf Twitter, halte mich aber so gut es geht aus allen Diskussionen raus. Überhaupt habe ich viele Leute entfolgt, die dauernd wichtige gesellschaftliche Anliegen hatten und lautstark auf sie aufmerksam machten. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nur noch angespannt war, sobald ich Twitter anklickte, weil ich mich wieder über irgendwas aufregen sollte. Das mag die totale Flucht vor meiner eigenen Verantwortung sein, aber momentan möchte ich kein Aushängeschild mehr für dicke Frauen sein, kein Sprachrohr, kein Vorbild, sondern einfach nur still vor mich hinwalken und nicht über meinen Körper nachdenken müssen. Das habe ich viel zu lange getan.

Den Vormittag verbrachte ich mit Lesen. Mittags hatte ich Lust auf Kekse zum Tee und bereitete schnell einen Mürbeteig zu. Als ich meine üblichen runden Kekse ausstechen wollte, fiel mir auch der Herzausstecher in die Hand, und ich dachte sofort an die Bildbotschaften, die ich F. so gerne per DM zuschicke und auch gerne bekomme. Also verzierte ich ein paar Kekse, nachdem sie abgekühlt waren, und verschickte statt der üblichen Grinsefressen ein Bild. Welches Emoji F. gehört, behalte ich mal für mich, aber mein geliebtes Brillenschlangenemoji, durch das ich mich sehr gut repräsentiert fühle, kriegt ihr zu sehen.

Ich hatte keine Zartbitterkuvertüre mehr im Haus. Wie konnte das passieren? Aber Lebensmittelfarbe. Ist klar.

Nachmittags freute ich mich sehr über den Auswärtssieg vom FC Augsburg in Bremen. Ich mag das Werderlied sogar noch ein bisschen lieber als unsere Stadionhymne.

Abends gab’s einen äußerst schmackhaften, aber total unfotogenen Kartoffel-Lauch-Auflauf.

Linda Nochlin, Trailblazing Feminist Art Historian, Dies at 86

„In 1971, Nochlin earned widespread attention for her landmark essay “Why Have There Been No Great Women Artists?,” which approached that question with incisive and nuanced analysis, demonstrating how, for centuries, institutional and societal structures had made it “impossible for women to achieve artistic excellence, or success, on the same footing as men, no matter what the potency of their so-called talent, or genius.”

But Nochlin also interrogated how “greatness” itself had long been formulated and evaluated. “In the field of art history, the white Western male viewpoint, unconsciously accepted as the viewpoint of the art historian, may—and does—prove to be inadequate not merely on moral and ethical grounds, or because it is elitist, but on purely intellectual ones,” she wrote in the essay, which was published in ARTnews.

That article quickly became a cornerstone for the developing field of feminist art history.“

Was schön war, die letzten Tage – Norddeutsches Wetter und Menschen von überall her

In der letzten Woche war es noch herbstlich warm – also das, was ich als warm empfinde, während viele schon den dicken Pulli rausholen –, aber gestern wurde es gefühlt von Jetzt auf Gleich deutlich kälter. Dazu kam ein kleines Windchen, während im Norden anscheinend gerade ein Sturm rumlungert. Ich mag den Klang von Wind und Regen sehr gerne, zugegebenermaßen am meisten, wenn ich irgendwo drinnen im Warmen sitze und ihn ungefährdet und trocken genießen kann. Ich vermisste mal wieder Norddeutschland und das Gefühl, sich dort oben ein bisschen auszukennen. Ich wohne bereits seit fünf Jahren in München, aber ich weiß immer noch nicht, in welcher Himmelsrichtung eigentlich Rosenheim und Augsburg von hier aus gesehen liegen; für mich ist das immer noch alles „da unten“, und wenn ich mal irgendwelche Wetterkarten im Netz aufrufe, geht mein Blick immer noch automatisch in den Norden, bis ich mich daran erinnere, dort nicht mehr zu wohnen.

Am Donnerstag hatte sich Besuch aus Norddeutschland in München angekündigt und wir saßen in netter Viererrunde zusammen, die anderen bei Cocktails, Whisky und Bier, ich bei Milchkaffee und Apfelschorle. Mir war immer noch nicht nach Alkohol. Das änderte sich gestern abend, als ein anderer Besuch, dieses Mal aus Köln, in der Stadt war. Wie saßen in komplett anderer Runde zu fünft zusammen, netterweise in einem Lokal, das 300 Meter von meiner Haustür entfernt war. So einen kurzen Heimweg hatte ich noch nie. Normalerweise mag ich etwas längere Heimwege nach Massenveranstaltungen (alles über vier Leute ist eine Masse für mich) ganz gerne, weil ich die Zeit zum Runterkommen brauche. Das war gestern aber eine sehr angenehme Rotte mit ebenso angenehmen Gesprächsthemen – da brauchte ich gar nichts zum Wieder-zu-mir-Finden. Und ich war nach zwei Hellen auch angemessen bebiert, um gut schlafen zu können. Das erste Mal seit zwei Wochen, dass ich durchgeschlafen habe. Der Wind hat anscheinend meine Erkältung mitgenommen, das gute Ding. Ich weiß schon, warum ich den so mag.

Tagebuch, Freitag, 27. Oktober 2017 – Heimarbeit

So langsam möchte die Lunge wieder an die frische Luft. In den vergangenen Tagen habe ich meine Spazierstrecke jeweils verlängert, bin aber noch nicht wieder so weit, ernsthaft walken zu gehen. Der Husten ist auch noch nicht ganz weg, und wenn ich irgendeines meiner Körperteile ernst nehme, dann die Atemwege. Vor Jahren habe ich mal etwas verschleppt und war dementsprechend lange damit beschäftigt; daher bleibe ich seitdem bei Erkältungen und ähnlichem so lange wie möglich im Bett bzw. gönne mir so lange wie möglich Ruhe. Jetzt laboriere ich an so etwas halt nicht nur die übliche eine Woche, sondern zwei rum, aber danach ist auch alles wieder gut. (Hoffe ich.)

Gestern daher wieder eine Runde um den Block in eher entspanntem Tempo, auf dem Rückweg eingekauft. Einen halben Tag am Schreibtisch verbracht. Ich twitterte gestern bereits: Herbst-Home-Office ist das beste Home Office, denn ich kann Kerzen anzünden, meinen Lieblingstee kochen und vor allem in meinen dicken Schnuffelsocken arbeiten. Ich habe an meinen neuen Websitetexten gefeilt, ein bisschen rumrecherchiert, Bürozeug erledigt, Kleinkram weggearbeitet.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Zeitung zu lesen, mein neues Buch anzufangen, die Reste vom Bohneneintopf aufzuwärmen und zu verspeisen (heute mache ich ihn dann alle) und abends noch einen Pumpkin Pie zu backen.

Den Buchtipp Die Feuchtwangers. Familie, Tradition und jüdisches Selbstverständnis im deutsch-jüdischen Bürgertum des 19. und 20. Jahrhunderts habe ich übrigens aus dem Blog des Österreichischen Jüdischen Museums, wo es in diesem Blogeintrag empfohlen wurde. Auf das Museum aufmerksam geworden bin ich durch sein Projekt, Grabsteine online abzubilden, die Inschriften zu entziffern und zu übersetzen und dazu auch noch weiterführende biografische Details zu den Bestatteten anzubieten. Ein tolles Projekt!

Scharfer Bohneneintopf mit Avocado

Im Original bei Buzzfeed Tasty Vegetarian heißt das ganze „Protein Packed Chili“, aber das übersetze ich nicht – ich ordne mein Essen nicht danach ein, ob es viel Protein oder Zucker oder Kohlenhydrate hat. Ich ordne nach Geschmack: schmeckt oder schmeckt nicht. Das hier schmeckt. (Ach was.)

Ich habe die blöden Cups mehr so Pi mal Daumen umgerechnet, weil ich immer noch kein Cupmaß habe und zu geizig bin, mir eins zu kaufen. Ich nutze beim Rezepte-Umdenken gerne diese Tabelle, aber bei den ganzen Bohnen, die ins Gericht kommen, war ich mir selbst nicht sicher, wieviele Gramm es denn sein dürfen; die Tabelle hat bei Cup-Mengen an trockenen Zutaten eine ziemliche Bandbreite. Ich habe die goldene Mitte – und das Maß deutscher Dosen – angelegt. Was ich sagen wollte: Haltet euch nicht sklavisch an meine Mengenangaben. Außerdem werden im Originalrezept teilweise andere Bohnen verwendet (Wachtelbohnen aka pinto beans) und Quinoa; bei mir sind es schnöde Cannellinibohnen und Naturreis geworden. Auch hier gilt: Macht doch, was ihr wollt.

Das Originalrezept reicht für acht Portionen, was ich für untertrieben halte. Ich habe die Hälfte gekocht – das sind die Mengen, die hier unten stehen – und glaube, dass davon mehr als vier Leute satt werden.

In einem großen Topf

1 Zwiebel, gehackt,
1 rote Paprikaschote, in Stücke geschnitten,
4 frische Knoblauchzehen, fein gehackt,
1 grüne Chilischote in Ringen, mit Kernen und allem,
1/2 EL Cayennepfeffer,
2 EL Chilipulver und
1/2 EL gemahlener Kreuzkümmel in
Sonnenblumenöl anbraten, bis die Zwiebeln glasig werden.

280 g gehackte Dosentomaten (aka eine kleine Dose),
2 frische Tomaten, grob geschnitten,
140 g Naturreis,
120 g Kidneybohnen, abgespült und abgetropft,
120 g Cannellinibohnen, dito, und
120 g schwarze Bohnen, dito, dazugeben. Mit
400 ml Gemüsebrühe (aka ein gekauftes Glas) und
300 ml Wasser ablöschen.

Alles zum Kochen bringen, den Topf abdecken, die Hitze herunterschalten und für ca. eine halbe Stunde simmern lassen. Danach

120 g Mais (aka eine winzige Dose),
1 TL getrockneter Oregano,
1 EL Limettensaft und
1 EL frischen Koriander unterrühren. Nochmal fünf Minuten simmern lassen. Kurz etwas abkühlen lassen, notfalls mit
Salz und Pfeffer abschmecken und mit
Avocado und Koriander servieren.

Ich habe weder den Oregano noch die Limette rausgeschmeckt und ungefähr die zehnfache Menge an frischem Koriander ans Essen gehauen. Nachdem ich das Foto gemacht habe, gab’s auch noch einen Klecks saure Sahne oben drauf, das kann ich auch sehr empfehlen. Das Gericht macht alle Nebenhöhlen frei, die eventuell verstopft sind – wer also wie ich nicht ganz so die Scharfesserin ist, vielleicht das Chilipulver etwas vorsichtiger dosieren bzw. bei der Chilischote die Kerne entfernen und lieber nachwürzen.

Tagebuch, Dienstag, 24. Oktober 2017 – Abrüsten

Nach gut einer Woche löste ich mein Krankenlager auf und machte aus der Couch wieder eine Couch, die sich erst abends in ein Bett verwandelt. Ich tauschte meine geliebte Bettdecke (my happy place!) gegen die brave Tagesdecke aus, ordnete die Kissenberge wieder anständig und kaufte erstmal frisches Brot, nach dem ich fiese Entzugserscheinungen hatte. Wenn ich erkältet bin, reicht mir Sandwichbrot. Das strengt beim Essen nicht so an.

Dann verbrachte ich den Tag vor Phoenix, um mir die erste Sitzung des neuen Bundestages anzuschauen. In die Bibliothek traute ich mich noch nicht, denn ich huste zwar längst nicht mehr so häufig wie am vergangenen Wochenende, aber wenn, dann immer noch mit gefühlt 90 Dezibel. Und weil mich selbst in der Bibliothek Leute wahnsinnig machen, die nur laut atmen, huste ich diese Woche lieber weiterhin privat vor mich hin, bevor ich endlich wieder ins ZI radele.

Während des Livestreams rollte ich mit den Augen, als die AfD-Nasen sich in eine Reihe mit Clara Zetkin stellten, die von Göring angeblich daran gehindert wurde, als Alterspräsidentin im Reichstag zu sprechen. (Scheint nicht ganz so gewesen zu sein, also alles wie immer bei der AfD.) Ich sah aber auch erstaunt, wie die AfD mit der SPD und den Linken gemeinsam abstimmte – wie sich also schon vorsichtig Jamaika ankündigte. In den Sitzungspausen standen diverse Parlamentarier*innen am Interviewpult bei Erhard Scherfer, darunter auch gemeinsam Andrea Nahles und Katrin Göring-Eckardt. Mir fiel erst nach wenigen Minuten auf, dass da keine Rot-Grün-Koalition stand, sondern vermutlich zwei Angehörige von zukünftiger Opposition und Regierung.

Ich abonnierte mehrere Newsletter der Partei, der ich bei der letzten Bundestagswahl beide Stimmen gegeben habe und guckte mal, was diese Partei eigentlich so direkt vor meiner Haustür alles macht. Dann klickte ich beim Neuen Deutschland auf Probeabo, um meiner tägliche FAZ-Lektüre etwas entgegenzustellen. Das wird ab nächster Woche ein sehr lustiger Briefkasten. Generell bin ich aber bis auf wenige Ausrutscher immer noch sehr zufrieden mit der FAZ; bei den politischen Kommentaren schnaufe ich meist sehr unwillig, aber ich lese die Rubrik Gegenwart sehr gerne, liebe weiterhin das Feuilleton, gerade die Sachbuch- und Ausstellungsrezensionen, und schmeiße ebenfalls weiterhin den Wirtschaftsteil komplett ungelesen ins Altpapier. Den Finanzteil öffne ich nur, weil da am Ende der Sportteil kommt. Ich mag es immer noch sehr, auf Papier zu lesen, und es ist inzwischen ein kleines Ritual geworden, mich ein Stündchen mit der FAZ hinzusetzen und aufmerksam zu lesen. Ich bin sehr gespannt, wie sehr das Neue Deutschland da reingrätschen wird. (Nein, ich habe nicht Die Linke gewählt.)

Ich lachte sehr über einen Kommentar zu einem Instagrambild von Olly Wainwright, dem Architekturkritiker des Guardian, der über das neue Hauptquartier von Bloomberg in London berichtete: „How will they move it to Frankfurt?“.

Ich freute mich darüber, dass The Dinner Party endlich einen festen Standort gefunden hat.

Ich las auf den Tipp von Herrn BuddenbohmVerbessern soziale Medien die Welt?“ in der brandeins und lege euch den Artikel auch ans Herz.

Und dann konnte ich nicht schlafen und las weiter Hillary.

Europeana, Munch, Brillen und Spucknäpfe

Die „Kulturtussi“ Anke von Heyl hat mir ein Blogstöckchen zugeworfen, über das ich mich sehr gefreut habe. Es geht beim Rumgewerfe, an dem ich mich auch beteiligen werde, darum, die Blogwelt darauf aufmerksam zu machen, dass man sich – trotz der vielen ollen Bilderverbote in der Kunstwelt – bei der Europeana wild bedienen und mit dem Material gerne seine Blogposts schmücken darf.

Anke hat mir ein Selbstporträt von Edvard Munch geschickt, das mir als Inspiration für einen Blogeintrag dienen soll. Munch ist mir im Studium nur ein einziges Mal untergekommen, als wir in einer Vorlesung über Davids Der Tod des Marat sprachen und davon diverse Variationen gezeigt bekamen. Munch hat sich mehrfach mit diesem Motiv auseinandersetzt (etwas runterscrollen). In der Europeana findet sich eine Zeichnung mit diesem Titel, von der aber nicht klar ist, ob sie eine Vorzeichnung ist. Gelernt: Sie liegt im Kupferstichkabinett in Dresden, wo ich auch mal wieder hinfahren könnte; die digitale Reproduktion stammt von der Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden bzw. der Deutschen Fotothek.

Der Tod des Marat. Munch, Edvard. Deutsche Fotothek. In Copyright.

Bis ich mich getraut habe, das Bild hier im Blog einzubinden, musste ich mich dann aber doch durch ein paar Copyright-Texte, Gebührenordnungen und CC-Lizenzen lesen, um sicher zu sein, dass ich das Bild auch wirklich verwenden darf. Da hat die Kulturtussi mir ja genau den richtigen Künstler hingeworfen – ich schreibe im Einleitungssatz vollmundig von „darf man alles verwenden“ und dann kommt bei meiner ersten Suche gleich ein Bild, bei dem schön links am Rand steht „Nur mit Genehmigung – Unterliegt Urheberrecht“. Nun gut. Klappt anscheinend doch noch nicht alles so simpel wie wir Nutzer*innen uns das wünschen. Aber wenn ich alles richtig gelesen habe, darf ich das Bild verwenden, also mache ich das.

Ein weiteres Mal habe ich über Munch nachgedacht, als ich am Museumskatalog schrieb. Insgesamt verfasste ich die Architekturbeschreibungen für 18 Museumsbauten, die gerade fertiggestellt wurden, sich bereits im Bau befinden oder eventuell nur eine schöne Idee auf dem Reißbrett bleiben, aber architektonisch ziemlich töfte sind. Eins der Museen ist das Munchmuseet in Oslo, das den alten Bau des bisherigen Munchmuseums ablöst. Von diesem Museum hat die Europeana übrigens über 3.600 Exponate im Angebot.

So wird das neue Museum 2020 hoffentlich aussehen. Und das schrieb ich im Katalog:

„It was in 1940 that Edvard Munch bequeathed his artwork to the city of Oslo. More than 1,000 paintings, nearly 18,000 prints, close to 8,000 drawings and watercolours, as well as other objects came into the city’s possession after the artist’s death in 1944. Since 1963 parts of the collection have been on display in the Munchmuseet. Now the collection is to be moved into a new building that offers modern technical equipment and more display space. For this assignment Estudio Herreros designed a structure that wholly accords with Munch’s wishes: it is accessible not only to museum visitors but to the entire city of Oslo.

The elegant structure, its top third tilting forward, towers eleven stories above the harbour. A café on the top floor is also open outside of museum hours, and with its almost completely glazed frontage it offers an expansive view of the city. As the visitor rides the escalators upward behind the glass façade he can see Oslo’s history unfolding below: from the harbour, then and now an important trading post, the industrious town extended inland to become a lively metropolis that is the country’s cultural and industrial centre. This new elevated point of view establishes a strong relation between the heritage of the art collection of Edvard Munch and his native city.

The new museum structure based on the “Lambda” design by Estudio Herreros deliberately towers above the surrounding buildings and places a new visual accent above the harbour. The projecting upper third gives the otherwise plain façade an unmistakable, forward-thrusting dynamism. In his landscapes and city scenes Munch himself liked to work with exaggerated perspective so as to direct the viewer’s eye to what was essential. [1] Even if the painter was not their primary inspiration, Estudio Herreros has managed to employ this same principle in architecture.

The project was initially received as controversial and strongly discussed by the public, especially because in Norway’s highly egalitarian society it is considered improper for an individual to stand out too much. The architects entered in a dialogue with the city and its inhabitants, taking into consideration criticism of their initial designs and further developing the building until it was approved by the authorities. Now, the Munchmuseet’s eleven stories are new to Oslo’s largely horizontal architecture, and greatly dominate over the cityscape.

Over the bearing structure of concrete and steel a sophisticated, multi-layered curtain wall of glass and perforated metal masks the floors’ irregular openings. In the museum itself light breaks through the glass front and pours into the building’s interior public areas in contrast to the artificially lit exhibition rooms, while the ground floor is not only illuminated from the side but also from above. The building appears to consist of levels the visitor can enter and experience. The light streaming in through the translucent curtain wall of triple layered glass and perforated aluminum lends the structure a new, almost magical quality [2], making it seem more flexible and fluid.

This flexibility was desired; exhibition rooms are of different sizes and heights. Sculptures and large-format paintings can be appreciated in the larger galleries, prints and drawings in the smaller, more intimate cabinets. Instead of the traditional, somewhat rigid enfilade of rooms through which visitors are forced, here spaces can be set aside or opened, depending on the given exhibition. Around these inner exhibition spaces the museum is a structure that is accessible at no cost, open to Oslo and the world.

[1] Lloyd, Jill. “Van Gogh and Munch: A Question of Style.” In Munch/Van Gogh, edited by Maite van Dijk, Magne Bruteig, and Leo Jansen, 124–47. Brussels: Mercatorfonds, 2014, p. 143.

[2] For more information about glass as a building material in modern architecture, please see Ábalos, Iñaki, and Juan Herreros. Tower and Office. From Modernist Theory to Contemporary Practice. Cambridge, Mass: MIT Press, 2003, p. 99.“

Meine drei Stöckchen werfe ich weiter an die Kaltmamsell, F. und Stepanini. Es besteht natürlich kein Zwang, es aufzuheben. Ich habe mich bewusst für Blogger*innen entschieden, die nicht zur üblichen Kunst/Kunsthistoriker-Blase gehören, denn ich glaube, dass die Europeana für alle interessant ist.

Bei der Kaltmamsell muss ich immer an ihre verschiedenen Brillen denken, die sie auch gerne im Blog herzeigt. In der Europeana fand ich die untenstehende aus den 1960er Jahren sehr schick – vielleicht stößt sie ja einen Blogeintrag über Mode an? Oder Augen? Oder etwas ganz anderes. Auf der Seite des Victoria and Albert-Museum stehen noch ein paar Informationen zum Objekt.

Milinaire. Victoria and Albert Museum. CC BY.

Den ersten Urlaub mit F. verbrachte ich in Amsterdam. Dort spazierten wir natürlich auch durchs wunderbare Rijksmuseum. Eines meiner Lieblingsbilder dort ist folgendes:

Still Life with AsparagusStilleven met asperges. RM0001.PEOPLE.87191. Rijksmuseum. Public Domain.

Mal sehen, ob F. sich jetzt herausgefordert fühlt, über Essen, Museen, Urlaube oder etwas ganz anderes zu schreiben.

In Stepaninis inspirierendem Blog mag ich ihre Rezepte immer sehr gerne. Sie veranstaltet auch Supperclubs, und neben dem Essen bewundere ich immer das Geschirr. Deswegen gab ich den Suchbegriff „pottery“ bei Europeana ein, und neben lustigen Amphoren, auf denen Fußamputationen abgebildet waren, kam auch – dieser Spucknapf. Der war zu schön, um daran vorbeizugehen, aber ich weiß selbst nicht, zu welcher Art Blogeintrag er inspirieren kann. Über Kaugummi vielleicht?


L0058199 Multicoloured spittoon, Europe, 1701-1900
Credit: Science Museum, London. Wellcome Images
Copyrighted work available under Creative Commons Attribution only licence CC BY 4.0

„Spitting was a common and socially acceptable habit in Europe until the 1800s. Pottery spittoons like this one were used as containers for spit and could be found both inside and outside of public places, such as inns and pubic houses. From the late 1800s, spitting was discouraged as it was realised that the habit could spread potentially fatal diseases. These included tuberculosis, or consumption as it was then known, one of the biggest killers of the period. The hole in the side was used to empty the spittoon – not a pleasant task.“

Moritz Hoffmann wirft übrigens auch mit.

Was schön war, die vergangene Woche

Am Kranksein ist quasi nichts schön, aber wenn man zwischendurch mal Luft kriegt und nicht gerade das Haus zusammenhustet, kommt doch ein bisschen was zusammen, was nett war an der Woche im Bett. Die vermutlich auch noch nicht ganz rum ist, wenn ich mir angucke, wie wackelig mein Kreislauf immer noch ist.

– jemanden zu haben, der einen bepuschelt. Nicht den ganzen Tag – wenn ich krank bin, will ich alleine leiden –, aber so punktuell, hier mal eine SMS, da ein „Brauchst du was? Ich bring’s vorbei“. Ich habe ein Buch geschenkt bekommen zur Sammlungspräsentation des 19. Jahrhunderts im Lenbachhaus, das ich mir gerne kaufen wollte, Süßigkeiten in fast schon zu üppigen Gebindegrößen (aber eben nur fast) und ich hatte einen Obst-Lieferservice, der Freitag abend auch eine Pizza frisch vom Italiener mitbrachte, als ich vom gesunden Essen und Tee die Nase voll hatte und irgendwas Fertiges mit viel Öl und Salz haben wollte.

– meine Früchteteepackung ist ausgetrunken. Endlich. Ich habe mich gestern am Samstag mal wieder vor die Tür getraut und selbst eingekauft (danach hätte ich gleich wieder duschen können, so sehr hat das angestrengt) und mir einen würdigen Nachfolger an „Teesorten, die ich nur aus Verzweiflung trinke“ zugelegt: Rooibos Vanille. Hatte ich gefühlt mit 14 das letzte Mal. Schmeckt überraschend okay.

– nicht schön: Ich habe in dieser Saison das erste Heimspiel vom FC Augsburg verpasst; den Fußweg von der Tram bis ins Stadion hätte ich nicht geschafft, Rumsitzen und Gucken vermutlich schon. Immerhin konnte ich das Spiel im Bett sehen – und F. schickte mir ein Bild des Kid’s Club, der vor jedem Spiel seine Runde dreht, und ich konnte von unter der Decke heraus winken.

– ich habe kaum etwas von Twitter mitgekriegt, weil ich kaum online war. Wenn, habe ich die letzten 40 Tweets gelesen, Sinnvolles retweetet und bin wieder schlafen (oder husten) gegangen. Das hat sich sehr entschleunigt angefühlt.

– ich bin kurz davor, Instagram zu knicken, weil es mich irre macht, sechs Tage alte Bilder zwischen solchen angezeigt zu bekommen, die zwei Stunden alt sind. Andererseits habe ich es durch beharrliches Wegklicken fast geschafft, keine vermutlich schlicht auf „weibliche Konsumentin“ hingedengelte Klamotten- und Kosmetikwerbung mehr im Stream zu haben. Sollte die Mühe umsonst gewesen sein?

– ich habe das Buch von Hillary Clinton fast durch, weil ich ja nichts machen konnte außer husten, Obst oder Pizza essen und schlafen (wovon mich der Husten immerhin nur eine Nacht fast komplett abgehalten hat). Ich habe außerdem endlich alle Staffeln von BoJack Horseman durchgeguckt, nachdem ich vor längerer Zeit in der ersten hängengeblieben war. Die ist dann auch mit Abstand die blödeste, danach wird es richtig gut. Und ich musste natürlich immer ans Lenbachhaus denken, sobald BoJack durch seine Haustür ging, denn direkt daneben hängt Franz Marcs Blaues Pferd, das in Wirklichkeit hier in München ist.

– F. hat ein Buch für mich aus der Stabi abgeholt, weil ich es nicht ertragen kann, wenn ich bestellte Bücher nicht abhole und sie sinnlos wieder durch die Stadt gekarrt werden. Andererseits konnte er leider die im ZI für mich bestellten Bücher nicht abholen, denn da kommt er nicht rein; die muss ich also noch mal bestellen. Aber Stabi ging. Der Mann war noch nie dort und so überreichte ich ihm mit vermutlich fiebrig-irren Augen meinen heiligen Bibliotheksausweis und erklärte im salbungsvollen Ton, wo er mein Buch findet. Er scheint diesen Initiationsritus sehr unbewegt weggesteckt zu haben, während ich mutterstolz rumwimmerte, ach, noch einmal zum ersten Mal in die Stabi gehen zu können! Wie herrlich! („Die Regale sind gar nicht so hoch wie ich dachte.“ „ICH GEB DIR GLEICH HOHE REGALE BELEIDIGE MEINE BIBLIOTHEKEN NICHT!“)

Status

Wenn man so erkältet rumdöst und sich denkt, Mann, das Bett knarzt heute aber ganz schön, und dann merkt, Oh, das ist nicht mein Bett, das ist meine Lunge.

Green Onion Pancakes und Smashed Cucumber Salad

Frühlingszwiebelpfannkuchen krieg ich noch übersetzt, aber wie ich Pai Huang Gua auf Deutsch ausdrücken soll, weiß ich nicht. Ich rede mich fein damit heraus, dass ich das Rezept aus der New York Times habe. Die Pfannkuchen kommen von Delicious Days, wo sie auch weitaus hübscher geworden sind. Ich schreibe das hier aber trotzdem auf, auch mit mittelprächtigem Foto, denn ich möchte sie auf jeden Fall noch einmal ausprobieren. Vielleicht sehen sie dann etwas schicker aus. Gut schmecken tun sie aber auch so halbattraktiv. Und der Salat erst!

Ich habe zunächst die Gurken vorbereitet, weil die ein bisschen entwässern müssen, bevor sie im Dressing landen. Während sie das tun, habe ich den Teig geknetet, der dann ruhen darf. Dann wieder Salat, damit die Gurken im Dressing durchziehen können, dann wieder Pfannkuchen. Ihr kriegt das schon hin. Die Mengen reichen für zwei Personen.

Für den Salat
6 bis 8 kleine Salatgurken längs aufschneiden und dann in vier bis fünf Zentimeter lange Stücke. Diese mit der Schnittfläche nach unten auf ein Brett legen und plattdrücken, so dass die Schale aufbricht und die Kerne sich etwas lösen. Ich habe dazu mein breites Lieblingsmesser genommen, die Handfläche müsste auch gehen. Die Gurken in mundgerechte Stücke schneiden und in ein Sieb geben, mit
1 guten Prise Salz und
1 guten Prise Zucker bestreuen, mit etwas Schwerem bedecken und eine halbe Stunde entwässern.

Für das Dressing
1 TL Salz,
2 TL Zucker,
1,5 EL Reisessig und
2 TL Sojasauce verrühren, bis Salz und Zucker sich aufgelöst haben. Danach mit
1 EL Sesamöl verrühren.

In den Kommentaren bei der NYT oder bei einer meiner liebsten Masterchef-Kandidatinnen der letzten Staffel habe ich etwas von schwarzem Essig statt Reisessig gelesen, das kenne ich aber nicht. Hier wird auch noch Szechuan-Pfeffer ins Dressing gegeben.

Das Dressing mit den entwässerten Gurken mischen, noch
1 Zehe frischen Knoblauch darüber auspressen und mit
Chiliflocken abschmecken. Wer mag, serviert das Ganze mit gerösteten Sesamsamen und frischem Koriander. Auf beides hatte ich keine Lust, ich mochte den sehr frischen Gurken- und Essiggeschmack sehr gerne, den wollte ich nicht überlagern.

Für die Pfannkuchen
125 ml Wasser zum Kochen bringen.
200 g Mehl mit
1,5 TL Salz mischen, das Wasser dazugeben und in fünf bis zehn Minuten einen seidigglatten Teig kneten. Notfalls Wasser dazugeben. Ich feuchte dazu einfach meine Hände an, solange bis die Mischung beim Kneten stimmt. Die Teigkugel mit einem feuchten Küchentuch bedecken oder in Frischhaltefolie schlagen und 30 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen.

Das Grün von 3 Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden.

Nach der Ruhezeit den Teig in sechs bis acht Teile teilen. Jedes davon flach und rund ausrollen (rund kriege ich nie hin). Mit Frühlingszwiebeln bestreuen und zu einer Art Zigarre zusammenrollen. Diese zu einer Schnecke formen und wieder flach ausrollen. (Bei Delicious Days sind sehr sinnvolle Phasenfotos zu finden.) Meine Schnecken sahen eher wie Nacktschnecken aus; wenn man die Dinger mit etwas Sesamöl bestreicht, geht das letztmalige Plattrollen etwas besser. Aber wie man auf dem Foto sieht, sind meine Pfannkuchen nicht so wirklich rund geworden.

In einer Pfanne
Sesamöl erhitzen und die Pfannkuchen in wenigen Minuten ausbacken. Sofort servieren.

Theoretisch. Ich musste erstmal meine Küche von Rauch freiwedeln, um den Rauchmelder am Piepsen zu hindern. Dabei war das Öl überhaupt nicht so heiß!

Ein kleinformatiges Dankeschön …

… an Gundula, die mich mit einem Heft aus dem Nachlass ihres Großvaters überraschte: einer Wehrmachtsausgabe der Zeitschrift Kunst dem Volk zur Großen Deutschen Kunstausstellung 1942. (Beim Auspacken hatte ich F. im Ohr: „Jetzt SCHICKEN dir die Leute schon Nazischeiß!“ Hehe.) Kunst im Volk wurde von Heinrich Hoffmann, Hitlers sogenanntem Leibfotografen, herausgegeben und erschien von 1938 bis 1944. Einige der Ausgaben erschienen zusätzlich als kleinformatige Wehrmachtsausgabe, damit man sich auch im Feld die banalen Nackten angucken konnte. Wir haben die Zeitschrift fast vollständig in der ZI-Bibliothek, aber, wie ich selbst überrascht feststellte, die Wehrmachtsausgaben stehen nur in Florenz (das ZI hängt mit Bibliotheken in Rom, Paris und Florenz zusammen, was mich immer irre macht, wenn ich ein Buch nur einmal im Katalog finde und das steht dann in Italien oder Frankreich). Jetzt habe ich immerhin eine davon, ha! Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut. (Ja, über Nazischeiß, sorry.)

Beim Suchen im ZI-Katalog bin ich übrigens auf diese Dissertation über die Zeitschrift gestoßen. Bereits auf der zweiten Seite wird Martin Warnke und sein Auftritt beim Kunsthistorikertag 1970 erwähnt, über den gestern auch die FAZ schrieb.

Ein pulitzeriges Dankeschön …

… an Axel, der mich mit Colson Whiteheads The Underground Railroad überraschte. Bisher habe ich mich mit dem amerikanischen Bürgerkrieg nur auf Sachbuchebene befasst; das ist, soweit ich mich erinnere, der erste Roman, den ich darüber lese. Das Buch wurde in diesem Jahr mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, und ich kenne nur hymnische Besprechungen. Der Titel geht auf die historische Underground Railroad zurück. Whitehead nahm diesen Begriff wörtlich und erdachte eine unterirdische Eisenbahnlinie, die Sklaven und Sklavinnen befreit. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

PS: Das zweite Buch im Päckchen, das nicht auf dem Wunschzettel stand, aber über das ich mich natürlich auch gefreut habe, besitze ich schon und verschenke es daher in gute Hände weiter.

Beobachtungen zum Altwerden und der Großstadt

Meine Eltern, beide fast 80, haben mich die letzten Tage in München besucht. Das hat mich sehr gefreut, mich aber auch mehr Nerven gekostet als ich erwartet hatte: Ich war nicht darauf vorbereitet, wieviel ich erklären oder vorausdenken musste. Ich habe einiges über meine eigene Stadt gelernt und wie ich mich in ihr bewege – und dass man die eigene Wahrnehmung nicht einfach so für andere voraussetzen kann.

Meine Twittertimeline und die Lektüre von vielen Blogs haben mich bereits seit längerer Zeit dafür aufmerksam werden lassen, wie unfreundlich unsere Stadtarchitektur zu den sogenannten schwächeren Teilnehmern und Teilnehmerinnen ist. Schmale und zugeparkte Radwege sind ein Punkt, nicht genügend Fahrstühle an U-Bahnhöfen für Menschen mit Kinderwagen oder für Rollstuhlfahrer*innen sowie Trambahnen und Busse, die für die beiden letztgenannten teilweise nicht benutzbar sind, weil sie nicht ebenerdig zu betreten sind. In den letzten Tagen ist mir erstmals aufgefallen, wie kompliziert die Stadt sein kann, wenn man älter ist und vielleicht einfach nicht mehr so schnell oder aufmerksam. Oder auch, weil man es schlicht nicht gewohnt ist, sich in einer Großstadt zu bewegen.

Meine Eltern wohnen zwar in einer kleinen ländlichen Gemeinde, fahren aber seit Jahrzehnten problemlos Bahn und neuerdings S-Bahn, die sie nach Hannover bringt. Dort nutzen sie die Straßenbahn, um zum Beispiel zu Arztpraxen oder kulturellen Veranstaltungsorten zu kommen. Sie fahren auch beide noch Auto, sind es also gewohnt, sich im Verkehr zu bewegen bzw. auf vieles gleichzeitig achten zu müssen. Auch deswegen war ich an den ersten Tagen schlicht davon überfordert, sie gefühlt von überall her abholen oder sie irgendwo hinbringen zu müssen, anstatt sie sich selbst zu überlassen, weil ich dachte, das wäre für sie alles kein Problem. Mein Vater erklärte mir schließlich, dass er sich für Hannover immer aufschreibe, wo er langgehen müsste, welche Nummer die Bahnen hätten, wo genau er aussteigen muss etc. Zudem ist Hannover dann doch eine Ecke kleiner als München, und das hatte ich schlicht unterschätzt.

Ihr Hotel lag einen guten Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Am ersten Abend holte ich sie zu Fuß ab, um mit ihnen zu mir zu gehen, wo wir gemeinsam zu Abend aßen. Ich nutzte nicht den kürzesten Weg, sondern den etwas hübscheren, der aber auch fast immer geradeaus ging. Aber eben nur fast. Nebenbei erklärte ich, was ich so an Wissenswertem weitergeben wollte: Hier ist die Ersatzhaltestelle vom Bus, mit dem wir zur Masterzeugnisübergabe fahren; hier ist ein Supermarkt, falls ihr noch Snacks fürs Hotelzimmer braucht; hier ist der Alte Nordfriedhof, wo ich gerne rumlaufe; hier biegen wir endlich zu mir ab, merkt euch mal das italienische Restaurant, an dem ihr nachher nach rechts gehen müsst; hier ist meine U-Bahn-Station, merkt euch mal das blaue U zur Orientierung. Klang für mich alles total nachvollziehbar, und so schickte ich sie arglos nach dem Abendessen wieder zu Fuß in ihr Hotel (sie wollten nicht U-Bahn fahren).

Sie brauchten recht lange, um sich wieder telefonisch bei mir zu melden, dass sie gut im Hotel angekommen waren. Warum, das erzählten sie mir erst am nächsten Tag.

Zwischen U-Bahn und Italiener gibt es noch ein griechisches Restaurant, das sie mit dem italienischen verwechselten und schon wenige Meter nach meiner Wohnung falsch abbogen. Dann kamen sie zur nächsten U-Bahn-Station und waren völlig verwirrt, denn die war ja viel weiter weg als sie dachten. (Da waren sie quasi 300 Meter vom Hotel entfernt und wussten es nicht.) Den Friedhof und den Supermarkt fanden sie gar nicht mehr wieder, und wenn sie nicht nette Menschen mit Orientierungssinn und Ortskenntnis getroffen hätten, wären sie immer noch nicht wieder im Hotel.

Ich begann darüber nachzudenken, wie ich Wege erkläre, dass ich vermutlich nicht präzise genug gewesen bin oder sie mit viel zu vielen Informationen zugeballert hatte – oder dass ich schlicht nicht daran gedacht hatte, dass man sich verlaufen kann. Denn ich habe schließlich immer ein Smartphone dabei, auf dem mir gleich mehrere Apps sagen, wo ich mich innerhalb einer Stadt befinde, die wunderbar in Google oder Apple Maps aufbereitet ist, so dass ich Straßennamen finde oder sogar Restaurants oder Läden, die mir als Wegmarkierung dienen können. Ich kann mir eine Route anzeigen lassen und sie blöd abmarschieren. Oder ich nutze eine der vielen Verkehrs-Apps, die mir Busse und Bahnen anzeigen. Oder notfalls die Taxi-App, durch die ich bis vor die Haustür chauffiert werde. Ich hatte schlicht vergessen, dass meine Eltern kein Smartphone haben. Immerhin das hat diese Reise erreicht: Die beiden wollen sich jetzt endlich eins anschaffen. Das hatte meinen Vater schon fasziniert, als er im Juli mit meiner Schwester und ihrem Mann hier war; dass ich letzterem immer sagte, wie treffen uns dann nachher da und da, woraufhin er einfach sein Handy zückte, die richtige Tram fand und den Fußweg. Das begeisterte meinen Vater schon, dass man sich alleine in einer fremden Stadt in wenigen Minuten zurechtfinden kann.

Mir fiel nach dem ersten Verlaufen der beiden (es war nicht das einzige) auch auf, dass U-Bahnhöfe für ungeübte Augen alle gleich aussehen, zumindest hier in München und vor allem im Dunkeln. Der Stationsname steht hier nicht groß am blauen U, sondern quasi erst auf Augenhöhe, wenn man bereits die ersten Treppenstufen heruntergegangen ist, und besonders gut beleuchtet ist er auch nicht. Darauf hatte ich noch nie geachtet, denn ich weiß ja schließlich, an welcher U-Bahn ich bin. Ich musste mich wirklich selbst umschauen, wo genau denn eigentlich der Stationsname steht; darauf hatte ich seit Jahren nicht mehr geachtet.

Als wir einen Tag später U-Bahn fuhren, um zum Hauptbahnhof zu kommen und von dort einen Zug nach Rosenheim zu nehmen, musste ich mich immer nach den beiden umschauen, um sicher zu sein, dass sie mich sehen. Ich achtete erstmals bewusst darauf, wie sehr man sich auf die Ausschilderung konzentrieren muss, um von der U-Bahn nach oben zum Bahnhof zu kommen und von dort ans richtige Gleis. Ich weiß selbst auch oft nicht, welchen Aufgang ich nach oben brauche, ich nehme halt irgendeinen und gucke von da weiter. Das ging hier nicht, hier musste ich wissen, wo wir hinwollen, um sie nicht noch mehr zu verwirren; die beiden waren von den Menschenmengen und ihrer Geschwindigkeit etwas eingeschüchtert und überanstrengt. Mir fiel auf, wie voll die Stadt ist und wie wenig Zeit sich die Reisenden geben, um von A nach B zu kommen. Bleibt man stehen, um die Schilder zu lesen, steht man sofort 20 Leuten im Weg, weil die Bahnsteige manchmal recht schmal sind. Darüber, dass Touristen immer im Weg stehen, rollt man ja gerne die Augen, aber dass auch ältere Menschen manchmal schlicht mehr Zeit brauchen, um sich zu orientieren, wurde mir sehr deutlich vor Augen geführt. Lernerfolg für mich: mehr Geduld mit meinen Mitmenschen haben, vielleicht auch mal proaktiv Hilfe anbieten, wenn jemand offensichtlich lange auf Schilder guckt, anstatt zu denken, der oder die wird den Weg schon finden, sonst kann er oder sie ja fragen. Vielleicht mal nicht darauf warten, dass jemand fragt.

Die eben schon angesprochene Eile macht sich auch beim Fahren in Öffis bemerkbar. Mir ist bewusst, dass die Fahrpläne eng getaktet sind, aber gerade bei den Bussen würde ich mich schon freuen, wenn sie erst losführen, wenn alle Passagiere sitzen – gerade ältere Menschen. Einmal fiel mir mein Vater entgegen, als der Fahrer zügig loslegte; seitdem stand ich immer hinter ihm, sobald er einstieg und sich einen Platz suchte, damit ich ihn notfalls stützen könnte. Ich bat die beiden auch immer, sich zu setzen, weil ich erstmals bewusst merkte, wie zackig manche Fahrer und Fahrerinnen ihr Gefährt bewegen. Ich fahre auch lieber Tram, weil die meiner Meinung nach am ruhigsten fährt, aber wie wenig ruckartige Bewegung schon reicht, um nicht mehr ganz standfeste Menschen ins Stolpern zu bringen, wurde mir erst in den letzten Tagen klar. Auch in der U-Bahn, die gerne mal schärfer bremst.

Dann fielen mir noch Kleinigkeiten auf, die nichts mit dem Verkehr zu tun hatten – zum Beispiel die vielen englischsprachigen Schilder. (Hier bitte selbständig einen Rant auf die ganzen gehässigen Jens-Spahn-Tweets einfügen, auf den ich schon damals keine Lust hatte. Das mag mich als Spießerin ausweisen, aber ich halte es für eine Grundanforderung, in einem Serviceberuf die Sprache zu sprechen, in der der Service angeboten wird. Ansonsten finde ich Spahn meist doof, aber an dem Punkt war ich ausnahmsweise mal seiner Meinung.) Dass in der Werbung viele Anglizismen rumlaufen, geht mir ja selbst als Werberin auf den Keks. Aber wie unfassbar kompliziert Starbucks ist, fiel mir erst auf, als meine Eltern da am Bahnhof, bevor ihr Zug fuhr, noch einen Kaffee trinken wollten. Ausgerechnet bei Starbucks? Ja, weil das außer Burger King der einzige Laden war, in dem man nicht stehen oder auf Barhocker klettern musste, was für ältere Menschen manchmal nicht so töfte ist. Also Starbucks.

Ich setzte meinen Papa samt Gepäck in eine Sitzecke und bot an, für alle Kaffee und Kuchen zu organisieren, aber meine Mama wollte das Backwerk selbst sehen. Ich versuchte, Raspberry White Chocolate Cheesecake und Carrot Cake zu erklären („Mohrrübenkuchen? Haha!“) und ließ das bei der Kaffeebestellung gleich sein. Papa wollte „einfach einen Kaffee“ und ich stellte erstaunt fest, dass Starbucks schlichten Filterkaffee anbietet. Der kam dann aber auch in der kleinsten Größe gleich gefühlt in 0,3 Liter. War es vermutlich nicht, sah aber so aus im Vergleich zu den kleinen Flat-White-Becherchen, die ich für Mama und mich orderte, weil es mich überforderte, die ganzen anderen Dinge zu übesetzen. Ich weiß, es ist total Zweitausender Jahre, sich über die irren Auswahlmöglichkeiten bei Starbucks lustig zu machen, aber gestern bemerkte ich erstmals, dass man davon wirklich überfordert sein kann. Auch von der Geschwindigkeit, mit der die Baristas was von dir wollen. Eigentlich schätze ich das als introvertierter Mensch, der wenig Wert auf zwischenmenschlichen Firlefanz legt, sehr: kein Smalltalk, keine Beratung, man guckt selbständig, was man will, sucht sich was aus, bestellt, wartet kurz und geht. Dass aber genau das für ältere Menschen eine große Herausforderung ist, die schon beim ersten Teil des Vorgangs – „man sucht sich einfach was aus“ – beginnt, war mir nicht so klar.

Das soll jetzt kein kulturpessimistischer Zurück-zur-Natur-Eintrag werden, ganz im Gegenteil. Ich mag die Großstadt ja, ich will nie wieder auf dem Land wohnen, auch wenn ich die stillere Geräuschkulisse dort inzwischen zu schätzen weiß. Ich mag die Öffis, ich mag die Geschwindigkeit und die ganzen Möglichkeiten, die mir die Stadt bietet; dafür ertrage ich halt die vielen Menschen und tanke allein in meiner kleinen, ruhigen Wohnung wieder Kraft für das Dadraußen. Aber ich beginne darüber nachzudenken, wie ich mich in einigen Jahren in der Stadt zurechtfinde. Was kann ich dann vielleicht körperlich nicht mehr machen, was kann ich geistig nicht mehr bewerkstelligen? Um wieviel Hilfe werde ich bitten müssen und wie unterstützt mich dann die Stadt und ihr System durch Schilder und Verkehrsmittel? Ich glaube, ich werde besser zurechtkommen als meine Eltern, einfach weil ich seit Jahrzehnten in der Stadt lebe. Aber die letzten Tage haben meinen Blick etwas geschärft für die Herausforderungen, auf die andere Menschen reagieren müssen, die die Stadt auch aus Altersgründen anders wahrnehmen als ich.

Was schön war, Sonntag bis Dienstag, 8. bis 10. Oktober 2017 – Elternbesuch

Meine Eltern setzen sich heute mittag in den Zug zurück nach Niedersachsen, aber in den letzten Tagen habe ich ihnen hoffentlich München ein wenig schmackhaft machen können.

Am Sonntag waren wir – natürlich – in Rosenheim, um uns die NS-Ausstellung anzuschauen. Dabei konnte ich dann auch gleich die Termine für meine angedachte Führung mit der Galerieleiterin klarmachen – nachdem ich mich dafür entschuldigt hatte, die Führung im Blog angepriesen zu haben, ohne sie vorher zu kontaktieren. Ich dachte ehrlich gesagt, es meldet sich eh niemand, aber nein.

Abends saß die Familie dann wieder an meinem Küchentisch, wo sie auch schon Samstag abend gesessen hatte. So in Restaurants essen ist nicht das Ding meiner Eltern, und so tischte ich Kürbissuppe auf, nachdem es am Abend vorher nur Käsebrote und Salat gegeben hatte, was aber völlig ausreichend war. Samstag hatten F. und ich einen fiesen Tantris-Kater – ich wollte partout nicht kochen und F. nicht essen. „Was soll jetzt noch kommen?“ Schlimm. Aber das legte sich netterweise bis Sonntag.

Am Montag gingen wir vormittags auf Stadtrundfahrt, die ich eher nicht empfehlenswert fand. Für 17 Euro kann man vermutlich nicht viel erwarten, aber was da an Infos vom Tonband kam, fand ich eher enttäuschend, aber immerhin gut verständlich. Und als wir unerwarteterweise fies im Verkehr feststeckten, kamen dann auch weiterhin Dinge vom Band, die zwar mit den Ansichten vor den Busfenstern kaum etwas zu tun hatten, aber dafür hatte man halt was zum Zuhören: der Kini, warum wir einen Mönch im Stadtwappen haben und so’n Zeug. (Ich glaube, ich sage gerade zum ersten Mal „wir“, wenn ich von München rede. Immer noch ungewohnt.)

Nachmittags schlenderten wir durch die Neue Pinakothek, ich zeigte meine Lieblinge Anne-Marie-Louise Thélusson, Italia und Germania, Frau Gedon und Fanny Ebers, aber wie zu erwarten, hingen dann doch alle bei den ollen Impressionisten rum. Na jut. Abends Käsebrot und Salat.

Gestern war dann der Tag, weswegen meine Eltern sich überhaupt auf den beschwerlichen Weg zur Erstgeborenen gemacht hatten: Ich bekam mein Masterzeugnis ausgehändigt. Das hätte man sich auch formlos beim Prüfungsamt abholen können, aber neuerdings gönnt sich die LMU eine kleine Feier. Zwei Musikstudis gaben drei Lieder zum besten, der Dekan hielt eine kleine Rede, dann überreichten er und der Dozent, bei dem ich meine allererste Kunstgeschichtsvorlesung hatte, die Zeugnisse, und dann meinte der Dekan noch zum Abschluss: „Anhand der vielen feuchten Hände merkt man dann doch, dass das ein besonderer Moment war.“ Stimmt. Ich bin sehr froh, mir das Mäppchen nicht abgeholt zu haben.

Danach gingen meine Eltern noch in die Pinakothek der Moderne, aber ohne mir etwas davon zu sagen, obwohl ich da viel mehr hätte erzählen können als in der Neuen. Ich hatte also quasi den Nachmittag frei, aber abends gab’s dann wieder gemeinsames Essen bei mir; ich warf Gemüse auf ein Backblech, rührte Kräuterquark an und öffnete den von meinen Eltern mitgebrachten Uniabschlussprosecco.

Jetzt ist das Kind endlich von der Straße.

Was schön war, Samstag, 7. Oktober 2017 – KSM 11

Meine Eltern sind seit gestern zu Besuch in München. Der Zug aus Hannover fuhr netterweise wieder, das war Freitag abend noch nicht ganz so klar. Danke, Deutsche Bahn, fürs schnelle Aufräumen!

Wie Eltern halt so sind, fragten sie mich seit Tagen, ob sie mir irgendwas mitbringen sollten, selbstgekochte Marmelade, Geschirr oder Tischwäsche, die bei ihnen die Schränke verstopft und die ich eigentlich immer gerne nehme, aber jetzt gerade nicht, weil sie bei mir nicht nur die Schränke, sondern die Wohnung verstopft, denn ich habe derzeit leider nicht mehr so viele Schränke wie noch vor zwei bis fünf Jahren.

Aber eine Sache fiel mir dann doch ein: die alte Kaffeemühle meiner Großeltern. Ich bin immer noch zu geizig, viel Geld für eine elektrische Mühle auszugeben und ich mag meine Handmühle auch gerne, aber ich erinnerte mich, dass bei Oma und Opa immer so ein rundes Maschinchen rumgestanden hatte. In meinem Kopf war sie weiß und von Krups.

Ist sie nicht. Sie ist silberschwarz und von Braun. Die KSM 11 wurde 1964 von Reinhold Weiss gestaltet und hat sogar Designpreise gewonnen. Vermutlich nicht mit dem kaputten und von Opa huschig geklebten Deckel, aber ich mag sie so, wie sie ist.

Ich hatte ein winziges bisschen auf Dieter Rams gehofft, aber dem wurde sie nur fälschlicherweise zugeschrieben.