Ein dickes Dankeffön an …

… Jörn, der mit mit Jasper Ffordes Lost in a Good Book vom Wunschzettel überrascht hat. Das ist der zweite Teil in der putzigen Thusday-Next-Reihe, deren erster Band mich so gut unterhalten hat. Vielen Dank, ich habe mich sehr über das Päckchen gefreut.

Gâteau victoire

Das Rezept habe ich beim Kuriositätenladen gefunden und sofort nachgebacken. Wie soll man auch einem Kuchen widerstehen, der quasi nur aus Schokolade besteht?

Beim Kuriosiätenladen finden sich schöne Making-of-Fotos, für die ich meist zu faul bin; wenn Sie also nicht wissen, was ich mit „wattig aufschlagen“ meine, dann bitte mal bei der Nachbarin gucken gehen.

Für eine 26-cm-Springform erstmal

340 g Schokolade, 70% in
180 ml Sahne schmelzen.

Jedenfalls hat Steph das so gemacht. Ich habe schon öfter seltsamen Klump produziert, wenn ich Schokolade in Sahne geschmolzen habe, daher habe ich die Schokolade brav im Wasserbad verflüssigt und gleichzeitig die Sahne sanft erhitzt, um dann beides in warmem Zustand zusammenzurühren. In die Schokosahnemasse kommt noch ein bisschen Stoff; das kann Cognac oder Port sein; ich habe es wie Steph gemacht und

50 ml Whisky dazugehauen.

Bei Isa hatte ich mal die äußerst schmackhafte Oban Double Matured Distiller’s Edition genossen, daher habe ich gestern beim Einkaufen zum 14 Jahre gereiften Oban Single Malt gegriffen, der fast genauso köstlich ist. Sehr weich und blumig, fast ein bisschen wie Honig. Also Honig, der einem nach zwei Gläsern die Lichter ausbläst. Aber eben Honig.

Während Schokolade und Sahne vor sich hinschmelzen, kann man prima

6 Eier mit
100 g braunem Zucker und
1 Prise Salz

wattig aufschlagen. Das heißt: Minimum fünf Minuten, gerne mehr, rumquirlen, damit aus der Zucker-Ei-Masse ungefähr die zehnfache Menge an Fluffigkeit entsteht.

Die beiden Massen vorsichtig mit einem Teigschaber vermengen, denn was nützt uns die schöne Fluffigkeit, wenn wir jetzt wieder alles mit dem Mixer entfluffen? Nur so lange vermischen, bis es halbwegs vermischt aussieht, lieber zu früh aufhören als zu spät. Den Teig in eine gebutterte Springform geben und im auf 180° vorgeheizten Backofen für circa 40 Minuten backen, bis der Kuchen gestockt ist. Außen sollte er trocken sein, innen darf er gerne noch ein bisschen rumklietschen.

Zum Servieren noch ne Runde Kakaopulver drüberstäuben und fertig. Wobei: Ein bisschen püriertes Obst dazu kann nicht schaden, denn der Kuchen ist sehr reichhaltig. (Teufelchen auf der Schulter: „Will ich Vitamine oder will ich Schokolade?“)

Bärlauchpesto

Eine Handvoll Bärlauch und ein paar geröstete Pinienkerne in den Zerkleinerer, Olivenöl und fein geriebenen Parmesan dazu, mit Meersalz und schwarzem Pfeffer abschmecken.

Ich habe deutlich weniger Pinienkerne und Parmesan als bei Basilikum- oder rotem Pesto genommen, weil ich den leicht scharfen, frischen Geschmack vom Barläuch nicht so zuknallen wollte. Daher keine Mengenangaben. Einfach nach Gefühl in den Zerkleinerer werfen.

Am obigen Bild wurde übrigens nix gephotoshoppt. Ich habe nicht mal an der Helligkeit rumgedreht. Das Zeug sieht von Natur aus so grandios aus. (Oder wie ausgekotzt, je nachdem, ob du gerade gute oder schlechte Laune hast.)

duslog.tv

Dass Herr Heinser und Herr Niggemeier wieder im Auftrag des Herrn der Eurovision unterwegs sind, haben alle mitgekriegt, oder? Dann is ja gut.

Urlaub

Twitter-Lieblinge April 2011

Bücher April 2011

Jonatham Lethem – The Fortress of Solitude

Ich les ja gerne Zeug einfach weg, aber manchmal mag ich es auch sehr, mir ein Buch erarbeiten zu müssen. Fortress musste ich mir erarbeiten, aber als ich mich der letzten Seite näherte, hätte ich sehr, sehr gerne noch viel länger gearbeitet. Das Buch besteht aus zwei Teilen (mit einem winzigen Einschub in der Mitte): Der erste beschreibt die 70er-Jahre-Kindheit von Dylan, einem weißen Jungen in Brooklyn, dessen Hippieeltern ihn auf eine Schule schicken, in der er eindeutig in der Minderheit ist. Die Sache mit der Hautfarbe spielt eine große Rolle in seinem Leben, Comics, Musik, seine Freundschaft zu Mingus, einem schwarzen Jungen, Comics, Musik, Drogen, sein jugendlicher Erzfeind, der ihm konstant das Leben schwer macht, Comics, Musik, Drogen, Sex. Dieser Teil war viel schwerer zu lesen als der zweite, aber er fühlte sich viel dichter an, viel persönlicher, viel einzigartiger.

Der zweite Teil ist in der Ich-Form geschrieben, und Dylan erzählt uns, wie sein Leben so weitergegangen ist. Das ist auch toll, und er nimmt auch so ziemlich alle Fäden auf, von denen ich im Laufe der 500 Seiten geglaubt habe, sie seien einfach unter den Tisch gefallen, aber der erste Teil war fantastisch. Ich musste mich 50 Seiten lang etwas quälen, weil die Handlung nicht so schön geradeaus erzählt wird wie im zweiten Teil; sie besteht eher aus Andeutungen, popkulturellen Anspielungen, Song-Zeilen, Filmzitaten und einem sehr eigenwilligen Stil, der sich ein bisschen wie eine lange Gedankenkette anfühlt. Das Buch hat noch eine weitere Ebene, die alles eigentlich total irreal werden lassen müsste, aber das tut sie nicht, ganz im Gegenteil. Ich will nicht verraten, was es ist, weil es mich einige dutzend Seiten gekostet hat, mich mit diesem Detail anzufreunden, aber dann war ich völlig fasziniert davon.

Ich ahne, dass ihr jetzt nicht großartig wisst, was so toll an diesem Buch ist, aber mit genau diesem Gefühl habe ich es zugeklappt: Es flirrt an einem vorbei, obwohl man sehr tief darin versinkt, und es ist eins von diesen Büchern, bei denen man vergisst, aus dem Bus auszusteigen, weil es einen so sehr in den Fingern hat. Mich jedenfalls. Großartiges Ding.

(Leseprobe bei amazon.de)

Mariana Leky – Erste Hilfe

Von den beiden neueres Lekys war ich begeistert; ihren Erstling habe ich eher pflichtschuldig zu Ende gelesen. Man spürt schon, wo stilistisch die Reise mal hingehen wird, aber man ist eben noch nicht da. Klingt noch sehr bemüht, hat netterweise aber schon sehr oft diese seltsamen und schlauen Wortkombinationen, die ich in Lekys weiteren Büchern so mochte.

Maja Storch – Mein Ich-Gewicht

Wie man sein Unterbewusstsein mit ins Boot holt, wenn man sich von viel zu wenig Essen ernährt. Kann man machen. Mach ich nicht. Las sich zwar ganz okay weg, ignoriert aber natürlich trotzdem den Fakt, dass ein Großteil aller Diäten schlicht nicht funktioniert, ganz egal, wie sehr mein Unterbewusstsein eine 38 tragen will.

(Leseprobe bei amazon.de)

Paul Campos – The Obesity Myth

Versteigt sich manchmal in sehr wilde (aber hübsche) Theorien à la „Wenn Monica Lewinsky nicht so ein mieses Verhältnis zu ihrem nicht ganz schlanken Körper gehabt hätte, hätte sie sich nicht mit verheirateten Kerlen abgegeben“, räumt aber mit ner Menge Vorurteile über Dicksein und seine oh so schlimmen, SCHLIMMEN Folgen auf. *grummel*

Ulli Müller – Wahre Worte weiser Wirte

War leider nicht ganz so meins. Das Büchlein versammelt Interviews mit Wirten und Wirtinnen aus Hamburg, die von ihrem Alltag erzählen. Das ist meist das gelernte „Als Wirt ist man auch Therapeut“ und geht leider zu selten darüber hinaus. Vielleicht war ich auch irgendwann einfach genervt, weil ich selber ein paar Jahre hinter der Theke gestanden habe. Der Satz kam auch ungefähr so im Buch vor: „Man lernt nirgends mehr über die Menschen als in einer Bar.“ Und genau deswegen bin ich so froh, dass ich da nicht mehr arbeiten muss.

(Clips und Leseproben auf wwww.)

Jasper Fforde – The Eyre Affair

Schön, schön, schön. Und clever. Und schön. Thursday Next arbeitet bei LiteraTec, einer Art Polizei, die sich mit Verbrechen gegen die Literatur beschäftigt. Die gibt es natürlich nur in einem fiktiven Land; hier ist es England, 1985. Es liegt seit über 100 Jahren im Krieg mit Russland, Wales ist ein abgeschotteter Staat, der von einem Politbüro regiert wird, Thursdays Vater arbeitet bei der ChronoGuard und springt durch Raum und Zeit, und Thursday selbst hat als Kind unbeabsichtigt den Fortgang von Jane Eyre beeinflusst – sie bringt das Pferd zum Stolpern, das Mr. Rochester abwirft, woraufhin sich Jane und ihr Mister zum ersten Mal begegnen. The Eyre Affair dreht sich um einen Manuskriptdiebstahl und einen wie üblich verrückten Meisterdieb, der arme Charaktere aus Charles-Dickens-Büchern kidnappt und nun Frau Eyre bedroht. Klar, dass Thursday in Aktion tritt.

The Eyre Affair ist ein charmantes Konglomerat aus Krimi, Science Fiction, Literatur- und Weltgeschichte und hat so viele wunderbare Details, die mich jedesmal, wenn ich über ein besonders gelungenes gestolpert bin, zum Lächeln gebracht haben. So habe ich das erste Mal gedacht, hm, irgendwas ist anders, als ich von Shakespeares Love’s Labour’s Won gelesen habe. Ich habe mich über eine Aufführung von Richard III. gefreut, die völlig selbstverständlich mit Publikumsbeteiligung abläuft – so wie wir es von der „Rocky Horror Picture Show“ kennen. Und ich habe die pupsenden Bücherwürmer geliebt, die als Fäkalie’n die wohlbekannte’n grocer’s apostrophe’s absondern.

Und das beste an dem Buch: Es ist das erste in einer ganzen Reihe. Sofort weiterlesen. Aber erstmal ein bisschen „Sekundärliteratur“.

(Leseprobe bei amazon.de)

Charlotte Brontë – Jane Eyre

Das musste jetzt sein, nachdem ich Jane als eine so freundliche, intelligente und zupackende Frau kennengelernt habe. Über den Inhalt brauche ich wohl nichts mehr zu sagen, dafür gibt es schließlich die Wikipedia. Vielleicht muss man ein gewisses Alter (oder eine gewisse entspannte Geistesverfassung) haben, um die ganzen Klassiker zu würdigen, keine Ahnung. Je mehr ich von ihnen lese (Proust, Tolstoi, Cervantes, Conrad), desto mehr bin ich von der Sorgfalt begeistert, mit der mit Sprache umgegangen wird. Ich schludere im Blog gerne mal mit Worten in der Gegend rum, weil ich mich beruflich so zusammenreißen muss, und genau deshalb fällt mir der Kontrast so auf, wenn ich Werken begegne, die sich lesen, als hätte jemand mit einem Skalpell einzelne Buchstaben ausgeschnitten und sie in ewig langer, präziser Arbeit neu zusammengesetzt. Wunderbar.

(Leseprobe bei amazon.de. Der Volltext steht natürlich auch hier.)