Stephen Fry über dieses wunderbare Interweb:

„Let’s look at the most powerful kings there have ever been ever, the great autocrats or even dictators. In any sense that counts except the power of life over death, I have more power than Louis XVI. I have more power for knowledge and understanding at my fingertips, and at yours. And I don’t even have to be sat at a computer. I can just carry a device around with me. He had to summon scholars and ask grave questions.“

Book Quiz

Ich wollte euch schon länger auf meine neue Lieblingssendung aufmerksam machen: das BBC Book Quiz. Ist online leider nur für UK-Bewohner ansehbar und kommt sonst Montags auf BBC4 (Satellitenschüssel, I adore you).

Die beiden äußerst klugen Teams aus Literaturwissenschaftlern, Journalisten oder Politikern (bitte die weibliche Form immer dazudenken) müssen eine halbe Stunde lang nicht anderes machen, als auf Buchtitel und Autoren zu kommen. Dafür bekommen sie entweder eine kurze Inhaltsangabe eines Buchs erzählt oder eine Tonaufnahme des Autors oder der Autorin vorgespielt. Ich war sehr stolz, vor einigen Wochen Enid Blyton erkannt zu haben, bin aber peinlicherweise gestern an W.H. Auden gescheitert, über den ich immerhin gelernt habe, dass er mit Erika Mann verheiratet war. Wusste ich noch nicht.

Eine weitere Spielrunde ist ein Bilderrätsel, wo die Kandidaten mehrere Fotos vorgelegt bekommen, die auf ein Werk hinweisen. Das Ding ist der Killer; ich glaube, in den fünf oder sechs Folgen, die ich bisher gesehen habe, haben die Kandidaten ein oder zwei Werke erraten können. Dann kommt meine Lieblingsrunde, wo Buchtitel in Kreuzworträtselform vorgegeben werden. Der Hinweis lautet zum Beispiel: Everlasting embrace. Lösung: Never Let Me Go. Oder (ich hoffe, ich erinnere mich korrekt): Thumbs up for the Milky Way. Lösung … na? … genau: The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy. Das Ganze geht gegen die Uhr, und deshalb amüsiert sich der Kerl immer sehr darüber, wie ich mit offenem Mund in Richtung Bildschirm starre und ab und zu losbrülle: „Cold Mountain! Hemingway! FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS!”

Wer also demnächst einen kleinen Englandurlaub einlegt und abends vor dem Hotelfernseher mal die Füße hochlegen will – das wäre mein Tipp.

Jane Fonda bloggt – und twittert, aber die Tweets sind meist Verweise aufs Blog.

Sehr interessante Diskussion auf feministing über un-feministische Frauenrollen in alten Filmen, Musicals etc. Darf ich derartige Songs und Plots als emanzipierte Frau gut finden?

„The other day my ipod was on shuffle and the song “I Am Ashamed that Women are So Simple” from the Cole Porter musical Kiss Me, Kate started to play. I really struggle as a feminist with shows like Kiss Me, Kate which follows that same story as Shakespeare’s Taming of the Shrew. Basically two headstrong people wind of married the woman realizes her faults and submits to her husband when her husband remains the same.“

Bisherige Lieblingsantwort:

„I long ago decided that I will not kick myself for those things that I enjoy. I am not fully defined by my ideology, my feminism, or my religion. I enjoy what I enjoy.“

Movie Directors, Writers and Actors on Twitter, via Igor Schwarzmanns Gezwitscher.

Mein traditioneller Frauentagspost. Auf uns, Mädels.

Die Comics von Jojo und Herrn Flix mag ich so gerne, dass manchmal schon ein

einziges

… Panel reicht, um mich minutenlang zum Gackern zu bringen.

We are the robots.

(Ja, jetzt hab ich das Lied auch im Ohr.)

Battle Cry of Freedom

Im letzten und vorletzten Jahr habe ich gefühlte zehn Monate damit zugebracht, mich durch die Hitler-Biografie von Joachim Fest zu wühlen; ein anstrengendes, aber sehr lohnenswertes Leseerlebnis. Dieses Jahr scheint ein Buch von James McPherson den Platz der Langstreckenlektüre einzunehmen: Battle Cry of Freedom.

Das Buch hat im Jahre 1989 den Pulitzerpreis für historical writing erhalten, und die New York Times nennt es laut Wikipedia “the best one-volume treatment of the Civil War”. One-volume ist deshalb bemerkenswert, weil es, soweit ich weiß, kein anderes Ereignis in der amerikanischen Geschichte gibt, über das mehr Bücher geschrieben worden sind als der Civil War.

Battle Cry of Freedom beschreibt den Weg der Vereinigten Staaten bzw. der Union und der Konföderierten in den Krieg und natürlich den Krieg selbst. Ich bin gerade auf Seite 220 von 900, und die Kampfhandlungen haben noch nicht einmal angefangen; so ausführlich ist das Buch – und so spannend. Viele Faktoren waren mir nicht bekannt bzw. ich habe nicht über sie nachgedacht, wenn ich an den Bürgerkrieg gedacht habe. Für mich war das halt die Auseinandersetzung um die Sklaverei – was es größtenteils auch war, aber es gab weitaus mehr Faktoren, die zum Kriegsausbruch führten. Mir war zum Beispiel nicht klar, wie unterschiedlich Nord- und Südstaaten in Vorkriegszeiten waren. Ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch:

„People on both sides began pointing with pride or alarm to certain quantitative differences between North and South. From 1800 to 1860 the proportion fo the northern labor force in agriculture had dropped from 70 to 40 percent while the southern proportion had remained constant at 80 percent. Only one-tenth of southerners lived in what the census classified as urban areas, compared with one-forth of northerners. Seven-eighths of the immigrants settled in free states. Among antebellum men prominent enough to be later chronicled in the Dictionary of American Biography, the military profession claimed twice the percentage of southerners as northerners, while the ratio was reversed for men distinguished in literature, art, medicine, and education. In business the proportion of Yankees was three times as great, and among engineers and inventors it was six times as large. Nearly twice the percentage of northern youth attended school. Almost half of the southern people (including slaves) were illiterate, compared to 6 percent of residents of free states.“

Mir war nicht klar, dass die Frage „Sklavenhaltung, ja oder nein“ auch mit „Argumenten“ geführt wurde wie: Sklaven im Süden werden von ihren Haltern versorgt, während im Norden freie Arbeiter sich einen entwürdigenden Konkurrenzkampf um Arbeit liefern. Ich hatte nicht bedacht, dass die Vereinigten Staaten von 1860 noch anders aussahen als heute, dass es viel weniger Staaten gab, die zur Union gehörten und dass jeder neue Staat, der aufgenommen werden wollte, sich erstmal über die Sklavenfrage klar werden musste – und dass es demzufolge in jedem neuen Staat erstmal Auseinandersetzungen darum gab, sowohl verbale als auch blutige. Ein Beispiel: der Kansas-Nebraska-Act, der direkt zur Gründung der republikanischen Partei führte, mit der Abraham Lincoln schließlich Präsident der Nordstaaten wurde.

Eine schicke Liste mit Vorfällen, die in den Krieg führten, hat wie immer die Wikipedia, natürlich mit vielen weiterführenden Links. Nur für den Fall, dass ihr euch das Buch doch nicht kaufen wollt.

Warum ich ausgerechnet jetzt darüber schreibe, obwohl ich das Buch noch nicht durchgelesen habe? Weil vor kurzem mehrere Leute getwittert haben, dass arte Fackeln im Sturm zeigt. Was mich genauso verwundert hat wie die Twitterer. Ich habe also mal nachgeguckt und erfreut festgestellt, dass es derzeit einen Themenschwerpunkt mit dem Civil War gibt. Letzten Sonntag gab es die erste von neun Folgen einer hervorragenden Dokumentation zu dem Thema, und auf arte+7 ist die Sendung noch verfügbar.

Edit: Claas hat mich netterweise auf einen Eintrag bei USA Erklärt hingewiesen, der die Ausmaße und Auswirkungen des Bürgerkriegs noch auf das heutige Amerika beleuchtet.

Das Beta-Programm der re-publica ist da. Mich persönlich interessiert besonders das hier.

Wo wir gerade bei Kochblogs sind – der Fotograf Joerg Lehmann schreibt aus Paris. Eher übers Essen, aber auch über französische Vokabeln, für deren Richtigkeit ich natürlich keine Garantie übernehme:

„franzosen beschimpfen sich mit lebensmitteln. undenkbar? nein. hier ein auszug aus dem geläufigen beleidigungsrepertoire:

ANDOUILLE! (innereienwurst) = idiot

AVOIR UN COEUR D´ARTICHAUD (ein artischokenherz haben) = sich leicht verlieben

PRENDRE DE LA BRIOCHE (zu einem brioche werden) = zunehmen, vor allem im bauchbereich

AVOIR UNE CHOUCROUTE SUR LA TETE (sauerkraut auf dem kopf haben) = viele locken auf dem kopf

IDIOT COMME UN CORNICHON DANS SON BOCAL (blöd wie eine gurke in ihrem glas) = nicht sehr intelligent

ROULER QUELQU´UN DANS LA FARINE (jemanden im mehl wenden) = jemanden belügen

PATATE! (kartoffel) = idiot

PANIER A SALADE (saltkorb) = polizeibus“

Ich habe da ein neues Kochblog entdeckt, dessen Erzählweise mir sehr mundet zusagt. Sowas zum Beispiel:

„Ich habe eine Lieblingsgastronomin in Berlin. Und ich habe sie lange Zeit gnadenlos unterschätzt. In “Tangs kleinem Restaurant” in der Karl-Marx-Strasse hatte sie ein sehr schönes Schild vor ihrem Laden hängen, drinnen sah es aber aus wie beim piefigen Vorstadtchinesen. Alles, was auf der Karte steht, durfte man unter keinen Umständen essen, nur die auf Tafeln angeschriebenen Gerichte waren lecker. Dafür aber auch wirklich unglaublich lecker. Hunan-Küche, scharf, dunkelsaucig. Das Auberginenschwein stellt bis heute einen Höhepunkt meiner Essensfreuden in Berlin dar. Und mittendrin: Tang. Eine kleine hübsche Frau Ende zwanzig, die mit wunderbarem chinesischen Akzent alles erklärte. Eines Tages war Tang weg, die neuen Kellnerinnen waren uncharmant und das Auberginenschwein schmeckte nach fritiertem Gesamtasien.“

Jon Stewart über Twitter. “I don’t know how it works – or why it is.” Via Knüwers – natürlich – Gezwitscher.

Watchmen (Comic)

Wann immer eine Comicverfilmung ins Kino kommt, gilt meine erste Frage dem comicsammelnden Kerl: „Hast du den?“ und meist zieht der gute Mann dann sofort den passenden Band aus dem Regal, gibt ihn mir mit wissendem, bedauerndem Gesichtsausdruck, ich vertiefe mich für zehn Seiten in die Superheldengeschichte und gebe ihm das Buch dann zurück mit der Bemerkung: „Nervt. Guck ich lieber als Film.“ Bei den Watchmen* war das zum ersten Mal anders, denn diese graphic novel hat mich absolut begeistert. Gut, man muss natürlich auch hier einfach hinnehmen, dass es Männer und Frauen gibt, sie sich verkleiden und die Unterwelt aufmischen, seltsame Namen haben und Dinge können, die Normalos nicht können. Das Besondere an Watchmen ist aber, dass es recht wenig um die Heldentaten der vielköpfigen Wächter-Schar geht, sondern eher: Was machen sie, nachdem sie das Kostüm an den Nagel gehängt haben? In welcher Welt leben sie bzw. wie finden sie sich in einem alternativen Amerika zurecht, das uns Autor Alan Moore hier auftischt, in dem Nixon seine dritte fünfte Amtszeit hat und man sich an der Schwelle eines Atomkriegs mit der UdSSR befindet?

Der Comic beginnt damit, dass einer von ihnen ermordet aufgefunden wird. Andere Wächter machen sich auf die Suche nach dem Mörder, und der Weg zum Täter führt über zwölf Bände, die ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Die Geschichte mäandert durch Zeiten, Orte und Erzählebenen; es gibt Panels, die sehr filmisch sind, es gibt Einschübe, die ganz ohne Bilder auskommen und Bilder, die ohne Worte auskommen. Die Charaktere haben sehr dichte Hintergrundgeschichten, und immer wenn ich geglaubt habe, dass ich einen von ihnen kenne, erwartete mich auf der nächsten Seite eine neue Facette.

Watchmen erzählt nicht nur eine brillante Geschichte; was mich so fasziniert hat, war die Art und Weise, wie sie mir erzählt wird. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass diese Geschichte als Comic erzählt werden muss, dass sie als gewöhnlicher Roman längst nicht die Kraft entwickelt hätte, die sie hat. Da gibt es einen roten Faden, an dem man sich entlanghangelt, aber es gibt außerdem eine Figur im Comic, die einen anderen Comic liest, was man erst nach drei oder vier Bänden als grandiosen Subtext dechiffriert. Alle Hauptfiguren hängen miteinander zusammen und zwar mehr und tiefergehender als nur durch ihre gemeinsame „Arbeit“. Und selbst die Nebenfiguren, die mal in einem Panel am Anfang aufgetaucht sind, kehren zum Schluss zum großen, bösen Finale wieder zurück, und die Geschichte hat nicht nur einen atemberaubenden Anfang, sondern auch ein ebensolches Ende.

Ich habe Die Wächter auf Deutsch gelesen, weil sie eben in meiner Reichweite waren, werde mir aber auf jeden Fall noch das englische Original zulegen, denn manchmal fand ich die Texte dann doch etwas steif und ungelenk; keine Ahnung, ob das auf Englisch auch so ist. Und natürlich hab ich an den Frauenfiguren was zu nöckeln („Vielleicht war ich ein bisschen selbst schuld an meiner Vergewaltigung“ – GEHT’S NOCH?), aber das lasse ich jetzt mal. Watchmen ist als Comic eine absolute Empfehlung, auch für Leute, die (wie ich) sonst mit diesem Medium nicht so viel anfangen können.

Zur Einstimmung auf den Film, der am Donnerstag in Deutschland startet, läuft bei mir seit gestern ein Video von YouTube in der Endlosschleife. Bitte in HD genießen. Ich lasse mal den creator des Videos zu Wort kommen:

“A video compilation of the current clips from Watchmen. This video has the clips ordered in timeline of the actual story, so for those who have not read Watchmen yet, possible spoiler alert.“

Angucken.

* Vorsicht, der Link geht zur Wikipedia und verrät den gesamten Inhalt (nur falls den außer mir noch jemand nicht kannte). Und hier ist auch endlich Platz für den Fakt, dass Watchmen als einziger Comic auf der Liste der 100 besten englischsprachigen Romane seit 1923 vom Time-Magazin zu finden ist.

Die britische Schauspielerin Sophie Ward bloggt – leider nicht sehr oft, aber wenn, dann großartig. Wie zum Beispiel in ihrem Eintrag zu Sexszenen:

„Love scenes, also known as sex scenes, are as inevitable for actors as death and taxes and held in roughly the same esteem.“

(via Wiesenraute)